
Лексикология / Степанова М. Д., Чернышева И. И. Лексикология современного немецкого языка, 2003 / B5687Part41-103
.htmЛексикология современного немецкого языка 103 :: 104 :: 105 :: 106 :: 107 :: 108 :: 109 :: 110 :: 111 :: 112 :: 113 :: Содержание 2.4.4.2. Beschreibung der Wortbildungsmodelle
m1 - Modell der Wurzelwörter
Die Wurzelwörter haben in der modernen Sprache unabhängig von ihrer Herkunft zwei Grundmerkmale: Ihr Stamm besteht nur aus einem Wurzelmorphem; sie sind nicht motiviert. Als Ausnahme (in Bezug auf das 2. Merkmal) können schallnachahmende Wurzelwörter genannt werden (Interjektionen: paff! piep! miau! auch Verben wie sausen, zischen u.a.), die einige Forscher als "unmittelbar motivierte" betrachten. Das ist aber eine spezifische Art von Motivation, und zwar durch Schallnachahmung, die mit der sprachlichen Semantik keineswegs verbunden ist.
Die Wurzelwörter bilden eine im synchronen Plan relativ geschlossene Kategorie, denn ihre Entwicklung aus Ableitungen und Zusammensetzungen (Typ Mensch, Adler) ist ein langwieriger Prozess, dessen Verlauf wir in der gegenwärtigen Sprache weder beobachten noch voraussehen können. Neue Wurzelwörter können nur im Resultat der Entlehnung entstehen, unabhängig davon, ob sie in der Sprache, aus der sie entlehnt werden, Wurzelwörter oder Nicht-Wurzelwörter sind, man vgl.: das Perlon, der Perkai, die Wolga u.a.m. (über die Initial- und Kurzwörter siehe weiter unten). Auch neue Schallnachahmungen können als Wurzelwörter entstehen, das sind jedoch seltene Erscheinungen.
M2 und M3 - Modelle der impliziten Wortbildung (des Wortartwechsels)
Die beiden Modelle haben einige Besonderheiten, die sie von allen übrigen unterscheiden. Erstens können die entsprechenden Strukturen sowohl Ein- als auch Mehrmorphemwörter sein; im zweiten Fall lassen sie sich nur auf der Morphemebene und nicht vom Standpunkt der Wortbildung in die UK zerlegen; in beiden Fällen (auch wenn es Einmorphemwörter sind) unterscheiden sie sich von den echten Wurzelwörtern dadurch, dass sie moti-
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viert sind. Zweitens fehlt hier ein explizites Mittel der Wortbildung, d.h. ein wortbildendes Affix, das es gestatten könnte, den sekundären Stamm von dem primären zu unterscheiden. Zwar wird M3 durch allomorphe Stämme gekennzeichnet, aber, wie bereits gezeigt, wird die Morphemidentität dabei nicht verletzt.
Trotz der Identität der Stämme beim Vorhandensein der Allomorphe unterscheiden wir bei der Behandlung der Wortbildungsmodelle aus methodischen Gründen Modelle ohne und mit Stammvariierung - siehe auch weiter unten - Modelle der Präfigierung und der Suffigierung.
Die obenerwähnten Besonderheiten der Strukturen, die zu den Modellen 2 und 3 gehören, verursachen eine gewisse Schwankung, ja sogar Unsicherheit bei ihrer Schilderung auf synchroner Ebene. Es schwankt auch die Terminologie: "innere Ableitung" (J. Grimm); "Ableitung ohne erkennbare Suffixe", auch - für bestimmte Typen - "Konversion" und "Transfiguration" (W. Henzen); "невыраженная производность" (E.S.Kubrjakova). W. Fleischer widmet diesen Modellen besondere Aufmerksamkeit unter Anwendung des Terminus "implizite Ableitung"61. Dabei ist er bestrebt, die Wortmotivation, die sich teilweise auf die Transformation stützt, als Hauptkriterium der Unterschiede zwischen den primären und sekundären Stämmen anzunehmen. Von diesem Standpunkt aus ("von historischen Erwägungen ganz abgesehen") zählt er zu den von Substantiven abgeleiteten Verben, z.E. fischen - "Fische fangen", loben, sägen u.a.m.; schauen muss umgekehrt als "motivierende Basis" des Substantivs Schau, d.h. das Substantiv Schau als abgeleitet angesehen werden62. An einer anderen Stelle werden starke und schwache Verben als "Basis der substantivischen Ableitung" (Fall; Fang; Biss; Ritt; Dampf; Dank) betrachtet63. Trotz der Bemühungen des Verfassers, die "implizite" Ableitung ausführlich zu behandeln, - das gehört zu den Vorteilen seines inhaltsreichen und originellen Buches - scheint es ihm nicht gelungen zu sein, das Problem in vollem Maße zu lösen. Der Grund dafür ist darin zu suchen, dass der prozessuale Aspekt hier kaum angewandt werden kann. Vom Standpunkt der historischen Entwicklung des Wortschatzes kann in der Regel bei der "impliziten Ableitung" der primäre Stamm bestimmt werden; die Bemühungen aber, die Richtung der Ableitung vom Standpunkt der Synchronie zu klären, scheitern an manchen Widersprüchen (auch W. Fleischer schreibt von "Grenzfällen" und von "zwei Interpretationsmöglichkeiten", z.B. für Paare wie Ruf- rufen, Schrei - schreien u.a.)64.
