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[Wolfgang_J._Kox,_Claudia_D._Spies]_Check-up_Ans(BookFi.org)

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C-4 · Neuropathische Schmerzen

Die antivirale Therapie verringert die Wahrscheinlichkeit chronischer Schmerzzustände.

Amantadin

Dosierung: 200–400 mg i.v./Tag bis zur deutlichen Schmerzlinderung (Galbraith 1973)

Metamizol

Dosierung: 4- bis 6-mal 500–1000 mg p.o./Tag

Opioide, z. B. Oxycodon nach WHO-Schema (Watson 1998; s. unten: Abb. C-4)

Medikamentöse Schmerztherapie der postzosterischen Neuralgie

Amitriptylin

Dosierung: 25–75 mg p.o./Tag (Watson 1992)

Gabapentin

Dosierung: 300–1800–3600 mg p.o./Tag (Rowbotham 1998)

Pregabalin

Dosierung: 150–600 mg/Tag

Carbamazepin

Dosierung: 200–1200 mg p.o./Tag (Strian 1994)

Opioide

Dosierung und Art des Opioides entsprechend WHO-Schema (Watson 1988; s. auch Abb. C-4)

Amantadin

Dosierung: 2-mal 100–200 mg p.o./Tag (Barolin 1978)

EMLA-Creme

Dosierung: 2- bis 4-mal/Tag für 4–6 Wochen (Milligan 1989)

Interventionelle Schmerztherapie

Interventionelle Schmerztherapie des akuten Zosterschmerzes

Sympathikusblockaden (Fine 1993)

An der oberen Extremität Blockaden des Ganglion cervicale superius oder des Ganglion stellatum als GLOA (ganglionäre lokale Opioidapplikation) oder mit Lokalanästhetikum (nur Ganglion stellatum!), an der unteren Extremität PDA, PVA oder lumbale Sympathikusblockaden

Interventionelle Schmerztherapie der postzosterischen Neuralgie

An der oberen Extremität Stellatumblockaden (Colding 1969; Milligan 1985), GLOA

571 C-4.3

An der unteren Extremität PDA mit Kortikosteroiden (Forrest 1980), PVA oder lumbale Sympathikusblockaden

Psychologische Therapieverfahren und Prophylaxe

Schmerzimmunisierung: Entspannungs-, Imaginationsverfahren,

Aufmerksamkeitslenkung, Stressmanagement

Gegenirritationsverfahren

Akupunktur

Neuraltherapie

TENS

Die postzosterische Neuralgie ist, wie auch andere neuropathische Schmerzsyndrome, bei Chronifizierung außerordentlich schwer zu therapieren. Deshalb sollte unbedingt noch während der vitalen Replikationsphase zeitig antiviral therapiert werden, ein später auftretender postzosterischer Schmerz sollte schnell und aggressiv behandelt werden. Hierbei scheinen Serien von Sympathikusblockaden besonders effektiv zu sein.

Literatur

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572

C-4.3 · Postzosterische Neuralgie

 

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Schmerztherapie

C-5

Tumorschmerz

M. Schenk, H. Urnauer

Schmerztherapie

574 C-5 · Tumorschmerz

Einleitung und allgemeine Prinzipien

Primäres Therapieziel bei Tumoren ist immer die kausale Behandlung (Operation, Chemotherapie, Radiatio) der Krankheit.

Die Tumorschmerztherapie ist eine symptomatische Therapie. Ziel ist die effektive Schmerzlinderung (Ruheschmerz VAS < 3, Belastungsschmerz VAS < 6), die Erhaltung einer ausreichend guten Lebensqualität (CAVE: unerwünschte Wirkungen der Therapie) unter Kontrolle und Behandlung der Symptome (Stichwort Palliativmedizin).

