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Interessantes aus schleswig-holstein

DIE DROGE SYLT

„Einmal Sylt, immer Sylt“, - sagen die echten Fans, egal ob Strandläufer oder Wellenreiter. Sie genießen die Droge Sylt immer wieder. Sylt hat in der Tat etwas cholerisches, Aufgewühltes, Nervöses, zumindest dann, wenn ein starker Wind das Meer gegen die Dünen wirft. Auf Sylt hat man auch sofort das Gefühl, auf einer Insel zu sein, auch wenn man mit dem Autozug über den Hindenburgdamm gekommen ist. Hier riecht man die Nordsee, hört sie tosen, schmeckt das Meer salzig auf den Lippen. Sylt, dieser lange, schmale Sandschlauch, der blank, fast baumlos, ungeschützt im Meer liegt, lässt die Elemente hautnah, mehr noch, bis in die innersten Organe spüren. Das ist es wahrscheinlich, was dieses „Syltgefühl“ ausmacht, von dem die Syltliebhaber schwärmen. Sylt liegt als natürlicher Wellenbrecher im Meer; es hat dadurch etwas Trotziges und Widerspenstiges. Und dieser Trotz steckt den Inselbesucher sofort an; er spürt selber den Drang, dem anrollenden Meer die Stirn zu bieten. Selbst bei schlechtestem Wetter sieht man die Menschen zahlreich die Strände rauf und runter laufen. Man spürt den heimlichen Wunsch, es möge der Sturm noch stürmischer, die Brandung noch dramatischer werden. Die Kraft des Meeres pflanzt sich auf geheimnisvolle Weise in einem fort. Sylt kräftigt Körper und Geist, es wirkt wie eine homöopathische Medizin. Auf manche wirkt es wie eine Droge: einmal Sylt, immer wieder Sylt! Syltfans sprechen vom „Syltphänomen“; sie meinen damit eine Art von nervösem Koller, der sie von dem Moment an erfasst, da sie ihren Fuss auf die Insel setzen.

An seinen schmalsten Stellen ist dieser Sandwurm, der sich von Norden nach Süden erstreckt, gerade mal 500 Meter breit. Man befindet sich auf Sylt gleichsam zwischen Himmel und Wasser, auf einem kilometerlangen Schiff, wenn man so will.

Die Stadt Westerland scheint das Trotzige der Insel zu ihrem Lebensprinzip erhoben zu haben. Während alle anderen Orte auf Sylt sich schutzsuchend hinter den Dünen verbergen, sich dem ruhigen Wattenmeer im Osten zuwenden, setzt sich Westerland fast schon todesmutig dem stürmischen Meer im Westen aus. So schutzlos liegt diese Sadt am Meer, dass bei Sturm die Gischt durch die Straßen fegt. Westerland ist ungemütlich.

Der Grundcharakter der Insel lässt sich vielleicht am besten auf die Formel bringen: Sylt ist ein Naturreservat mit Massentourismus. Typisch diese riesigen Parkplätze inmitten der geschützten Dünenlandschaft. Im Sommer kann hier von Inseleinsamkeit keine Rede sein. Freilich, diese wird vom typischen Sylturlauber auch gar nicht gesucht. Einen Rest von Sylter Sommertrubel findet man auch in der Nebensaison in List, dem nördlichsten Dorf der Insel und damit dem nördlichsten in Deutschland. Dort, am kleinen Hafen, sieht man sich unverhofft inmitten eines grellbunten Rummelplatzes. Der hat dem Ort den Spitznamen „List Vegas“ eingetragen. Dabei stehen nur ein paar Imbissbuden und Souvenirläden herum – und das Fischhaus Gosch. Das ist der Grund, wieso sich an diesem Ort so viele Menschen tummeln und eienen euphorisierten Eindruck machen. Das Publikum frönt hier dem Fischgenuss per Selbstbedienung. Da sitzt dann der reiche Sylttourist – vor sich Austern und Champagner – einträchtig neben unsereins, der sich mit einem Rotbarschfilet und Apfelschorle begnügt. Sylt scheint die Fähigkeit zu haben, Gegensätze auf die feine norddeutsche Art zu harmonisieren. Auch das gehört zum Syltgefühl: das Nüchterne, Klare, Offene, aber auch das Extreme und Aufreizende dieser Insel färbt auf die Menschen ab. Wenn auf Sylt etwas fehlt, dann ist es Lieblichkeit – und jede Romantik. Wer das sucht, ist auf Sylt fehl am Platz. Er sollte besser nach Rügen fahren.