Man könnte eine andere Lösung dieser schwierigen Frage vorschlagen. Da wir uns in diesem Fall auf synchroner Ebene auf kein strukturelles Merkmal stützen können, das semantische Merkmal aber nicht immer gilt, müssen wir von der Tatsache ausgehen, dass ein und derselbe Stamm in verschiedener morphologischer Distribution (d.h. in verschiedenen, jeder Wortart entsprechenden Paradigmen) funktionieren kann. Das bestimmt auch die syntaktische und semantische Distribution der betreffenden lexikalischen Ganzheiten. Als semantische Invariante dient in der Regel eine der Bedeutungen (meist die Grundbedeutung) oder eine der Bedeutungsschattierungen, die die korrelativen Lexeme zusammenhält; die Stammstruktur bleibt
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unangetastet oder variiert in den Grenzen der Allomorphe, d.h. der Identität des Wurzelmorphems. Man vgl: grün - grünen - das Grün; der Kauf- kaufen, der Verkauf- verkaufen; der Trieb - treiben, der Betrieb - betreiben; der Rat - raten; der Trotz - trotzen - trotz (Präp.}; seit (Präp.) - seit (Konj.) u.a.m.
Dazu wären folgende Erläuterungen zu geben:
1. In allen erwähnten Fällen handelt es sich um korrelative Wortstämme; das infinitivische Suffix -en wird von uns als grammatisches und nicht als wortbildendes Suffix betrachtet, als Merkmal nur einer grammatischen Form, das in den übrigen grammatischen Formen des Verbs fehlt, man vgl.: grünen, das Gras grün-t, grün-te...
2. Das grammatische Paradigma, das die morphologische Distribution des Wortstammes bestimmt, fehlt bei den unflektierbaren Wortarten (Adverb, Präposition, Konjunktion). Das gilt ebenfalls als Merkmal der betreffenden Wortart: die führende Rolle gehört hier der syntaktischen Distribution - seit dieser Zeit..., seit ich hier wohne... .
3. Was die Semantik der korrelativen Wortarten anbelangt, so behauptet jede von ihnen die sie kennzeichnende kategoriale Bedeutung: grün - Merkmal; das Grün - Gegenständlichkeit, grünen - Prozess; der Trotz - Gegenständlichkeit, trotzen - Prozess, trotz (Präp.) - Beziehung. Dabei ist das Bedeutungsgefüge jeder von den korrelativen Wortarten unterschiedlich, was in ihrer syntaktischen und semantischen Distribution seinen Ausdruck findet. So bezeichnet das Adjektiv grün nicht nur eine der Grundfarben, sondern auch einen noch nicht reifen Zustand (grünes Obst), es kann auch auf eine fahle Gesichtsfarbe hinweisen; das Substantiv das Grün kann als Bezeichnung der gegenständlich gedachten grünen Farbe gebraucht werden, aber auch als Bezeichnung der Gesamtheit von grünen Blättern (das erste Grün) oder der jungen Pflanzen; das Verb grünen drückt nur den Prozess des Grünseins oder des Grünwerdens aus (auch andere Beispiele können angegeben werden). Da die Glieder des betreffenden Wortnestes trotz der verschiedenen kategorialen Bedeutung und des unterschiedlichen Be-deutungsgefüges durch eine semantische Invariante (meist durch ihre Grundbedeutung) zusammengehalten werden, kann man sie "grammatische Homonyme" nennen; fehlt eine solche Invariante, so handelt es sich um regelrechte lexikalische Homonyme, z.B. der Gang in der Bedeutung - "Flur, Korridor" - und das Verb gehen; auch die Präposition trotz und das Substantiv der Trotz befinden sich an der Grenze der Homonymie.
