Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Методичка_Arbeit und Beruf.Umweltschutz_ 2й сем...doc
Скачиваний:
0
Добавлен:
01.07.2025
Размер:
7.64 Mб
Скачать

Bei einer Firma im schweizerischen Biel kann guter Rat billig sein

Von Annette Kelter

Biel - Die monatliche Telefonrechnung hat astronomische Höhen erreicht. Die Tochter des Hauses ist verliebt und dies schlägt sich empfindlich auf die Rechnung nieder. Der Vater sucht dringend nach einer eleganten Lösung für das Problem. Leider wachsen Ideen nicht auf Bäumen - aber immerhin kann man sie kaufen. In Biel in der Schweiz gibt es seit November 1997 den weltweit bislang einzigen Brainstore, in dem man Ideen quasi an der Ladentheke bekommen kann. Die Idee dazu hatte Markus Mettler, ein ehemaliger Student der Wirtschaftswissenschaften. Nach seinen Worten ist der Brainstore „ein ganz normaler Laden, in dem man frische Ideen kaufen kann".

Aber so normal ist der Laden nicht. Moderne Designermöbel, Computer und Touchscreen-Bild-schirme dominieren den mit exotischen Pflanzen ausstaffierten Raum. Mit allen möglichen Anliegen kommen die Kunden in den Brainstore. Ob man nun als gestresster Vater eine Idee braucht, wie man nicht alleine den Hauptumsatz der Telefongesellschaften bestreitet, oder einen originellen Vorschlag für seine Bewerbung braucht, die Mitarbeiter des Brainstore entwickeln für fast alles eine Idee. Jede wird individuell nach den Vorstellungen des Kunden zusammengestellt. Aber nicht jedes Anliegen wird behandelt. Tabu sind alle Themen, die „schädigend sind und schaden sollen“, sagt Firmenchef Markus Mettler. Mit dieser Devise sei man bisher sehr gut gefahren.

Zum Kundenkreis des Brainstores zählen nicht nur Leute, die so für ein kleineres Alltagsproblem schnell mal eine Idee brauchen. Großfirmen wie Nestle, Coop und sogar Bill Gates' Unternehmen Microsoft haben hier schon Anregungen gekauft. Und auch die Stadtverwaltung von Biel ließ sich von Markus Mettlers Team beraten. Biels Stadtpräsident wandte sich ebenfalls an den Brainstore, um eine Lösung für ein typisches Großstadtproblem zu finden: Graffitis. Ein erster Vorschlag war, die schützenswerten Bauten einfach mit Kletterpflanzen bewachsen zu lassen, denn das nehme den Sprayern den Reiz. Ein weiterer Vorschlag war, eine mobile Einsatztruppe zu bilden, die nachts genauso heimlich und versteckt wie die Graffitisprayer auf die Straße geht und dort alle Graffitis übermalt. Der Stadtrat entschied sich vor drei Wochen für den zweiten Vorschlag. Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Neue Mitarbeiter sind im Bieler Brainstore immer willkommen. Wer hier arbeiten will, sollte „anders sein als alle anderen Mitarbeiter“. Nach Ansicht von Markus Mettler sind nicht so sehr das Einser-Abitur oder der akademische Grad gefragt, entscheidend seien vielmehr Witz, Spontaneität und Phantasie. So arbeiten im Brainstore eine Juristin, eine Kunsthistorikerin, ein Journalist, aber auch ein früherer Schuhverkäufer und eine Konditorin. Schon für wenige Franken bekommt man nach kurzer Zeit eine Idee geliefert. Eine Idee, die in einer Viertelstunde ausgearbeitet wird, kostet 9,90 Franken - die teuerste Idee, an der ein Team neun Monate arbeitet, kostet 990 000 Franken. Übrigens, dem Vater der an der Telefonitis erkrankten Tochter schlug der Brainstore vor, entweder einen Münzfernsprecher im Haus installieren zu lassen oder zukünftig die Telefonrechnungen der Tochter von nahe stehenden Verwandten sponsern zu lassen.

(Süddeutsche Zeitung)