(nach Zeitschrift „Deutschland“)

Aufgaben

1.Erklären Sie den Spitznamen des Ortes List: „List Vegas“.

2.Schreiben Sie einen Aufsatz (ein Essay) zum Thema „Urlaub auf einer Insel“.

3.Diskutieren Sie mit Ihren Studienkollegen über die Insel als bevorzugtes Urlaubsziel vieler Menschen.

THÜRINGEN

Von alters her gilt Thüringen als "das grüne Herz Deutschlands". Waldreich -etwa ein Drittel beträgt der Waldanteil - liegt es mit seinen 15 200 Quadratki­lometern (rund 2,5 Millionen Einwohner) im Zentrum Deutschlands und grenzt an nicht weniger als fünf Bundesländer. Die großen Städte sind die Landeshaupt­stadt Erfurt (217 000 Einwohner) Gera (132 300) , Jena (106 000), Weimar (61 600) , Gotha (56 700), Suhl (56 000), Altenburg (51 400) und Ei­senach (51 000).

Die zentrale Landschaft bildet das Thüringer Becken mit sei­nen sehr ertragreichen Böden (Weizen, Zuckerrüben; um Erfurt Blumen-, Samenzucht, Gemüseanbau). Südlich verläuft von Nord­westen nach Südosten der schmale Mittelgebirgskamm des Thü­ringer Waldes mit seinem berühmten Rennsteig. Der 168,3 Kilo­meter lange Höhen-Wanderweg, als Rynnestig seit 1330 urkund­lich belegt, war eine Route der Völkerwanderung, ein mittel­alterlicher Handels- und Kurierweg. Im Westen steigt die Hochfläche des Meininger Landes zur waldreichen Kuppenröhn an.

In industrieller Hinsicht ist Thüringen durch die optischen Betriebe von Carl Zeiss in Jena, die Schottschen Glaswerke (Jenaer Glas) und die Eisenacher Autowerke (1904 der legendä­re "Dixi", in DDR-Zeiten der "Wartburg") bekannt geworden. Weltbedeutung haben auch die früher meist in Heimarbeit her­gestellten Spielwaren (Spielzeugmuseum Sonneberg). Präzi­sionsteile für die Weltraumforschung, Lasertechnik und der erste in der früheren DDR hergestellte Megabit-Chip gehörten zu den Spitzenleistungen der Industrie in Thüringen. Mit der energischen Umstrukturierung seit der Vereinigung Deutsch­lands eröffnet Thüringen mittelfristig gute Aussichten für Maschinen- und Fahrzeugbau, Mikroelektronik, Keramikindustrie und Umweltschutztechnik. Außerdem soll der traditionell star­ke Fremdenverkehr weiter ausgebaut werden. Sorgen bereiten der Kaliabbau im Südharz und Werratal sowie der Uranbergbau mit den kostspieligen Altlasten.

Historisch hat das Land im Königreich Thüringen seine Wur­zeln, das etwa von 400 bis 531 zwischen dem Harz und der Main-Gegend bestand, bis es durch Heere der Franken und Sach­sen zerschlagen wurde. Im Mittelalter wurde es durch die Thü­ringer Landgrafen regiert, die von 1130 bis 1247 Landeshoheit ausübten. Im Laufe der weiteren Jahrhunderte zersplitterte es mehr und mehr und endete als ein Sammelsurium kleiner und kleinster Fürstentümer in der sprichwörtlichen Kleinstaate­rei.