Wie ersichtlich, kann das Modell2 (wie auch das Modell3) aus Gründen der Tradition und auch dank der Unifizierung der Beschreibung der Wortstrukturen "Wortbildungsmodeir genannt werden. In Wirklichkeit handelt es sich um korrelative Wortarten, die im Schnittpunkt der Grammatik und der lexikalischen Semantik stehen und sich gegenseitig motivieren. Am besten passt hier der Ausdruck "Wortartwechsel", falls man diesen Terminus nicht im prozessualen, sondern im analytischen Sinn gebraucht. Dabei ist anzunehmen, dass sich in einigen Fällen zwischen den Gliedern der korrelativen Lexeme bestimmte semantische Beziehungen unifizieren lassen, die
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mit Hilfe der Transformation erschlossen werden. Solche Beziehungen verbinden z.B. manche Adjektive und korrelative transitive (faktitive) und intransitive (inchoative) Verben: etwas bereiten - bereit machen; kürzen - kurz machen; bessern - besser machen; grünen - grün sein (werden); reifen - reif werden; gleichen - gleich sein; gesunden - gesund werden u.a.m.
Es gibt im Deutschen eine kleine Gruppe von korrelativen Wörtern, die zu ein und derselben Wortart (und zwar zum Verb) gehören und durch kausative Beziehung miteinander verbunden sind: fällen -fallen lassen (machen), setzen - sitzen lassen (machen}, legen - liegen lassen (machen), tränken - trinken lassen. Die Bildung solcher Verben ist nicht mehr produktiv.
Innerhalb des Wortartwechsels sind zwei Fälle zu erwähnen, wo sich der primäre Stamm deutlich von dem sekundären unterscheiden lässt. Es handelt sich um den Übergang anderer Wortarten in die Klasse der Substantive, wobei das substantivische Paradigma nicht angenommen wird. So bei der Substantivierung der Adjektive: alt - der Alte, ein Alter; zwanzigjährig - der Zwanzigjährige, ein Zwanzigjähriger - in diesen Fällen ist das Substantiv eine sekundäre Struktur. Anders, wenn sich eine grammatische Wortform in den lexikalischen Stamm einer unterschiedlichen Wortart verwandelt: bei der Substantivierung des Infinitivs (lesen - das Lesen, aufstehen - das Aufstehen, weggehen - das Weggehen u.a.), auch bei der Adverbiali-sierung des substantivischen Genitivs des Abends - abends; des Tages - tags; (-s hat sich hier schon in ein adverbiales Suffix verwandelt, das als Merkmal eines Adverbs dient). Bei der Substantivierung der Partizipien sind gleichzeitig zwei Merkmale des sekundären Charakters des Substantivs vorhanden: der Übergang der partizipialen verbalen Wortform in seinen lexikalischen Stamm und das Vorhandensein des adjektivischen Paradigmas (gelehrt - der Gelehrte, ein Gelehrter; lächelnd - die Lächelnde, der Lächelnde u.a.)65.
M4 und M5 - Modelle der präfixalen Ableitung
Der Tradition unserer Linguistik folgend, betrachten wir zum Unterschied von manchen ausländischen Germanisten die Präfigierang als Unterart der affixalen Ableitung, denn es handelt sich, ebenso wie bei der Suffigierung, um Strukturen, deren UK einen primären Stamm und ein Wortbildungsmorphem darstellen. Der formale Unterschied zwischen der Präfigierang und der Suffigierung besteht in der Reihenfolge der UK: das Präfix steht vor, das Suffix nach dem primären Stamm. Das Suffix besitzt die Fähigkeit, eine Wortart in eine andere Wortart zu transponieren. Diese Fähigkeit ist bei den Präfixen beschränkt: sie gilt nur für die verbalen Präfixe (außer ge- und miss-) und für das substantivische Präfix ge- (siehe weiter unten).
Zu den Präfixen (wie auch zu den Suffixen) zählen wir zum Unterschied von einigen Linguisten, unter ihnen auch W. Fleischer (siehe weiter unten), nur gebundene lexikalische Morpheme, die weder lautlich noch semantisch einem Wurzelmorphem entsprechen. Das unterscheidet sie von den "Halbaffixen", die sich in verschiedenem Maße den Affixen nähern (siehe weiter
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unten). W. Fleischer, der das affixale System der deutschen Sprache viel ausführlicher als je untersucht, nennt 10 "echte" (von unserem Standpunkt aus) deutsche (und vollständig verdeutschte) und 21 Präfixe fremder Herkunft (die Anzahl der letzten könnte vergrößert werden). Da wir in unserem Buch in erster Linie das Ziel verfolgen, die Verwendung der Methoden der Wortbildungsanalyse zu behandeln und dabei die Grundbesonderheiten des deutschen Wortbildungssystems zu klären, begnügen wir uns mit einer knappen Darstellung des präfixalen Systems, indem wir alle deutschen Präfixe und die gebräuchlichsten fremden Präfixe nach ihrer Verwendung in den Wortarten gruppieren.
