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Лексикология современного немецкого языка 9 :: 10 :: 11 :: Содержание 1. DAS WORT IM LEXIKALISCH-SEMANTISCHEN SYSTEM. SYNCHRONIE UND DIACHRONIE BEI DER BETRACHTUNG DES WORTBESTANDES BZW. DES LEXIKONS

1.0. GRUNDSÄTZLICHES ZUM WORT ALS GRUNDEINHEIT DER SPRACHE UND ALS SPRACHLICHES ZEICHEN

Das Wort ist die grundlegende Einheit der Sprache, die in der Struktur einer Sprache Schlüsselpositionen einnimmt. Diese Tatsache bestreitet heute fast niemand mehr25.

Die zentrale Rolle des Wortes im Mechanismus der Sprache ist auf folgende Eigenschaften desselben zurückzuführen:

Das Wort ist in Bezug auf seine Funktionen in der Sprache universell und in Bezug auf den Umfang dieser Funktionen unikal, denn nur das Wortzeichen und nicht das Morphem kann zugleich sämtliche sprachliche Funktionen haben: die nominative (die Funktion der Benennung), die signifikative (die Funktion der Verallgemeinerung), die kommunikative und die pragmatische26.

Das erklärt die Tatsache, weshalb die Versuche gewisser linguistischer Richtungen, primär der deskriptiven Linguistik gescheitert waren, das Wort als grundlegende Einheit der Sprache durch das Morphem und den Begriff des Wortes durch den Begriff einer "Morphemsequenz", die sich von den syntaktischen Gefügen nicht prinzipiell unterscheidet, zu ersetzen.

Der funktionale Bereich des Wortes ist sehr groß, er reicht vom Morphem (bei der Wortzusammensetzung als Wortbildungsart) bis zu der rein kommunikativen Einheit, der Äußerung. Vgl. das Wort Feuer in Zusammensetzungen: Feueralarm ("Alarm bei Ausbruch eines Feuers"), Feuerball ("Zentrum einer Atombombenexplosion") und als prädikatives Zeichen bzw. Satz: Feuer! ("Warn- und Hilferuf beim Entdecken eines Feuers").

Dank dieser Polyfunktionalität bzw. leichter Wandlungsfähigkeit bald in ein Morphem, bald in den Teil einer Wortgruppe oder einen Satz nimmt das Wort in der Struktur der Sprache eine nur ihm eigene Stellung ein.

Infolge seiner Eigenschaft, mehrere Funktionen wechselseitig erfüllen zu können, ist das Wort das universellste und zugleich ein spezifisch organisiertes sprachliches Zeichen.

Als sprachliches Zeichen hat das Wort folgende Merkmale:

Zum Unterschied von den anderen bilateralen Einheiten der Sprache (den Morphemen, Wortgruppen, Sätzen, die ihren semantischen Wert nicht nach dem nominativen bzw. syntagmatischen Bereich der Sprachtätigkeit verändern) existiert das Wort in seinen zwei Modifikationen - als virtuelles polysemes

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Zeichen im System der Benennungen, im Vokabular und als gegliedertes, aktuelles Zeichen im Text.

Die Bezeichnungen "virtuell" und "aktuell" verweisen auf die verschiedenen Modifikationen des Wortes und differenzieren es in Bezug auf die Bereiche der sprachlichen Tätigkeit. Das virtuelle Zeichen gehört zur nomi-nativen Tätigkeit, das aktuelle zur syntagmatischen27.

Die Anerkennung des Wortes als Grundeinheit der Sprache hebt die Schwierigkeiten nicht auf, die mit seiner Definition verbunden sind. Eine befriedigende Bestimmung des Wortbegriffs bereitet Schwierigkeiten hinsichtlich folgender Aspekte:

(1) die Isolierbarkeit des Wortes und die Festlegung der Wortgrenzen,

(2) die Identität des Wortes,

(3) die lexikalische Bedeutung.

Die Hauptschwierigkeiten entstehen im Zusammenhang mit gewissen Widersprüchen im Wesen des Wortes selbst, besonders durch die Beziehungen zu seinen "benachbarten" sprachlichen Einheiten - zum Morphem und zum syntaktischen Wortgefüge; durch die Möglichkeit, es von verschiedenen Seiten aus zu betrachten. Und der Umstand, der die allgemeine Wortdefinition besonders erschwert, ist eine unterschiedliche phonetische, morphologische und semantische Ausformung des Wortes in verschiedenen Sprachen. Deshalb sind in der Fachliteratur nicht wenige Äußerungen bedeutender Linguisten bekannt, die eine universelle, für alle Sprachen gültige Wortdefinition vorläufig praktisch nicht für möglich halten (L.V.Scerba, J. Vendryes, A. Martinet u.a.).

Trotz der Schwierigkeit, das Wort widerspruchsfrei und universell zu definieren, gibt es trotzdem eine Möglichkeit, an dieses Problem heranzugehen. Von Th. Schippan stammt der Vorschlag, eine widerspruchsfreie Definition der Einheit "Wort" zu geben, wobei das Wort auf jeweils einer Ebene definiert und im Sinne einer allgemeinen Theorie im Schnittpunkt verschiedener Ebenen betrachtet wird28. Auf diese Weise erweist sich das Wort:

(a) Auf der lexikalisch-semantischen Ebene als kleinster, relativ selbständiger Träger der Semantik;

(b) auf der morphematischen Ebene dagegen als eine aus dem Redestrom potentiell isolierbare morphematische Einheit, die zwar teilbar sein kann, jedoch im System zur Einheit eines morphologischen Paradigmas zusammengeschlossen ist;

(c) auf der phonologischen Ebene als eine durch mögliche Pausen isolierbare Einheit;

(d) auf der graphemischen Ebene als eine durch Leerstellen im Schriftbild isolierbare Einheit;

(e) auf der syntaktischenen Ebene kann es durch seine syntaktische Funktion, Satzglied, vertausch- und umstellbar zu sein, definiert werden.

Die aufgezählten Betrachtungsebenen lassen darüber hinaus "Vollwörter" von "Funktionswörtern" unterscheiden: Voll Wörter sind relativ selbständige Bedeutungsträger, Funktionswörter aber stellen solche Einheiten dar, die vorwiegend relationeile Bedeutung tragen, wie z.B. Präpositionen.

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Im Ideal erweist sich ein Wort als Einheit sowohl auf der phonolo-gisch-graphemischen, als auch auf der morphematischen, der syntaktischen und der lexikalisch-semantischen Ebene. Es steht im Schnittpunkt mehrerer Ebenen.

Ungeachtet dieser Vielschichtigkeit dürfen wir davon ausgehen, wie Th. Schippan betont, dass auf jeder Ebene eine Kategorie "Wort" widerspruchsfrei zu definieren ist. Für die Zwecke der Wortbedeutung wird das Wort als lexisch-semantische Einheit interpretiert, als kleinster relativ selbständiger Bedeutungsträger, dessen Formen durch die zu gründe liegende gemeinsame lexikalische Bedeutung zu einem Paradigma vereint sind, das als Bestandteil des Systems (als "Wörterbuchwort") als graphemische und phonemische Einheit auftritt29.

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