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стилистика ответы

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1. Gegenstand der (linguistischen) Stilistik sind die (in der Textgestaltung nur implizit zum Ausdruck kommenden) alternativen Formulierungsmöglichkeiten, die das Sprachsystem für eine bestimmte kommunikative Situation bzw. Kommunikationsaufgabe bietet. Dem so bestimmten Wesen der Stilistik entsprechen ihre Aufgaben, die sich in Thesen so formulieren lassen:

- die Erforschung des Zusammenhangs zwischen Inhalt und Ausdrucksform in sprachlichen Äußerungen, Texten, Kommunikationsbereichen;

- die Aufdeckung und Begründung der Differenzen in verschiedenen Verwendungsweisen der Sprache vom Standpunkt ihrer sozialen Bedingtheit aus;

- die Untersuchung verschiedener Arten von Expressivität mit ihren sämtlichen Schattierungen im Rahmen des sprachlichen Ausdrucks;

- die Entwicklung von Methoden und Kriterien der Textanalyse.

Die Stilistik nimmt im System der philologischen Wissenschaften das breite und gewichtige Mittelfeld ein. Zur Linguistik gehören Phonetik, Morphologie, Wortbildung, Lexikologie und Syntax. Sie untersuchen die Anatomie des Sprachbaus auf allen Ebenen in ihren Einzelheiten. Die Aufgabe der Mikrostilistik ist die stilistischen Leistungen der sprachlichen Einheiten aller Ebenen zu erkennen und zu systematisieren. Zur Makrostilistik zählt man die Funktionalstilistik als Beschreibung der einzelnen Stil- und Substilsysteme und die funktionale Textstilistik, d.h. die Interpretation inhaltlich und formal abgeschlossener Texte aus verschiedenen Sphären der Kommunikation. Die Makrostilistik vereinigt linguistische Gegebenheiten mit auβerlinguistischen Faktoren, die eine bestimmte Ausdrucksweise bedingen und eine bestimmte Reaktion der Empfänger hervorrufen. Jede sprachstilistische Gegebenheit unserer Zeit ist Ergebnis der Entwicklung, daher kommt die Notwendigkeit, die Geschichte der deutschen Stile zu erforschen. Die Stilistik soll sich nicht nur mit einer einzigen Sprache befassen, sondern zu vergleichender Stillehre führen. In engem Zusammenhang damit steht die Theorie der Übersetzung.

2. Um zu einer Typologie der Funktionalstile zu gelangen, muß man wohl vom konkreten Kommunikationsablauf ausgehend, das heißt von der kommunikativen Absicht des Senders über die sprachstilistische Ausformung seiner Mitteilung bis zum stilistischen Eindruckswert auf den Empfänger. Zu den allgemeinen Stilzügen gehören drei. Sie sind grundlegende Kategorien jeglicher Kommunikation und heisen: Logik, Expressivität und Bildkraft. Logik umfaßt ein Bündel von Faktoren wie Klarheit und Sachlichkeit des Gedankenganges, Genauigkeit der Beweisführung, Abstraktionsvermögen u.ä. Logik ist wichtig vornehmlich bei den wissenschaftlichen Informationen, Expressivität gehört zum Verständigungsbereich auch. Alle Typen und Sorten sprachlicher Aussage verwendet emotionale Mittel der Expressivität. Die Bildkraft mit ihren beiden Hauptkomponenten– Bildhaftigkeit (Synonym: Anschaulichkeit) und Bildlichkeit. Die Anschaulichkeit der Wortwahl (und in gewisser Hinsicht auch der grammatischen und phonetischen Ausdruckgestaltung) ist allen Äuserungen eigen. Im Ausdruckswert offenbart sich die feste Verflechtung sprachlicher Erscheinungen mit außersprachlichen Momenten (Ziel und Aufgabe des Informationsgehalts, gesellschaftliche Typik und individuelle Eigenheiten des Senders). Der Stilistische Ausdruckswert ist die gesteuerte Absicht des Senders, der erstlebte kommunikative bzw. der stilistische Eindruckswert auf den Sender.