Präfixe der Substantive: 1. deutsche (und vollständig verdeutschte) Präfixe: erz- ge-, miss- (misse-)., im-, ш-; 2. fremde Präfixe: a-, anti-, auto-, ex-, extra-, hyper-, in-, inter-, ko- (ko?i-), makro-, mikro-, mini-, mono-, poly-, pseudo-, re-, super-, ultra-, vize-.
Präfixe der Adjektive: 1. deutsche (und vollständig verdeutschte) Präfixe: erz-, ge-, miss-, im-; 2. fremde Präfixe: a-, anti-, extra-, hyper-, in-, inter-, makro-, mikro-, mono-, poly-, super-.
Präfixe der Verben: 1. deutsche Präfixe: be-, ent-, emp-, er-, ge-, miss-, ver-, zer-; 2. fremde Präfixe: de-, dis-, ex-, ko-, re-.
Die deutschen Präfixe sind produktiv (Ausnahmen ge- bei den Adjektiven, ge- bei den Verben; misse-----bei den Substantiven - Variante des
Präfixes miss-, das verbale Präfix emp-); die von uns erwähnten fremden Präfixe sind entweder produktiv oder mehr oder weniger aktiv. Trotz der verhältnismäßig geringen Anzahl der Präfixe im modernen Deutsch spielen sie im Wortbildungssystem doch eine bedeutende Rolle. Dabei verbinden sich die meisten fremden Präfixe sowohl mit primären Wortstämmen als auch mit Restelementen und Pseudowurzeln; diese Besonderheit kennzeichnet ebenfalls (wenn auch in geringerem Maße) die deutschen Präfixe, man vgl.: Gehölz und Gemahl, Unmensch und Ungeheuer, misstreu und misshellig, verreisen und verlieren, beherrschen und beginnen u.a.m. Die meisten Präfixe sind unbetont; als Ausnahmen sind zu nennen: im- und ur- bei den Substantiven ('Unglück, 'Urfeind) und ur- bei Adjektiven, das entweder die Hauptbetonung trägt ('uralt) oder durch eine schwebende Betonung gekennzeichnet wird (bei der Funktion der Verstärkung: 'ur'komisch'), und miss-bei den Verben, wenn der primäre Stamm ein präfixaler ist (in diesem Fall wird miss- schwach betont: missverstehen).
Es ist bemerkenswert, dass mehrere Präfixe nicht in einer, sondern in zwei oder drei Wortarten gebraucht werden, und zwar: erz- (Subst., Adj.), ge- (Subst., Adj., Verb), miss- (Subst., Adj., Verb), im- (Subst., Adj.), ur-(Subst., Adj.), ex- (Subst, Verb), extra- (Subst., Adj.), mter-(Subst., Adj.), makro- (Subst., Adj.), mikro- (Subst., Adj.), mono- (Subst., Adj.), poly-(Subst., Adj.), super- (Subst., Adj.), re- (Subst., Verb). Dabei muss betont werden, dass die lautlich zusammenfallenden Präfixe auch semantisch identisch oder fast identisch sind; als Ausnahme gilt das Präfix ge-, das den Substantiven die Bedeutung der Abstrakta - Gebrüll, Geheul, Gefühl - oder der Kollektiva - Gehölz, Gebäck, Gebüsch - verleiht, bei Adjektiven und
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Verben desemantisiert ist: getreu, gestreng, gehorchen, geziemen, d.h., dass es sich um homonyme Präfixe handelt.
M6 und M7 - Modelle der suffixalen Ableitung
Die Wortbildungssuffixe der deutschen Gegenwartssprache sind viel zahlreicher als die Präfixe; W. Fleischer nennt circa 48 deutsche und 35 entlehnte Suffixe (wir zählen aber zu den Suffixen ebenso wie zu den Präfixen nur vollständig gebundene Morpheme). Es gibt manche gleichlautende Suffixe, die verschiedene Wortarten bilden; sie sind aber in der Regel semantisch (oft auch etymologisch) unterschiedlich und gelten als homonyme Morpheme. Bemerkenswert ist auch, dass einige substantivische Morpheme dem Substantiv verschiedenes Geschlecht geben. Es gibt Suffixvarianten, die den zu bildenden Lexemen gleiche kategoriale Bedeutung zugeben (solche Varianten geben wir in Klammern an).
