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2. Emile Zola und sein Experimentalroman

Die geschlossenste naturalistische Literaturtheorie bot der französische Romancier Emile Zola. Nach ihm ist der „naturalistische“ Schriftsteller derjenige, der wie ein Naturwissenschaftler arbeitet: Er untersucht und beschreibt empirische Wirklichkeit. Auf der Grundlage des gesammelten Materials von Fakten und Daten konstruiert er den Roman als „Experiment“, das heisst als Versuchsanordnung, mit der die Richtigkeit und Gesetzmässigkeit der Fakten demonstriert werden kann. Die Erfindung des Autors besteht nur darin, individuelle Personen in bestimmten geschichtlichen und sozialen Situationen zu wählen, um an ihnen die Romanhandlung zu entwickeln. Zola hat tatsächlich so produziert: mit Dokumenten, Statistiken, Beobachtungen und einer strengen Planung für seine Arbeit am ganzen Romanzyklus. Allerdings räumt er dem Autor einen Anteil schöpferischer Subjektivität ein: das „Temperament“, mit dem er Fakten und Gesetzmässigkeit der Realität in die fiktionale Wirklichkeit des Romans umsetzt.

Als Gesetzmässigkeiten im Sinne der Wissenschaften wie der Literatur sah Zola die physisch-psychische und soziale Kausalität an. Psychisch und physisch ist demnach der Mensch determiniert durch das Milieu. Deshalb bezeichnete Zola seinen Romanzyklus als „natürliche und soziale Geschichte“.

3. Die wichtigsten Vertreter des Naturalismus in der Welt

  • Fjodor Michailowitsch Dostojewski (1821-1881)“Die Brüder Karamasow“ (Roman, 1879/1880)

  • Maxim Gorki (1868-1936) „Das Klim Samgins Leben“ (Roman-Epopöe, 1888)

  • Henrik Ibsen (1828–1906)“Die Stürzen der „Gesellschaft“ (Komödie, 1877), „Nora oder ein Puppenheim“ (Drama, 1879), „Gespenster“ (Drama, 1881)

  • Guy de Maupassant (1850–1893) “Das Leben” (Roman, 1885)

  • Johan August Strindberg (1849–1912) „Der Vater“ (Drama, 1887), „Fräulein Julie“ (Drama, 1890)

  • Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828-1910) „Anna Karenina“ (Roman, 1873-1876), Die Macht der Finsternis“ (Drama, 1890)

  • Émile Zola (1840–1902) „Rugon-Makkari“ (Romanzyklus in 20 Bänden, 1871-1893), „Der Experimentalroman“ (1880), „Der naturalistische Roman“ (1881), „Der Naturalismus im Theater“ (1881).

IV. Naturalismus in Deutschland

1. Historischer Hintergrund.

Zu Beginn der 1880er Jahre kam es zu großen Fortschritten und Weiterentwicklungen in den Wissenschaften, z. B. 1884 wurde die Dampfturbine, 1887 die Schallplatte und 1893 der Dieselmotor erfunden.

Bestimmend für die innen- und außenpolitische Entwicklung war Reichskanzler Bismarck. Im Deutschen Reich und in Europa wurde durch ihn eine gewisse Stabilität geschaffen, die erst wieder abnahm, als Bismarck 1890, wegen politischen Differenzen mit dem neuen Kaiser Willhelm II., zurücktreten musste.

Die Wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und geistigen Faktoren des Wilhelminischen Zeitalters bilden den Hintergrund, auf dem diese neue Bewegung gesehen werden muss. Das nach der endgültigen Aufhebung der deutschen Kleinstaaterei im Zweiten Deutschen Kaiserreich nach 1871 rasch und mit aller Macht gesteigerte Kapitalwachstum beschleunigte auch die Proletarisierung grosser Bevölkerungsteile und schuf unübersehbare soziale Probleme. Hatte noch wenige Jahre zuvor die Mehrheit auf dem Land gewohnt, so setzte nun eine Wanderungsbewegung in die Städte ein, die kaum aufgefangen wurde. Berlin, das Zentrum der naturalistischen Literaturbewegung hatte sich im Laufe von knapp vier Jahrzehnten von einer preussischen Residenzstadt mit kaum einer halben Millionen Einwohnern zur Reichhauptstadt mit anderthalb Millionen Menschen vergrössert, die durch die Industrialisierung, d.h. durch Arbeit ermöglichtes Einkommen angelockt wurden.

Die Naturalisten richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die kapitalistischen Realitäten im neuen preusisch-deutschen Reich und machten die eben entstandenen Elendsquartiere, das Fabrikarbeiter-, Dirnen- und Kneipenmillieu zu ihrem literarischen Gegenstand. Dieses Millieu – ein sowohl für die soziale Lage der Betroffenen wie für die naturalistische Literaturtheorie folgenschwerer, weil deterministischer Begriff – war nach den traditionellen ästhetischen Normen nicht darstellungswürdig, weil es als hässlich, abstossend und krankhaft galt. Alein durch diese Stoffwahl bekam der Naturalismus einen antibürgerlichen Zug und handelte sich sofort den Ruf des „Revolutionären“ ein.

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