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Kapitel 10_1.doc
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Kapitel 10 Der Berg ruft

Karl Guthmanns zahntechnisches Labor beschäftigte viele Angestellte, Bastian schätzte dreißig.

Sieben schauten auf, als er hereinkam, drei davon grüßten ihn, die übrigen vier waren erst seit einem Jahr hier und kannten Bastian noch nicht.

So selten besuchte er seinen Bruder.

Er stand herum und wartete auf Karl, der sich am Telefon wegen eines Termins mit einem Zahnarzt stritt. So spielte er mit gipsernen Abdrücken, in denen weiße, gelbe, goldene Zähne und ganze Gebisse steckten. Er ließ sie auf- und zuklappen, bis Karl plötzlich neben ihm stand, ihm sein Spielzeug aus der Hand nahm und an seinen namentlich bezeichneten Platz zurückstellte.

Bastian las: "Frau von Warwin." Also ein adeliges Gebiss. Er dachte, wie lustig es wohl wäre, wenn man alle Gebisse untereinander vertauschte wie Schuhe vor Hotelzimmertüren.

„Was gibt's denn?" fragte Karl, schon ganz nervös in Anbetracht des brüderlichen Spieltriebs. "Ich habe wenig Zeit. Bringst du mir mein Hemd zurück?"

"Bald", sagte Bastian. "Ich komm', weil ich dich fra­gen wollte, ob ich paar Tage bei dir wohnen kann."

"Wieso? Hat man dir gekündigt?"

"Ich hab' ein Mädchen mit seinem Baby bei mir aufgenommen. Nun ist es mir zu eng, weil ich nicht eng genug mit ihr befreundet bin, verstehst du?"

Karli sah ihn kopfschüttelnd an. „Warum nimmst du sie dann erst auf?"

"Ja, warum..." sagte Bastian und schaute sich an dem Dreieck zwischen Karlis energischem Kinn und seinen Kittelaufschlägen fest. Darin schwebte sein Adamsapfel beim Sprechen wie ein Paternoster auf und nieder.

"Du tust immer so unüberlegte Sachen, und nachher stehst du da", sagte Karl.

Sein überheblicher Ton brachte Bastian umgehend auf die Palme.

"Dir würde so was nie passieren. Dir nicht. Du würdest dich niemals mit anderer Leute Schicksal belas­ten. Du tust nur, was du willst."

"Ja und?"

"Ja und! Ja und!"

"Kann ich was dafür, dass du vor allem das tust, was andere von dir wollen? Und dich nachher drüber ärgerst?" sagte Karl.

Das Dumme an ihren brüderlichen Auseinanderset­zungen war, dass Klappzahn logisch blieb, während Bas­tian gleich zu stänkern anfing.

Er knurrte: „Was dir fehlt, ist ein Tritt in den Hintern, damit du endlich mal von deinem Sockel fliegst."

Karl schüttelte den Kopf. "Was willst du eigentlich? Willst du mein Gästezimmer, oder willst du mich anpö­beln?"

"Scheiß auf dein Gästezimmer", sagte Bastian. "Ehe ich mir ständig von dir vorhalten lasse, wie schlau du bist und wie saudumm ich, hör' ich mir lieber das Geschrei fremder Babys an."

„Wie du willst", sagte Klappzahn kühl.

"Es war richtig schön, dich mal wiederzusehen."

"Ja, du mich auch. Und vergiss mein Hemd nicht."

Bastian bereute, zu Karl gegangen zu sein. Er be­reute auch, dass er sich so blöd benommen hatte. Er benahm Sich nur noch blöd, seit er Liebeskummer hatte. Katharina, ach du gehst so stihille... still, aber uner­müdlich ging sie in seinem Kopf herum.

Drei Tage hielt er es nun schon durch, sie nicht anzurufen. Zu Haus fiel's ihm leicht, weil Susi um ihn herum war. Unterwegs schaute er fort, wenn er eine Tele­fonzelle sah.

Er war ständig unterwegs. Am Dienstagvormittag hatte er Praktikum in einer Pasinger Grundschule, nach­mittags einen Nachhilfeschüler, abends ging er zum ersten Mal seit einem Jahr ins Kino.

Mittwoch fuhr er Taxi, Donnerstag segelte er mit einem Kommilitonen auf dem Ammersee (leider Flaute), Donnerstagnacht fuhr er Taxi.

Freitag früh hatte er einen Nachhilfeschüler, und am Freitagnachmittag begegnete er Katharina Freude in der Fußgängerzone.

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