Suffixe der Substantive männlichen Geschlechts: Deutsche Suffixe: -bald, -e, -el, -er(-ler, -ner, -aner, -ianer, -enser, -iker), -icht, -ian (-Jan), -ing, -ling, -rieh, -sei, -ung; fremde Suffixe: -al, -an, -ant, -ar (-är), -at, -ent, -et, -eur (-ieur), -ier -ismus (-asmus), -ist, -it, -on, -or (-ator). Am produktivsten sind: -er (wie auch die meisten seiner Varianten), -ling, -ant, -ent, -eur (-ieur), -ismus, -ist, -пот, -or (die fremden Suffixe kennzeichnen fast ausschließlich Entlehnungen). Als unproduktiv gelten: -e, -ing, -ung, -sei, die meist neben Restelementen stehen: Schütze, Kampe, Hering, Messing, Stöpsel', einige bilden Familiennamen: Adelung, Härtung. Die übrigen deutschen und alle fremden Suffixe der Maskulina sind mehr oder weniger aktiv.
Suffixe der Substantive weiblichen Geschlechts: Deutsche Suffixe: -e, -ei (-erei, -elei), -de, -heit (-keit, -igkeit), -icht, -in (-erin, -nenn), -nis, -sal, -schaft, -t, -ung; fremde Suffixe: -ade (-iade), -age, -el, -enz (-anz), -esse, -isse, -ide, -ie (-erie), -iere, -ik (-atik), -ion (-ation), -ose, -tat (-itäf), -ur. Besonders produktiv sind: -heit (mit seinen Varianten), -in, -schaft, -ung', unproduktiv sind -de, -icht; die übrigen deutschen und alle fremden Suffixe der Feminina sind mehr oder weniger aktiv.
Suffixe der Substantive sächlichen Geschlechts: Deutsche Suffixe: -chen, -el, -lein, -nis, -sal (-sei), -turn; fremde Suffixe: -al, -ament (-ement), -at (-iaf), -är, -ent, -et, -eur, -ier, -пот. Produktiv sind: -chen, -lein, -turn, -el, -nis, -sal (-sei), die fremden Suffixe sind mehr oder weniger aktiv.
Wie ersichtlich, sind die Suffixe der Feminina am zahlreichsten; ihnen folgen die Suffixe der Maskulina; die kleinste Anzahl bilden die Suffixe der Neutra. In der Regel erscheinen die Suffixe als Merkmal des grammatischen Geschlechts: Eine Ausnahme bilden: -e sowohl bei den Maskulina der Junge, Schütze als auch bei den Feminina die'Tiefe, Schere; -el bei den Maskulina der Flügel, Deckel wie bei den Neutra das Bündel, Mädel; -nis bei den Feminina die Kenntnis, Finsternis und bei den Neutra das Geheimnis, Bündnis; -sei (vereinzelt beim Maskulinum: der Stöpsel), sonst bei den Neutra das Rätsel, Geschreibsel; -turn fast ausschließlich bei den Neutra das Eigentum, Altertum; vereinzelt bei den Maskulina der Reichtum, Irrtum; auch manche fremde Suffixe -al; derAdmiral, das Kapital; -ar: der Bibliothekar,
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das Glossar; -at: der Kandidat, das Lektorat; -ent: der Student, das Monument; -et: der Prolet, das Paket; -eur. der Kommandeur, der Monteur, das Odeur; -ier. der Kanonier, das Plaisier; -пот: der Agronom, das Metronom u.a.
Suffixe der Adjektive: Deutsche Suffixe: -bar, -en (-erii), -er, -haft, -ig (-artig, -förmig, -haltig, -malig, -mäßig), -isch (-itiscli), -lieh (-tlich), -sam; fremde Suffixe: -abel (-ibel), -al (-ш/), -ant (-ent), -el (-iell), -esk, -iv, -os (-ös).
Die Anzahl der adjektivischen Suffixe ist im Vergleich zu den substantivischen gering; dagegen sind alle deutschen Suffixe produktiv, die fremden Suffixe aktiv, das heißt, dass die Suffigierung bei der adjektivischen Wortbildung eine große Rolle spielt. Bemerkenswert ist das Vorhandensein von mehreren zweisilbigen Varianten des Suffixes -ig. Der Herkunft nach gehen sie auf Zusammensetzungen zurück: Eigenart - eigenart-ig. Flaschenform -flaschenförm-ig oder auf Wortgruppen (Art eines Affen - affenartig, andere Art - andersart-ig). Wir zählen sie zu den erweiterten Varianten des Suffixes -ig, sind aber der Meinung, dass es sich hier oft um zwei Möglichkeiten der Zerlegung des Wortstammes in die UK handelt, eigenart + ig und eigen + artig. Der Umlaut auf -förmig gestattet nur eine Art der Zerlegung: /laschen-, glocken-, ketten-, birnen-förmig u.a.m.
