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Remarque, Erich-Maria - Liebe Deinen Nchsten

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08.06.2015
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UmachtUhrgingerzuDoktorBeer.DerArztwarzuHause.Er beruhigte ihn;das Fieber sei hoch,aber vorläufig sei keine große Gefahr.Esscheine eine normale Lungenentzündungzu werden. »Wie lange dauert das?«

»Wenn es gut geht, zwei Wochen. Und dann eine Woche Rekonvaleszenz.«

»Wie ist es mit dem Geld?« fragte Kern.»Wir haben keins.« Beer lachte. »Vorläufig liegt sie erst einmal im Krankenhaus. Irgendeine Wohltätigkeitsinstitution wird nachher schon die Kosten übernehmen.«

Kern sah ihn an.»Und Ihr Honorar?«

Beer lachte wieder. »Behalten Sie Ihre paar Franken nur. Ich kannohnesieleben.Siekönnenmorgenwiederfragenkommen.« Er stand auf.

»Wo liegt sie?« fragte Kern.»In welchem Stock?«

BeerlegteseinenknochigenZeigefingerandieNase.»Warten Sie mal …Zimmer 35 im zweiten Stock.«

»Welches Fenster ist das?«

Beer zwinkerte mit den Augen. »Ich glaube, es ist das zweite von rechts.Es nützt aber nichts;sie wird schon schlafen.« »Ich meinte nicht deswegen.«

»Natürlich nicht«,erwiderte Beer.

KernfragtesichnachdemKrankenhausdurch.Erfandesrasch und blickte auf die Uhr.Es war eineViertelstunde vor neun.Das zweite Fenster von rechts war dunkel.Er wartete.Er hätte nie geglaubt,daßessolangsamneunUhrwerdenkönne.Plötzlichsaher, daßdasFensterhellwurde.Erstandangespanntundschauteauf dasrötlicheViereck.ErhatteeinmaletwasvonGedankenübertragunggehörtundversuchtesichjetztzukonzentrieren,umKraftzu Ruthhinüberzuschicken.–Laßsiegesundwerden,laßsiegesund werden!dachteereindringlichundwußtenicht,zuwemerbetete.

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ErholtetiefAtemundließihnlangsamausströmen;ererinnerte sich,daßtiefesAtmenalswichtigbezeichnetwarindemBuch,das ergelesenhatte.ErballtedieFäusteundspanntedieMuskelnan, er hob sich auf die Zehen,als wollte er losspringen,und flüsterte immer wieder gegen das helle Lichtkarree in die Nacht: »Werde gesund!Werde gesund! Ichliebedich!«

Das Fenster verdunkelte sich. Er sah einen Schatten. Sie soll doch im Bett bleiben! dachte er, während ein Sturzbach von Glückihnüberströmte.Siewinkte;erwinktewildzurück.Dann erinnerte er sich, daß sie ihn nicht sehen konnte. Verzweifelt blickte er nach einer Laterne,nach einem Schein Helligkeit aus, um sich davorzustellen. Nichts war zu sehen. Da kam ihm ein Gedanke.ErrißeineSchachtelZündhölzerausderTasche,dieer morgens zu seinen zwei Zigaretten geschenkt bekommen hatte, zündete eins an und hielt es hoch.

Der Schatten winkte.Er winkte vorsichtig mit dem Zündholz zurück.Dannrißereinpaarneuanundhieltsieso,daßsiesein Gesichtbeleuchteten.Ruthwinkteheftig.ErmachteZeichen,sie sollesichniederlegen.SieschütteltedenKopf.Erbeleuchtetesein Gesicht und nickte nachdrücklich. Sie folgte nicht. Er merkte, daß er fortgehen mußte, um sie dazu zu bewegen, sich wieder insBettzulegen.ErmachteeinpaarSchritte,umzuzeigen,daß er ginge.Dann warf er alle brennenden Streichhölzer hoch.Sie fielen flackernd zu Boden und verlöschten. Das Licht brannte nocheinenAugenblick.Dannerlosches,unddasFensterschien dunkler zu sein als alles andere.

