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Voller Wut25 ruft Luise: „Wenn ihr nicht gleich aufhцrt, trete ich euch allen ans Bein!" Damit wendet sie sich um und lдЯt die Mдdchen stehen.

„Luise weiЯ nicht, was sie will!" meint Christine und zuckt die Achseln.

* * *

Lotte sit^t- allein auf der Wiese. Sie hat einen Blumen­kranz im H'ддr26 und ist damit beschдftigt, einen zweiten Kranz zu flechten. Da fдllt ein Schatten ьber ihre Schьrze. Sie blickt hoch.

Luise steht verlegen vor ihr. Lotte lдchelt unmerklich, und Luise lдchelt erleichtert zurьck.

Lotte hдlt den Kranz hoch und fragt leise: „Willst du ihn haben?"

Luise setzt sich zu ihr und sagt erregt: „Ja, aber nur, wenn du ihn mir aufsetzt!"

Lotte setzt ihr den Kranz auf das Haar. Dann nickt sie und sagt: „Schцn!"

Nun sitzen die beiden дhnlichen Mдdchen gemeinsam auf der Wiese, schweigen und lдcheln sich vorsichtig an.

Dann fragt Luise: „Bist du mir noch bцse?27"

Lotte schьttelt den Kopf.

Luise sieht zu Boden und sagt schnell: „Es kam so plцtz­lich! Der Autobus! Und dann du! So ein Schreck!"

Lotte nickt. „So ein Schreck!" wiederholt sie.

Luise beugt sich vor: „Eigentlich ist es doch sehr lustig!"

Lotte blickt ihr erstaunt in die leuchtenden Augen: „Lustig?"

Dann fragt sie leise: „Hast du Geschwister?" „Nein!"

„Ich auch nicht", sagt Lotte.

* * *

Beide sind heimlich in den Waschsaal gegangen und stehen vor einem groЯen Spiegel. Lotte ist mit groЯem Eifer dabei28, Luises Locken mit Kamm und Bьrste zu bearbeiten.

Luise schreit: „Au!" und „Oh!"

„Willst du endlich ruhig sein!" schimpft Lotte und macht ein strenges Gesicht. „Hцre auf zu schreien, wenn dir deine Mutti die Haare kдmmt."

„Ich habe doch gar keine Mutti!" brummt Luise. „Deswe­gen bin ich auch ein so lautes Kind, sagt mein Vater."

„Ist dein Vater sehr streng? Bestraft er dich manchmal?" fragt Lotte interessiert, wдhrend sie Luises Haare kдmmt.

„Ach, nein! Dazu hat er mich viel zu lieb!29 Und auЯerdem ist er sehr beschдftigt."

Dann sind Luises Zцpfe fertig, und nun schauen die Kin­der mit neugierigen Augen in den Spiegel. Ihre «Gesichter

strahlen. Zwei vцllig gleiche Mдdchen sehen in den Spiegel, und zwei vцllig gleiche Mдdchen blicken aus dem Spiegel heraus.

„Wie zwei Schwestern!" flьstert Lotte begeistert. Der Mittagsgong ertцnt.

„Das wird lustig!" ruft Luise. „Komm!" Sie laufen aus dem Waschsaal und halten sich an den Hдnden.

* * *

Die anderen Kinder sitzen schon lange. Nur Luises und Lottes Stьhle sind noch leer.

Da цffnet sich die Tьr und Lotte kommt herein. Sie setzt sich sofort auf Luises Stuhl.

„Du, das ist Luises Platz! Denk an sein Bein!" warnt Monika. Das Mдdchen zuckt die Achseln und beginnt zu essen. Die Tьr цffnet sich wieder und — nanu!? — Lotte kommt noch einmal herein. Sie geht mit unbeteiligtem Gesicht zu dem leeren Platz und setzt sich.

Die anderen Mдdchen am Tisch sind sprachlos. Jetzt schauen auch die Kinder von den Nebentischen herьber. Sie stehen auf und umringen die beiden Lottchen.

Die Spannung legt sich erst30, als die beiden zu lachen anfangen. Bald darauf ertцnt im Saal ein vielstimmiges Kin­dergelдchter.

Frau Holzmann ist дrgerlich, und mit strafendem Blick fragt sie: „Warum macht ihr soviel Lдrm?" Sie steht auf und geht zum Kreis der Mдdchen. Als sie dann die beiden Zopfmдdchen sieht, muЯ sie lachen: „Also, welche von euch ist nun Luise Palfy und welche Lotte Kцrner?"