Wie aus der Schmerzforschung bekannt ist, können psychische Beeinträchtigungen sowie dysfunktionale Verhaltensweisen im Umgang mit Schmerzen das Schmerzgeschehen bei Tumorpatienten negativ beeinflussen. Werden Tumorschmerzen nicht ausreichend behandelt, kommt es zu Beeinträchtigungen in fast allen Lebensbereichen, was den Prozess der Krankheitsverarbeitung stören und zu fortschreitender sozialer Isolation führen kann. Die Lebensqualität kann auch unter nicht indizierter invasiver Schmerztherapie reduziert werden.

Epidemiologie

Häufigkeit

Tumorschmerzen haben ungefähr 50% aller Tumorpatienten, im fortgeschrittenen Stadium mehr als 70% (WHO 1990).

Intensität

Sie ist bei ca. 50% der Patienten mittel bis schwer und bei ca. 30% der Patienten unerträglich.

Bis zu 80% der Tumorschmerzpatienten erhalten keine adäquate Schmerztherapie (WHO 1990)!

Klassifikation nach Ätiologie

Die im Verlauf einer Tumorkrankheit auftretenden Schmerzen werden eingeteilt (Portenoy 1989) wie folgt.

Tumorbedingt

Anteil 60–90% durch

Infiltration/Kompression von Nervengewebe

Weichteilinfiltration

Infiltration Hohlorgane

Knochenarrosionen/-metastasen

Therapiebedingt

Anteil ca. 10–25%

Medikamenteninduziert

Strahlenbedingt

Postchirurgisch

Tumorassoziiert

Anteil ca. 5–20% durch

Paraneoplastisches Syndrom

Fehlhaltungen

Tumorunabhängig

Anteil ca. 3–10%

Klassifikation nach Art des Schmerzes

Nozizeptorschmerz – somatisch

Betroffene Strukturen:

Haut, Muskulatur, Knochen, Bindegewebe

Qualität: Gut lokalisierbar, stechend, bohrend, Verstärkung bei Belastung

Nozizeptorschmerz – viszeral

Betroffene Strukturen:

Parenchymatöse Organe, Hohlorgane, Peritoneum

Qualität:

Schlecht lokalisierbar, dumpf, drückend, kolikartig

Neuropathischer Schmerz

Betroffene Strukturen:

Nozizeptives System (periphere Nerven, Rückenmark, Zerebrum)

Qualität:

Neuralgieform einschießend, elektrisierend, blitzartig, brennend

Therapie

Therapieprinzipien – Zusammenfassung

Voraussetzung

Erhebung einer gründlichen allgemeinen Anamnese und einer speziellen Schmerzanamnese

Die Tumorschmerztherapie orientiert sich am WHO-Stufenschema der Schmerztherapie

(s. Abb. C-4)

575

C-5

C-5 · Tumorschmerz

Abb. C-4. WHO-Stufenschema der Schmerztherapie

Analgetika – Auswahl

Die Auswahl der Medikamente erfolgt nach Schmerzcharakter, Schmerzursache und Schmerzstärke

Opioide der Stufen II und III sollen nicht kombiniert werden

Analgetika – Applikation

Analgetika werden möglichst per os appliziert

Transdermale Applikationssysteme werden erst nach enteraler oder parenteraler (s.c.-, i.v.-) Titration der erforderlichen Wirkstoffdosis eingesetzt

Der Bedarf muss zumindest als Größenordnung bekannt sein. Es ist stets der für den Patienten angenehmste mögliche Applikationsweg zu bevorzugen

Analgetika – Basismedikation

Analgetika sollen möglichst in retardierter Form nach einem festen Zeitschema (»nach der Uhr«) eingenommen werden

Grundsätzlich sollte die Schmerztherapie antizipatorisch und nicht reaktiv erfolgen

Analgetika – Bedarfsmedikation

Ein Schmerztherapieschema beinhaltet immer die Verordnung einer zusätzlichen Schmerzspitzenbehandlung mit nichtretardierten Analgetikaaufbereitungen

Fehler: Nur Bedarfsmedikation!

