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Лексикология современного немецкого языка 200 :: 201 :: 202 :: 203 :: Содержание 4.2.6.2. Phraseologische Synonymie

Unter phraseologischen Synonymen verstehen wir sinngleiche oder verwandte Phraseologismen, die auf der paradigmatischen Ebene neben gemeinsamen auch ein differenzierendes Merkmal aufweisen.

Die phraseologische Synonymie ist eine der produktivsten und bedeutendsten Kategorien der deutschen Phraseologie. Das entspringt dem linguistischen Status dieser Klasse der festen Wortkomplexe, wo die konnotative Bedeutung, durch einen mehrgliedrigen Konstituentenbestand gesichert, fortwährend neue Phraseologismen entstehen lässt und die synonymischen Reihen der Sprache auffüllt.

Phraseologische Synonyme können wie in der Lexik sein:

(a) sinngleich, z.B. das Pferd beim Schwanz aufzäumen - den Aal beim Schwanz fassen "eine Sache verkehrt anfangen".

(b) ideographisch, z.B. einen Affen [sitzen} haben "betrunken sein" - einen (kleinen) Aal haben "leicht betrunken sein".

(c) stilistisch, z.B. die Augen schließen, geh. - ins Gras beißen, salopp, derb "sterben".

(d) territorialgebunden: regional, landschaftlich, z.B. schwäb. Dearhaut nix äs Laus, und dia send krank - gemeind. arm sein wie eine Kirchenmaus.

Eine unikale Eigenschaft der phraseologischen Synonymie im Vergleich zur lexikalischen bildet eine bedeutende Anzahl von sinngleichen Synonymen, die auf der syntagmatischen Ebene austauschbar sind und deshalb noch als absolute Synonyme bezeichnet werden. Unter absoluten Synonymen sind folglich Phraseologismen zu verstehen, die hinsichtlich der Semantik und der stilistischen Markiertheit identisch sind.

Der Form nach sind sie wie auch alle anderen Typen der phraseologischen Synonyme:

Die Gruppe (a) wird in der einschlägigen Forschung oft als strukturelle Synonymie bezeichnet39. Strukturelle Synonyme sind sehr zahlreich. Genetisch erfasst diese Gruppe Spracheinheiten zweierlei Art. Zum einen gehören

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dazu Phraseologismen, die infolge der Metaphorisierung verschiedener variabler Wortverbindungen entstanden sind, wie das beispielsweise bei den Fügungen in die Pilze gehen der Fall ist.

Laut lexikographischen Werken ist die Bedeutung eines der ältesten Synonyme dieser Reihe in die Pilze gehen (17. Jh.) auf Grund des Vergleichs damit entstanden, wie sich Pilzsucher im Wald verirren.

Das aus dem 19. Jh. stammende Synonym geht vermutlich auf die Jägersprache zurück, denn die vor dem Hund flüchtende Wildente rettete sich ins Wasser und versteckte sich in den Binsen. Damit war sie für den Jäger verloren, ähnlich wie das Wild, das ihm in die Wicken ging und in deren Ranken und Schlingen nicht mehr gefunden werden konnte.

Es sind folglich verschiedene Phraseologismen in dieser Reihe, die unabhängig voneinander und in verschiedenen Entwicklungsperioden der Sprache entstanden sind.

Zum anderen gehören zu dieser Gruppe Synonyme, die sich aufgrund der Austauschbarkeit einer bzw. mehrerer Konstituenten der Phraseologismen bilden. Die bekanntesten Beispiele solcher Synonyme sind:

Dass es sich in solchen synonymischen Reihen um die Variierung ein und desselben Phraseologismus handelt als humorvolle Äußerung oder zur Steigerung der Expressivität, beweisen auch zahlreiche andere Beispiele wie

Strukturelle Synonyme mit austauschbaren Konstituenten zeigen die se-mantische und funktionale Spezifik der Phraseologismen besonders deutlich und erklären die Tatsache, weshalb der phraseologische Bestand der Sprache auf diesem Wege fortwährend bereichert wird. Vgl. die synonymische Reihe mit der Grundbedeutung "nicht recht bei Verstand sein", die in der Gegenwartssprache Dutzende von umgangssprachlichen Synonymen erfasst und immer wieder neue Synonyme aber auch neue Variationen aufweist, z.B.: nicht alle Lichteram Baum haben, Jugenddeutsch, und das ältere Synonym nicht alle auf dem Christbaum haben.