Suffixe der Numeralien: Wie bekannt, bilden die Numeralien eine unbegrenzte Wortklasse, da auch das Zählen, das ihnen zu Grunde liegt, keine Grenzen hat. Bemerkenswert ist aber, dass alle Numeralien aus einer geringen Zahl von Wurzelwörtern (durch Suffigierung und Zusammensetzung) entstehen; es sind: eins bis zwölf, hundert, tausend, Million (Trillion, Quadrillion...}. Zu den Suffixen der Kardinalia gehören: -zig (-ßig); der Ordina-lia: -t, -st; die Bruchzahlen erhalten die Suffixe -tel und -stel. Die Multipli-kativa zählt man auch zu den Adjektiven und Adverbien je nach ihren grammatischen Merkmalen, oder man nennt sie "adjektivische und adverbiale Multiplikativa", was durchaus berechtigt ist, denn sie werden ebenfalls aus den numeralischen Wurzelwörtern gebildet. Die ersten erhalten das Suffix -erlei, das unflektierte Formen bildet (zwei-, dreierlei Fragen), -malig (eine Verbindung von -mal + ig; die auf diese Weise gebildeten Multiplikativa lassen eine zweifache Zerlegung in die UK zu: zwei-malig und zweimal + ig), -fach und -faltig; die zweiten werden mit Hilfe des Suffixes -ens gebildet (drittens; die Basis ist der Stamm der Ordinalia).
Suffixe der Verben: Die verbalen Suffixe lassen sich in solche Suffixe einteilen, die Vokale enthalten, und in "konsonantische", die nur aus Konsonanten bestehen, d.h. nur als Bestandteile einer Silbe zu betrachten sind. Zu den ersten gehören: deutsche Suffixe -el(n), -enz(en), -er(ri),-ig(en), -itz(eti); das fremde Suffix -ier(en), -(is)ier(en), -(ißz)ier(en); zu den zweiten: -ch(eii), -s(en), -sch(en), -tsch(en), -z(en). Recht produktiv ist das fremde Suffix -ieren wie auch seine Varianten; -ig(en) und-er(n) sind unproduktiv. Die übrigen Suffixe scheinen nur bei der Bildung schallnachahmender Verben aktiv zu sein: lispeln, knirschen, piepsen, sonst erscheinen sie nur relikthaft. Im Allgemeinen spielt die Suffigierung bei den
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Verben, zum Unterschied von den Nomina, eine viel geringere Rolle als die Präfigierung.
Suffixe der Adverbien: Die adverbialen Suffixe sind nicht zahlreich. Es sind -lieh, -sam, -wärts, -lei(-erlei), -s(-dings, -lings), -st. Besonders produktiv ist -s; unproduktiv ist -sam; die übrigen scheinen mehr oder weniger aktiv zu sein.
Wie aus der Schilderung des suffixalen Systems folgt, spielt die Suffigierung eine bedeutende Rolle im deutschen Wortbildungssystem, besonders bei den Nomina. Die Grundfunktion der Suffixe besteht darin, dass sie als Merkmal einer Wortart erscheinen, wobei jede Wortart durch ihre eigenen Suffixe gekennzeichnet wird. Wie schon oben gesagt, gibt es Suffixe verschiedener Wortarten, die lautlich zusammenfallen, oft auch etymologisch verwandt sind; dennoch sind es grammatische und meist auch lexikalische Homonyme, z.B.: -er bei Substantiven Lehrer, bei Adjektiven Leningrader (Straßen), bei Verben plappern; -sam bei Adjektiven (einsam} und vereinzelt bei Adverbien (gleichsam}, auch manche fremde Suffixe. Als Homonyme sind auch gleichlautende substantivische Suffixe zu betrachten, die den Substantiven verschiedenes grammatisches Geschlecht verleihen, wie -e bei den Maskulina und Feminina, -nis und -sal bei den Maskulina und Neutra u.a.m. (siehe oben). Bemerkenswert ist auch, dass die fremden Suffixe wie auch die fremden Präfixe recht zahlreich und - wenn auch nicht immer produktiv - doch mehr oder weniger aktiv sind.
M8 und M9 - Modelle der präfixal-suffixalen Ableitung
Die Besonderheiten dieser Strukturen bestehen darin, dass sie sich in die UK verschieden zerlegen lassen: Präfix + primärer Stamm + Suffix, oder: primärer Stamm mit einer diskontinuierlichen gebundenen UK, die sich weiter in Präfix und Suffix teilen lässt, man vgl.: DP+L+DS oder Ll,) + DP, DS. Solche Strukturen sind nicht zahlreich und spielen keine bedeutende Rolle im Wortbildungssystem der deutschen Gegenwartssprache. Bemerkenswert ist auch, dass der primäre Stamm in der Regel ein Wurzelmorphem ist.
