Die Hauptmerkmale der deutschen starken Verben bei der Bildung der Zeitformen sind folgende:
der Vokalwechsel des Wurzelmorphems
das Fehlen des Suffixes im Präteritum
das Suffix -en im Partizip II
Nicht allen starken Verben ist der Konsonantenwechsel eigen wie z.B.:
bringen – brachte – gebracht
schneiden – schnitt – geschnitten
ziehen – zog – gezogen
Der Konsonantenwechsel heißt im Deutschen der grammatische Wechsel. Der Vokalwechsel heißt Ablaut.
Im Deutschen unterscheidet man 8 Ablautreihen.
Die 1. Ablautreihe
Das Merkmal dieser Reihe ist der Vokalwechsel nach folgendem Muster:
ei – i (ie) – i (ie)
Die beiden Varianten unterscheiden sich voneinander nach der Länge und Kürze des Vokals i im Präteritum und Partizip II.
ei – i – i
beißen – biss – gebissen
sich auf die Lippen beißen
in den Apfel beißen
sich Dat. die Zunge beißen
von einer Schlange gebissen werden
bleichen – blich – geblichen (H/v sein)
der Teppich ist in der Sonne geblichen
gleichen – glich – geglichen
wie ein Ei dem anderen gleichen
der Mutter / dem Vater gleichen
gleiten – glitt – geglitten (H/v sein)
über das Wasser, über das Eis gleiten
aus den Händen gleiten
greifen – griff – gegriffen
sich an den Kopf greifen
zum letzten Mittel greifen
Greifen Sie zu!
sich (Dat.) ein Stück Kuchen greifen
kneifen – kniff – gekniffen
jn in den linken Arm kneifen
leiden – litt – gelitten
an heftigen Kopfschmerzen leiden
an Schlaflosigkeit leiden
pfeifen – pfiff – gepfiffen
auf 2 Fingern pfeifen
vor sich hin pfeifen
reißen – riss – gerissen
zerreißen
jm einen Zahn reißen
den Brief in Fetzen zerreißen
reiten – ritt – geritten
Der Mann ist in den Wald geritten.
Der Mann hat den ganzen Tag geritten.
schleichen – ritt – geritten
wie eine Schnecke schleichen
schleifen – schliff – geschliffen
das Messer scharf schleifen
schmeißen – schmiss – geschmissen
nach jm mit den Steinen schmeißen
nach jm mit faulen Tomaten schmeißen
einen Stein ins Fenster schmeißen
mit dem Geld um sich schmeißen
schneiden – schnitt – geschnitten
sich in den Finger schneiden
ein Stück Brot schneiden
schreiten – schritt – geschritten
zur Tat schreiten
zur Sache schreiten
streichen – strich – gestrichen
Butter aufs Brot streichen
jm übers Haar streichen
streiten – stritt – gestritten
wegen Kleinigkeiten streiten
weichen – wich – gewichen
keinen Schritt vom Weg weichen
ei – ie – ie
bleiben – blieb – geblieben
Alles bleibt beim Alten.
am Apparat bleiben
in Erinnerung bleiben
gedeihen – gedieh – gediehen
nur bei viel Sonne gedeihen
leihen – lieh – geliehen
ausleihen, verleihen
(sich Dat.) das Geld bei jm leihen
ein Buch in der Bibliothek ausleihen
jm einen Orden verleihen
meiden – mied – gemieden
vermeiden
sich, einander meiden
jds Gesellschaft meiden
jn aus irgendwelchem Grund meiden
jn wie die Pest meiden
reiben – rieb – gerieben
sich den Schlaf aus den Augen reiben
scheiden – schied – geschieden
sich scheiden lassen
die Ehe scheiden
scheinen – schien – geschienen
erscheinen
ins Gesicht scheinen
in der Tür erscheinen
schreiben – schrieb – geschrieben
beschreiben, ausschreiben, aufschreiben, verschreiben
unleserlich schreiben
etwas ins reine schreiben
etwas mit Worten beschreiben
schreien – schrie – geschrieen
wie ein gestochenes Schwein schreien
vor Lachen schreien
schweigen – schwieg – geschwiegen
auf alle Fragen schweigen
zu allen Vorwürfen schweigen
ganz zu schweigen von…
speien – spie – gespieen
jm ins Gesicht speien
auf den Boden speien
steigen – stieg – gestiegen
einsteigen, aussteigen, besteigen, umsteigen
mir steigen die Haare zu Berge
einen Berg besteigen
einen Drachen steigen lassen
treiben – trieb – getrieben
Sport treiben
Kühe treiben
jn zur Verzweiflung treiben
jn aus dem Haus treiben
verzeihen – verzieh – verziehen
jm seine schlechte Tat, sein schlechtes Benehmen, eine Kränkung verzeihen
weisen – wies – gewiesen
ausweisen
auf den freien Platz weisen
jm die Richtung weisen
jm die Tür weisen
jn aus dem Zimmer weisen