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Лексикология современного немецкого языка 4 :: 5 :: 6 :: 7 :: 8 :: Содержание 0.2. ZUR ENTWICKLUNG DER LEXIKOLOGIE ALS WISSENSCHAFT

Die Lexikologie gehört zu den relativ jungen Bereichen der Theorie der deutschen wie auch anderer Sprachen. Obwohl sich die Lexikologie erst Mitte unseres Jahrhunderts als selbständiger Wissenszweig herausgebildet hat, gingen ihr jedoch viele wichtige Untersuchungen voraus, die ihren Werdegang bestimmten.

Die diachrone Sprachbetrachtung, die die ersten Perioden der deutschen Sprachwissenschaft kennzeichnete, erweckte das besondere Interesse für die Entwicklungsgeschichte des Wortbestandes. So wurde die Wortbildung als einer der wichtigsten Wege zur Bereicherung des Wortschatzes eingehend

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untersucht; bereits J.Grimm, den H.Paul mit Recht als deren "eigentlichen Schöpfer" nennt1, später H. Paul selbst und auch andere bekannte Vertreter der junggrammatischen Richtung lenkten auf die Wortbildung ihr besonderes Augenmerk (siehe unten). Die dem Wortschatz eigenen se-mantischen Gesetzmäßigkeiten wurden ebenfalls untersucht, und zwar primär aus der Sicht einer Entwicklung, wobei das klassische Werk von H. Paul "Prinzipien der Sprachgeschichte"2 auf die weiteren Untersuchungen einen entscheidenden Einfluss ausgeübt hat3. Auch spätere Arbeiten betrachteten die Semasiologie als "Bedeutungslehre" (und die Onomasiologie als "Bezeichnungslehre") meist im prozessualen Aspekt4. Vom Standpunkt der Entwicklungsgeschichte des deutschen Wortschatzes wurde auch die Entlehnung untersucht5. Die territoriale und sozial-be-rufliche Differenzierung des Wortbestandes erweckte ebenfalls schon um die Jahrhundertwende das Interesse der Sprachforscher6. Am wenigsten wurden Probleme der Phraseologie untersucht: Die festen Wortverbindungen wurden entweder vom Standpunkt der "Isolierungstheorie" den Zusammensetzungen gleichgestellt7 oder in der Syntax als Abarten der Wortfügungen betrachtet8. Das Werk von F. Seiler über die Idiomatik des Deutschen blieb im Laufe eines halben Jahrhunderts die einzige bedeutende Arbeit zu diesem Problem9.

Was die Theorie des Wortbestandes von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrifft, so muss die Rolle der klassischen meist etymologisch ausgerichteten Wörterbücher erwähnt werden, die aber teilweise auch als erklärend zu betrachten sind10. So wurde die Entstehung eines speziellen, der Beschreibung und der Analyse des Wortschatzes gewidmeten Bereiches der deutschen Sprachwissenschaft allmählich durch mehrere grundlegende Arbeiten im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts vorbereitet. Als eines der ersten Werke, das mehrere lexikologische Aspekte zusammenfasst, ist die "Etymologie der neuhochdeutschen Sprache" von H.Hirt11 zu nennen. Der Verfasser gibt eine ausführliche etymologische Beschreibung des deutschen Wortschatzes und seiner Bereicherung. Im ersten Viertel des 20. Jhs. erscheint eine Art Lehrbuch der Lexikologie von E. Wilke, das verschiedene Aspekte der Behandlung des deutschen Wortbestandes umfasst12; das Buch hat aber keinen theoretischen Wert und spiegelt außerdem die chauvinistischen Tendenzen des Purismus in der deutschen Sprache nach dem ersten Weltkrieg wider. Positiv zu werten waren die Arbeiten, die seit Ende der 50er Jahre zu erscheinen begannen und den Problemen des deutschen Wortschatzes und im besonderen dessen semantischen Charakteristika gewidmet waren13. Darunter waren z. T.Bücher, die praktische Ziele des Sprachunterrichts verfolgten, aber auch in diesen Werken waren die Verfasser bemüht, die neuen Ergebnisse der Linguistik zu nutzen.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich die Lexikologie an den Fremdspracheninstituten unseres Landes seit mehr als vierzig Jahren als selbständiges Lehrfach behauptet hat. Dementsprechend sind auch die Lexikologielehrbücher in verschiedenen Sprachen erschienen. Was die deutsche Spraehe

