
Лексикология / Степанова М. Д., Чернышева И. И. Лексикология современного немецкого языка, 2003 / B5687Part42-113
.htmЛексикология современного немецкого языка 113 :: 114 :: 115 :: 116 :: 117 :: 118 :: 119 :: Содержание 2.4.4.3. Wortbildungsstrukturen als Varianten der Grundmodelle
Initial- und Kurzwörter Sowohl die Initialwörter im eigentlichen Sinn dieses Terminus als auch verschiedene Arten von Kurzwörtern entstehen aus sprach-ökonomischen Gründen als eine Art Reaktion gegen die Bildung schwerfälliger, mehrgliedriger Zusammensetzungen. Die Initialwörter bestehen aus aneinander gereihten Großbuchstaben, die die Anfangslaute der Vollform bezeichnen. Die Aussprache der Initialwörter folgt am häufigsten den Benennungen der Buchstaben: VEB* [faoe:be: ] = "Volkseigener Betrieb"; ebenso FDJ* = "Freie Deutsche Jugend", ZK* = "Zentralkomitee", ZKSK = "Zentrale Kommission für Staatliche Kontrolle" u.a.m., wobei, wie die Beispiele zeigen, den Initialwörtern Komposita ("Handelsorganisation"), öfter aber Fügungen wie "Volkseigener Betrieb" zu Grunde liegen; der letzte Bestandteil erhält einen etwas stärkeren Druckakzent. Auch können (was aber seltener zu beobachten ist) die den Initialbuchstaben entsprechenden Laute einheitliche Lautkomplexe bilden wie iga [i:ga] = "Internationale Gar-tenbau-Ausstellung", WOK [wo:k] = "Wäsche ohne Kochen" u.a.m. Eine dritte Unterart bilden "Silbenwörter", in denen Anfangssilben oder andere (willkürlich gewählte) Wortteile gekoppelt werden: Spowa = "Sportwarenhaus", Nirosta = "nicht rostender Stahl" u.a.; hier fällt der stärkste Drackak-zent meist auf die erste Silbe (falls es die Silbe oder ein anderer Anfangsteil eines Substantivs ist). Die Initialwörter erhalten in der Fachliteratur verschiedene Deutung. Die meisten Sprachforscher betrachten die Initialwörter mit Recht als Wortbildungstyp ohne ihn aber näher zu bestimmen. Unserer Meinung nach kann man sie zur peripheren Schicht der Wurzel Wörter zählen (d.h. zu Mj), denn sie lassen sich in keine Morpheme zerlegen. Von den eigentlichen Wurzelwörtern unterscheiden sie sich aber dadurch, dass man
*Nach der Wiedervereinigung Deutschlands sind diese Wörter Historismen geworden.
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ihre Motivation erschließen kann, falls die entsprechende Vollform bekannt ist (was bei manchen speziellen Fachausdrücken nicht der Fall ist).
Eine Übergangsgruppe zwischen den Initialwörtern und den determinativen Zusammensetzungen (d.h. zwischen mi und M10) bilden Lexeme, die aus einem Wortteil und einem Wortstamm bestehen: U-Bahn "Untergrundbahn", R-Gespräch besondere Art des Ferngesprächs u.a.
Zur peripheren Schicht der Wurzelwörter gehören ebenfalls Kurzwörter, die durch Kürzung des Wortendes ("Kopfwörter") oder des Wortanfangs ("SchwanzWörter") gebildet werden: Auto "Automobil", Labor "Laboratorium", Lok "Lokomotive", Bus "Omnibus", Schirm "Regenschirm" u.a.m. Auch die Mitte eines Wortes kann getilgt werden: Motel "Motorhotel".
Die Modelle der Initial- und der Kurzwörter sind - das betrifft speziell die Substantive - in der Gegenwartssprache recht produktiv. Dabei sind Wörter zu unterscheiden, die sich in der Sprache eingebürgert haben, und Kunstbildungen, die nur in der Fachsprache gebraucht werden wie Minol "Mineralöl", Exa, Praktika (Benennungen von Fotoapparaten), Wiratex, Novatex (bei Stoffbezeichnungen, wobei das Element -tex an die Vollform Textilien erinnert)67.
