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Лексикология современного немецкого языка 156 :: 157 :: 158 :: 159 :: 160 :: 161 :: 162 :: Содержание 3.2.3. GRUPPENSPEZIFISCHE WORTSCHÄTZE

Unter gruppenspezifischen Wortschätzen versteht man Sonderwortschätze verschiedener sozialer Gruppen einer Sprachgemeinschaft mit gemeinsamen Lebensbedingungen. In den früheren Klassifikationen als Standessprachen (Jargons), in jüngeren als Gruppensprachen, Gruppenwortschätze, Soziolekte, gruppenspezifische Wortschätze bekannt, entstammen sie Sprachverwendungsweisen sozialer Gruppen der Gesellschaft außerhalb der Sphäre der Produktion, Wissenschaft und Technik. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interessen-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe.

Die sprachlichen Eigenheiten der sozialen Gruppen bestehen vor allem in einem gruppenspezifischen Wortschatz, wobei Grundwortschatz und grammatische Struktur jedoch einer Existenzform entsprechen: der Literatursprache, der Umgangssprache oder der Mundart. In der Regel verfügt ein Sprecher über mehrere Normen, z.B. die Literatursprache, verschiedene Register der Umgangssprache, eine Fachsprache. Je nach dem Bildungsgrad und der konkreten Kommunikationssituation werden entsprechende Normen verwendet.

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Der Unterschied dieser gruppenspezifischen Lexik von den Fachwortschätzen ist bereits in der älteren Germanistik treffend formuliert: Zum Unterschied von Fach- und Berufssprachen sind die besonderen Ausdrücke der gruppenspezifischen Wortschätze expressive oder euphemistische Synonyme zu den bereits bestehenden Wörtern der Gemeinsprache.

Die Gruppenwortschätze werden von der jeweiligen Gruppe der Sprachgemeinschaft geprägt, die sie ins Leben ruft. All diese Wortschätze haben jedoch eines gemeinsam - die Anschaulichkeit und Bildhaftigkeit der Wörter, die durch metaphorische Übertragung der gemeinsprachlichen Lexik entsteht. Das ist die Hauptquelle aller Gruppenwortschätze sozialer Gruppen. Vgl. einige aus dem zweiten Weltkrieg stammende Soziolektismen der Soldaten wie Drahtverhau für gedörrtes Gemüse, Spatz für ein kleines Stück Suppenfleisch, Wasser mit Wasser für dünne Suppe, Chinesenschweiß für Tee, Negerschweiß für Kaffee, Nullenmacher für Intendaturbeamten, braune Husaren für Flöhe.

Zu den bekanntesten gruppenspezifischen Wortschätzen des Deutschen, die in der älteren Germanistik betrachtet wurden30, gehören die sogenannte Studentensprache, die Gaunersprache bzw. das Rotwelsch oder Argot, die Soldatensprache. Dass die Spezifik solcher Gruppensprachen von der konkreten Wirklichkeit determiniert und modifiziert wird, kann man an diesen gruppenspezifischen Wortschätzen in einer historisch absehbaren Zeit verfolgen.

So ist die Entstehung und das Aufblühen der Studentensprache (17-18. Jh.) in erster Linie mit alten studentischen Korporationen verbunden. Das war ursprünglich eine "ausgebildete Kastensprache"31. Im Gruppenwortschatz der Studenten wurden neben gemeinsprachlicher Lexik auch Fremdsprachen ausgewertet, vor allem Griechisch, Latein und Französisch. Besonders beliebt waren scherzhafte Bildungen aus deutschen Stämmen mit fremden Affixen vom Typ schauderös für schauderhaft, pechös für unglücklich, Schwachmatikus für Schwächling, Politikus für Schlaukopf.

Sehr zahlreich waren Wörter zur Bezeichnung des Begriffs "Student": Bursch, Musensohn, Muse, Bruder Studio u.a.; zur Bezeichnung der Nichtkorpsstudenten wurde auch eine reiche synonymische Reihe mit stark abwertender Charakteristik geschaffen: Finken, Trauermäntel, Kopfliänger, Stubenhocker, Stitbenschwitzeru.a. Für Studenten der ersten Semester: Mutterkalb, Pennalputzer, Fuchs.