„Das verraten wir nicht!" sagt das eine Lottchen. Und wieder lachen alle Mдdchen im Saal.

„Ja, was sollen wir nun machen?" ruft Frau Holzmann ratlos.

„Vielleicht", schlдgt das zweite Lottchen vergnьgt vor, „findet es doch jemand heraus?"

„Ich weiЯ etwas", ruft Steffi. „Trude geht doch mit Luise in dieselbe Klasse! Trude muЯ es raten!"

Trude tritt langsam in den Vordergrund31, blickt aufmerk­sam von der einen Lotte zur anderen und schьttelt ratlos den Kopf. Dann lacht sie vergnьgt und zieht das eine Lott­

chen am Zopf — und im nдchsten Augenblick bekommt sie eine Ohrfeige!

Trude legt die Hand an ihre Backe und ruft begeistert: „Das war Luise!" Jetzt lachen alle Mдdchen, Frau Holz­mann und die Helferinnen laut und vergnьgt.

* * *

Luise und Lotte haben die Erlaubnis erhalten, ins Dorf zum Fotografen zu gehen, um Bilder vom „doppelten Lott­chen" machen zu lassen32 und sie dann nach Hause zu schicken. Zu Hause werden sich alle darьber wundern.

Der Fotograf, ein gewisser Herr Kramer, ist zuerst sehr erstaunt, macht dann aber 6 verschiedene Aufnahmen; In zehn Tagen sollen die Bilder fertig sein.

Als die Mдdchen gegangen sind, sagt er zu seiner Frau: „WeiЯt du was, ich werde ein paar schцne Fotos an eine Illustrierte33 schicken. Vielleicht interessiert sich die Redak­tion dafьr!"

Vor dem Geschдft macht Luise ihre „dummen" Zцpfe wieder auf, denn die stцren sie. Und als Luise ihre Locken wieder schьtteln kann, kehrt auch ihr Temperament wieder zurьck. Sie lдdt Lotte zu einem Glas Limonade ein. Lotte will nicht mitgehen, aber Luise sagt energisch: „Sag34 nicht nein! Mein Vater hat mir vorgestern wieder Taschengeld geschickt. Also los!"

Sie spazieren zum Waldgasthaus hinaus, setzen sich in den Garten, trinken Limonade und plaudern. Wenn zwei kleine Mдdchen Freundinnen geworden sind, gibt es viel zu erzдhlen, zu fragen und zu beantworten.

Die Hьhner laufen gackernd zwischen den Gasthaustischen hin und her. Ein alter Jagdhund beschnuppert die beiden kleinen Gдste und legt sich dann beruhigt hin.

„Ist dein Vater schon lange tot?" fragt Luise.

„Ich weiЯ es nicht", sagt Lotte. „Mutti spricht niemals von ihm, und ich mцchte sie nicht fragen."

Luise nickt. „Ich kann mich an meine Mutti gar nicht mehr erinnern. Frьher stand auf Vatis Flьgel ein groЯes Bild von ihr. Einmal kam er ins Zimmer, als ich es mir ansah. Am nдchsten Tag war das Bild fort. Wahrscheinlich hat er es in seinem Schreibtisch eingeschlossen."

Die Hьhner gackern. Der Jagdhund schlдft. Ein kleines Mдdchen ohne Vater und ein kleines Mдdchen ohne Mutter trinken Limonade.

„Du bist doch auch neun Jahre alt?" fragt Luise.

„Ja." Lotte nickt. „Am 14. Oktober werde ich zehn."

Luise zuckt zusammen. „Am 14. Oktober?"

„Am 14. Oktober."

Luise beugt sich vor und flьstert: „Ich auch!"

Lotte wird steif wie eine Puppe35.

Hinterm Haus krдht ein Hahn. Der Jagdhund schnappt nach einer Biene36, die in seiner Nдhe summt. Aus dem offenen Kьchenfenster hцrt man die Wirtin ein Lied singen.

Die beiden Kinder schauen sich wie hypnotisiert in die Augen. Lotte fragt aufgeregt: „Und — wo bist du geboren?"

Luise antwortet leise: „In Linz an der Donau."

Lotte fдhrt sich mit der Zunge ьber die Lippen37. „Ich auch!"

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