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Лексикология современного немецкого языка 14 :: 15 :: Содержание 1.1.3.2. Die Motiviertheit bzw. Motivation der Wortbedeutung

Die Motiviertheit ist die Beziehung zwischen Formati v und Bedeutung, bei der die Wahl des Formativs durch bestimmte Eigenschaften, Verhaltensweisen u.a. des Benennungsobjekts bedingt ist. Die Wahl der Lautkomplexe bzw. des Formativs zur Bezeichnung einer Gegenstandsklasse ist aber nicht durch die Natur dieser Gegenstände bedingt, wie das z.B. die unterschiedlichen Bezeichnungen des Gegenstands "Baum" in verschiedenen Sprachen bezeugen (vgl. deutsch Baum, russ. дерево, lat. arbor, engl. tree usw.). Bei

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der Benennung bzw. Nomination eines in der Praxis neu gewonnenen Sachverhalts dient gewöhnlich ein Merkmal, wonach der ganze Nominationsge-genstand benannt wird. So z.B. der Frühling nach dem Merkmal "früh", und das Eigenschaftswort "früh" selbst gehen auf die Wurzel *prö "zeitlich vorn, voran". Oder die Wörter schlafen, Schlaf gehen auf die Wurzel *[s] leb-, [s]-läb- "schlaff, "herabhängend".

Die Motiviertheit ist um so vollständiger, je leichter sich die Anreihung in Bestandteile zerlegen lässt, wie das beispielsweise in abgeleiteten oder zusammengesetzten Wörtern der Fall ist: Friedensfreund, rötlich, Nashorn, Arbeitszimmer.

Das Motiv oder das Merkmal der Nomination wird manchmal mit dem Terminus die innere Wortform bezeichnet. Dieser Terminus geht auf W. Humboldt zurück, war aber von ihm auf die Sprache als Schöpfung des "ewigen Volksgeistes" angewandt, aus der Sicht seiner Betrachtung der Sprache als "die sich ewig wiederholende Arbeit des Geistes, den artikulierten Laut zum Ausdruck des Gedankens fähig zu machen"34.

Der Terminus "die innere Wortform" wird in der Fachliteratur der Gegenwart nicht nur im Zusammenhang mit der etymologischen Bedeutung des Wortes gebraucht, sondern auch für die semantische Motiviertheit des Wortes in der Synchronie.

Wenn ein historisch adäquates Benennungsmotiv, d.h. die historisch adäquate innere Wortform nicht mehr eindeutig zu erkennen ist, kann auf Grund begrifflicher oder lautlicher Angleichung an durchsichtige Wörter und Wortelemente eine neue Etymologie entstehen. In der älteren Germanistik wurde sie mit dem Namen Volksetymologie, in der jüngeren Wortforschung als Fehletymologie oder Pseudoetymologie bezeichnet.

Zu bekannten Beispielen der Fehletymologie gehören folgende:

Maulwurf > ahd. müwe'rf heißt ursprünglich "Tier, das Erdhaufen aufwirft". Unter Anlehnung an "Maul" wurde, da das ahd. mü "Haufen" im Neuhochdeutschen nicht erhalten ist, die innere Form des Wortes umgedeutet.

Leinwand > mhd. linwät "Leinengewebe" > frühnhd. Umbildung in "Leinengewand, -kleid" wird im Neuhochdeutschen in der zweiten Komponente der Zusammensetzung als identisch mit "Wand" empfunden, zumal gespannte Leinwand als Bildwand im Kino dient, beachte dazu die Zusammensetzung des 20. Jhs.: die Leinwandstar.

Hagestolz "alter Junggeselle" > ahd. hagustalt bedeutet wörtlich "Besitzer eines Nebengutes" im Gegensatz zum Besitzer des Hofes. Da das Nebengut im allgemeinen zu klein war, um dort einen Hausstand zu gründen, musste der Hagbesitzer unverheiratet bleiben. Im Mittelhochdeutschen wurde die zweite Komponente -statt "Besitzer" volksetymologisch in -stolz umgedeutet.

Der Pseudoetymologie unterliegen auch Fremdwörter, deren innere Form in der entlehnenden Sprache undurchsichtig ist, z.B. Trottoir "Bürgersteig, Gehsteig". Ende des 18. Jhs. aus dem Französischen übernommen, wurde es scherzhaft umgedeutet in Trittuar.

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