Außer den üblichen Mitteln der Wortschöpfung waren in der alten Studentensprache, wie Kluge schreibt, Entlehnungen aus anderen Jargons beliebt, aus der Gauner-, Soldaten- und Seemannssprache, z.B. blechen = zahlen (Rotwelsch); Knote = Nichtstudierter (Soldatensprache);/?"?" (Seemannssprache). Diese alte Studentensprache ist heute nur von historischem Interesse, umso mehr, als viele Wörter und Wendungen dieses Gruppenwortschatzes längst in die deutsche Umgangssprache übernommen wurden (siehe 3.2.4.).

Unter gruppenspezifischen Wortschätzen nimmt die sogenannte Gaunersprache, auch als Deklassiertenjargon bezeichnet, einen besonderen Platz

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ein. Die Jargonismen dieser Gruppe erfüllen, wie das traditionsgemäß in der einschlägigen Literatur betrachtet wird32, eine Tarnfunktion. Dieser Gruppenwortschatz ist ein Mittel, sich von den Nichteingeweihten abzusondern und für alle anderen Angehörigen der Sprachgemeinschaft unverständlich zu bleiben. Dieser Jargon ist seit dem 13. Jh. bekannt. Thematisch sind das vor allem Synonyme für verschiedene Arten von Verbrechen, Verbrechern, Verbrecherwerkzeug, ferner Synonyme für Geld, Polizei, besonders Kriminalpolizeibeamten, Bezeichnungen von Lebensmitteln, Kleidung u.a. Zur Tarnfunktion eigneten sich sowohl die gemeinsprachliche Lexik als auch Entlehnungen aus Fremdsprachen mit sehr beschränkter Verbreitung.

Alles, was zur Schaffung der Argotismen aufgrund gemeinsprachlicher Lexik ausgewertet wurde, trug einen sehr bedingten Charakter, vgl. Regenwurm für Wurst, Wetterhahn für Hut, Windfang für Mantel, Breitfuß für Gans, Spitzfuß für Katze, Brotlade für Mund. Von Fremdsprachen war vor allem das Hebräische sehr produktiv, aus dem z.B. folgende Argotismen entlehnt wurden: kapores für tot, baldowern für auskundschaften, Moos für Geld.

Auch die Zigeunersprache war Quelle einiger Wörter wie z.B. balo für Schwein, grai für Pferd, Maro für Brot u.a.

Dieser Gruppenwortschatz zeichnet sich durch eine besondere Wandelbarkeit aus. Sobald ein Argotismus in der Gemeinsprache, vor allem in der Umgangssprache, bekannt wurde - gewöhnlich durch Kriminalbeamte - wurde er sogleich durch ein neues Wort ersetzt. So löste man seinerzeit z.B. Dietrich (Nachschlüssel, hakenförmig gebogener Draht zum Öffnen von Schlössern) durch Schränker ab.

In der linguistischen Literatur wird die Verminderung des Rotwelsch in unserer Zeit erwähnt33.

Ein viel umstrittenes Problem der gruppenspezifischen Lexik sind gewisse Eigenheiten des Wortschatzes der Jugendlichen, die sich nach 1945 entwickelt haben. In der einschlägigen Literatur wird dieser Gruppenwortschatz sehr verschieden bezeichnet: Jugenddeutsch, Jugendjargon, Jugendslang, Halbwüchsigendeutsch, Teenagerdeutsch, Twendeutsch, die Sprache der Teenager und Twens, Jugendsprache, Soziolekt (der Jugendlichen).

Dass es sich in diesem Fall um keinen Jargon im Sinne einer Einheit von lexikalischen, grammatischen und lautlichen Besonderheiten handelt, die sich durch Systemhaftigkeit und Norm auszeichnet, haben auch die jüngsten Untersuchungen gezeigt, in denen als Elemente der Signalfunktion der Jugendlichen nur Wörter und Wortgruppen angeführt werden34.

Was die sogenannte Jugendsprache von früheren Altersgruppensprachen z.B. der alten Studentensprache unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie sozial nicht gebunden und nicht beschränkt ist. Das Jugenddeutsch war, wie die Übersicht der wichtigsten Arbeiten dieses Sonderwortschatzes der 50er - 60er Jahre ergab35, nicht nur unter der Jugend der besitzenden Klasse (BRD) verbreitet, sondern auch unter berufstätigen Jugendlichen, die in der Produktion tätig waren, sowie unter Angestellten, der studierenden Jugend u.a.