3. Die Funktionen der Sprache in der menschlichen Gesellschaft sind mannigfaltig. Den konkreten Bedingungen entsprechend werden die sprachlichen Mittel verschieden benutzt. Bei der Wahl der sprachlichen Mittel ist zu berücksichtigen, was, wie, wem, unter welchen Umständen das mitgeteilt wird. Die Art und Weise, wie die sprachlichen Möglichkeiten in konkreter Rede gebraucht werden, bezeichnet man als Stil. Es ist wichtig, Rede/Sprache als zwei Seiten einer dialektischen Einheit anzusehen, die untrennbar sind. Wie das allgemeine und das Einzelne. Nur zu wissenschaftlichen Zwecken werden sie auseinander gelöst, um einzelne Gegebenheiten isoliert zu untersuchen und damit ihre Zusammenhänge besser zu erfassen. Unter dem Sprachstil ist die Gesamtheit der lexischen, grammatischen, phonetischen Ausdrucksmittel und Stilistik zu verstehen, die die aus dem Arsenal der Sprache für einen bestimmten funktionalen Bereich zu bestimmten Mitteilungszwecken ausgewählt, in ein System geordnet und kodifiziert werden (E.Riesel). Der Sprachstil ist eine wissenschaftliche Abstraktion. Beim Redestil geht es um die dynamisch syntagmatische Ausformung der paradigmatischen Sprachgesetzmäβigkeiten in konkreten Texten und darüber hinaus, um Organisationsprinzipien monologischer und dialogischer Ganz- und Teilstrukturen künstlerischer und nicht künstlerischer Kompositionsformen (E.Riesel). Der Redestil ist immer ein funktionaler Stil. Der Name „funktionaler Stil“ weist darauf hin, dass aus dem allgemeinen Arsenal der Nationalsprache gerade jene Wörter, Wendunden, jene morphologische Formen, syntaktische Konstruktionen und Intonationsvarianten ausgewählt werden, die zur Erfüllung einer bestimmten Funktion auf einem bestimmten Gebiet des mündlichen und schriftlichen Verkehrs besonders geeignet sind.

4. Funktionalstil: Verwendungsweise sprachlicher Mittel in einem bestimmten Kommunikationsbereich; entspricht einer charakteristischen gesellschaftlichen Funktion. Arten: Funktionalstil des institutionellen Verkehrs (s. Amtsstil), Funktionalstil der Wissenschaft, Funktionalstil der Alltagsrede, Funktionalstil der schönen Literatur, Funktionalstil der Publizistik und Presse. Für jeden F. ist die Kombination einer Reihe obligatorischer bzw. fakultativer Stilzüge charakteristisch. Zahl und Abgrenzung der Funktionalstile ist umstritten, vor allem die Existenz eines selbständigen Funktionalstils der Publizistik und Presse wird in Frage gestellt.

Gattungsstil: Verwendungsweise sprachlicher Mittel innerhalb eines Funktionalstils. Folgende Gattungsstile gehören zum Funktionalstil des öffentlichen Lebens: Amtsstil, Stil des Gerichtswesens, Stil des Diplomatenverkehrs, Stil des Handelsverkehrs. Jeder G. wird durch spezifische Stilzüge gekennzeichnet. Ein umfassendes System der Gattungsstile und der ihnen zuzuordnenden obligatorischen bzw. fakultativen Stilzüge wird noch erarbeitet.

Zeitstil: Wenn wir heute einen historischen Texten lesen, dann können wir ihn gewöhnlich auch dann einigermaßen zeitlich einordnen, wenn wir nicht wissen, wann er entstanden ist. Das liegt daran, dass jede Zeit einen typischen Stil hat. Ein Barocker Text fällt nicht nur durch die Verwendung von komplexen Satzstrukturen, sondern auch durch bestimmte lexikalische Mittel auf. Diese Elemente findet man nicht nur bei einzelnen Autoren. Sie sind also keine Elemente des Individualstils, sondern sind für diese Zeit übliche Ausdrucksformen. Heute wirken sie veraltet oder zumindest unüblich und können bewusst eingesetzt werden, um einen Text zu ironisieren oder zu persiflieren.

Individualstil: Bei individuellen Texten, die von einem Einzelnen hergestellt wurden (z.B. Briefe) kann man davon ausgehen, dass viele sprachliche Erscheinungen aus individuellen Gründen gewählt wurden. Besonders in Literaturwissenschaft hat man immer versucht, das Individuelle eines Schriftstellers aus seinem Texten herauszukristallisieren, dasjenige, was nicht durch Traditionen, Moden oder Gattungsvorgabe erklärt werden kann.

