Скачиваний:
75
Добавлен:
18.03.2015
Размер:
12 Кб
Скачать

Лексикология современного немецкого языка 203 :: 204 :: 205 :: 206 :: Содержание 4.2.6.3. Phraseologische Antonymie

Unter phraseologischen Antonymen verstehen wir in Anlehnung an lexikalische Antonyme Phraseologismen mit gegensätzlicher Bedeutung. Die Präzisierungen in der Begriffsbestimmung "Antonymie", die in der jüngsten Forschung hinsichtlich der lexikalischen Antonyme vorgenommen wurden, können im phraseologischen Bereich zwar berücksichtigt werden, aber phraseologische Antonyme als mehrgliedrige Komplexe weisen in Bezug auf Semantik und Bildung viel Eigenartiges auf. Vorerst wäre ein adäquater Begriff der lexikalischen Polarität bzw. des Bedeutungsgegensatzes festzuhalten und am phraseologischen Material zu überprüfen.

In der lexikologischen Forschung beruht der Bedeutungsgegensatz der lexikalischen Einheiten auf der Übereinstimmung aller Bedeutungskomponenten

203

bis auf eine, die den Charakter des Gegensätzlichen genereller Art hat. Die Übereinstimmung der meisten Bedeutungskomponenten (Seme) ist darauf zurückzuführen, dass die beiden Einheiten Kohyponyme einer hype-ronymischen Einheit sind. Die Kohyponyme, die sich in mindestens einem wesentlichen Bedeutungselement unterscheiden, können meist in der gleichen Textumgebung füreinander eingesetzt werden, verkehren aber dadurch die Gesamtbedeutung in ihr Gegenteil oder erzeugen eine widersprüchliche Äußerung, z.B. Stellungnahme = (Zustimmung: Ablehnung)43. Im phraseologischen Korpus kann man eine analoge Antonymie beobachten mit dem Unterschied, dass es hier nicht um ein gegensätzliches Bedeutungselement bzw. Sem geht, sondern um eine gegensätzliche lexikalische Konstituente des Phraseologismus. Die antonymischen Beziehungen in den phraseologischen Paaren lassen sich gerade dort am eindeutigsten feststellen, wo sie, d.h. die gegensätzlichen Beziehungen, auf den lexikalischen Konstituenten (Vollwörtern und Partikeln) der gleichstrukturierten Phraseo-logismen basieren. Hier offenbart sich auch die früher festgestellte Tatsache, dass die lexikalischen Bedeutungen der Wörter im Konstituentenbestand phraseologischer Wortfügungen sich nicht völlig und nicht immer auflösen. Vgl.:

ein warmes Herz haben "tiefe Gefühle haben, Liebe empfinden" - ein kalte s Herz haben "kalt, gefühllos sein";

ein weites Herz haben "großzügig sein" - ein enges Herz haben "nicht großzügig sein";

jmdn. i n den Sattel heben "jmdn. in eine einflussreiche Position hineinbringen" - jmdn. aus dem Sattel heben "jmdn. aus einer einflußreichen Position drängen".

Antonymische lexikalische Konstituenten können verschiedenen Wortarten angehören:

jmdm. die Zunge binden -jmdm. die Zunge löse n; auf dem richtigen Dampfer sein - aufdem fa Ischen Dampfer sein', im Vordergrund stehen - im Hintergru n d stehen, g roß von jmdm. denken - kl ei n von jmdm. denken; aus demselben Holz geschnitten sein - aus anderem Holz geschnitten sein.

Die phraseologischen Antonyme der explizierten Art sind nicht frei modellierbar. So sind z.B. die nachstehenden Phraseologismen durch antonymische lexikalische Konstituenten in antonymische Phraseologismen nicht umkehrbar:

204

Diese Art der phraseologischen Antonymie "arbeitet" auch in einer anderen Hinsicht nicht, nämlich: antonymische lexikalische Konstituenten ergeben nicht immer ein antonymisches Verhältnis der Phraseologismen. So in den Wendungen:

et\v. durch einefremde Brille sehen; ehv. durch seine eigene Brille sehen, wo im zweiten Beispiel infolge der Umdeutung des gesamten Konstituentenbestandes das Adjektiv eigen eine andere Bedeutung entwickelt hat, nämlich "subjektiv".

Dass phraseologische Antonyme auf diesem Weg nicht regelmäßig gebildet werden, geht folglich aus dem linguistischen Status dieser Spracheinheiten hervor, weil Phraseologismen eben semantisch transformierte Wortkomplexe sind

Auf denselben Umstand ist auch die Antonymität der Konstituenten zurückzuführen, die außerhalb der Phraseologismen nicht antonymisch sind:

g r ü nes Licht "Handlungsfreiheit"; rotes Licht "Versagung der Handlungsfreiheit".

Keine Regelmäßigkeit in der Bildung von antonymischen Paaren in der Phraseologie ist auch durch Negation feststellbar, obgleich es im phraseologischen Bestand einzelne gegensätzliche Phraseologismen dieser Art gibt, vgl.:

sich über etw. Kopfzerbrechen machen "sich über etw. Gedanken machen" - sich über etw. kein Kopfzerbrechen machen "sich über etw. keinen Kummer machen".