Träger dieses Gruppenwortschatzes sind verschiedene Altersgruppen, sie umfassen Jugendliche im Alter von 14 bis 30 Jahren. Vgl. die lexikographisehen

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Angaben: der Teenager ist ein junges Mädchen von 14 bis 19 Jahren, der Twen - ein junger Mann von 20 bis 30 Jahren.

Als Triebkräfte oder Ursachen, die zur Ausgestaltung der Jugendsprache der Nachkriegszeit beigetragen haben, werden in der Germanistik verschiedene genannt. Die Entstehung dieses gruppenspezifischen Wortschatzes wird vor allem aus dem Bedürfnis nach expressivem Ausdruck erklärt, als Versuch, das Alltägliche und Langweilige der Sprache zu überwinden36. Man versucht auch diesen Gruppenwortschatz aus der Psyche dieser Altersgruppe zu erklären, oder aber als Produkt der Blasiertheit und Haltlosigkeit eines Teils der bürgerlichen Jugend hinzustellen37.

In der soziolinguistisch und funktional-kommunikativ orientierten Forschung der Gegenwart werden die Besonderheiten in der Redeweise Jugendlicher als Mittel zur Identifizierung mit einer sozialen Gruppe akzentiert38. Der Zusammenhalt innerhalb einer sozialen Gruppe und das daraus resultierende Gefühl des Selbstwerts und der Selbstbestätigung werden als Stimulus für die Entwicklung jugendsprachlicher Besonderheit angesehen39.

Die Ursachen der Jugendsprache oder des Jugendjargons der Nachkriegszeit in der BRD waren komplexer Natur. Sie entsprangen einerseits dem Drang der Jugend nach expressiver Ausdrucksweise, andererseits wurde die Ausgestaltung dieser Lexik der 50er - 60er Jahre zugleich von der Presse und der anderen Massenmedien entscheidend beeinflusst. In zahlreichen Magazinen, Zeitschriften der BRD, besonders in denen für Jugendliche, wurde ständig der Typ eines modernen jungen Mädchens und eines modernen jungen Mannes in unserem Zeitalter beschrieben: Beat, Pop, Mode - das sei die Welt der Teenager und Twens.

Daraus erklärt sich auch die thematische Charakteristik dieser gruppenspezifischen Wörter, die aufgrund der Wörterbücher40 und zum Teil auch einiger Werke der schönen Literatur jener Zeit gegeben wurde. Diese Jargonismen sind expressive, meist abwertende Dubletten gemeinsprachlicher Lexeme aus den Bereichen der Mode, Musik und Technik. Dazu gehört auch ein besonders entwickelter Wortschatz zur Charakterisierung der Jugendlichen selbst.

Die Anzahl der Jargonismen selbst ist nicht genau zu bestimmen, denn von Lexemen und Phraseologismen, die in den oben erwähnten Wörterbüchern als Jargonlexik der Jugendsprache bezeichnet werden, erweisen sich viele als umgangssprachliche Bildungen.

Die Sammlungen der 80er Jahre41 reflektieren neue thematische Bereiche dieses Wortschatzes, der vor allem eine Verstärkung der Antihaltung der jungen Generation zeigt, eine Antihaltung altersbedingter, aber auch politischer Art gegen die Institutionen der bestehenden Gesellschaftsordnung im Zusammenhang mit der Studentenbewegung Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre. Sprachlicher Ausdruck dieser Antihaltung ist einer der populärsten Phraseologismen Null Bock, daher auch Null-Bock-Haltung, Null-Bock-Generation, Null Bock auf nix! Der Ausdruck ist auch in positiver Bedeutung möglich, z.B. Auf die Sache hob' ich unheimlich Bock! "sehr große Lust". Gruppenspezifische Einheiten dieser thematischen Gruppe können

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auch Entlehnungen sein, z.B. street-fighter. Dieses Wort hat sich wahrscheinlich besonders aus der Hausbesetzerszene heraus entwickelt. Das sind jene Personen, die die Konfrontation mit der Staatsgewalt nicht scheuen42.

