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Лексикология современного немецкого языка 46 :: 47 :: Содержание 1.2.1.4. Der Bedeutungswandel und das lexikalisch-semantische System

Die sprachlichen bzw. intralinguistischen Gründe des Bedeutungswandels hängen mit der Systemhaftigkeit des Lexikons zusammen. Das Lexikon bildet eine Struktur, d.h. eine geordnete Schichtung in semantisch-gramma-tische und funktionale Klassen. Demnach wird die Entwicklung der sprachlichen Zeichen (ihrer Formative und Sememe) ständig von der jeweiligen Anordnung der Lexeme in den verschiedenen lexisch-semantischen Gruppen bzw. Wortfeldern und von ihren Wechselbeziehungen innerhalb dieser Gebilde bestimmt und geregelt. Lexeme, die auf Grund ihrer semantischen Beschaffenheit lexische MikroStrukturen bilden, weisen in ihrer Entwicklung bestimmte Regelmäßigkeiten oder Gesetzmäßigkeiten auf71. In diesem Zusammenhang besteht auch die Möglichkeit, ein in der semasiologischen Fachliteratur viel umstrittenes Problem wieder anzuschneiden, ob man in der semantischen Entwicklung überhaupt von Gesetzmäßigkeit sprechen darf72.

Eine solche Gesetzmäßigkeit wurde in der Fachliteratur festgestellt. Sie wird bei verschiedenen Sprachforschern unterschiedlich bezeichnet, das Wesen aber lässt eine allgemeine oder generelle Tendenz konzipieren.

Diese Gesetzmäßigkeit wurde schon in der älteren Semasiologie im ausgehenden 19. Jahrhundert von Karl Schmidt Deutlichkeitstrieb genannt und folgendermaßen formuliert: "Wenn ein Wort mehrere Bedeutungen hat, stößt es unter Umständen die eine oder die andere ab, wenn sich Ersatz dafür findet"73.

K. Schmidt kam also zu der klaren Erkenntnis, schreibt Kronasser, dass die Schicksale der Wörter einander beeinflussen74.

Eine ähnliche Feststellung wurde in unserer Germanistik gemacht75. Die Analyse der Bedeutungsentwicklung vieler Wörter ließ folgendes erkennen: Die Entwicklung der Polysemie, eine Erscheinung, die selbst eine semanti-sche Gesetzmäßigkeit darstellt (denn die meisten Konkreta einer entwickelten Sprache sind polysem), wird im System der Sprache regelmäßig von einem entgegengesetzten Prozess begleitet - der Neutralisierung oder Aufhebung der lexisch-semantischen Varianten durch Synonyme. Diese Entwicklung wird anhand der Geschichte des Lexems Art illustriert.

Das Substantiv Art, ahd. art, ist aus dem ahd. Verb erren "den Acker bestellen" abgeleitet. Die Bedeutung des ahd. art war zunächst - entsprechend dem Verb - Acker. Im weiteren wird eine Entwicklung der semantischen Struktur des Wortes belegt. Es entstehen die anderen Bedeutungen: art "Feld", art "Land" und aus der letzten Bedeutung art "Weise". Im Mittelhochdeutschen werden die ehemaligen Bedeutungen des einen Substantivs nicht mehr als motiviert empfunden, sie wurden Homonyme, denn man begegnet den Formen: artacker, artlant, artfeit, arrwise, die gewissermaßen als Verdeutlichung gemeint waren. Später wurden diese Homonyme aus "Deutlichkeitstrieb" durch die betreffenden Synonyme Acker, Feld, Land aufgehoben. Geblieben ist nur Art im Sinne "Weise" und eine stehende tau-tologische Wendung Art und Weise. Die Monosemierung des Substantivs ist auf die Tendenz nach kommunikativer Deutlichkeit zurückzuführen.

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Wie die Wortgeschichte von Mühle zeigt, hat das aus dem Lateinischen entlehnte Wort Mühle das deutsche verdrängt, weil im Mhd. infolge lautlicher Entwicklung das heimische kurne, kürn Homonyme besaß, Mühle hingegen monosem war76.

Im Konkurrenzkampf der Wörter gehen gewöhnlich monoseme Wortfor-mative als Sieger hervor: Familie hatte das alte polyseme Wort Haus in dieser Bedeutung ersetzt, denn Familie war als entlehntes Wort monosem.

Ferner wurde auf Grund der diachronen Analyse festgestellt, dass auch die Prozesse der Spezialisierung und Generalisierung der Bedeutung nicht isolierte Bedeutungsentwicklungen einzelner Wörter sind, sondern Folgeerscheinungen der jeweiligen Veränderungen in den betreffenden synonymischen Reihen bzw. thematischen Gruppen.

Eine Spezialisierung der Bedeutung tritt gewöhnlich dann ein, wenn die synonymische Reihe durch neue Lexeme gleichen Sachverhaltes aufgefüllt wird. So geschah es mit dem Wort Genösse, das im Ahd. ein vieldeutiges Lexem war und seit der Übernahme der Fremdwörter Kollege, Kamerad, Kumpan eine spezialisierte Bedeutung "Gesinnungsgenosse" entwickelte, was seine Auswertung bei der Anrede unter Angehörigen der Arbeiterparteien seit 1879 möglich machte77.

Die Bedeutungsspezialisierung, genauer Bedeutungsverschlechterung des Wortes Weib (ahd. wib, neutrale Bezeichnung) erfolgt seit der Auffüllung der entsprechenden synonymischen Reihe durch die Lexeme Frau (frühere Bedeutung "Herrscherin", "adelige Frau"), Frauenzimmer (urspr. eine neutrale Bezeichnung)78.

Somit gewährt die Betrachtung des Wortes im lexikalisch-semantischen System einen Einblick in die Wechselbeziehungen zwischen extra- und intralinguistischen Faktoren, die den Bedeutungswandel der Lexik bestimmen.

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