»GRATULIERE,GOLDBACH!«SAGTESteiner.»Siewarenheutezum erstenmalgut!OhnejedenFehler,ruhigundüberlegen.Erstklassig,wie Sie mir den Tip gegeben haben mit dem Streichholz im Busenhalter! Das war wirklich schwer.«

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Goldbach sah ihn dankbar an. »Ich weiß selbst nicht, wie es gekommen ist.Plötzlich,wie eine Erleuchtung,von gestern auf heute.PassenSieauf,ichwerdenocheingutesMedium.Morgen werde ich anfangen,mir andere Tricks auszudenken.« Steiner lachte. »Kommen Sie, trinken wir einen Schnaps auf das freudige Ereignis.«

Er holte eine Flasche Marillengeist und schenkte ein.»Prosit, Goldbach!«

»Prosit!«

Goldbach verschluckte sich und stellte das Glas nieder.»EntschuldigenSie«,sagteer.»Ichbindasnichtmehrgewohnt.Wenn Sie nichts dagegen haben,möchte ich jetzt gern gehen.« »Aber natürlich! Wir sind ja fertig hier.Wollen Sie nicht wenigstens Ihr Glas noch austrinken?«

»Ja,gern.« Goldbach trank gehorsam.

SteinergabihmdieHand.»UndübenSienichtzuvieleTricks. Sonst finde ich vor lauter Ra nement nichts mehr.«

»Nein.Nein.«

Goldbach ging rasch die Allee hinunter zur Stadt. Er fühlte sich leicht,als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen.Aber eswareineLeichtigkeitohneFreude…alswärenseineKnochen voll Luft und seinWille aus Gas,nicht mehr lenkbar und jedem Winde preisgegeben.

»Ist meine Frau da?« fragte er das Mädchen an der Tür der Pension.

»Nein.« Das Mädchen fing an zu lachen.

»Weshalb lachen Sie denn?« fragte Goldbach befremdet. »Warum soll ich nicht lachen? Ist es verboten zu lachen?« Goldbachsahsieabwesendan.»Someineichdasnicht«,murmelte er.»Lachen Sie nur.«

Er ging den schmalen Korridor entlang in sein Zimmer und

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horchtenachnebenan.Erhörtenichts.Sorgfältigbürsteteerseine HaareundseinenAnzug;dannklopfteerandieVerbindungstür, obschondasMädchengesagthatte,seineFrauseinichtda.Vielleicht ist sie inzwischen gekommen,dachte er.Vielleicht hat das Mädchen sie nicht gesehen. Er klopfte noch einmal. Niemand antwortete. Er drückte vorsichtig die Klinke herunter und trat ein.DasLichtamSpiegelbrannte.ErstarrteaufdasLichtwieein Schi er auf einen Leuchtturm.Sie wird gleich wiederkommen, dachte er.Sonst würde das Licht nicht brennen.

Erwußteschon,irgendwoinseinenluftleichtenKnochen,indem grauenAschengewirrseinerAdern,daßsienichtwiederkommen würde. Er wußte es unterhalb seiner Gedanken, aber sein Kopf hielt mit dem Eigensinn derAngst wie an einem Balken,der ihn vor der Flut retten könne,an den sinnlosenWorten fest:Sie muß wiederkommen…sonstwürdedas Lichtnichtbrennen… DannentdeckteerdieLeeredesZimmers.DieBürstenunddie CremetöpfevordemSpiegelfehlten;eineTürdesSchrankesstand halb o en, und der rosaund pastellfarbene Fleck der Kleider fehlteinderÖ nung;siegähnteschwarzundverlassen.Nurder Geruch im Zimmer war noch da, ein Hauch Leben, aber auch schondünner…ErinnerungundlauernderSchmerz.Dannfand erdenBriefundwundertesichstumpf,daßerihnsolangenicht gesehen hatte – er lag mitten auf dem Tisch.

