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erich_maria_remarque_drei_kameraden.doc
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13.04.2015
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Ich zuckte die Achseln. »Macht Ihnen wohl Spaß, Sie Tugendfatzke?« fragte er höhnisch.

»Sie sind verrückt«, sagte ich.

»Verrückt? Nein, aber 'reingefallen!« Er legte sich breit über den Tisch und blies mir Kognakatem ins Gesicht, »'reingefallen bin ich. 'reingelegt haben sie mich. Die Schweine. Alles Schweine. Sie auch, Sie Tugendschwein.«

»Wenn Sie nicht krank wären, würde ich Sie durchs Fenster werfen«, sagte ich.

»Krank? Krank?« äffte er. »'Gesund bin ich, fast gesund, ich komme ja grade daher! Wunderbarer Fall von rapider Verkapselung! Ein Witz, was?«

»Seien Sie froh«, sagte ich. »Wenn Sie hier fort sind, werden Sie auch Ihre Kümmernisse vergessen.«

»So«, erwiderte er, »so, meinen Sie? Sie praktisches Gehirnchen, Sie! Gott erhalte Ihnen Ihre pausbäckige Seele!«

Er schwankte weg, kehrte aber wieder um. »Kommen Sie mit! Bleiben Sie bei mir, lassen Sie uns trinken. Ich zahle alles. Ich kann nicht allein sein.«

»Habe keine Zeit«, sagte ich. »Suchen Sie sich jemand andern.«

Ich ging wieder zu Pat hinauf. Sie lag schwer atmend, mit vielen Kissen im Rücken. »Willst du nicht Schilaufen?« fragte sie. Ich schüttelte den Kopf. »Der Schnee ist zu schlecht. Es taut überall.«

»Willst du dann nicht mit Antonio Schach spielen?«

»Nein«, sagte ich. »Ich will hier bei dir bleiben.«

»Armer Robby!« Sie versuchte, eine Bewegung zu machen. »Hol dir doch wenigstens was zu trinken.«

»Das kann ich tun.«

Ich ging in mein Zimmer und holte eine Flasche Kognak und ein Glas. »Willst du ein bißchen?« fragte ich. »Du darfst, das weißt du doch.« Sie nahm einen kleinen Schluck und nach einer Weile noch einen. Dann gab sie mir das Glas zurück. Ich schenkte es voll und trank es aus.

»Du solltest nicht aus demselben Glas trinken wie ich«, sagte Pat.

»Das wäre ja noch schöner.« Ich goß das Glas noch einmal voll und stürzte es hinunter.

Sie schüttelte den Kopf. »Du mußt das nicht tun, Robby. Du darfst mich auch nicht mehr küssen. Du darfst überhaupt nicht mehr so viel bei mir sein. Du sollst nicht krank werden.«

»Ich werde dich küssen und mich den Teufel um etwas scheren«, erwiderte ich.

»Nein, du darfst nicht. Du darfst auch nicht mehr in meinem Bett schlafen.«

»Gut, dann schlaf du mit mir in meinem.«

Sie bewegte abwehrend den Mund. »Laß das, Robby. Du mußt noch lange leben. Ich will, daß du gesund bleibst und Kinder hast und eine Frau.«

»Ich will weder Kinder noch eine Frau haben außer dir. Du bist mein Kind und meine Frau.«

Sie lag eine Weile still. »Ich hätte gern ein Kind von dir gehabt, Robby«, sagte sie dann und legte ihr Gesicht an meine Schulter. »Früher wollte ich es nie. Ich konnte es mir gar nicht vorstellen. Aber jetzt denke ich oft daran. Es wäre schön, wenn etwas von einem bliebe. Das Kind würde dich dann manchmal ansehen, und du würdest dich an mich erinnern. Dann wäre ich wieder da solange.«

»Wir werden noch ein Kind haben«, sagte ich. »Wenn du wieder gesund bist. Ich möchte gern ein Kind von dir haben, Pat. Es muß aber ein Mädchen sein, das auch Pat heißt.«

Sie nahm mir das Glas aus der Hand und trank einen Schluck.

»Vielleicht ist es besser, daß wir keins haben, Liebling. Du sollst nichts mitnehmen. Du sollst mich vergessen. Und wenn du an mich denkst, sollst du nur denken, daß es schön war mit uns — mehr nicht. Daß es vorbeigegangen ist, das werden wir doch nie begreifen. Traurig sollst du nicht sein.«

»Ich bin traurig, wenn du so etwas sagst.«

Sie sah mich eine Zeitlang an. »Wenn man so liegt, denkt man über manches nach. Und vieles kommt einem sonderbar vor, was man sonst gar nicht beachtet. Weißt du, was ich jetzt nicht mehr verstehen kann? Daß man sich so liebt wie wir und daß trotzdem einer stirbt.«

»Sei still«, sagte ich. »Einer muß immer zuerst sterben, immer im Leben. Aber so weit sind wir noch lange nicht.«

»Man dürfte nur sterben, wenn man allein ist. Oder wenn man sich haßt — aber nicht, wenn man sich liebt.«

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