Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
ПОСОБИЕ_Пожилова В.Е., Рябых Е.Б..doc
Скачиваний:
39
Добавлен:
13.11.2019
Размер:
9.66 Mб
Скачать

Armut gefährdet die Gesundheit

Eine große Studie zeigt: Kinder aus sozial schwachen Familien sind besonders häufig dick und psychisch auffällig

Den meisten Kindern und Jugendlichen in Deutschland geht es gesundheitlich und seelisch gut: 85 Prozent fühlen sich glücklich und gesund und sehen optimistisch in die Zukunft. Das ist das positive Fazit des großen Kinder- und Jugendgesundheitssurvey, kurz: Kiggs, dessen Ergebnisse jetzt im Bundesgesundheitsblatt veröffentlicht wurden. Forscher vom Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin haben für die Studie Daten von mehr als 17 000 Kindern und Jugendlichen erhoben. “Das ist keineswegs eine kranke, dicke und faule Generation, die da zurzeit heranwächst”, sagte Studienleiterin Bärbel-Maria Kurth. Zusammen mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) präsentierte sie am Mittwoch in Berlin die Ergebnisse.

Die Untersuchung bringt jedoch auch bedenkliche Entwicklungen ans Licht: Chronische Erkrankungen wie Übergewicht, Allergien und psychische Störungen sind weit verbreitet. Darüber hinaus greifen viele Teenager regelmäßig zu Zigaretten (20 Prozent) und alkoholischen Getränken (25 bis 30 Prozent).

Besonders häufig sind die Leiden und Laster bei Kindern aus sozial schwachen Schichten und aus Migrantenfamilien. Das sei eine wichtige Erkenntnis, sagte Bärbel-Maria Kurth: “Alle Bemühungen, die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen zu verbessern, können sich nun auf diese sozialen Gruppen konzentrieren.”

Die Kiggs-Studie liefert erstmals umfassende Daten über die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Drei Jahre lang - von Mai 2003 bis Mai 2006 - sind die RKI-Forscherteams durch Deutschland gereist, um Kinder und ihre Eltern zu befragen und zu untersuchen. Initiiert wurde die Studie vom Gesundheitsministerium. Es hat die Erhebung auch zu einem großen Teil finanziert und 9,35 Millionen Euro dafür bereitgestellt; weitere 2,5 Millionen Euro kamen vom Forschungsministerium.

Von einer neuen Morbidität sprechen Bärbel-Maria Kurth und ihre Kollegen angesichts der Ergebnisse. Statt akuter Krankheiten wie Mumps und Röteln stellen die Forscher zunehmend chronische Erkrankungen wie Übergewicht und Allergien fest. Unter den chronischen Erkrankungen finden sich zudem vermehrt psychische Leiden.

Den Kiggs-Daten nach sind 12 Prozent der Mädchen und 18 Prozent der Jungen zwischen 3 und 17 Jahren auffällig in ihrem Verhalten - also aggressiv, hyperaktiv oder sehr ängstlich. Psychische Probleme fanden sich bei Kindern aus Familien mit niedrigem sozialökonomischem Status mit 23 Prozent überdurchschnittlich oft. Bei Sprösslingen aus gut situierten Familien sind es nur 8 Prozent.

Ebenfalls ein Problem der sozialen Schicht - aber auch ein Problem der Mädchen - sind Essstörungen wie Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Fressanfälle und Fettsucht. 29 Prozent der 11- bis 17-jährigen Mädchen zeigen der Erhebung zufolge Symptome von Essstörungen, bei den Jungen sind es 15 Prozent. Jugendliche aus sozial schwachem Umfeld sind fast doppelt so häufig betroffen wie Jugendliche aus wohlhabenden Familien. Was den Forschern darüber hinaus auffiel: Die Betroffenen rauchen überdurchschnittlich oft. Offenbar versuchen sie so ihr Gewicht zu regulieren. Essstörungen entwickelten sich oft zu schweren und langwierigen Erkrankungen. Die Früherkennung müsse daher verbessert und es sollten wirksame Konzepte zur Prävention entwickelt werden, schreibt RKI-Forscherin Heike Hölling.

Ein weiteres erhebliches Problem der jungen Generation manifestierte sich auf der Waage: 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen sind übergewichtig, 6 Prozent so stark, dass sie als fettsüchtig (adipös) eingestuft werden. Im Vergleich mit kleinen Studien aus den Achtziger- und Neunzigerjahren habe sich der Anteil der Übergewichtigen somit verdoppelt, berichten Bärbel-Maria Kurth und ihre Kollegen. Prädestiniert für Übergewicht sind den Daten zufolge Kinder aus sozial schwachen Familien, aus Migrantenfamilien sowie Kinder, deren Mutter übergewichtig ist.

Allergien kommen als einzige chronische Erkrankung in gut situierten Familien häufiger vor als in sozial Schwachen und bei Migranten. Etwa 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen leiden an Neurodermitis, Asthma oder Heuschnupfen. Unterschiede zwischen Ost und West, wie sie früher festgestellt wurden (bei Kindern im Osten waren Allergien seltener als im Westen), entdeckten die Forscher nicht mehr.