Das ist besonders deutlich zu sehen an der Tatsache, dass zu den bestehenden phraseologischen Wortfügungen, in deren Bestand eine Negation enthalten ist, keine positiven Formen gebildet werden können. Vgl.: nicht auf den Kopf gefallen sein "nicht dumm sein", aber es gibt unter den kodifizierten festen Wortkomplexen des Deutschen keinen antonymischen Phraseologismus *auf den Kopf gefallen sein', etw. ist nicht von schlechten Eltern "etw. hat Format", aber *etw. ist von den schlechten Eltern; aussehen, als ob man kein Wässerchen trüben könnte "ganz harmlos aussehen", aber aussehen, als ob man ein Wässerchen trüben könnte; jindni. nicht grün sein "jmdm. nicht wohlgesinnt sein",, aber *jmdm. grün sein.

Dieser Umstand ist darauf zurückzuführen, dass die innere Form der bezeichneten Phraseologismen bzw. das Motivationsmerkmal, das der Phra-seologisierung zu Grunde liegt, bei solchen Umkehrungen sinnwidrig wird. Vgl. aussehen, als ob man ein Wässerchen trüben könnte. Bei anderen Einheiten würde die konnotative Komponente - das Ironische, Scherzhafte einer Wendung -, was gerade die semantische Einmaligkeit vieler Phraseologismen bildet, verschwinden, z.B. *auf den Kopf gefallen sein, *jmdm. grün sein.

Da phraseologische Antonyme nicht frei modellierbar sind, bilden gleichstrukturierte antonymische Einheiten lediglich eine Gruppe unter anderen phraseologischen Antonymen. Wie groß diese Gruppe ist, wird wohl die künftige Forschung ergeben. Zahlreicher scheinen allerdings verschiedenstrukturierte

205

Einheiten zu sein, die infolge der Phraseologisierung variabler Wortverbindungen entstehen. Daraus resultieren folgende Typen gegensätzlicher Beziehungen der Phraseologismen:

(a) die Phraseologismen sind semantisch einander nur annähernd gegensätzlich und stilistisch gleich markiert. Vgl.:

jmdm. den Kopf waschen ugs. jmdn. in den Himmel heben

"jmdn. scharf zurechtweisen" ugs. "jmdn. übermäßig loben"

(b) die Phraseologismen sind semantisch einander nur annähernd gegensätzlich und stilistisch verschieden markiert. Vgl.:

jmdn. auf der Latte haben salopp jmdn. über den grünen Klee "jmdn. nicht leiden loben ugs. "jmdn. übermäßig

können" loben"

Diese Eigenschaften verschiedenstrukturierter phraseologischer Antony-me - und ihre Zahl ist bedeutend - gibt Anlass festzustellen, dass "perfekte Antonymie in der Phraseologie an sich selten ist"45. Diese Lücke des Systems wird bei situativer Realisierung vielfach kompensiert, indem zu bestehenden Einheiten völlig äquivalente Antonyme geschaffen werden. Das heißt in diesem Fall, dass die innere Form oder die bildliche Motiviertheit der Bedeutung genau gegensätzlich ist. Vgl. den usuellen Phraseologismus der Apfel fällt nicht weit vom Stamm "jmd. ist in den negativen Anlagen den Eltern sehr ähnlich" und sein situatives Antonym der Apfel rollt oft weit vom Stamm ("Eulenspiegel" 29 / 1977, S. 13).

Zusammenfassend wäre über die semantische Kategorie der phraseologischen Antonymie folgendes zu bemerken: Die phraseologische Antonymie ist im System und im Text nicht ganz gleich zu charakterisieren. Die Antonymie im System ist konstituiert durch (1) gleichstrukturierte (absolute) antonymische Einheiten und (2) verschiedenstrukturierte (relative) antonymische Einheiten. Phraseologische Antonyme sind nicht frei modellierbar. Dies gilt sowohl für die Gruppe (1) als auch für die Gruppe (2).

Im Text kann das Korpus der antonymischen Phraseologismen für pragmatische Zwecke durch absolute situative Einheiten erweitert werden. Folglich sind phraseologische Antonyme im Text potentiell modellierbar.

* * *

Nach der Betrachtung der semantischen Kategorien in der Phraseologie kann man also feststellen:

Die von der Lexik abweichende Gestaltung der semantischen Kategorien der Phraseologie ist auf die strukturelle und semantische Spezifik dieser Spracheinheiten zurückzuführen - auf ihre mehrgliedrige Form und ganzheitliche (im Sinne der Einheit der Nomination) semantisch transformierte Bedeutung. Diese Tatsache gibt Aufschluß über den systemhaften Charakter aller abgeleiteten Kategorien der phraseologischen Semantik - Polysemie, Homonymie, Synonymie und Antonymie.

206

203 :: 204 :: 205 :: 206 :: Содержание

Соседние файлы в папке Степанова М. Д., Чернышева И. И. Лексикология современного немецкого языка, 2003