Zusammenbildungen. Den Terminus "Zusammenbildung" (im weiteren und engeren Sinne) gebrauchten schon Vertreter der klassischen Germanistik. Am deutlichsten wird er von O. Behaghel definiert, der die "Zusammenbildung" als eine besondere Art von Wortbildung neben "Zusammensetzung" und "Ableitung" aussondert. Hierzu gehören Ableitungen, die von Wortgruppen ausgehen, "die durch syntaktische Beziehungen zusammengehalten werden" (Typ Hofhaltung aus "Hof halten", altjüngferlich aus "alte Jungfer")68. Wir nehmen ebenfalls an, dass in diesem Fall (wie auch in anderen Fällen) die morphologische und semantische Motivation maßgebend ist. Die Zusammenbildung gehört unserer Ansicht nach zu den suffixalen Modellen (M6 und M7); ihre Besonderheit besteht aber darin, dass der primäre Stamm (die 1. UK) keine Ganzheit, sondern eine freie (oder feste) Wortfügung ist, deren Glieder bei der Verbindung "abgeschliffen" werden können. Zu den Zusammenbildungen gehören Substantive - Typ Eisbrecher zu "Eis brechen", Besserwisser zu "besser wissen", Stubenhocker zu "in der Stube hocken", Inbetriebsetzung zu "in Betrieb setzen" und Adjektive - Typ rotbäckig zu "rote Backen", zweibeinig zu "zwei Beine", frühmorgentlich zu "früher Morgen", wasserhaltig zu "Wasser (ent)halten" u.a.m. In unseren Beispielen entsprechen die von den ersten Gliedern der Zusammenbildungen getrennten Teile -brecher, -wisser, -Setzung, -bäckig, -beinig u.a. keinen Wortstämmen. Aber es muss hier die semantische Motivation in Betracht gezogen werden; d.h., dass auch "Schnelläufer" und "viereckig" Zusammenbildungen, obgleich Läufer und eckig selbständige Lexeme sind, denn diese Strukturen werden durch "schnell laufen" und "vier Ecken" motiviert.
Die suffixalen Zusammenbildungen berühren sich teilweise mit Ableitungen von zusammengesetzten primären Stämmen, sind aber von ihnen zu unterscheiden; man vgl.: Eisenbahner (eisenbahn+er), planökonomisch (planökonomie+isch). Auch Komposita mit einer Wortfügung als erste UK
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Siebenmeilenstiefel, Tagundnachtgleiche zählen wir zu den determinativen Zusammensetzungen, nicht aber zu den Zusammenbildungen, denn hier fehlt das Merkmal der Ableitung.
Eine besondere Art von Strukturen, die man ebenfalls "Zusammenbildungen" nennen kann, stellen Substantivierungen ganzer Wortfügungen dar, mit einem Infinitiv als 2. und einem oder mehreren von ihm abhängigen Lexemen als 1. UK, z.B. das Abschiednehmen, das Alleinsein, das Gerufenwerden, das Türöffnen, das An-den-Türen-Kleben, das Detn-anderen-sich-vors-Gesicht-Setzen u.a.m. Solche Zusammenbildungen können, wie unsere Beispiele zeigen, eine einfache und eine kompliziertere Struktur haben: manche bringen ganze Situationen zum Ausdruck, was einen besonderen stilistischen Effekt verursacht. Die infinitivischen Zusammenbildungen zählen wir zu M2 (d.h. zum Modell der impliziten Ableitung*, und zwar zu der soge-nannten Transfiguration).