5. Unter Sprach- und Stilnormen verstehen E. Riesel und E. Schendels die Gesamtheit historisch veränderlicher, aber dennoch über größere Zeitabschnitte hinaus stabil kodifizierter Gesetzmäßigkeiten, mit deren Hilfe die schriftliche und die mündliche Form mehr oder weniger geregelt wird. Der schriftlichen und mündlichen deutschen Literatursprache liegen im Wesentlichen die gleichen Normen zugrunde. Die Stilnormen differenzieren also die Verwendung der allgemeinen Sprachnormen nach funktionalen und semantisch-expressiven Momenten. Sie geben an, welche lexikalischen, grammatischen und phonetischen Normen zu diesem oder jenem Zeitpunkt im wissenschaftlichen Text zulässig sind, im Stil des Amtsverkehrs, im Stil des Alltagslebens usw. Die Kenntnis der Norm verlangt eine höhere kulturelle Stufe als die Kenntnis des Sprachsystems. Die Norm ist ein Schnittpunkt zwischen linguistischen und außerlinguistischen Faktoren. E.Riesel und E. Schendels rechnen zu den extralinguistischen Gegebenheiten, die die Norm bestimmen: a) die Zeit, b) nationale Homogenität, c) Sprachschicht, d) kommunikativen bzw. stilistischen Gebrauchswert, e) Ganzheitsstrukturen unterschiedlicher gesellschaftlicher Spezifik.

6. Wir unterscheiden zwei Arten der stilistischen Bedeutung.

1) absolute stilistische Bedeutung im paradigmatischen Aspekt.

2) stilistische Bedeutung der sprachlichen Einheit im syntagmatischen Aspekt.

I. Absolute stilistische Bedeutung einer sprachlichen Einheit.

Die absolute stilistische Bedeutung ist eine dem Sprachsystem innewohnende linguistische Erscheinung, die die qualitative und quantitative linguistische Verwendung der sprachlichen Einheit in Kontext vorausbedingt. Sie fugt eine zusätzliche Information zur lexikalischen und grammatischen Bedeutung hinzu: damit hilft sie, den Gebrauchswert des betreffenden Sprachelements zu objektivieren.

Wir betrachten die linguistischen Erscheinungen durch dieses Schema:

-------------------------------------------------

| A | B | C |

| funktionale | normative | expressive |

| Komponent | Komponent | Komponent |

| d e r S t i l f ä r b u n g |

A) Die funktionalen Komponente der Stilfärbung gibt die kommunikative Sphäre an. In jeden Stil finden sich bestimmte Worter und Wendungen, die allen Verwendungsweisen der Sprache gemeinsam sind. Die Präposition zwecks mit Gen. gehört zur Lexik des Amtdeutsch (Gerichtsprotokole, Handelsstil, diplomati­scher Stil). z.B. altes Haus (Alltagsrede).

B) Die normativen Komponente der Stilfärbung. In der schriftlichen und mündlichen Rede gehen wir von der Grundnorm der sprachlichen Einheit aus. Als Grundnorm bezeichnen wir die Stilfärbung, die von Bildungstragen den Schicht in allen Stilen als Nullfärbung, als neutrale Basis empfunden wird. Wir betrachten die Wörter und Wendungen als synonymische Reihen. Sie unterscheiden sich aber durch ihre stilistische Charakteristik.

C) Die expressiven Komponente der Stilfärbung kann unter dem paradigmatischen Aspekt als Opposition expressiv/nicht expressiv verstanden werden. z.B. richtig - das schwache, merkmalllose Glied. Goldrichtig - das starke, merkmalreiche Glied. Die Expressivität des Wortes wird erst aus dem Kontext verständlich.

II. Stilistische Bedeutung der sprachlichen Einheit im Kontext. Die stilistische Bedeutung einer sprachlichen Einheit besteht aus zwei Faktoren: a) aus der Stilfärbung des Wortes, der morphologischen Form oder der syntaktischen Konstruktion im Kontext. b) aus stilistischen Konnotationen - wie der Sender durch sprachstilistische Gestaltung des ganzen Kontextes dem Empfänger verständlich macht oder machen will. z.B. tropfnass- so nass es tropft. Vergleichen wir zwei Aussagen, in denen dieses Lexem enthalten ist: 1) Nach dem Waschen tropfnass aufhangen! 2) Gestern haben wir einen Ausflug gemacht. Wir kamen tropfnass nach Hause. Im ersten Satz ist tropfnass fast terminologisch zu verstehen (normalsprachlich und nicht expressiv). Im zweiten Satz sehen wir eine andere Kontextstilfärbung: Stil der Alltagsrede -- expressiv.