Es dauerte lange, ehe er ihn ö nete. Er wußte ohnehin alles

– wozu ihn noch ö nen? Schließlich riß er ihn mit einer vergessenen Haarnadel, die neben ihm auf einem Sessel gelegen hatte,auf.Er las ihn,doch dieWorte drangen nicht mehr durch die Eisschicht seines Gehirns; sie blieben tot, Worte aus einer Zeitung, einem Buch, zufällige Worte, die ihn nichts angingen. Die Haarnadel in seiner Hand war lebendiger.

Er saß ruhig da und wartete auf den Schmerz und wunderte

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sich,daßernichtkam.EswarnureintaubesGefühl,eineungeheure Dämpfung, wie der angstvolle Augenblick vor dem Einschlafen,wenn er eine zu große Dosis Brom genommen hatte. ErsaßlangeZeitso.ErsahseineHändean–sielagenwieweiße, toteTiereaufseinenKnien;blasse,empfindungsloseKrakenmit fünf schla en Tentakeln.Sie gehörten nicht zu ihm.Er gehörte überhaupt nicht zu sich selbst,er war der Körper eines andern, dessen Augen nach innen gerichtet waren und eine Lähmung anstarrten,die nur manchmal in sich erzitterte.

SchließlichstanderaufundginginseinZimmerzurück.Ersah die Krawatten auf dem Tisch liegen.Mechanisch suchte er eine SchereherausundbeganndieBinderzuzerschneiden,sorgfältig, Streifen um Streifen. Er ließ die abgeschnittenen Stücke nicht auf den Boden fallen, sondern sammelte sie pedantisch in der hohlenHandundschichtetesieauf demTischzueinembunten Häufchen.MittenindieserautomatischenTätigkeitüberraschte ersichdabei,wasertat;erlegtedieScherebeiseiteundhörteauf. Gleich darauf hatte er vergessen,was er getan hatte.Er ging mit steifenSchrittendurchdasZimmerundsetztesichineineEcke. DortblieberhockenundriebsichdieHände,immerwieder,mit einersonderbarmüden,greisenBewegung,alsfröreerundhätte nicht mehr die Kraft,sich wirklich zu wärmen.

14Kern warf die letzten Streichhölzer in die Luft. Da legtesicheineHandauf seineSchulter.»Wasmachen Sie denn da?«

Er zuckte zusammen,wandte sich um und sah eine Uniform. »Nichts«,stammelteer.»EntschuldigenSie!EineSpielerei,weiter nichts.«

Der Beamte sah ihm aufmerksam ins Gesicht. Es war nicht derselbe,derihnbeiAmmersverhaftethatte.Kernsahraschzum Fenster hinauf.Ruth war nicht mehr zu sehen.Sie konnte auch wohl nichts bemerkt haben;es war zu dunkel.

Kern versuchte ein treuherziges Lächeln. »Entschuldigen Sie vielmals«, sagte er leichthin. »Es war nur ein kleiner Spaß. Sie sehen sicher selbst, daß nichts dadurch geschehen konnte. Ein paar Streichhölzer, weiter nichts. Ich wollte mir eine Zigarette anzünden.Sie brannte nicht recht,da habe ich gleich ein halbes Dutzend genommen und mir fast die Finger verbrannt.«

Erlachte,schlenkertedieHandundwollteweitergehen.Doch derBeamtehieltihnfest.»EinenMoment!SiesindkeinSchweizer,was?«

»Warum nicht?«

»Das hört man doch!Warum leugnen Sie?«

»Ichleugnejagarnicht«,erwiderteKern.»Esinteressiertmich nur,woher Sie das sofort wußten.«

Der Beamte betrachtete ihn äußerst mißtrauisch. »Sollten wir da vielleicht …?« murmelte er und ließ eine Taschenlampe aufblitzen.»Hören Sie!« sagte er dann,und seine Stimme hatte plötzlich einen anderen Klang.»Kennen Sie HerrnAmmers?« »KeineAhnung«,erwiderte Kern,so ruhig er konnte.

