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Die_Kultur_des_XVII_Jhts.doc
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V. Literatur. Buchmarkt.

Die kunstgeschichtliche Stilbezeichnung Barock wurde auf die Literatur des 17. Jahrhunderts übertragen, also den Zeitraum zwischen Renaissance und Aufklärung. Es war in Deutschland die Zeit des Dreißigjährigen Krieges mit ihren Spannungen zwischen Lebensgier und Todesbangen, die Zeit des beginnenden Absolutismus mit ihrem Widerstreit zwischen bürgerlichem Standesbewußtsein und höfischer Kultur. In Deutschland fanden die vielbändigen höfischen Romane des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel (1633-1714) und von Daniel Caspar von Lohenstein (1635-1683) weite Verbreitung. In zeitlose Höhe aber ragt einzig Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausens „Der abenteuerliche Simplicissimus“.

In der Lyrik zeigen sich die gegensätzlichen Grundzüge des zwischen mystischer Religiosität und Lebenslust schwankenden Lebensgefühls am stärksten. Gelehrsamkeit steht neben innigem Erlebniston, zierliche Galantarie neben üppiger Phantastik bei dem tonangebenden und häufig nachgeahmten Martin Opitz (1597-1639), bei Andreas Gryphius (1616-1664), Lohenstein, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679), Paul Fleming (1609–1640), Simon Dach (1605-1659), Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) und Georg Philipp Harsdörffer

(1607-1658). Hierhin gehören auch die Reimsprüche von Friedrich von Logau.

Buchmarkt

Mit dem 16. Jahrhundert eroberte der Druck im deutschsprachigen Raum den aktuellen Austausch – die Reformation verbreitete sich zum guten Teil mit dem neuen Medium. Das 17. Jahrhundert schafft der neuen Technologie wachsende Märkte in Politik, Theologie und Wissenschaften.

Politik ist zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf das Engste mit theologischen Kontroversen verknüpft, gewinnt im 17. Jahrhundert jedoch mit der Zeitung ein eigenes Medium. Diese entwickelt sich von der Flugblattschrift zum in der Regel drei Mal wöchentlich erscheinenden Blatt. Zeitungen breiten sich Mitte des 17. Jahrhunderts in Westeuropas Städten aus, die Drucker stellen mit der Post eingehende Meldungen kommentarlos zusammen. Die Perspektive liegt auf der Außenpolitik, was die Blätter gegenüber der landesinternen Zensur weitgehend unproblematisch macht. Die Qualität der Berichterstattung wächst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erheblich; das ist vor allem ein Verdienst der niederländischen Zeitungsverleger, die von Regenten und aus politisch interessierten Kreisen mit Nachrichten versorgt werden, die sodann vor Europas Öffentlichkeit Fakten schaffen.

Während der lokale Buchmarkt zum guten Teil mit theologischer Ware handelt, die im Zeitalter konfessioneller Auseinandersetzungen erhebliche Konjunktur hat, gewinnt der internationale Buchmarkt Bedeutung mit überregional absetzbarer Produktion auf Latein und auf Französisch.

Im deutschen Sprachraum werden die Universitätsorte Leipzig, Halle und Jena ab Mitte des 17. Jahrhunderts interessantere Verlagsstandorte. Leipzig kann durch die Buchmessen dabei eine zentrale Stellung im Handel einnehmen, aus dem sich die katholischen Verlagsorte jedoch zunehmend zurückziehen, da hier im Tausch gehandelt wird, für den ihre Ware aus konfessionellen Gründen immer weniger in Frage kommt.

Ende des 17. Jahrhunderts gewinnen drei Produktionen des Buchmarkts Macht für neue Entwicklungen: Das alphabetisch sortierte Lexikon (das sich in handlichen Bändchen besonders dem Zeitungsleser andient), das wissenschaftliche („literarische“) Journal, das den gesamten Buchmarkt beobachtet, aus allen Wissenschaften, zunehmend aber auch aus den belles lettres berichtet (aus denen im 18. Jahrhundert die Literatur im neuen Wortsinn werden wird). Bleiben Zeitungen kommentarlose Sammlungen außenpolitischer Nachrichten, so bieten rezensierende Journale Ende des 17. Jahrhunderts die politische Analyse, dort wo sie neueste Publikationen aus der aktuellen Geschichte berühren. Eine interessante Nischenstellung nimmt auf demselben Markt in Deutschland die Literaturgeschichte ein, die Studenten zitierbaren Überblick über die Wissenschaften gibt. Aus ihr wird im 19. Jahrhundert die moderne Literaturgeschichte werden, mit der Literatur im neuen Wortsinn Bildungsgegenstand werden wird.

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