7. Unter diesem Blickwinkel soll das Problem der Stildefinition erörtert werden. Kurz gesagt, verstehen wir unter dem STIL die Art und Weise , wie Riesel und Schendels schreiben, wie die Sprache / Redeeinheit ausgeformt und ausgestaltet wird.

Stil (lat. Stilus) hat in Latein 3 Bedeutungen:

  • spitzer Pfeil, Stiel;

  • Schreibgerät, Griffel;

  • Metonym.: Schreibweise

Riesel und Schendels betonen ausdrücklich, dass Stil als eine allen Erscheinungsformen der Sprache (mündlich, schriftlich; Umgangssprache, Dialekt; Belletristik, usw.) immanente Charakteristik anzusehen ist. Dabei ist die überholte Meinung, Stil sei Erscheinungsform der Literatursprache, entschieden abgelehnt. Andererseits wollen diese Spracheforscher nicht von einem Extrem ins andere fallen und leugnen die stilistische Differenzierung in der Literatursprache auch nicht.

Laut dieser Auffassung ist jede Information, ich zitiere: nach Inhalt und Ausdrucksform in ein bestimmtes System einzuordnen und ihre Lage auf der stilistischen Höhenskala sowie ihre expressive Beschaffenheit angegeben. Nullgefärbte Elemente, neutrale Gegebenheit ist auch ein vollwertiges stilistisches Charakteristikum.

Diese Definition kann sich auf zwei Stilbegriffe beziehen: auf den Individualstil des Menschen  und sog. funktionalen Stil.     

STILZUG, der: inneres, qualitatives Wesensmerkmal eines Funktionalstils, Substils oder einer beliebigen Textsorte, abgesehen von konkreten Texten sind Stilzüge stilbildende Gestaltungsnormen, die durch außersprachliche Faktoren (Aussageabsicht, Kommunikationsbereich, Inhalt der Aussage, Adressat u.a.) determiniert werden und ein bestimmtes System von sprachlichen Mitteln aller Ebenen zu ihrer Aktualisierung nach sich ziehen. Es handelt sich also nach E.Riesel um ein Bindeglied zwischen außersprachlichen Faktoren und zweckmäßiger sprachlicher Ausgestaltung, durch deren Verzahnung der Stilcharakter der Aussage geprägt wird. Durch eine bestimmte Auswahl, Kombination und Anordnung sprachlicher Mittel in konkreten Texten realisiert, erscheinen die Stilzüge als korrelierende Redequalitäten.

W.Fleischer und G.Michel betrachten den Begriff "Stilzug" als eine Kategorie des Textes. "Stilzüge sind die auf Häufigkeit, Verteilung und Verbindung der Stilelemente beruhenden charakteristischen Besonderheiten eines Textes". Sie schlagen folgende Hierarchie von Stilzügen vor:

a) generelle Stilzüge der grundlegenden Funktionalstile;

b) spezielle Stilzüge der Genrestile;

c) originelle, nicht verallgemeinerungsfähige Stilzüge des jeweiligen Einzeltextes.

8. Darunter versteht man die Art und Weise des Sprachgebrauchs in einer konkreten Kommunikationssphäre der Menschen.

Krahl und Kurz definieren den Bereichsstil als „Gesamtheit der für einen gesellschaftlichen Bereich charakteristischen Stilzüge“.

Michel und Fleischer betonen unter anderem die Tatsache, dass der von tschechischen und sowjetischen Linguisten entwickelte Begriff „Funktionalstil“ aus der Einsicht in die Verwendungsweisen der Sprache in den vielfältigen Sphären gesellschaftlicher Tätigkeit und in ihre kommunikativen Funktionen entstand. Bis jetzt ist die Theorie des Funktionalsstils hypothetisch.

Eine mehr oder minder annehmbare Lösung des Problems, die seit 30-40 Jahren von den meisten Stilforschern anerkannt wird, ergibt sich aus der Diskussion in der Fachzeitschrift «Вопросы языкознания» (1954-1955). (Allgemeine Bejahung der Funktionalstile, auch der gesellschaftlichen Aufgabe der Sprache).