»Wo wohnen Sie?«

»Ichbinerstseitheutemorgenhier,wolltemirgeradeeinenGasthof suchen.KönnenSiemir einenempfehlen? Nicht zuteuer.«

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»Zunächst kommen Sie mal mit. Da liegt eine Anzeige von Herrn Ammers vor,die paßt genau auf Sie.Das wollen wir erst mal aufklären!«

Kern ging mit. Er verfluchte sich selbst, daß er nicht besser aufgepaßthatte.DerBeamtemußteaufGummisohlenvonhinten herangeschlichensein.EineWochelangwaresgutgegangen,daranlageswahrscheinlich.Erwarzusichergeworden.Verstohlen blickteerumher,umeineGelegenheitzumWeglaufenzufinden. AberderWegwarzukurz;wenigeMinutenspäterwarerschon auf der Polizeiwache.

Der Beamte, der ihn das erstemal hatte laufenlassen, saß an einemTischundschrieb.KernschöpfteMut.»Isterdas?«fragte der Polizist,der ihn gebracht hatte.

Der erste sah Kern flüchtig an. »Möglich. Kann’s nicht genau sagen.Es war zu dunkel.«

»Dann werde ich Ammers mal anrufen, der muß ihn ja kennen.«

Er ging hinaus. »Menschenskind!« sagte der erste Beamte zu Kern,»ichdachte,Siewärenlängstweg.Jetztwird’sböse.Ammers hat Sie damals angezeigt.«

»Kann ich nicht wieder weglaufen?« fragte Kern rasch. »Sie wissen doch …«

»Ausgeschlossen.Der einzigeWeg geht durch dasVorzimmer drüben. Und da steht Ihr Freund und telefoniert. Nein … jetzt sitzen Sie drin.Gerade unserm schärfsten Mann,der befördert werden will,sind Sie in die Finger gefallen.«

»Verdammt!«

»Ja. Besonders, weil Sie schon einmal ausgerissen sind. Ich mußtedasseinerzeitrapportieren,weilichwußte,daßAmmers nachspionieren würde.«

»Jesus!« Kern trat einen Schritt zurück.

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»SiekönnensogarJesusChristussagen!«erklärtederBeamte. »Diesmal hilft es nichts,Sie kriegen ein paarWochen.« Einige Minuten später kam Ammers. Er keuchte, so war er gelaufen. Sein Spitzbart glänzte. »Natürlich!« sagte er. »Das ist er! In Lebensgröße,dieser Frechling!«

Kern sah ihn an. »Diesmal wird er ja wohl nicht entwischen, wie?« fragteAmmers.

»Diesmal nicht«,bestätigte der Gendarm.

»Gottes Mühlen mahlen langsam«, deklamierte Ammers salbungsvollundtriumphierend.»Langsam,abertre ichfein.Der Krug geht so lange zuWasser,bis er bricht.«

»WissenSie,daßSieLeberkrebshaben?«unterbrachKernihn. Erwußtekaum,wasersagte.Erwußteauchnicht,wieeraufden Gedankenkam.ErwarnunplötzlichrasendvorWut,undohne sein Unglück noch ganz zu fassen,richtete sich all sein Denken im Augenblick automatisch nur auf den Punkt,Ammers durch irgend etwas zu tre en.Schlagen konnte er ihn nicht,das hätte seine Strafe vergrößert.

»Was?« Ammers vergaß vor Überraschung den Mund zu schließen.

»Leberkrebs!TypischenLeberkrebs!«Kernsah,daßergetro en hatte.Sofortstürzteersichweiterdarauf.»IchbinMediziner,ich weißdas!IneinemJahrgehteslosmitrasendenSchmerzen!Sie werden einen furchtbaren Tod haben! Es ist nichts dagegen zu machen! Nichts!«

»Das ist doch …!«

»Gottes Mühlen!« zischte Kern. »Wie sagten Sie? Langsam, langsam! Jahrelang!«

»HerrGendarm!«zeterteAmmers.»Ichverlange,daßSiemich schützen vor diesem Individuum!«

»MachenSieIhrTestament«,fauchteKern.»Esistdaseinzige,

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wasIhnennochübrigbleibt!Voninnenzerfressenundverfaulen werden Sie!«

»Herr Gendarm!«Ammers blickte hilfesuchend und wild um sich.»Sie haben mich vor dieser Beleidigung zu schützen.« DerersteBeamtesahihninteressiertan.»Bisjetztbeleidigter Sie noch nicht«,erklärte er dann.»Bis jetzt macht er nur medizinische Feststellungen.«

»Ich verlange, daß das alles zu den Akten genommen wird!« schrieAmmers.

