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Лексикология современного немецкого языка 83 :: 84 :: 85 :: Содержание 2.2. ZUR STELLUNG DER WORTBILDUNGSTHEORIE IN DER SPRACHWISSENSCHAFT

Die Wortbildung ist eine komplizierte Erscheinung, die mit verschiedenen Prozessen verbunden ist, d.h., dass sich auch ihre Stellung in der Sprachwissenschaft nicht leicht und eindeutig bestimmen lässt. Die lexikalische Bedeutung des Wortes, seine onomasiologische Funktion wie auch die se-mantischen Prozesse, die mit seiner Entstehung verbunden sind, eröffnen der Wortbildung eine Stellung innerhalb der Lexikologie. Der morphologische Bestand des Wortes, seine enge Verbindung mit dem grammatischen Bau der Sprache wie auch eine strenge strukturelle Gesetzmäßigkeit aller Erscheinungen der Wortbildung verbinden sie mit der Grammatik in ihrem engeren (d.h. im eigentlichen) Sinne des Wortes - sowohl mit der Morphologie als auch mit der Syntax. Gleichzeitig besitzt die Wortbildung Eigenschaften, die sie als ein spezielles Gebiet der Sprache, und demzufolge die Wortbildungslehre als eine Sonderdisziplin im Bestand der Sprachwissenschaft betrachten lassen. Diese dreifache Spezifik der Wortbildung hat die Entwicklung ihrer Theorie beeinflusst.

In der klassischen deutschen Grammatik wird die Wortbildung meist als Teil der Grammatik behandelt. J. Grimm, den H. Paul mit Recht den "eigentlichen Schöpfer der Wortbildungslehre"9 nennt, hat ihr die Stelle zwischen Flexionslehre und Syntax zugewiesen, d.h. neben der Morphologie. H. Paul meint: "die gleichzeitig Lautgestalt und Bedeutung berücksichtigende" Wortbildungslehre stehe "nicht im Parallelismus zu der Flexionslehre für sich, sondern zu der Verbindung von Flexionslehre und Syntax." So hat es ihm "am zweckmäßigsten geschienen, die Wortbildungslehre erst hinter der Syntax zu behandeln."10 Das heißt, dass H. Paul einerseits die Verbindung der Wortbildung mit den beiden Teilen der Grammatik im eigentlichen Sinne des Wortes anerkennt (und dabei betont, dass es sich nicht nur um die Wortgestalt handelt, sondern auch um eine bestimmte Analogie mit syntaktischen Fügungen, was die Zusammensetzung speziell kennzeichnet), andererseits ihr auch eine bestimmte Selbständigkeit als einer Sonderdisziplin der Sprachwissenschaft zuweist. In den meisten Grammatiken der deutschen wie auch jeder anderen Sprache, die in der ersten Hälfte des 20. Jhs. erschienen sind, wird die Wortbildungslehre als Teil der Grammatik im engeren Sinne des Wortes behandelt. Seit sich aber die Lexikologie als selbständiger Zweig der

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Sprachwissenschaft herausgebildet hat, entwickelt sich die Tendenz, die Wortbildungslehre mit der allgemeinen Lehre vom Wort zu verbinden. Schon H. Hirt schließt die Wortbildung in seine "Etymologie" ein11. Die Wortbildung wird später immer öfter in den Büchern behandelt, die der Lexikologie speziell gewidmet sind; diese Tendenz kennzeichnet die Werke der deutschsprachigen wie auch unserer Germanisten12.