Analgetika – Therapie unerwünschter Nebenwirkungen

Nebenwirkungen werden dokumentiert und prophylaktisch behandelt

Die Verordnung eines Opioids muss eine Obstipationsprophylaxe beinhalten

Medikamentöse Schmerztherapie

– häufigste Fehler

Opioide

Irrationale Angst vor »Sucht« und Toleranz

»Aufsparen« der Opioidanalgetika

Verweigerung der Opioidanalgetika

»Entzugsbehandlungen« bei opioidpflichtigen Schmerzen

Schmerztherapie

576 C-5 · Tumorschmerz

Unsinnige Opioidkombination (z. B. Agonisten + partielle Antagonisten)

Sonstige

Tranquilizerdauermedikation

Mischanalgetika

Fehlende Komedikation

WHO-Stufenschema der Schmerztherapie

Das WHO-Stufenschema ( Abb. C-4) ist kein starres Therapieschema, vielmehr stellt es ein Gliederungskonstrukt für einzelne Bausteine der Schmerztherapie dar. In den einzelnen »Stufen« sind ähnliche Therapieverfahren zusammengefasst. Sie sind nicht unbedingt in zeitlicher Abfolge hintereinander durchzuführen, sondern einzelne Stufen können auch übersprungen und beliebig ergänzt werden (allerdings sollten Opioide der Stufen II und III nicht miteinander kombiniert werden). Bei Patienten mit stärksten Tumorschmerzen kann u. U. direkt mit Stufe III begonnen werden, auch ohne Mitmedikation von Stufe I. Für jeden Patienten ist in individueller Abwägung eine passende Therapie zu definieren.

Therapie mit Nichtopioidanalgetika (WHO-Stufe I)

Valdecoxib

Indikation:

Nozizeptorschmerz, besonders vom somatischen Typ (Knochenschmerz)

Dosierung: 1-mal 10–20 mg

Ibuprofen

Indikation:

Nozizeptorschmerz, besonders vom somatischen Typ (Knochenschmerz)

Dosierung:

3-mal 400–800 mg p.o./Tag

Diclofenac

Indikation:

Nozizeptorschmerz, besonders vom somatischen Typ mit entzündlicher Komponente

Dosierung:

3-mal 50 mg p.o. oder rektal/Tag

Metamizol

Indikation:

Nozizeptorschmerz, besonders vom viszeralen (Spasmolyse), auch vom somatischen Typ

Dosierung:

6-mal 500–1000 mg p.o./Tag als Tabletten oder Tropfen

Paracetamol

Indikation: Nozizeptorschmerz

Dosierung:

6-mal 500–1000 mg p.o./Tag als Tabletten oder rektal als Supp.

Therapie mit Opioiden (WHO-Stufen II, III)

Basismedikation

Tilidin/Naloxon retardiert

Indikation:

Basisanalgesie, WHO-Stufe II

Applikation: p.o.

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf, Tagesdosis 150–600 mg; Intervall: 2- bis 3-mal/Tag

Tramadol retardiert

Indikation:

Basisanalgesie, WHO-Stufe II

Applikation: p.o.

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf, Tagesdosis 150–600 mg; Intervall: 3-mal/Tag

Morphinsulfat Tabletten retardiert

Indikation:

Basisanalgesie, »golden standard«, WHO-Stufe III

Applikation: p.o.

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf; Intervall: 2- bis 3-mal/Tag oder 1- bis 2-mal/Tag

Morphinsulfat-Granulat retardiert

Indikation:

Basisanalgesie, WHO-Stufe III, Schluckstörungen oder Passagestörungen im Pharynx-/ Ösophagusbereich

Applikation: p.o. oder über Ernährungssonde (z. B. PEG)

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf; Intervall: 2- bis 3-mal/Tag

Hydromorphon

Indikation:

Basisanalgesie WHO-Stufe III

C-5 · Tumorschmerz

Applikation:

p.o. oder PEG-Sonde ab 15 Ch mit Sondennahrung

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf; Intervall: 2- bis 3-mal/Tag

Oxycodon

Indikation:

Basisanalgesie WHO-Stufe III

Applikation: p.o.

