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2.4 Von der Bundesregierung wird mehr Engagement gefordert

Fast zwei Drittel (62 %) der Bevölkerung fordern mehr aktives Handeln von der Bundesregierung für den Umweltschutz. Der Zeitvergleich offenbart: Nachdem 2006 noch sieben von zehn Personen mehr Umwelt­schutzmaßnahmen auf Regierungsebene forderten, waren es 2008 nur noch 56 %. Aktuell ist somit wieder ein starker Anstieg zu verzeichnen. Vor allem Frauen, Junge, gut Gebildete und Großstädter fordern mehr Engage­ment.8

Auch sind klare Milieuschwerpunkte zu erkennen: Vor allem im Sozialökologischen (76 %) und Adaptiv-pragmatischen Milieu (77 %) wird von der Bundesregierung mehr Umweltschutz gefordert, während nur die Hälfte der Konservativ-etablierten mehr Engagement befürwortet.

7 LoHaS – Lifestyle of Health and Sustainability – bezeichnet einen Lebensstil bzw. Konsumententyp, dessen Vertreter durch bewusst nachhalti­gen Konsum (Bio, Fair Trade etc.) die eigene Gesundheit fördern und zudem die Prinzipien der Nachhaltigkeit verwirklichen wollen.

8 Geschlecht: Frauen 66 %, Männer 58 %; Alter: bis 29 Jahre: 66 %, 30-49 Jahre: 64 %, 50-65 Jahre: 60 %, ab 66 Jahre: 58 %; Bildung: hohe: 68 %, mittlere: 68 %, niedrige: 53 %; Ortsgröße: Großstadt 68 %, mittelgroße Stadt 61 %, Dorf/Kleinstadt 58 %.

Eine Erklärung für die Forderung nach mehr politischem Engagement könnte darin liegen, dass mehr als drei Viertel der Befragten befürchten, dass sich die Umweltsituation ohne zusätzliche politische Maßnahmen dra­matisch verschlechtern wird.

Das zeigt: Der Zustand der Umwelt und die Umweltpolitik als Handlungsfeld sind den Menschen trotz Wirt­schaftskrise sehr wichtig. Würden die Bürgerinnen und Bürger von der Politik mehr Engagement fordern, ohne generell selbst zu persönlichen Verhaltensänderungen bereit zu sein, könnte man von einer Verschie­bung der Verantwortung auf andere (auf die Mitbürger, die Wirtschaft, die Politik) sprechen. Wie aber in Kap. 4.4 und Kap. 6.2 zu sehen ist, treffen solche vereinfachenden Argumente keineswegs die ganze Wahrheit, denn die prinzipielle Bereitschaft der Konsumentinnen und Konsumenten, durch das eigene Verhalten etwas für den Klimaschutz zu tun, hat zugenommen.

2.5 Klare Priorität haben Aufgaben im Bereich Klimawandel

Bei der Bewertung der Aufgaben im Umweltschutz werden alle abgefragten Bereiche von vier Fünfteln der Bürgerinnen und Bürgern als wichtig oder sehr wichtig eingeschätzt.

Für eine genauere Analyse sind deshalb in Abb. 9 nur die Antworten gemäß Kategorie „sehr wichtig“ darge­stellt. Oberste Priorität bei Aufgaben im Umweltschutz schreibt die Bevölkerung dem Bereich der Klimaschutz­maßnahmen zu. Die Hälfte beurteilt es als sehr wichtig, dass der Ausstoß klimaschädlicher Gase reduziert wird (52 %), der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben wird (51 %) und dass für einen effizienten Einsatz von Energien gesorgt wird (48 %). Nur zwei Aufgabenbereiche fallen unter die 40-Prozent-Marke: Für Boden­schutz (36 %) und mehr Stadtgrün (35 %) sorgen.

Die Aufgabenbereiche werden mit höherer Formalbildung und überwiegend auch mit steigendem Einkom­men als wichtiger eingeschätzt. Außerdem lassen sich Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern feststellen: Aufgaben im Kontext des Klimawandels sind in den alten Bundesländern wichtiger als in den neuen. Die Themen Biodiversität und Stadtgrün werden hingegen in den neuen Bundesländern als wichtiger eingestuft.

Insgesamt kann man als Resümee dieses Kapitels die vorsichtig optimistische Hypothese wagen, dass sich in jüngster Zeit für Umwelt- und Klimapolitik in Deutschland die Bedingungen eher verbessert haben: Die Bürge­rinnen und Bürger verlangen ein entschlossenes Handeln der Politik.

Gleichzeitig ist die Bevölkerung aber auch bereit, selbst etwas dafür zu tun, wie wir in den folgenden Kapiteln sehen werden. Allerdings stößt diese generelle Handlungsbereitschaft bei relativ vielen Menschen an Gren­zen, wenn es um alte und hoch geschätzte Gewohnheiten geht – wie zum Beispiel die bisherigen Formen der Individualmobilität. Damit wird auch für diese Studie eine Frage relevant, die heute in der sozial- und kul­turwissenschaftlichen Diskussion immer wichtiger wird: Die Frage, ob und inwiefern der Klimawandel einen Kulturwandel sowohl bewirkt als auch erfordert. Dieses Thema werden wir im übernächsten Kapitel wieder aufnehmen.

„Reduktion der Treibhausgase“: Wohnregion: West: 54 %, Ost: 42 %; Einkommen: unter 1.000 €: 46 %, 1.000-1.999 €: 49 %, 2.000-2.999 €: 50 %, über 3.000 €: 56 %. „Ausbau erneuerbarer Energien“: Wohnregion: West: 54 % Ost: 40 %; „Effizienter Einsatz von Energien“: Ein­kommen: unter 1.999 €: 41 %, 2.000-2.999 €: 50 %, über 3.000 €: 53 %. „Biodiversität“: Wohnregion: West: 45 %, Ost: 50 %; „Stadtgrün“: Wohnregion: West: 33 %; Ost: 43 %.