Im deutschen Kaiserreich von 1871 bestanden im heutigen Thü­ringen noch acht selbständige Fürstentümer. Im November 1918 dankten die thüringischen Regenten ab. Coburg schloss sich durch Volksabstimmung 1920 Bayern an. Die anderen sieben Staaten bildeten durch Volksabstimmungen am 1. Mai 1920 den Freistaat Thüringen mit der Hauptstadt Weimar. Der achte sil­berne Stern im heutigen Landeswappen steht für den preußi­schen Regierungsbezirk Erfurt, der am 1. Juli 1944 Thüringen zugeschlagen wurde.

Nach dem Zusammenbruch von 1945 gehörte das 1946 neu gebilde­te Land (Hauptstadt zunächst Weimar, ab 1948 Erfurt) zum Ter­ritorium der 1949 gebildeten DDR, bis dort im Jahre 1952 die Länder aufgelöst wurden. 1990 wurde Thüringen wie die anderen ehemaligen Länder wiedererrichtet und es ist seit dem 3. Ok­tober 1990 ein Bundesland.

Zur kulturellen und politischen Entwicklung Deutschlands hat diese mitteldeutsche Gegend viele herausragende Beiträge ge­leistet. Auf der Wartburg nahe Eisenach fand der Reformator Martin Luther 1521 Asyl und begann hier mit der Bibelüberset­zung, die ein entscheidender Schritt zur neuhochdeutschen Schriftsprache war. 1817 setzten studentische Burschenschaf­ten mit dem "Wartburgfest" ein Zeichen für die Einheit Deutschlands. Der großherzögliche Hof in Weimar war Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts der "Musenhof" der "Deutschen Klassik". Hier lebten Goethe, Schiller, Wieland und Herder und trafen sich mit anderen Geistesgrößen. 1919 wurde die Stadt Tagungsstätte der verfassunggebenden Natio­nalversammlung und Namensgeber für die Weimarer Verfassung und die Weimarer Republik. In den anderen ehemaligen Resi­denzstädten zeugen noch heute viele Theater, Opernhäuser Sammlungen und Museen von Kunstsinn und Mäzenatentum.

Thüringen hat auch der Arbeiterbewegung wichtige Impulse ge­geben. In Eisenach wurde 1869 die "Sozialdemokratische Arbei­terpartei" gegründet, in Erfurt und Gotha fanden die späte­ren wegweisenden Programmparteitage der Sozialdemokraten statt.

Weniger bedeutend, aber in eingeweihten Kreisen in aller Welt bekannt, ist Altenburg, wo zwischen 1810 und 1817 das Skat­spiel erfunden und noch immer das "Skatgericht" ansässig ist, in dem von berufenen Sachkennern auf Anfrage Zweifelsfälle zu den Spielregeln diskutiert und durch einstimmigen "Urteils­spruch" entschieden werden.

Erläuterungen:

1.Burschenschaften, studentische Verbindungen. Die Befreiungskriege 1813/15 gaben den Anstoß zur Entstehung der Burschenschaften, die wegen ihrer nationalen und freiheitlichen Bestrebungen seit 1819 von den Regierungen scharf verfolgt wurden.

2.Wieland, Christoph Martin, 5.9.1733 – 20.1.1813; bedeutendster Prosadichter und Verserzähler der dt. Aufklärung, Übersetzer, Herausgeber, Essayist und Lyriker; neben Klopstock und Lessing Wegbereiter der Klassik.

3.Herder, Johann Gottfried, 25.8.1744 – 18.12.1803; führender Theoretiker des Sturm und Drangs und Wegbereiter der dt. Klassik; Ästhetiker, Philosoph, Dichter, Übersetzer und Herausgeber.

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