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5 Das Kind schaut von den Tasten hoch. — Ребенок отрывает взгляд от клавиш.


„Also, Luise", fдngt er an, „es handelt sich um eine wichtige und ernste Angelegenheit119. Seit deine Mutter nicht mehr — nicht mehr da ist, bin ich allein gewesen. Sieben lahre lang. Natьrlich nicht ganz allein, ich hab* ja dich ge­habt. Und ich hab' dich ja noch!"

Das Kind schaut ihn mit groЯen Augen an.

,Wie dumm ich rede!* denkt der Mann. Er hat eine Wut auf sich.120 „Kurz und gut121", sagt er. „Ich will nicht lдnger allein sein. Es wird sich etwas дndern. In meinem und da­durch auch in deinem Leben."

Ganz still ist's im Zimmer.

Eine Fliege summt, sie versucht durch die geschlossene Fensterscheibe ins Freie zu fliegen.

„Ich habe mich entschlossen, wieder zu heiraten!"

„Nein!" sagt das Kind laut. Es klingt wie ein Schrei. Dann wiederholt es leise: „Bitte nein, Vati, bitte nein, bitte, bitte nein!"

„Du kennst Frдulein Gerlach bereits. Sie hat sich sehr gern. Und sie wird dir eine gute Mutter sein."

Lotte schьttelt in einem fort122 den Kopf und bewegt dabei lautlos die Lippen. Wie ein Automat, der keine Ruhe findet. Es sieht beдngstigend aus.

Deshalb blickt der Vater wieder weg und sagt:„Du wirst dich schneller, als du glaubst, an die neue Lage gewцhnen. Bцse Stiefmьtter kommen nur noch in Mдrchen vor. Also, Luise, ich weiЯ, daЯ ich mich auf dich verlassen kann. Du bist der vernьnftigste kleine Kerl, den es gibt.123" Und schon ist er aus der Tьr.

Das Kind sitzt wie betдubt.

Herr Palfy drьckt sich in der Garderobe den Hut124 aufs Kьnstlerhaupt. Da schreit das Kind im Zimmer. „Vati!" Es klingt, als ob jemand ertrдnke125.

,In einem Wohnzimmer ertrinkt man nicht*, denkt Herr Palfy und geht. Er hat es sehr eilig.126 Denn er muЯ ja mit dem Sдnger Luser arbeiten!

Lotte ist aus ihrer Betдubung erwacht.127 Sie zwingt sich ruhig zu ьberlegen. Was ist zu tun?128 Denn daЯ man etwas tun

muЯ, ist klar. Niemals darf Vati eine andere Frau heiraten, niemals. Er hat ja eine Frau! Auch wenn sie nicht mehr bei ihm ist. Niemals wird Lotte eine neue Mutter dulden, niemals! Sie hat ja ihre Mutter, ihre ьber alles geliebte Mutti129!

Mutti darf es nicht wissen. Sie darf das ganze groЯe Ge­heimnis der beiden Kinder nicht wissen, und vor allem nicht, daЯ der Vater dieses Frдulein Gerlach zur Frau nehmen will!

So bleibt nur noch ein Weg. Und diesen Weg muЯ Lott­chen selber gehen.

Sie holt das Telefonbuch. Sie blдttert mit zittrigen Fin­gern. „Gerlach". Es gibt nicht sehr viele Gerlachs. „Ger­lach, Stefan. Generaldirektor. Koblenzallee 43." Vati hat neulich erzдhlt, daЯ Frдulein Gerlachs Vater Restaurants und Hotels gehцren, auch das Hotel „Imperial", wo sie tдglich zu Mittag essen. „Koblenzallee 43".

Nachdem Resi erklдrt hat, wie man zur Koblenzallee fahren muЯ, setzt sich das Kind den Hut auf, zieht den Man­tel an und sagt: „Ich gehe jetzt weg. "

„Was willst du denn in der Koblenzallee?" fragt Resi neugierig.

„Ich muЯ jemanden sprechen.130"

„Komm aber bald wieder!"

Das Kind nickt und macht sich auf den Weg.131

* * *

Ein Stubenmдdchen tritt in Irene Gerlachs elegantes Zim­mer und lдchelt. „Ein Kind mцchte Sie sprechen, gnдdiges Frдulein. Ein kleines Mдdchen."

Das gnдdige Frдulein hat sich gerade die Fingernдgel frisch gelackt. Sie schwenkt die Hдnde durch die Luft132, damit der Lack schneller trocknet. „Ein kleines Mдdchen?"

„Luise Palfy heiЯt's."

„Ah!" sagt das gnдdige Frдulein. „Fьhre sie herauf!"

Das Stubenmдdchen verschwindet. Die junge Dame erhebt sich und wirft einen Blick in den Spiegel. Sie ist mit sich zufrieden.

Als das Kind ins Zimmer tritt, befiehlt Frдulein Gerlach dem Stubenmдdchen: „Mach' uns Schokolade! Und bringe

Waffeln!" Dann wendet sie sich freundlich an ihren Gast: „Wie nett, daЯ du mich besuchen kommst! Da sieht man es, wie unaufmerksam ich bin. Ich hдtte dich lдngst schon ein­mal einladen sollen!133 Willst du nicht ablegen?"

„Danke", sagt das Kind. „Ich will nicht lange bleiben."

„So?" Irene Gerlach verliert ihre gцnnerhafte Miene kei­neswegs. „Aber zum Hinsetzen wirst du hoffentlich Zeit haben?134"

Das Kind setzt sich auf den Rand eines Stuhles und wen­det kein Auge von der Dame.

Die Dame findet, daЯ die Situation allmдhlich lдcherlich wird. Doch sie beherrscht sich. Es steht immerhin einiges auf dem Spiel.135 Auf dem Spiel, das sie gewinnen will und gewinnen wird. „Bist du hier zufдllig vorbeigekommen?"

„Nein, ich muЯ Ihnen etwas sagen!"

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