Vermutlich erklärt die Angleichung der Lebensstile den Befund. Kinder im Osten werden nicht mehr wie früher vom ersten Lebensjahr an in Krippen untergebracht und wachsen mittlerweile oft als Einzelkinder auf. Der Hygiene-Hypothese zufolge schützt aber gerade der frühe Kontakt mit anderen Kindern sowie das Großwerden mit mehreren Geschwistern vor Heuschnupfen und Co. Die Krippen-Initiative der Bundesregierung, mit der die Betreuungsangebote für unter Dreijährige verbessert werden sollen, könnte sich demnach auch für die Allergiebekämpfung als nützlich erweisen.

Die Kiggs-Studie liefert noch ein weiteres Argument dafür, mehr Krippen- und Kitaplätze zu schaffen und so Frauen in den Beruf zu locken: “Kinder von berufstätigen Müttern weisen seltener psychische Auffälligkeiten auf - das gilt auch für die niedrigen Einkommensschichten”, sagte RKI-Forscherin Bärbel-Maria Kurth.

Gesundheitsministerin Schmidt will die Erkenntnisse der Kiggs-Studie künftig berücksichtigen. Vor allem die Probleme in sozial schwachen und Migrantenfamilien bereiten ihr Sorgen. “Wir dürfen diese gesundheitliche Ungleichheit nicht zulassen”, sagte die Ministerin. Der Aktionsplan Ernährung und Bewegung der Bundesregierung werde bei den benachteiligten Gruppen einen Schwerpunkt setzen. Mit dem geplanten Präventionsgesetz sollten außerdem die Beratungs- und Hilfsangebote in den Stadtteilen verbessert und Familien zur Teilnahme an den Vorsorgeuntersuchungen bei Kinderärzten ermuntert werden. Die Krankenkassen, schlug Schmidt vor, sollten bei den neuen Wahltarifen künftig präventive Maßnahmen bezuschussen.

Um Übergewicht und psychische Probleme besser bekämpfen zu können, möchte die Bundesärztekammer sogar eine Pflicht zu Vorsorgeuntersuchungen einführen. Die verbindliche Teilnahme an regelmäßigen Früherkennungsuntersuchungen müsse endlich Standard werden, sagte Ärztekammer-Vorstandsmitglied Rudolf Henke am Mittwoch beim Deutschen Ärztetag in Münster.

Der Kiggs-Studie nach nehmen 81 Prozent der Kinder an allen Vorsorgeuntersuchungen teil, die bis zum sechsten Lebensjahr angeboten werden (U1 bis U9), 3 Prozent erscheinen nie. Um Vorsorgeuntersuchungen verbindlich zu machen, schlug Henke allerdings keine staatlichen Zwangsmaßnahmen vor, sondern ein Melde- und Warnsystem. Henke: “Wer nicht kommt, könnte vom Kinderarzt zunächst per Brief und dann über das persönliche Gespräch aufgefordert werden.”

Henke zeigte sich besorgt, angesichts der rund 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche, die hierzulande nach Berechnungen des Kinderschutzbundes auf Sozialhilfeniveau leben: “Wir können es uns nicht leisten, diesen Kindern einen erfolgreichen Start ins Leben zu verwehren.”

Aufgabe 22. Heidemarie S. arbeitete in Dortmund als Psychotherapeutin, bevor sie 1996 beschloss, ihr Leben zu ändern. Sie verschenkte ihr Gespartes und ihren gesamten Besitz, kündigte Wohnung und Krankenversicherung und lebt seither vom Tauschen. Hören Sie das Interview mit Heidemarie S. und nummerieren Sie die Reihenfolge der Themen.

- Wohnen

- Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln

- Essen

- Gründung der Gib-und-Nimm-Zentrale

- Verwendung des Honorars für das Buch

- Vorbild eines Tauschrings in Kanada

- Wäsche

Aufgabe 23. Hören Sie das Interview noch einmal in Abschnitten. Sind diese Aussagen über Heidemarie richtig oder falsch? Kreuzen Sie an.

Abschnitt 1.

richtig

falsch

a. Sie ist berufstätig und verdient viel Geld.

b. Sie ist arbeitslos.

c. Sie hat eine eigene Wohnung, aber sie ist nie da.

d. Sie bietet anderen Menschen Dienstleistungen an, z.B. Babysitten.

Abschnitt 2.

richtig

falsch

e. Sie hat ein Buch mit dem Titel “Das Sterntaler -Experiment” geschrieben.

f. Sie fühlt sich abhängig von anderen Menschen.

g. Sie besitzt keine Geldbörse.

h. Sie ist nicht prinzipiell gegen Geld.

Abschnitt 3.

richtig

falsch

i. Sie möchte, dass andere Menschen auch auf Geld verzichten.

Aufgabe 24. Beantworten Sie diese Fragen.

a. Was ist Heidemarie S. wichtiger als Geld?

b. Wie fühlt sie sich dabei, ohne Geld zu leben?

c. Was möchte sie in der Gesellschaft bewirken?

Aufgabe 25. Lesen und übersetzen Sie den folgenden Text. Gibt es etwas Ähnliches wie Wohngeld auch bei Ihnen? Berichten Sie.