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf; Intervall: 2- bis 3-mal/Tag

Fentanyl-TTS (Pflaster)

Indikation:

Basisanalgesie, WHO-Stufe III, enterale Passageund/oder Resorptionsstörungen

Applikation: transdermal

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf;

Intervall: Wechsel des Pflasters alle 2–3 Tage

Buprenorphin TTS-Pflaster

Indikation:

Basisanalgesie, WHO-Stufe III, enterale Passageund/oder Resorptionsstörungen

Applikation: transdermal

Dosierung:

Entsprechend dem Bedarf;

Intervall: Wechsel des Pflasters alle 2–3 Tage

Hinweis: Bei Kombination von Retardpräparaten mit schnell freisetzender Medikation die Kombination von Stufe II-Stufe-III-Präparaten meiden.

Bedarfsmedikation

Tilidin-Tropfen

Indikation:

Durchbruchschmerz, WHO-Stufe II

Applikation: p.o.

Dosierung:

ca. 50% der Basiseinzeldosis; Intervall: Bei Bedarf alle 3–4 h

Tramadol-Tropfen

Indikation:

Durchbruchschmerz, WHO-Stufe II

Applikation: p.o.

Dosierung:

ca. 50% der Basiseinzeldosis; Intervall: Bei Bedarf alle 3–4 h

577

 

C-5

 

 

 

Morphinsulfat-Tabletten nichtretardiert

Indikation:

Durchbruchschmerz, WHO-Stufe III

Applikation: p.o.

Dosierung:

ca. 50% der Basiseinzeldosis; Intervall: Bei Bedarf alle 3–4 h

Morphinsulfat-Tropfen

Indikation:

Durchbruchschmerz, WHO-Stufe III

Applikation: p.o. oder Ernährungssonde (z. B. PEG)

Dosierung:

ca. 50% der Basiseinzeldosis; Intervall: bei Bedarf alle 3–4 h

Fentanyl Lutschtabletten (mit integriertem Applikator)

Indikation:

Durchbruchschmerz, WHO-Stufe III

Applikation: zur Anwendung in der Mundhöhle

Dosierung:

Entsprechend Schema der Fachinformation

Buprenorphin-Sublingualtabletten

Dosierung:

ca. 50% der Initialdosis; Intervall: bei Bedarf alle 3 h

Opioidgabe subkutan oder intravenös – PCA-Pumpen

Indikation:

Basisanalgesie, enterale Passageund/oder Resorptionsstörungen, besonders dynamische Schmerzprogredienz

Applikation: i.v. (z. B. über Port, ZVK etc.), s.c.

Dosierung:

nach Bedarf als Hintergrundinfusion mit Möglichkeit der Bolusgabe; Intervall: 20 (bis 60) min (Lock-out-Zeit) zwischen den Boli

Opioidtherapie – Therapie unerwünschter

Medikamentenwirkungen

Atemdepression

Schmerz ist der physiologische Antagonist der opioidbedingten Atemdepression, deshalb Titrierung nach Schmerzintensität. Dies benötigt Zeit. Atemdepression tritt am ehesten bei sehr hohen Peakserumspiegeln auf, Vermeidung durch langsame Anflutung der Substanz im ZNS (Retardpräparate). Ein häufiges Problem stellt die mit zumehmender Krankheitsprogression abnehmende

Schmerztherapie

578 C-5 · Tumorschmerz

Vigilanz der Patienten dar, die sich zu der durch Opioide bewirkten Sedierung addiert. Dies sollte aber gerade bei präfinalen Patienten nicht dazu verleiten, eine funktionierende Opioidtherapie abzusetzen und die Patienten starken Schmerzen auszusetzen.