Ein weiterer gruppenspezifischer Wortschatz reflektiert Angst, Drogen, Tod. Wörter und Phraseologismen zu diesem Themenkreis sind durch eine reiche Synonymie gekennzeichnet, sie sind sowohl metaphorische Transformationen des deutschen Wortgutes als auch angloamerikanische u.a. Entlehnungen. So sind z.B. zahlreiche Bezeichnungen für Rauschgift: Stoff, Drogen (Opium, Heroin, Haschisch, Marihuana u.a.) zu nennen: Gras, Heu, Tea, Pot, Mary Jane, Afghan, Shit, Dope u.v.a. m.; Bezeichnungen für Drogenabhängige: User, dazu auch Ferien- und Feierabend-User, Ex-User "jmd., der seine Abhängigkeit von Drogen überwunden hat; Bezeichnungen für jmdn., der unter Einwirkung von Drogen steht: high, stoned, cool, sich abdröhnen (sich unter Drogeneinfluss setzen, sich von bestimmten Umwelteinflüssen abschirmen), sich antörnen, sich zu machen, zu sein, zugeknallt sein u.a.

Das Bild von diesem reich entwickelten Nominationsbereich wäre noch durch ein Zitat aus einschlägiger Sammlung zu ergänzen: "Der in der Jugendszene (d.i. Jugendsprache - I.C.) entstandene, zumindest verbreitete Spruch по hope, по dope, nofuture mag signalisieren, aus welcher Gemütslage heraus die Flucht in die Droge unternommen wird"43.

Nach wie vor sind ein beträchtlicher Teil dieses gruppenspezifischen Wortschatzes Bezeichnungen für Jugendliche selbst. So sind z.B. sehr viele Bezeichnungen für junge Mädchen zu nennen: Sahneschnitte "ein besonders hübsches Mädchen", Torte "ein hübsches, junges Mädchen", Disko-Torte "eher abwertend für ein hübsches, junges Madchen", Tussi "junges Mädchen", Schnecke "ein eher hübsches Mädchen", scharfe Käthe "ein aufreizendes Mädchen", Alte "feste Freundin", Teenie - Bopper "weibliche Teenager, die meist in Diskotheken anzutreffen sind". Letztere Bezeichnung ist jedoch abwertend. Als gängige positive Bezeichnungen für junge Mädchen werden auch weibliche Verwandtschaftsnamen gebraucht: Mutti, Tante, Suppermutter "ein besonders attraktives Mädchen".

In der Entwicklung des gruppenspezifischen Wortschatzes der Jugendlichen in der ehemaligen DDR gab es im Vergleich zur Jugendsprache der BRD Elemente der Übereinstimmung.

Übereinstimmend ist der altersspezifische Aspekt, das Bestreben der Jugendlichen sich von Älteren zu unterscheiden, die Vorliebe für Extremhaltungen, der Versuch das Alltägliche zu überwinden, was sprachlich in der Sekundärnomination der Umwelt resultiert. Das sind in beiden Fällen betont expressive, je nach den Objekten der Nomination abwertende oder aufwertende Bezeichnungen für die im Moment subjektiv bedeutenden Sachver-halte und Personen, nicht zuletzt Bezeichnungen für die Jugendlichen selbst. Dieser Wortschatz ist z.T. mit dem der Jugendlichen in der BRD übereinstimmend. Vgl. Bezeichnungen für "junges Mädchen", "Freundin": Käthe, Tussi, Alte, übelste Alte (übelst als Ausdruck der Verstärkung), Kirsche, Weib, Ische, Praline, Madame, Klunte44. Es gab aber auch Unterschiede, worauf in der Literatur hingewiesen wird45.

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Die Hauptquelle der gruppenspezifischen Lexik der Jugendlichen ist die gemeinsprachliche Lexik, aber auch Entlehnungen aus anderen Gruppensprachen, Dialekten und Fremdsprachen sind zu verzeichnen. Gerade in der Jugendsprache treten die Wechselbeziehungen zwischen gemeinsprachlicher Lexik und anderen Gruppensprachen besonders deutlich zutage.

Die überwiegende Mehrheit der Jugendjargonismen (semantisch-trans-formierte gemeinsprachliche Lexeme) entsteht durch metaphorische Bedeutungsübertragung: Tenne für Tanzdiele46, Kanne für Saxophon, Pfanne für Banjo, Badewanne, Hundehütte für Kontrabass, Schießbude für Schlaginstrument, Wurzel für Klarinette47.