Die Wortbildung hat auch ihre eigene Spezifik, die sie sowohl von der Lexikologie als Lehre vom Wortschatz als auch von der Grammatik als Lehre vom grammatischen Bau der Sprache unterscheidet. Die Wortbildungslehre bezieht sich auf die Formierung und die Gestalt des Wortstammes und die strukturellen Gesetze, die dabei mitwirken. Diese Gesetze unterscheiden sich wesentlich von den Gesetzen der Flexions- und der Satzlehre: es handelt sich um lexikalische Kategorien, die von den einzelnen Wörtern abstrahiert sind, nicht um Beziehungen, die die Grundlage der grammatischen Kategorien bilden. Auch die Zahl der Wortbildungsmittel ist viel größer, und sie sind viel stärker differenziert im Vergleich zu den grammatischen Morphemen. Die Wortbildung ist ein System innerhalb des Makrosystems der Sprache. Es lässt sich weder mit dem grammatischen noch mit dem lexikalischen System identifizieren. Das schließt jedoch seine periphere Lage in Bezug auf die beiden Systeme nicht aus.

Die Spezifik der Wortbildung hat manche Sprachforscher veranlasst, ihre einzelnen Gesetzmäßigkeiten als selbständige Probleme zu untersuchen. So erschienen bereits im 19. Jh. manche größere Werke wie z.B.: A. Tobler "Über die Wortzusammensetzung nebst einem Anhang über die verstärkenden Zusammensetzungen", Berlin, 1867; L. Sütterlin "Geschichte der Nomina agen-tis im Germanischen", Straßburg, 1887 u.a. Diese Tendenz wird auch im 20. Jh. bis in unsere Zeit fortgesetzt z.B.: N.Kjellmann "Zusammensetzungen mit ,durch'". Inauguraldissertation, Lund, 1945; K.E.Heidolph "Beziehungen zwischen Komposition und attributiven Substantivkonstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache", Phil. Diss. Berlin, 1961 u.a.m. Auch erschienen zahlreiche Aufsätze der Wortbildung gewidmet in den Zeitschriften der ehemaligen DDR "Deutsch als Fremdsprache", "Sprachpflege", "Linguistische Studien" u.a.m. von W. Fleischer, H.-J. Grimm, G. Starke, М. Schröder u.a. Auch unsere Germanisten schenken der Wortbildung besondere Aufmerksamkeit: In den letzten Jahrzehnten wurden ihr manche Monographien wie auch einzelne Aufsätze gewidmet13.

Schließlich setzt sich allmählich der Standpunkt durch, die Wortbildung müsse als selbständiges Gebiet der Sprachwissenschaft behandelt werden. Im Jahre 1947 erscheint die 1. Auflage der "Deutschen Wortbildung" von W. Henzen - ein Buch, das die Wortbildung der deutschen Sprache als einheitliches System behandelt14. Ihm folgen die Arbeiten von Stepanova (in russischer Sprache)15 und zwei neue Auflagen des Buches von W. Henzen16, später - zwei Bücher von Vasunin17. Von besonderer Bedeutung ist das Buch von Wolfgang Fleischer, in dem das Wortbildungssystem vom Standpunkt der Synchronie behandelt wird18. In der Bundesrepublik sind noch folgende Werke erschienen: von Bernd Naumann19, von Johannes Erben20;

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3 Bände "Deutsche Wortbildung. Typen und Tendenzen in der Gegenwartssprache"21. Auch muss ein Buch genannt werden, das als Ergebnis der Zusammenarbeit von zwei Verfassern - М. D. Stepanova, W. Fleischer - erschienen ist22.

So lassen sich in der gegenwärtigen Germanistik drei Tendenzen bezüglich Rang und Platz der Wortbildungslehre in der Sprachwissenschaft aussondern: sie ist auch jetzt in manchen Werken mit der Grammatik verbunden, erscheint als Teil der Lexikologie oder wird auch als selbständiges Gebiet der Sprachwissenschaft behandelt.

Als Lehrfach an den Hochschulen für Fremdsprachen gehört die Wortbildung in der Regel zur Lexikologie, d.h. zur allgemeinen Lehre vom Wort. Das wird dadurch gerechtfertigt, dass ihr Gegenstand - das Wort - als semantische, strukturelle und kommunikative Einheit des Wortschatzes zu behandeln ist. Auch in unserem Lehrbuch erscheint die Wortbildung als Teil der Lexikologie, was aber ein weiteres spezielles Studium der Wortbildung und ihrer einzelnen Probleme nicht ausschließt.

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