Man gliederte folgende Funtional- oder Bereichsstile heraus:

1 Stil der öffentlichen Rede (Vortrag, Referat, Beitrag, Rechenschaftsbericht, Diskussion usw., Geschäftsbrief in Amts- und Handelsleben, Bank, Börse, Post, Gericht).

2 Stil der Wissenschaft (wissenschaftlicher Vortrag, Referat, Artikel, Dissertation, Abhandhung usw.).

3 Stil der Presse und Publizistik (alle Zeitunggenres: Artikel, Bericht, Nachricht, Reportage, Leitartikel, Pamphlet, Feuilletons usw.).

4 Stil der Alltagsrede.

5 Stil der schönen Literatur.

Wie eingangs erwähnt, sind Unterschiede zwischen den genannten Stilen gering. Sie unterscheiden sich oft, und das führte zu Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der Existenz einzelner Funktionalstile. Dolezel, Fleischer und Michel vereinen die Existenz des Stils der Publizistik und Presse.

Riesel, Schendels und andere Stilforscher in der sowjetischen Germanistik gliedern die obengenannten Funktionalstile heraus und stützen sich dabei auf gesellschaftliche Aufgaben und sprachstilistische (funktionale Spezifik) Ausformung (linguostilistische Spezifik).

9. Stil des öffentlichen Verkehrs oder Kanzleistil bezeichnet man einen sprachlich aufwendig formulierten Schriftverkehr zumal im Umgang mit Behörden, Anwälten und Gerichten.

Der Stil des öffentlichen Verkehrs ist durch folgende Stilzüge gekennzeichnet: Unpersönlichkeit, Sachlichkeit, gedrängte Kürze, streng literarische Form. Kriterien für die Qualität solcher Texte sind auch Eindeutigkeit, Vollständigkeit, begriffliche Schärfe, Förmlichkeit, Präzision und die feste Komposition der Texte.

Diesem funktionalen Stil sind zahlreiche Schablonen und Klischees eigen, die so genannte funktional gefärbte Lexik: spezielle sachliche Bezeichnungen, darunter Termini, Fremdwörter, Formulierungen und Fachausdrücke amtlichen Charakters: erstarrte sprachliche Formeln: unter Ausnutzung, Heranziehung, zwecks, kraft usw.; Pronominaladverbien: hiermit, hierfür; bestimmte Verben: erfordern, vornehmen; abstrakte Wörter auf –ung, -heit, -keit. Auch Grammatik ist sachbezogen: vielgliedrige und lange Einfachsätze, Passivkonstruktionen, Partizipialgruppen, Imperativformen als Ausdruck bestimmter Anweisungen, Überschriften, Aufforderungen.

Die soziale Funktion dieses Stils ist die Ermöglichung der offiziellen Verständigung zwischen den offiziellen Behörden, öffentlichen Organisationen und der Bevölkerung. Der offizielle Stil ist in Amtsdokumenten, offiziellen Mitteilungen, Vorträgen, Ansprachen, Gesetzbüchern, Verordnungen gebraucht.

10. Da Wissenschaft und Technik dazu berufen sind mit Hilfe sachlich-systematischer Beweisführung die Erkenntnis der Wirklichkeit und ihrer Gesetze zu vermitteln, muss die gesamte Ausdrucksgestaltung auf diesem Gebiet gesellschaftlicher Tätigkeit unter dem Zeichen der Sachlichkeit und Logik, der Klarheit und Fassbarkeit stehen. Die genannten Stilzüge des wissenschaftlichen Stils treten sowohl in seinen schriftlichen als auch in seinen mündlichen Erscheinungsformen zutage, sowohl in akademischen als auch in populärwissenschaftlichen Schriften. Man kann folgende Erscheinungsformen des Stils der Wissenschaft nennen:

- schriftlich-monologisch (in wissenschaftlichen Publikationen aller Art);

- mündlich-monologisch (in wissenschaftlichen Vorlesungen und Referaten);

- mündlich-dialogisch (in wissenschaftlichen Debatten).

Alle Erscheinungsformen des wissenschaftlichen Stils sind literarisch genormt.

Gewiss unterscheiden sich die einzelnen Zweige der Wissenschaft durch manche Verschiedenheit in den stilistischen Zügen ihrer Sprachgestaltung . Doch die wesentlichen Stilzüge sind die gleichen. Zur Unterstützung der sprachlichen Ausdrucksgestaltung ist die Verwendung außersprachlicher Hilfsmittel möglich: statistische Tabellen, Stichbilder, Diagramme, Skizzen usw. M. P. Brandes unterscheidet 4 Typen der wissenschaftlichen Dokumente in schriftlicher Form.