Interessant sind Fälle sekundärer semantischer Transformationen, die in der Fachliteratur festgestellt werden48. Das Substantiv Bulle hat in der Umgangssprache folgende lexisch-semantische Varianten:

1. Kriminalbeamter, salopp abwertend; 2. starker, ungeschlachter Mann, salopp, abwertend49. Die erste lexisch-semantische Variante ist laut lexikographischer Quelle aus dem Rotwelsch entlehnt, die zweite entstand durch metaphorische Bedeutungsübertragung aufgrund der äußeren und inneren Ähnlichkeit von Tier und Mann. In der Jugendsprache der 60er Jahre fungierte das Lexem Bulle mit der Bedeutung "jugendlicher Boss", "ein nicht mehr sehr junger, tonangebender Junge". Wenn bei primärer Metaphorisie-rung von Bulle in der Umgangssprache ein Merkmal der Stärke ausgewertet ist, so ist das in der Jugendsprache ein Merkmal der moralischen Stärke bzw. Überlegenheit. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Bedeutung des Wortes aus der Gruppensprache der Soldaten entlehnt wurde, wo Bulle "wichtige Person auf einträglichem Posten, leitendem Posten beim Militär" bezeichnet50.

Weitere Entlehnungen aus anderen Gruppensprachen sind z.B. Brumm-me "Braut, Freundin" aus der Soldatenlexik, Ische "Freundin, Mädchen" aus der Gaunersprache.

Entlehnungen aus Fremdsprachen sind primär Angloamerikanismen. Das sind in erster Linie Bezeichnungen für Jugendliche selbst: der Teenager und die Scheinentlehnung - der Twen (englisch nicht vorhanden, eine Bildung der Jugendsprache aus dem engl. twenty). Ferner sind zahlreiche Angloamerikanismen zu nennen aus den Bereichen Musik, Film, Fernsehen, Freizeitgestaltung, Mode: Western-, Country-, Funky-Musik, Hard-Rock, hard-ro-ckige Komposition, Remake (Neuverfilmung eines älteren Spielfilmstoffes), Blues-Revival, Disko, Diskjockey, Disko-Service, Live-Disko, Single, Debüt-Single, Single-Platte, Sportdress, T-Shirt u.a.m.

Interessante Ergebnisse zeigte die Analyse der wortbildenden Struktur dieser gruppenspezifischen Lexik51. Bezeichnend ist hier die Tatsache, dass die Wortbildung oft mit Prozessen der Bedeutungsübertragung verbunden ist. Neben gewöhnlicher Zusammensetzung, wo der Jargonismus mit einer näheren Bestimmung fungiert, z.B. Jazzbomber für "Tänzer mit großer Ausdauer im Tanz", gibt es Zusammensetzungen, in denen beide Komponenten umgedeutet sind, z.B. Wimmerschlauch für Tonbandgerät, Flüstermaschine für Telefon, Jubelrohr für Klarinette, Wimmerscheune für Konzertsaal.

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Eine Besonderheit der Wortbildung im Jugendjargon der 60er Jahre war die hohe Produktivität des Suffixes -e, das im Wortbildungssystem der Gemeinsprache völlig unproduktiv ist und nur eine gewisse Verbreitung in der Umgangssprache hat52. In der Jugendsprache dagegen entstanden sehr viele Jargonismen aus entsprechenden Verben: die Benehme (sich benehmen), die Tobe (toben), die Tippe (tippen) = Ausflug, Marsch; die Verhaue (verhauen) = Fehler, Irrtum; die Heule (heulen) = Transistorradio; die Rauche (rauchen) = Zigarette; die Rieche (riechen) = Nase; die Absteige (absteigen) = Hotel, Wohnort, Wohnung; die Scheine (scheinen) = Lampe.

Die Sonderwortschätze wie Jugenddeutsch sind besonders wandelbar, was bereits aus der thematischen Charakteristik der Jugendjargonismen zu ersehen ist. Darum ist die Bestandsaufnahme dieses Sonderwortschatzes in der Lexikographie immer bedingt aufzufassen. Vieles von dem, was bekannt und registriert wurde, ist bereits überholt, und es kommen immer neue Wörter und Wendungen auf, die völlig überraschend wirken. Vgl. Ausdrücke, die missbilligendes Erstaunen in der Jugendsprache der 70er - 80er Jahre (BRD) wiedergeben:

Ich - glaub', ich knall' auseinander!

Ich glaub', ich klink aus!

Ich glaub \mein Opa boxt im Kettenhemd!

Ich glaub', der Papst boxt im Kettenhemd!

Ich glaub', mein Schwein pfeift!

Ich glaub', mein Hamster bohnert!

Ich schnall', ab!

Ich brech', zusammen!

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