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5. Satzmodelle (Satzbaupläne)

Aus stil. Sicht sind drei Fragen wesentlich:

(1) die Satzmodelle mit absoluter Stilfärbung,

(2) die Häufigkeit und Anordnung der stilistisch neutralen Satzmodelle,

(3) der Satzumfang.

(1) Nur wenige Satzmodelle sind durch absolute Stilfärbung gekennzeichnet. Als syntaktische Archaismen (mit gehobener Schattierung / spöttischer Schattierung) empfindet man die Modelle mit dem adverbialen Genitiv. Z.B.: Ich harre deiner. Er freut sich seines Erfolges.

Auch das Modell mit zwei Ergänzungen – dem Akk. und dem Gen.objekt. Der Gebrauch ist heute auf wenige Verben meist aus dem gerichtlichen Bereich beschränkt: Der Richter beschuldigte den Angeklagten des Diebstahls. Der Richter sprach diesen Mann des Diebstahls schuldig. …

Stilistisch markiert ist der Satztyp: Es war einmal ein Mädchen. Er dient als Auftakt einer Erzählung.

(2) Alle anderen Satzmodelle sind stilistisch neutral, doch ist für die Stilanalyse ihre Häufigkeit und Anordnung relevant, da an jedes Satzmodell ein besonderer Bedeutungsgehalt gebunden ist:

  • aktive Handlungssätze – mit einem trans. Verb und dem Akk.objekt: Die Arbeiter fallen Bäume.

  • Gleichsetzungssätze – mit einem nominalen Prädikat: Die Tanne ist ein Nadelbaum; sie charakterisieren das Subjekt durch ein Merkmal;

  • die Sätze mit einem subjektiven Verb gelten als Zustands-, Vorgangs- und Tätigkeitssätze: Er badet.

Die häufige Anwendung desselben Satzmodells kann ein bewußtes Stilmittel sein: das betont die Eintönigkeit oder hebt dieselbe Tatsache hervor. So bei Borchert:

Ich bin unterwegs. Zweimal hab ich schon gelegen. Ich will zur Straßenbahn. Ich muß mit. Zweimal hab ich schon gelegen. Ich hab Hunger. Aber mit muß ich. Ich muß zur Straßenbahn.

Der Gebrauch verschiedener Modelle schafft einen abwechslungsreichen Ton.

Wichtig ist auch die Anordnung der Satzmodelle.

(3) Von großer Bedeutung ist der Satzumfang. Er hängt von dem Funktionalstil, der Thematik, der lit. Richtung und dem Individualstil ab. Der mittlere Umfang eines deutschen Satzes zählt 22,1 Wörter. Die Wortzahl schwankt in einigen Textsorten. Kurze Sätze sind kennzeichnend für Epigramme, Märchen, Fabeln, Werbungen. Goethe ist Meister eines langen Satzes. Kleist – 23,77; Borchert – 10,77.

In der modernen Literatur kann man von der Verkürzung des Satzumfangs sprechen (Gründe: der Einfluß der Umgangssprache, die mündliche Aufnahme einer Information durch Massenmedien usw.)

Ein jäher Wechsel von kurzen Sätzen zu langen, komplizierten Gebilden dient als Stilmittel des Kontrastes.

6. Eingliedrige und elliptische Sätze.

(1) Man unterscheidet eingliedrige Substantivsätze (Nominativsätze) und eingliedrige Verbalsätze (Imperativ-, Infinitiv- und Partizipialsätze, Adverbsätze, Partikelsätze wie Ja. Nein. Doch, Interjektionssätze). Die meisten eingliedrigen Sätze sind stil. markiert.

Nominativsätze widerspiegeln Situationsbilder und bewirken einen fast visuellen Eindruck; sie sind zugleich ein Mittel der Ballung (von den Impressionisten besonders beliebt). Z.B.: Korridore, Laboratorien, ein kleiner Raum, nur schwach erleuchtet (Noll). Dadurch entsteht ein statisches Bild. Es sind Existenzialsätze. Solche Satzskizzen können auch Laufbilder sein; wie in einem Filmstreifen löst ein Bild das andere ab. Dadurch entsteht Dynamik, Bewegung. Z.B.:

Max fuhr durch die Stadt. Rotes Licht. Grünes Licht. Schalten.Abfahren. Fußgöngerüberweg. (Heiduczek)

(2) Elliptische Sätze. Die Ellipse ist Auslassung syntaktischer Elemente eines Textes, die zum Verständnis entbehrlich sind, da sie sich aus dem Kontext oder Situation ergeben. In der Frage-Antwort-Einheit ist die Ellipse eine natürliche Erscheinung:

Wer war dabei? – Mein Nachbar.

Gut geschlafen?

Alle ellipt. Sätze sind stilistisch markiert. Selten sind sie im Stil der Wissenschaft und des öffentlichen Verkehrs.

In der schön. Literatur schafft die Ellipse den Eindruck einer stoßweise ausgesprochenen Rede, eines synkopierten Rhythmus (als versage dem Autor / Sprecher der Atem vor Wut, Verzweiflung, Angst, Müdigkeit, Erschöpfung:

Klein, verbittert, verarbeitet, zerfahren, fahrig, farblos, verängstigt, unterdrückt: der Kellner. Der kleine Kellner. Ein richtiger Kellner: verdrossen, stereotyp höflich, geruchlos, ohne Gesicht, numeriert, verwachsen und trotzdem leicht schmuddelig … Und mein Onkel? Ach, mein Onkel! Breit, braun, brummend … (Borchert).

Es sind gleichsam Pinselstriche, deren Gesamtheit ein visuelles Bild darstellt – so macht Borchert zwei Porträte.

Der Satzabbruch (=Aposiopese; апозиопеза / апозиопезис) ist eine Art Ellipse („Verstummen“); das ist ein nicht zu seinem Ende weitergeführter Satz. Die stil. Funktion besteht darin, Spannung, Neugier zu erwecken. Z.B.: Wenn du jetzt nicht kommst, dann …

Der Sprecher kann vor Aufregung oder Verlegenheit seine Rede nicht fortsetzen. Z.B.: Ja, aber … sagte Marie. Eine Drohung: Du! Noch ein Wort und …

Bei Heine dient die Aposiopese zur Verstätkung einer unerwarteten Wendung, als ein Mittel der Ironie.