Der Terminus "strukturelle Synonyme" bleibt in der Fachliteratur umstritten. Es gilt zu entscheiden, ob bei solchen Gebilden Synonyme oder Varianten vorliegen. U.E. handelt es sich bei Phraseologismen mit austauschbaren Konstituenten sowohl um Synonyme als auch um Varianten, je nachdem, was diese Austauschbarkeit bewirkt. Man kann mit vollem Recht von Synonymen in dem Fall sprechen, wenn die Austauschbarkeit der Konstituenten semantische, stilistische oder territoriale Unterschiedlichkeit im Vergleich zur Basiseinheit hervorruft. Ein überzeugendes Beispiel hierzu waren

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die Phraseologismen, wo die austauschbare substantivische Konstituente eine unterschiedliche stilistische Markiertheit herbeiführt:

Eine expressiv steigernde und somit semantisch differenzierende Funktion erfüllt den Konstituentenwechsel in folgenden strukturellen Synonymen:

Und schließlich kann der Konstituentenwechsel die Phraseologismen landschaftlich differenzieren:

Nur die allerdümmsten Kälber wählen sich den Schlächter selber (Sprichw., Gemeinspr.)

Nur die allerdümmsten Kälber wählen sich den Metzger selber (schwäb., bair.)

Wie aus den erwähnten Beispielen hervorgeht, gehören die austauschbaren Konstituenten zu den zentralen, die innere Struktur des Phraseologismus bildenden Elementen. Eben dieser Umstand bewirkt eine differenzierende Kraft und lässt Phraseologismen entstehen, die sich in genannten Aspekten voneinander unterscheiden und somit den Kriterien entsprechen, die für Synonyme erforderlich sind.

Wenn die Variierung der Konstituenten die innere Struktur des Phraseologismus nicht verändert41, d.h. das phraseologische Bild grundsätzlich erhalten bleibt, dann handelt es sich nicht um strukturelle Synonyme, sondern um strukturelle Varianten. Dazu gehören die Variierung in der Kategorie des Numerus substantivischer Konstituenten, die Variierung der Präpositionen, die Umstellung der Konstituenten in bestimmten phraseologischen Wortfügungen (Paarformeln) u.a. Vgl.:

ein Haar - Haare in der Suppe finden',

die Hand - die Hände bei etw. im Spiel(e) haben;

etw. brennt jmdm. auf den Nägeln - et\v. brennt jmdm. unter den Nägeln;

nichts auf den Rippen haben - nichts zwischen den Rippen haben,

groß und klein - klein und groß;

aufbeben und Tod - auf Tod und Leben.

Eine solche Betrachtung der phraseologischen strukturellen Synonyme und Varianten steht in voller Übereinstimmung mit der Sprache selbst, in der die Zahl der sinngleichen Synonyme in der Phraseologie nicht nur sehr bedeutend ist, sondern sich fortwährend auf diesem Wege erweitert. Der Grund dieser scheinbar widersprüchlichen Erscheinung ist die Tatsache, dass sinngleiche Synonyme, wenn auch hinsichtlich der semantisch-stilistischen

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Charakteristik austauschbar, dennoch keine Dubletten sind. Die Motiviertheit ihrer Bedeutung oder die innere Form ist immer verschieden. Vgl.:

Sinngleiche phraseologische Synonyme sind folglich in ihrer bildlichen Motiviertheit differenziert, wodurch ihre paradigmatische Synonymität aufrechterhalten bleibt.

Darüber hinaus illustrieren die oben angeführten synonymischen Reihen gleichzeitig eine andere Besonderheit der phraseologischen Synonymie - das Fehlen einer semantischen Dominante bzw. eines Grundsynonyms.

Bekanntlich bildet das Grundsynonym einer lexikalischen synonymischen Reihe das zentrale Glied, von dem sich die anderen Synonyme der Reihe durch Nebenmerkmale (untergeordnete Merkmale) abrieben. Es ist in den meisten Fällen stilistisch merkmallos, und sein zentraler Charakter wird auch dadurch betont, dass gerade davon, d.h. vom Grundsynonym, die Bildung von Ableitungen und Zusammensetzungen erfolgt42.

Eine solche Struktur der synonymischen Reihe in der Phraseologie ist, wie man sehen kann, nicht möglich, weil alle phraseologischen Synonyme infolge ihrer Semantik stilistisch markiert sind und eine invariante Bedeutung der Glieder einer solchen Reihe nur auf Grund eines Lexems zu identifizieren ist, wie das von Ch.Bally erstmals gemacht wurde.

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