1. Eigentlich wissenschaftliche Texte (Monographie, Zeitschriftenaufsatz, Kurzbericht, Übersicht, wissenschaftlichgeschichtlicher Aufsatz, Disskussionsbeitrag u. a. m.);

2. Wissenschaftlich informative Texte (Annotation, Referat, Resümee);

3. Wissenschaftliche Nachschlagewerke (Nachschlagebuch, Lexikon);

4. Wissenschaftliche Lehrtexte (Lehrbuch, Lehrhilfe).

11. Die Hauptfunktion des Stils der Alltagsrede (auch Alltagsstil, Umgangssprachstil genannt) besteht darin, ungezwungen intime Mitteilungen privater Natur oder sachliche, aber nicht offiziele Feststellungen aus dem Alltags- und Arbeitsleben im mündlich-dialogischen Verkehr an Gesprächspartner weiterzuleiten. Die Erscheinungsformen des Alltagsstils sind vorwiegend umgangssprachlich genormt. Man kann folgende Erscheinungsformen dieses Stils nennen:

Mündlich-dialogisch (im Privat- und Familienleben, im täglichen Arbeits- und Geschäftsverkehr);

Mündlich-monologisch (in Berichten, Erzählungen und Reden mit Alltagsthematik, in Reden anlässlich verschiedener Vorkommnisse, z.B. bei Hochzeiten, Geburtsfeiern);

schriftlich-dialogisch (im privaten Briefwechsel und in Tagebüchern).

Die Umgangssprache ist eine zwischen Literatursprache und Dialekten stehende Erscheinungsform der Nationalsprache. Der Umgangssprachstil ist die zu bestimmten Zwecken ausgewählte und nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten angeordnete Verwendungsweise der Umgangssprache im Alltagsverkehr. Der Gebrauch der sprachlichen Elemente hängt von dem Gesellschaftskreis des Sprechenden, von seinem Bildungsgrad ab. Es können bald die literarischen, bald die mundartlichen Elemente, bald Jargonismen sein. Die Wesenszüge des Alltagsstils sind folgende:

1. Ungezwungenheit und Lockerheit

2. Emotionalität und subjektive Bewertung der Aussage,

3. Konkretheit, Bildhaftigkeit, Schlichtheit und Dynamik,

4. Hang zu Humor, Spott und Satire,

5. Hang zur Ausdrucksfülle der Rede einerseits und zur Kürze andererseits.

In der Sprachwirklichkeit fließen natürlich die genannten Merkmale ineinander.

Als Hauptfunktion des Alltagsstils wird von E. Riesel die ungezwungene lockere Verständigung der Menschen im privaten Umgang angesehen.

12. Der Stil der Presse und Publizistik ist an sich ein Stil der Propaganda und Agitation. Die Bevölkerung soll über aktuelle Geschehnisse in der Politik, im Gesellschaftsleben, in der Kunst, Literatur, Wissenschaft und Technik nicht bloss unterrichtet, sondern auch nach einer bestimmten Richtung hin beeinflusst und überzeugt werden. Die Erscheinungsformen sind:

- schriftlich-monologisch (in Reportagen und Agitationsschriften aller Art, in Zeitschriften und Zeitungen);

- mündlich-monologisch (im Radio);

- mündlich-monologisch (in publizistischen Reden);

- mündlich-dialogisch (in publizistischen Debatten).

Alle diese Erscheinungsformen sind literarisch genormt. Die Vielfalt der Textsorten im Stil der Presse und Publizistik unterliegt keiner strengen und detaillierten Subklassifizierung. Man kann alle Textsorten des Stils der Presse und Publizistik in 3 größere Klassen zusammenfassen.