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betrifft, so sind die Arbeiten folgender Verfasser zu nennen: L. Saleshsky14, L.R.Zinder und T. W.Strojeva15, K.A.Lewkowskaja16, A.Iskos, A.Lenko-wa17, М. D. Stepanova, I.I.Cernyseva18.

In den 70er Jahren wurden - sowohl in der allgemeinen Sprachwissenschaft als auch in einzelnen Sprachen - lexikologische Probleme immer intensiver untersucht. Folgende Grundprobleme rücken in den Vordergrund: Probleme der sprachlichen Nomination, das Wort, seine Bedeutung und seine Beziehung zu dem von ihm bezeichneten Begriff; verschiedene Aspekte der Zeichentheorie; die semantischen Gesetzmäßigkeiten innerhalb des Sprachsystems; die Wege der Wortschatzentwicklung; die Wortbildung als einer dieser Wege und als Lehre von der Wortstruktur; die lexikalischen Entlehnungen als kommunikativ-pragmatisches Phänomen; das phraseologische System und seine Stellung im Sprachbau; soziolinguistische Aspekte der Stratifikation des Wortbestandes u.a.m. Dabei unterscheidet sich die theoretische Grundlage der heutigen lexikologischen Forschungen grundsätzlich von der der "klassischen" Wortlehre.

So rückte in erster Linie die synchrone Auffassung der Wortschatzanalyse im Zusammenwirken mit der Systembetrachtung der Lexik als Bestandteil des Makrosystems der Sprache in den Vordergrund; dem Funktionieren der Wörter in Sprachsystem und Text wird ebenfalls besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Neben diesen Grundthesen, die als universell anzunehmen sind, können aber wesentliche Unterschiede beobachtet werden, die die Prinzipien der sprachlichen Untersuchungen ganzer Forscherkollektive kennzeichnen. So bestand im Laufe mehrerer Jahre ein besonderes Interesse für die Struktur, für die äußere Form der sprachlichen Gebilde, darunter auch der Lexeme, was hauptsächlich durch den Einfluss des amerikanischen Deskriptivismus zu erklären ist. Als positiv erweist sich dabei die Entwicklung von formali-sierten Forschungsmethoden in bezug auf die Struktur des deutschen Wortes (in erster Linie die Verwendung der Morphemanalyse, die in der klassischen deutschen Wortlehre keine Rolle spielte), verschiedene Arten von Transformation, die Distribution u.a.m.19 Dabei spielte in den strukturbezogenen Arbeiten die Erforschung der ideellen Seite des Wortes eine nur geringe Rolle.

Anders stand es mit einer Forschungsrichtung, die als "inhaltbezogen" bezeichnet wird. Sie hat sich in der BRD entwickelt und geht teilweise auf einige Ideen von W. Humboldt zurück. Aus diesem Grund wird sie auch "Neo-humboldtianismus" genannt. Aber was bei Humboldt noch ein kühner Ansatz zu werten ist, dem Verhältnis zwischen objektiver Wirklichkeit, gesellschaftlichem Denken und Sprache auf die Spur zu kommen, ist bei vielen seiner Nachfolger - vor allem Weisgerber eine völlige Loslösung von der materialistischen Sprachauffassung. Folgende Thesen liegen dem Neohum-boldtianismus zu Grunde: die Unabhängigkeit des Geistes von der objektiven Außenwelt, das Vorhandensein einer "sprachlichen Zwischenwelt", einer Welt reiner Ideen, die sich in der Sprache mit Hilfe von gewissen "sprachlichen Zugriffen" realisieren lassen. Diese Grundideen finden hauptsächlich in den Arbeiten von L. Weisgerber ihren Ausdruck20. Einige von L. Weisgerber