Strukturen mit "Halbaffixen" und "Komponenten mit hoher Frequenz" Das vielumstrittene Problem der "Halbaffixe", das bis jetzt noch keine eindeutige Lösung erhalten hat, betrifft solche sprachlichen Faktoren, die man weder leugnen noch umgehen kann. Es handelt sich um das Vorhandensein von Kompositionsgliedern der Komposita, die nicht vereinzelt, sondern serienweise gebraucht werden, und somit die Funktion der Wortbildungsmittel erfüllen ohne dabei ihre lautliche wie auch partielle semantische Verbindung mit den ihnen entsprechenden Lexemen zu verlieren. Schon die Vertreter der klassischen Germanistik haben ihnen bestimmte Aufmerksamkeit geschenkt: O.Behaghel schreibt, dass man, wenn die Ableitung nicht mehr genügen kann, "zu Zusammensetzungen gegriffen hat: Neben Ackerer steht Ackersmann, neben Bettler Bettelmann..., die Wäscherin wird zur Waschfrau oder zum Waschweib, die Pflegerin zur Pflegeschwester, der Schreier zum Schreihals69. Dieses Problem wird in den Arbeiten der letzten Jahrzehnte ausführlich betrachtet. So schreibt W. Henzen, dass an die einstigen zweiten Kompositionsglieder, die jetzt zu Suffixen verblasst sind, uns noch einige heutige gemahnen müssen, "denen das gleiche Los droht" und nennt dabei die Elemente -werk, -zeug, -vogel, -mann u.a.70 Bemerkenswert ist, dass fast gleichzeitig in unserer Linguistik die Termini "Halbsuffix", "Halbpräfix" und in der ausländischen Anglistik "semi-suffix" entstanden sind71. Im weiteren werden die "Halbaffixe" verschiedener Wortarten gründlich untersucht, wenn auch neben diesem Terminus noch andere gebraucht werden (Affixoid, relatives Affix)72. Dann begann man auch in der deutschsprachigen Linguistik das entsprechende Problem ausführlich zu behandeln. So vertritt H. J. Grimm die Meinung, die "Halbsuffixe" sollten als spezifische Komponenten der Komposita betrachtet werden73. H. Petermann versucht "gruppenbildende" Kompositionsglieder vom semantischen Standpunkt aus zu untersuchen, wobei er betont, dass "der Versuch ... erste Kompositionsglieder wie riesen-, hei-den- oder mords- durch die Bezeichnung "Halbpräfixe" von den ersten
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Kompositionsgliedern regulärer Zusammensetzungen abzuheben - nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen ist"74.
Besondere Aufmerksamkeit widmet dem Problem W. Fleischer. Er sondert einige Momente aus, die diese Wortbildungselemente kennzeichnen. Dabei ist er bestrebt, innerhalb dieser Elemente verschiedene Schichten zu unterscheiden. So gehören seiner Schilderung nach manche von ihnen schon zu "jüngeren Suffixen": -gut, -werk, -zeug u.a.75 Mehrere Elemente werden als "Präfixe mit homonymen freien Substantiven": haupt-, grund- u.a., "mit homonymen freien Substantiven und Adjektiven" u.a.m. betrachtet. In seinem Aufsatz "Tendenzen der deutschen Wortbildung" schreibt der Verfasser über den Ersatz "verbrauchter" Suffixe durch "die Entwicklung neuer Suffixe", zu denen er die Elemente: -werk, -zeug, -wesen, -los u.a. zählt; dabei schlägt er vor, "für tatsächlich im Übergangsbereich befindliche Elemente, denen man einen klaren Suffixcharakter (noch) nicht zusprechen kann - am besten den Terminus Suffixoid (Präfixoid, Affixoid) zu empfehlen. In seinem letzten Werk teilt er die Affixe nach Gruppen, wobei nur die 1. Gruppe zu den echten Affixen gehört. Für die übrigen Gruppen werden, wie er betont, verschiedene Termini (Afflxoide, Halbaffixe, relative Affixe) gebraucht76.
Es ist zweifellos ein Verdienst von W. Fleischer, dass er nicht nur ausführlicher als andere Vertreter der deutschsprachigen Germanistik das Problem der "Halbaffixe" ("Afflxoide", "Präfixoide", "Affixe mit homonymen freien Substantiven, Adjektiven" u.a.m. - der Terminus spielt keine entscheidende Rolle) behandelt, sondern auch den Übergangscharakter, die einzelnen Besonderheiten dieser Elemente betont. Im allgemeinen ist er bestrebt, die Neigung mancher Kompositionsglieder als "Werden" neuer Affixe zu betrachten.
Wir leugnen durchaus nicht, dass die "Halbaffixe" keinen homogenen Bereich bilden. Ihr Vorhandensein in der Sprache zeugt von den Berührungen einzelner Wortbildungsmodelle miteinander. Zweifellos stehen die einen den Komponenten der Zusammensetzungen, die anderen den Affixen näher. Weitere Untersuchungen müssen die einzelnen Fragen klären. Vorläufig muss aber - in erster Linie aus praktischen Gründen - der Grundsatz angenommen werden, dass bestimmte Kriterien "die Halbaffixe" im großen und ganzen als Wortbildungselemente von den übrigen Wortbildungselementen unterscheiden. Zu solchen Kriterien der Halbaffixe gehören:
1. der Seriencharakter der Lexeme, die sie enthalten;
2. ihre formelle Identität und etymologische Verwandtschaft mit frei gebrauchten Wörtern;
3. Semantische Verschiebungen, denen sie als Wortbildungselemente unterliegen, ohne dass die semantische Verwandtschaft mit freien Wurzelmorphemen vollständig verloren geht.