Präfixal-suffixale Substantive: Es sind deverbative und denominative Strukturen mit dem Präfix ge- und meist mit dem Suffix -e (seltener mit einigen anderen Suffixen), man vgl.: Gefrage, Gelaufe, Gebrülle, Gespiele, Geschreibsel, Gebirge, Gebäude. Ableitungen mit verbalen Stämmen sind produktiv, mit nominalen Stämmen nur aktiv. Relikthaft sind einige Bildungen mit Restelementen: Genösse, Gemüse, Gesinde u.a. Die Hauptbetonung fällt in der Regel auf das Wurzelmorphem.
Präfixal-suffixale Adjektive: Diese Strukturen, die recht produktiv sind, werden nach dem Modell der Partizipialformen der schwachen Verben gebildet, ohne dass ein Verbalparadigma dazu existiert, man vgl.: gestiefelt, befrackt, entmenscht, vertiert, zertalt (am produktivsten sind Bildungen mit dem Präfix ge-). Das Suffix -t und das Präfix ge- fungieren in diesem Fall als lexikalische, nicht als grammatische Morpheme.
Präfixal-suffixale Verben: Diese Strukturen sind weder aktiv noch zahlreich, man vgl.: beerdigen, befriedigen u.a.
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Wie schon gesagt, zählen wir das verbale Suffix -en zu den grammatischen Merkmalen, zum Unterschied von W. Fleischer, der solche Einheiten wie beglasen, zerstücken u.a. als präfixal-suffixale Verben betrachtet.
M10 - Modell der determinativen Komposita
Dieses Modell spielt in der deutschen Gegenwartssprache (siehe weiter unten S. 123) eine besonders große Rolle und ist typisch für Substantive, Adjektive, Numeralien und Verben. Drei Grundmerkmale kennzeichnen das Modell: erstens ist die hierarchische Struktur der entsprechenden Konstruktionen immer binär, d.h., sie lassen sich in zwei UK teilen, unabhängig von der Anzahl der sie konstituierenden Morpheme; zweitens wird die Wortart, zu der die Konstruktion gehört, durch die 2. UK bestimmt; drittens ist die Beziehung der ersten UK zu der zweiten, die die Wortmotivation bestimmt, (im zweiten Sinne des Wortes) determinierend. Vom formalen Standpunkt aus lassen sich die determinativen Komposita in drei Arten teilen: echte (eigentliche) Komposita, deren UK sich miteinander unmittelbar verbinden: Lichtstrahl, Schreibtisch, dunkelblau; unechte (uneigentliche) Komposita, die ein Fugenelement enthalten: Tageslicht, kinderleicht, Sonnenstrahl, Werdegang; Zusammenrückungen, d.h. solche Komposita, die der Struktur und der Stellung ihrer UK nach mit den aus den UK entsprechenden Lexemen gebildeten syntaktischen Fügungen identisch sind - man vgl.: Krauseminze, weitberühmt, gutaussehend, zweihundert, dreitausend, wachliegen, emporsteigen, u.a.m. Die Termini "echte" ("eigentliche"), "unechte" ("uneigentliche") Komposita hat J. Grimm eingeführt. Wir gebrauchen sie der Tradition folgend, obgleich sie nicht motiviert sind. Unsere Definition der "Zusammenrückung" entspricht im Allgemeinen der Definition von 0. Behag-hel, der darunter "eine ganz lose Art von Zusammensetzung" versteht, "wenn Wörter, die im Satz häufig nebeneinander stehen, zur Einheit zusammengefasst werden, ohne dass bei der Vereinigung eine Veränderung eintritt, sei es in der Beziehung der Teile untereinander, sei es in ihrem Verhältnis zu den benachbarten Teilen der Rede"66. Innerhalb der determinativen Substantive sind die Zusammenrückungen selten: die meisten Komposita dieses Modells gehören zu den "echten" und "unechten" Zusammensetzungen; dasselbe gilt für die Adjektive, wo aber die Zusammenrückungen häufiger erscheinen; was die zusammengesetzten Verben angeht, so können sie zu den determinativen Zusammenrückungen gerechnet werden unter der Bedingung, dass die erste substantivische Komponente den Artikel verliert, man vgl.: teilnehmen, haushalten, achtgeben u.a. (das kennzeichnet übrigens auch die meisten festen Wortkomplexe dieser Art: Abschied nehmen, Gefahr laufen, Wache stehen u.a.).