1. Informierende Texte (Berichte, Nachricht, Mitteilung, Tageschronik, Interview, Rechenschaftbericht, Beschreibung);

2. Analytische Texte (Rezension, Artikel, Reportage, Appell, Aufruf);

3. Künstlerisch-publizistische Texte (Ansprache, Reiseskizze, Essay, Pamphlet, Feuilleton).

Je nach dem Genre der schriftlichen oder mündlichen Publizistik, variiert auch die Verwendungsweise der Ausdrucksmöglichkeiten. Reportage und Feuilleton müssen den literarisch-künstlerischen Ansprüchen der schönen Literatur entsprechen. Der einfache oder erweiterte Bericht, der Kommentar, die Chronik und andere sachlich-offizielle Formen der Publizistik und Presse nähern sich dem Stil des öffentlichen Verkehrs. Der politische und der wissenschaftliche Artikel fügen sich zum großen Teil den Gesetzmäßigkeiten des wissenschaftlichen Stils. Dennoch kann man gemeinsame Wesenszüge und Ausdruckstendenzen des Stils der Presse und Publizistik zusammenfassen: Glaubwürdigkeit, Vollständigkeit, Aktualität, Objektivität, Genauigkeit, Tiefgründlichkeit. Selbstverstständlich fließen in der Sprachwirklichkeit die beiden Komponenten der publizistischen Stils – die intellektuelle und emotionale – ineinander. Um seine Aufgabe erfolgreich durchzuführen, muss der publizistische Stil sowohl sachliche als auch emotionale Überzeugungskraft besitzen. An der expressiven Ausdrucksgestaltung des publizistischen Stils nehmen viele Mittel Anteil.

1. Mittel der Satire (alle Gruppen von Wortwitz, unlogischen Verbindungen und stilistischen Paradoxen)

2. Die Wortbildung – Neologismen: Kanonenstatt-Butter-Politik, Auchdemokraten, Passivisten-Spassivisten;Verkleinerungssuffixe: Experimentchen.

3. Emotional gefärbte Phraseologie, das Überwiegen der literarisch-umgangssprachlichen Stilfärbung.

4. Zahlreiche Tropen, Vergleiche. Wenn in der wissenschaftlichen Prosa die Mittel der Bildlichkeit zur Klärung und Konkretisierung des Gedankengehalts bestimmt sind, so üben sie in der Publizistik nebst dieser Grundfunktion noch eine andere Funktion aus – eine emotionalere Darstellung.

5. Dialektismen stehen als charakterologische Mittel im Dienst von Humor und Satire.

6. Auch bildhafte Periphrasen und Epitheta zeigen die emotionale Anteilnahme des Publizisten.

13. Stil stellt eine ganz besondere Verwendungsweise der Sprache dar und seine gesellschaftliche Funktion besteht aus zwei Teilen: die ästhetische und die kommunikative, sie fließen ineinander. Die schöne Literatur ist berufen, die Wirklichkeit in künstlerischer Form widerzuspiegeln, zu den wichtigsten Fragen des Lebens Stellung zu nehmen, die Menschen zu erziehen. Im funktionalen Stil der schönen Literatur können alle anderen Stile vorkommen . Das gehört zur Spezifik des Stils. Die andere Besonderheit des Stils besteht darin, dass es der einzige Stil ist, in dem alle Redearten vertreten sind: Autorensprache, direkte, indirekte, erzählte und erlebte Rede. Das Spezifische des Stils ist Bildkraft, die in sich die Begriffe Bildlichkeit (красочность) und Bildhaftigkeit (образность) einschließt. Die Bildhaftigkeit wird durch die treffende Wortwahl erreicht, die Bildlichkeit entsteht dank dem Gebrauch der Tropen, die für den funktionalen Stil der schönen Literatur einen sehr wesentlichen Stilzug bedeuten. Die höchste Variabilität des Ausdrucks ist die auffälligste Besonderheit dieses Stils. Der Stil der schönen Literatur unterscheidet sich qualitativ von den übrigen Stilen der Nationalsprache. Die gesellschaftliche Funktion der schönen Literatur besteht darin, durch ästhetische Einwirkung, durch künstlerische Bildhaftigkeit die Wirklichkeit widerzuspiegeln. Als Baumaterial, mit dessen Hilfe verschiedene Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens dem Leser zu Bewusstsein gebracht werden, dient der gesamte Reichtum der Nationalsprache. Gerade wegen dieser Fülle und Weite von Ausdrucksmöglichkeiten weigern sich manche Forscher (Levin), den Stil der schönen Literatur als einheitlichen Stiltyp anzusehen. E. Riesel lehnt diese Meinung ab.