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und seinen Nachfolgern vorgeschlagene Verfahren der lexikalischen Analyse (in erster Linie der Wortbildungsanalyse) haben ein bestimmtes praktisches Interesse (siehe weiter unten). Was die idealistische Grundlage des Neohumboldtianismus anbetrifft, so hat sie eine gründliche Kritik in unserer Literatur erfahren21. In einem 1971 erschienenen Werk22 versucht L. Weisgerber seine Grandideen zu entwickeln, indem er gegen "den naiven Realismus" auftritt, der in "der Sprache nur Benennungen für Sachen"23 sieht. Abgesehen davon, dass diese Aussage sich auf keine wissenschaftliche Sprachtheorie stützen kann, muss betont werden, dass sich die methodologische Grandlage von Weisgerbers Anschauungen nicht geändert hat. Was einige neuere praktische Hinweise zur konkreten Sprachanalyse betrifft, so werden sie in den entsprechenden Abschnitten erörtert.

Die Einseitigkeit der rein formalen Sprachbetrachtung, die in den Werken einiger Forscherkollektive der ehemaligen DDR vorherrschte, wurde in der weiteren Entwicklung überwunden. Das Wort wird als strukturelle und semantische Einheit betrachtet. Es entwickeln sich semantische Theorien in ihrer Verbindung mit den objektiven Methoden der Analyse des lexikalisch-semantischen Systems. Besondere Aufmerksamkeit wird dem funktionalkommunikativen, pragmatischen und soziolinguistischen Aspekt des Wortschatzes geschenkt. In diesem Zusammenhang sollten folgende Linguisten erwähnt werden, deren Arbeiten lexikologischen Problemen gelten: R. Große als Erforscher der dialektalen und sozialen Differenzierung der Lexik, W. Fleischer, dessen Wirken verschiedene Aspekte der Lexikologie umfasst, W.Schmidt, Th. Schippan, G. Wotjak, E.Agricola, D. Vieh weger als Verfasser der semantischen Arbeiten. W. Schmidt ist auch besonders zu erwähnen im Zusammenhang mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet der funktional-kom-munikativen Sprachbeschreibung.

In unserem Lande wird die lexikologische Problematik im Rahmen der allgemeinen Sprachwissenschaft, der einzelnen Sprachen und speziell der deutschen Sprache intensiv untersucht. Die Arbeiten unserer Germanisten stützen sich auf die materialistische Betrachtung der Sprache, in erster Linie auf das Zusammenwirken von Form und Inhalt, auf die Beziehung Sprache - Gesellschaft. Bei der Erforschung der lexikologischen Probleme werden Begriffe und Methoden der gegenwärtigen Sprachanalyse angewandt. Das schmälert aber keineswegs die Anerkennung der Errungenschaften der klassischen Wortforschung.

Die Lexikologie von heute, was der internationale Stand der Forschung zeigt, ist eine theoretische Disziplin, die den zentralen Bereich der menschlichen Sprache - den Wortschatz oder das Lexikon im Rahmen des kogni-tiv-kommunikativen Paradigmas untersucht. Die Anwendung der Forschungsergebnisse von Nachbardisziplinen, vor allem Psycholinguistik, Soziolin-guistik, Pragmatik, Informationstheorie u.a. lässt annehmen, dass es hier der Umriss einer interdisziplinären Synthese abzeichnet.

Im vorliegenden Buch wird im Zusammenhang mit den Problemen der allgemeinen wie auch speziell der deutschen Lexikologie den Arbeiten der Sprachforscher V. V. Vinogradov, S.D.Kacnel'son, V.M.Zirmunskij,

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A. L Smirnickij, O. S. Achmanova, A. A. Ufimceva, V. G. Admoni, М. М. Guch-mann, G. V. Kolsanskij, V. М. Pavlov, E. V. Rozen, E. S. Kubrjakova, V. N. Telija und den Arbeiten der Verfasserinnen dieses Buches wie auch einiger Sprachforscher der jüngeren Generation große Beachtung geschenkt24.

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