Diese Kriterien sollen hier näher erläutert werden.
1. Die Serie der Lexeme mit ein und demselben Halbaffix kann verschiedenen Umfang haben: die Halbsuffixe sind entweder mehr oder weniger aktiv oder produktiv; auch die Zahl der zu bildenden Wörter kann kleiner oder
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größer sein. So ist z.B. -mann recht produktiv, -liese, -peter und andere den Eigennamen entsprechende Elemente sind in ihrer Verbindung mit bestimmten primären Stämmen dagegen beschränkt u.a.m.
2. Die formelle Identität mit frei gebrauchten Wörtern ist ein absolutes Kriterium. Auch betrachten wir als solches die etymologische Identität der Halbaffixe und der freien Morpheme trotz unserer synchronen und analytischen Auffassung der Wortbildung, denn gerade diese Identität ist eins der Gruhdmerkmale der Halbaffixe. So sind erz- und ur- regelrechte Präfixe nicht nur ihrer Semantik wegen, sondern auch deshalb, weil sie von den gleichlautenden Substantiven Erz und Ur etymologisch zu trennen sind, während wir z.B. haupt- und grund- sowohl aus semantischen als auch aus etymologischen Gründen (man vgl. mit Haupt und Grund) zu den Halbpräfixen zählen.
3. Das semantische Kriterium bestimmt, ob das Halbaffix einer Komponente der Zusammensetzung oder einem regelrechten Affix näher steht. So ist das Halbaffix -mann als kategoriale Bezeichnung eines Berufs (man vgl. Kauf-, Arbeits-, Finanzmann u.a.m.) noch teilweise mit dem Substantiv Mann als Personenbezeichnung verbunden; -frei, -leer drücken als adjektivische Halbsuffixe ebenso wie die entsprechenden Adjektive den Mangel an etwas aus. Dagegen erscheint das adjektivische Halbpräfix in stockdumm, stockheiser u.a. schon als Homonym des Substantivs Stock und ist mit ihm nur noch durch das Klangbild, die Etymologie und durch das Vorhandensein in stocksteif, stockgerade verbunden; blut- und kreuz- sind Homonyme der freien Lexeme. Je loser die semantische Verbindung des Halbaffixes mit dem entsprechenden Lexem ist, desto mehr nähert es sich einem Affix. Dabei muss betont werden, dass auch in den Fällen, wo sich die Halbaffixe und die freien Lexeme semantisch noch stark berühren, sich die ersten von den zweiten durch einen starken Grad der Verallgemeinerung und Abstraktion unterscheiden, man vgl.: das Substantiv Riese und das Halbpräfix riese- mit verstärkender Bedeutung, das Substantiv Zeug-und das Halbsuffix -zeug mit reiner gegenständlicher Bedeutung usw.
Die Halbaffixe bilden zum Unterschied von den Affixen, deren Bestand verhältnismäßig stabil ist, eine "offene" Klasse von Wortbildungsmitteln, deren Grenzen sich verschieben lassen; auch gibt es eine bestimmte Subjektivität bei der Entscheidung, ob ein Element ein Halbaffix ist oder nur eine Komponente der Zusammensetzungen, die häufig gebraucht wird. Weiter werden die Halbaffixe genannt, die unserer Ansicht nach am deutlichsten den Grundkriterien der Halbaffixe entsprechen.
Halbsuffixe der Substantive: -mann (-leute, -mariner), -frau, -bild, -per-son, -hans, -liese, -peter, -meier, -fritze (in Personenbezeichnungen); -stück, -werk, -zeug (in Bezeichnungen der leblosen Einzeldinge oder der Kollekti-va); -mut, -sinn, -tust, -sucht, -gier, -künde, -wesen (mit abstrakter Bedeutung).