Naloxon

Opioidinduzierte Atemdepression

Dosierung:

In Inkrementen à 0,04 mg i.v. bis zur Aufhebung der Atemdepression, CAVE: Rebound

Obstipation

Makrogol

Dosierung: 1–3 Beutel/Tag

Natriumpicosulfat

Dosierung:

2- bis 3-mal 5–20 Tropfen p.o. oder über Ernährungssonde

Laktulose

Dosierung:

2- bis 3-mal 10–20 ml p.o. oder über Ernährungssonde

Übelkeit/Erbrechen

Haloperidol (1. Wahl)

Dosierung:

3-mal 5 Tropfen p.o. oder über Ernährungssonde

Metoclopramid (2. Wahl)

Dosierung:

3-mal 10–20 Tropfen p.o. oder über Ernährungssonde

Ondansetron (3. Wahl)

Dosierung:

1- bis 2-mal 4–8 mg p.o. oder i.v.

Pruritus

Opioidrotation

Therapie mit Koanalgetika

Amitriptylin

Bei neuropathischen Schmerzen mit brennendem Charakter, Sedativum zur Nacht

Dosierung:

25–75 mg p.o./Tag

Carbamazepin

Bei neuropathischen Schmerzen mit blitzartig elektrisierend-einschießendem Charakter

Dosierung:

200–1200 mg p.o./Tag

Gabapentin

Bei neuropathischen Schmerzen

Dosierung:

300–1800–3600 mg p.o./Tag

Pregabalin

Dosierung: 150–600 mg/Tag

Dexamethason

Bei Kapseldehnungsschmerzen parenchymatöser Organe (durch Ödem und/oder Metastasenwachstum), Nervenkompression durch Tumor

Dosierung:

Beginn am 1. Tag 32 mg p.o. oder i.v.,

dann in absteigender Dosierung bis zu einer Erhaltungsdosis von 4 mg p.o. oder i.v./Tag

Interventionelle Schmerztherapie

Neurolysen

Neurolysen sind als Ultima Ratio möglich, z. B. bei Pankreaskarzinom (Neurolyse des Plexus coeliacus) oder bei Karzinomen im kleinen Becken (intrathekale Neurolysen)

Spinaloder Periduralkatheter

Deren Vorteil liegt in der möglichen Dosisreduktion der Opioide im Vergleich zu oraler oder parenteraler Gabe

Nachteil ist der erhebliche technische Aufwand und das immanente Problem technischer Fehlfunktionen

Psychologische Therapie

Unterstützende Gespräche, edukative Ansätze, Durchbrechen der Krebsschmerzspirale mit Hilfe von Schmerzbewältigungsstrategien, Kriseninterventionen, Depressionsbehandlung

Angehörigenbetreuung

Schmerzkontrollstrategien:

Entspannungs-, Imaginationsverfahren, Aufmerksamkeitslenkung, Stressmanagement

Literatur

Portenoy RK (1989) Cancer 63 (11 Suppl): 2298–2307

C-6

Postoperativer Schmerz

M. Schenk, T. Machholz

C-6.1

Pflegepersonalkontrollierte Analgesie

 

 

(»Nurse-Controlled Analgesia«, NCA)

580

C-6.2

Patientenkontrollierte Analgesie (PCA)

582

C-6.3

Periduralanalgesie (PDA)

584

 

C-6.4

Kontinuierliche Plexusanalgesie

 

 

und Leitungsanalgesie

587

 

C-6.5

Systemische Analgesie

589

 

Schmerztherapie

580 C-6.1 · Pflegepersonalkontrollierte Analgesie (»Nurse-Controlled Analgesia«, NCA)

Auch schmerztherapeutische Maßnahmen erfordern ebenso wie jeder andere Eingriff in die Körperintegrität die Einwilligung des Patienten. Die Auswahl des geeigneten Verfahrens muss in Abhängigkeit von der Art des Eingriffs und von eventuellen Kontraindikationen in Absprache mit dem Patienten unter Berücksichtigung seiner Wünsche erfolgen. Die Aufklärung über Durchführung und Risiken der geplanten Verfahren der postoperativen Schmerztherapie sollte im Rahmen des Anästhesieaufklärungsgespräches vorgenommen und entsprechend auf dem Prämedikationsprotokoll dokumentiert werden.