»SehenSienur!«KernzeigtemitdemFingeraufAmmers,der zurückzuckte,alswäredieserFingereineSchlange.»Diebleigraue Gesichtshaut in der Erregung, die gelblichen Augäpfel … ganz sichereAnzeichen! Ein Todeskandidat! Man kann nur noch für ihn beten!«

»Todeskandidat!«tobteAmmers,»nehmenSieTodeskandidat zu denAkten!«

»Todeskandidat ist ebenfalls keine Beleidigung«, erklärte der ersteBeamtemito enerSchadenfreude.»Siewerdennichtdarauf klagen können.Wir sind alle Todeskandidaten.«

»DieLeberzersetztsichbeilebendigemLeibe!«Kernsah,daß Ammers plötzlich blaß geworden war. Er machte einen Schritt vorwärts. Ammers wich vor ihm zurück wie vor dem Satan. »Anfangs merkt man nichts!« erklärte Kern mit wütendem Triumph. »Es ist auch kaum etwas festzustellen.Wenn man es abermerkt,istesschonzuspät.Leberkrebs!Derlangsamsteund fürchterlichste Tod,den es gibt!«

Ammers starrte Kern nur noch an.Er erwiderte nichts mehr. Unwillkürlich gri er mit der Hand in die Gegend der Leber. »SeienSiejetztruhig!«schnauztederzweiteBeamteaufeinmal scharf.»Esistgenugdamit!SetzenSiesichdorthinundantworten Sie auf unsere Fragen.Seit wann sind Sie in der Schweiz?«

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KernwurdeamnächstenMorgendemBezirksgerichtvorgeführt. DerRichterwareinälterer,dickerMannmiteinemrunden,roten Gesicht. Er war menschlich, aber er konnte Kern nicht helfen. Die Paragraphen waren eindeutig.

»Warum haben Sie sich nicht bei der Polizei gemeldet,als Sie illegal über die Grenze kamen?« fragte er.

»Weil ich dann sofort wieder ausgewiesen worden wäre«, erwiderte Kern müde.– »Ja,natürlich,das wären Sie.«

»Und drüben auf der anderen Seite hätte ich mich wieder sofort beim nächsten Polizeiposten melden müssen, wenn ich nicht dasGesetz hätteverletzen wollen.Vondort wäre ichdann in der nächsten Nacht zurück in die Schweiz gebracht worden. Und von der Schweiz wieder nach drüben. Und von drüben wieder zurück.So wäre ich langsam zwischen den Grenzposten verhungert. Zumindest wäre ich ewig von einer Polizeiwache zuranderngewandert.Wassollenwirdennanderesmachen,als gegen das Gesetz verstoßen?«

Der Richter hob die Schultern.»Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich muß Sie verurteilen. Die Mindeststrafe ist vierzehn Tage Gefängnis. Es ist das Gesetz. Wir müssen unser Land vor der Überschwemmung durch Flüchtlinge schützen.«

»Ich weiß.«

Der Richter sah in seine Akten. »Alles, was ich tun kann, ist fürSieeineEingabezumachen an dasObergericht,daß Sie nur Haft bekommen und kein Gefängnis.«

»Danke vielmals«,sagte Kern.»Aber das ist mir gleich.Darin habe ich keinen Ehrgeiz mehr.«

»Das ist gar nicht gleich«, erklärte der Richter mit einem gewissen Eifer. »Im Gegenteil, es ist sogar sehr wichtig für die bürgerlichenEhrenrechte.WennSieHaftbekommen,geltenSie nicht als vorbestraft,das wissen Sie vielleicht noch nicht!«

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