Der Hauptakzent fällt bei den determinativen Komposita auf die betonte Silbe der ersten UK, eine schwächere Betonung erhält die betonte Silbe der zweiten UK.
mh - Modell der nichtdeterminativen Komposita
Es handelt sich dabei eigentlich nicht um ein Modell, sondern um mehrere Modelle, die durch folgende gemeinsame Merkmale gekennzeichnet sind:
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Die entsprechenden Komposita sind immer Zusammenrückungen; sie können mehr als zwei UK einschließen, d.h., dass sie nicht unbedingt binär zu gliedern sind. Dazu gehören: 1. kopulative (additive) Komposita, deren UK anreihend miteinander verbunden sind (wie Glieder einer syntaktischen Wortreihe): Dichterkomponist, Strichpunkt, deutsch-russisch, taubstumm, dreizehn, einundzwanzig, hundertzweiunddreißig; 2. die sogenannten Imperativnamen, d.h. substantivierte Imperativsätze (mit und ohne Anrede): das Tischleindeckdich, das Vergißmeinnicht, der Taugenichts; 3. substantivierte präpositionale Gruppen: der Ohnebart; 4. zusammengesetzte Adverbien: geradeaus, bergauf, meistenteils; 5. einige gelegentliche Verschmelzungen von Lexemen, die im Satz nebeneinander stehen: ein Maßvoll, eine Handvoll, das Vaterunser. Produktiv sind die Komposita, die zur ersten Gruppe gehören, d.h. Substantive, Adjektive, Numeralien und die adverbialen Komposita (4. Gruppe). Substantivierte präpositionale Gruppen (3. Gruppe) sind selten; die übrigen Strukturen scheinen mehr oder weniger aktiv zu sein. Die Betonung unterliegt keinen festen Gesetzmäßigkeiten, sie hängt von den Einzelbildungen und auch von der verschiedenen syntagmatischen Umgebung der Lexeme ab.
M12 - Modell der Komposita mit einem Restelement
Diese Strukturen sind das Resultat historischer Prozesse, d.h. dass die "Restelemente" den Stämmen solcher Wörter entsprechen, die als selbständige Lexeme verschwunden sind und sich nur noch vereinzelt als "gebundene UK" eines Wortstammes erhalten haben. Sie können sowohl die erste als auch die zweite Stelle einnehmen, man vgl.: Demut (dio-ahd. "Knecht"); Brombeere (brama - ahd. "Dornstrauch"); Nachtigall (gala - ahd. gehört zu einem untergegangenen Verb galan - "singen"); Werwolf (wer - ahd. wer, got. wair - "Mann"). Solche Wörter sind selten und gehören zu den peripheren Strukturen sowohl innerhalb der Zusammensetzungen als auch innerhalb der Wurzelwörter. Dazu gehören einzelne Substantive, darunter auch geographische und Familiennamen: Heidelberg, Wiesbaden; Dessel-mann, Brinkmann u.a.m.) und einige desubstantivische Verben, deren Basen untergegangen sind: brandmarken, willfahren u.a.
M13 - Modell der affixalen Ableitung mit einem Restelement oder einer Pseudowurzel
Dieses Modell zerfällt in zwei Unterarten: zur ersten Unterart gehören einzelne deutsche Strukturen mit Präfixen oder Suffixen, die neben Einzelelementen, die keinen Wortstämmen mehr entsprechen, ihre Wortbildungsfunktion beibehalten; zur zweiten Unterart - meist Entlehnungen, die mit ein und demselben Grundelement ganze Wortnester bilden. Die Wörter der ersten Art und die zum 12. Modell gehörenden Zusammensetzungen können verschiedene Wortarten sein: Substantive - Ungeziefer (man leitet es aus ahd. zebar- "Opfertier" ab); Löffe/ (zu einem noch mundartlich gebrauchten Verb laffen man vgl. "lecken"); auch geographische und Personennamen München, Dietrich; Adjektive - billig (in der Geschichte der Sprache immer
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nur suffixales Wort), ungestüm (gestüeme = "sanft", schon im Mhd. selten); Verben - gewinnen (winnan = ahd. "sich mühen", "leisten"), verlieren (auch in altgermanischen Sprachen nur mit einem Restelement als 2. UK bekannt) u.a.m. In allen diesen Fällen handelt es sich um einzelne Restelemente.
Auch innerhalb der Entlehnungen gibt es Einzelbildungen mit einem Suffix und einem Restelement, z.B., Elefant, Komet, Baron u.a.
Zur zweiten Art gehören zahlreiche Entlehnungen mit "Pseudowurzeln", die sich in mehreren etymologisch und semantisch verwandten Wörtern wiederholen, ohne dass das sie vereinigende Element einem selbständigen Wortstamm entspricht: studieren, Student, Studium', demonstrieren, Demonstrant, Demonstration; elektrisch, Elektrizität, elektrifizieren, Elektron u.a.m. Manche Forscher zählen sie zu regelrechten Ableitungen, deren primärer Stamm gekürzt wird. Unserer Meinung nach sind es periphere Bildungen, die zwar einander motivieren, aber nur "Pseudowurzeln" enthalten, die immer als gebundene Elemente des Wortstamms funktionieren.
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