Halbsuffixe der Adjektive: -frei, -leer, -arm (drücken den Mangel an etw. oder das Fehlen von etw. aus); -reich, -voll (bezeichnen das Vorhandensein von etw. in hohem Maße).
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Halbsuffixe der Adverbien: -weise, -maßen, -dings (drücken verschiedene Schattierungen der Modalität aus); -willen (mit kausal-konsekutiver Bedeutung); -seit, -weg (mit lokaler Bedeutung, meist in übertragenem Sinn).
Halbpräfixe der Substantive und Adjektive: riese(h)-, mord(s)-, blitz-, grund-, stock-, hoch- (höchst-), über-, all- (allzu-, aller-}, stink- (mit verstärkender Bedeutung); ab-, vor-, neben- (mit lokaler Bedeutung, auch im übertragenen Sinn); ober- (mit der Bedeutung eines höheren Ranges).
Halbpräfixe der Verben: 1. Gruppe: ab-, an-, auf-, aus-, bei-, ein-, mit-, nach-, vor-, zu-; 2. Gruppe: hinter-, über-, unter-, wider-.
Die verbalen Halbpräfixe sind in der Regel mehrdeutig wie auch die gleichlautenden Präpositionen ("ein-" ist der Präposition "ш-" etymologisch und semantisch verwandt), obwohl das Bedeutungsgefüge der Elemente dieser beiden Kategorien sich nur berührt und nicht vollständig zusammenfällt. Die verbalen Halbpräfixe unterscheiden sich von den Präfixen dadurch, dass sie betont und trennbar (1. Gruppe) oder bald betont und trennbar, bald unbetont und untrennbar (2. Gruppe) sind. Von den ersten Komponenten der verbalen Komposita unterscheiden sie sich erstens durch ihre diffuse Bedeutung, zweitens dadurch, dass sie nicht Voll-, sondern Dienstwörtern entsprechen, die sich in ihrer Funktion und ihrer Lage im grammatischen System den grammatischen Morphemen nähern.
Wie aus unserer Schilderung folgt, gehört die Kategorie der Halbaffixe einerseits zu den peripheren Schichten der Komposita, andererseits zu denen der Derivata: die einen Halbaffixe berühren sich mehr mit den Kompositionsgliedern der Zusammensetzungen, die anderen mit den Affixen.
In den letzten Jahren ist in der einschlägigen Forschung der Begriff der "Komponenten mit hoher Frequenz"77 entstanden. Es sind erste und zweite Komponenten der determinativen Komposita, die in großen Serien von Lexemen erscheinen, sich dabei von den Halbaffixen dadurch unterscheiden, dass sie keine (oder eine nur geringe) Bedeutungsverschiebung aufweisen. Handelt es sich um mehrdeutige Lexeme, so entspricht die Bedeutung der Komponente einer der Bedeutungen oder der allgemeinen Bedeutung des Lexems, die immer vorhanden ist. So erscheint -stelle als "Komponente mit hoher Frequenz" mit lokaler Bedeutung in den Komposita Arbeits-, Lan-dungs-, Melde-, Annahmestelle u.a.m.; nicht- in den Komposita Nichtachtung, -fachmann, -nietall, -raucher; nicht-antagonistisch, -linear, -arbeitend, -rostend u.a., wobei es die Verneinung zum Ausdruck bringt. Von besonderer Bedeutung sind die 2. Komponenten mit hoher Frequenz bei den determinativen Verben, z.B. -halten, -heben, -stehen, -wollen, -legen, -bleiben und viele andere: sie sind auf Grund ihrer selbständigen Stellung im Satz in finiten Formen nicht als "Halbaffixe" zu betrachten, auch wenn eine Bedeutungsverschiebung vorhanden ist.
So erscheint das Modell der determinativen Komposita als Merkmal des dynamischen Charakters der synchronen Wortbildung. Man kann es folgenderweise zusammenfassen:
Komponenten der Bestimmungskomposita - Komponenten mit hoher Frequenz - Halbaffixe - Affixe (wenn sie als vollständige Homonyme der
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ihnen entsprechenden Lexeme zu betrachten sind, wie z.B. kreuz- in kreuzbrav, -fidel u.a.m.). Die Grenzen zwischen den einzelnen Arten sind fließend und lassen sich nicht deutlich definieren.
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