Auf der Grundlage der Vereinbarung der Berufsverbände der Anästhesisten und Chirurgen existieren heute für die postoperative Schmerztherapie 4 verschiedene Organisationsmodelle:

1.Fakultative Konsultation des Anästhesisten im Einzelfall

2.Übernahme ausgewählter schmerztherapeutischer Leistungen durch Anästhesisten oder den akuten postoperativen Schmerzdienst/Acute Pain Service (APS)

3.Übertragung der gesamten postoperativen Schmerztherapie auf den Anästhesisten

4.Fachübergreifender Schmerzdienst

In unserer Klinik wird durch einen APS Organisationsmodell 2 realisiert, ergänzt durch eine Konsultation eines Anästhesisten im Einzelfall (Modell 1).

Die pflegepersonalkontrollierte (»nurse-controlled«) Analgesie (NCA) wird auf den Stationen von den Pflegekräften nach entsprechenden Anordnungen der ärztlichen Kollegen bzw. Empfehlungen des narkoseführenden Anästhesisten durchgeführt.

Im Unterschied dazu wird der APS von der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin organisiert. Dieser übernimmt die Betreuung von Patienten, bei denen eines der unter Punkt 2–4 (s. unten) genannten Verfahren zur postoperativen Analgesie zur Anwendung kommt:

1.Pflegepersonalkontrollierte Analgesie (NCA)

2.Patientenkontrollierte Analgesie (PCA)

3.Periduralanalgesie (PDA)

4.Andere Katheterverfahren

Während des Tagesdienstes besteht der APS aus Arzt und Schwester aus der Schmerzambulanz, im Bereitschaftsdienst ist der Anästhesist einer besonderen Dienstgruppe (»Schmerzdienst«) für die Belange des

APS zuständig. Sollte der verantwortliche Anästhesist im Bereitschaftsdienst akut verhindert sein, ist umgehend der diensthabende Anästhesieoberarzt zu verständigen, welcher sodann die Betreuung der Schmerzpatienten organisiert. Somit steht immer ein Ansprechpartner für die Behandlung von Patienten mit postoperativen Schmerzen zur Verfügung. Die Erreichbarkeit wird über Pieper gewährleistet:

Von Montag bis Freitag nimmt der für den APS verantwortliche Arzt der Schmerzambulanz täglich Visiten bei den entsprechenden Patienten vor, um die Qualität der postoperativen Schmerztherapie zu kontrollieren, die Dokumentation zu überprüfen und eventuelle Fragen in Zusammenarbeit mit den Kollegen auf den Stationen zu klären. Am Wochenende und an den Feiertagen werden diese Visiten vom Schmerzdienst durchgeführt.

C-6.1 Pflegepersonalkontrollierte Analgesie

(»Nurse-Controlled Analgesia«, NCA)

Die NCA ist eine systemische medikamentöse Schmerztherapie. Auf der Grundlage des WHO-Stufenschemas kommen Nichtopioidanalgetika (z. B. Metamizol, Paracetamol, Parecoxib und Diclofenac) sowie Opioide (z. B. Piritramid, Morphin) zur Anwendung.

Die Applikation der Medikamente erfolgt durch die Pflegekräfte nach einem definierten Schema bzw. nach der jeweiligen Anordnung des Arztes im Einzelfall.

Indikationen

Für die Anwendung der NCA kommen sowohl Kinder als auch Patienten mit Verwirrtheitszuständen unterschiedlichster Genese und Patienten, welche unter Pflegschaft stehen, in Frage

Indiziert ist die Durchführung einer NCA selbstverständlich auch bei allen jenen Patienten nach operativen Eingriffen, die weder mit einer PCAPumpe noch mit einem Katheterverfahren versorgt worden sind

Durchführung

Die NCA beginnt unmittelbar postoperativ im Aufwachraum (AWR): Die aktuell vorliegende Schmerzstärke wird von den Pflegekräften anhand einer visuellen Analogskala (VAS) ermittelt und auf dem Narkosebzw. Aufwachraumprotokoll doku-