Die funktionale Spezifik der schonen Literatur liegt:

- in der Fiktionalität, die wir nicht als den unmittelbaren Wirklichkeitsbezug, sondern als ein schöpferisches Abbild der objektiven Realität verstehen;

- in der subjektiven Modellierung des Autors der Welt;

- in der ästhetischen Funktion des künstlerischen Gebiets – die Wirklichkeit wird in den Gebieten dargestellt;

Die Stilzüge sind:

- Polysemie des Werkes, der Inhalte von literarischen Werken. Die künstlerischen Texte lassen Deutungsvarianten als legitime Lesearten eines und desselben Werkes zu.

- Konnotation (Expressivität). Die sprachliche Wirkung der schonen Literatur wird auf konnotativen Komponente des Textinhalts geführt. Die begrifflichen Inhalte der sprachlichen Einheiten erhalten im Kontext einen spezifischen Nebensinn und Gefühlswert. Die sprachlichen stilistischen Züge des Stils bilden: Wortschatz der Sprache und Wortwahl; das Funktionieren des Wortbestandes; Grammatik (Morphologie, Syntax, Wortbildung).

14. STILFIGUREN (=rhetorische Figuren, Redefiguren): Kunstform der (+)Rhetorik; kunstvolle Kombination von sprachlichen Mitteln in der Rede zur Belebung und Verstärkung der Wirkung einer Aussage.

W.Spiewok unterteilt Stilfiguren in stilistische Kombinationsfiguren und Sprachbilder (bildhafte bzw. bildliche Ausdrücke). Stilistische Kombinationsfiguren ergeben sich durch die Möglichkeiten der Wiederholung, der Gegenüberstellung und der Häufung sprachlicher Mittel bzw. von Texteinheiten. V.A. Žerebkov klassifiziert alle Stilfiguren in 5 Gruppen, unabhängig davon, ob sie aus der antiken Rhetorik stammen oder in späteren Zeiten hinzukommen:

• phonetische Stilfiguren - (+)Alliteration, (+)Lautmalerei;

• lexikalische Stilfiguren - (+)Metapher, {+)Methonymie;

• lexikalisch-syntaktische Stilfiguren – (+)Epitheton, (+)Vergleich, (+)Synästhesie, (+)Oxymoron, (+)Chiasmus, (+)Zeugma;

• syntaktische Stilfiguren - (+)Ellypse, (+)Nachtrag, (+)Parzellierung, (+)Ausklammerung, (+)Hyperbaton, (+)Parenthese, (+)Anakoluth, (+)Isokolon;

• kompositorische Stilfiguren - (+)Wiederholung mit ihren Abarten, (+)Aufzählung mit ihren Abarten, (+)Antithese.

15. undifferenzierter Wortschatz: Die Tatsache, dass die Wörter außer dem begrifflichen Kern noch expressive (emotionale) Seme haben können, ist eine Art „Wasserscheide“ zwischen den Wörtern, die keine expressive Komponente haben und den Wörtern, die eine zusätzliche Information expressiver Art in sich bergen.

Die erste Gruppe von Wörtern kann in jeder beliebigen gesellschaftlichen Sphäre gebraucht werden, die zweite aber nicht.

Demgemäß zerfällt der ganze deutsche Wortschatz (aus stilistischer Sicht) in zwei ungleiche Gruppen: in stilistisch-undifferenzierten und stilistisch-differenzierten Wortbestand. Die Mehrheit der Wörter gehört zur ersten Gruppe. Das ist die Schicht der Wörter, die die Sprecher der bildungstragenden Bevölkerung im öffentlichen Leben (schriftlich und mündlich) verwenden.

Das betrachtet man als Normallage. Diese Gruppe bildet die Grundbasis jeder sprachlichen Äußerung, jedes Funktionalstils.

Die Wörter der ersten Gruppe sind allgemein gebräuchlich (1), allgemein verständlich (2) und nicht expressiv (3). Ihre stilistische Bedeutung ist gleich Null (↓).

differenzierter Wortschatz: Im Unterschied zu neutralen Wörtern, die in jedem der Funktionalstile gebraucht werden können, lässt schon die erste Komponente der stilistischen Bedeutung der Wörter des stilistisch-differenzierten Wortschatzes deutlich ihre funktionale Zugehörigkeit erkennen: Sie signalisiert dem Sprachnutzer, um welchen Stil

es sich handelt, wo das Wort zu Hause ist. Mit anderen Worten, die erste Komponente der stilistischen Bedeutung enthält als zusätzliche Information einen Hinweis auf den Gebrauch des Wortes in einem bestimmten funktionalen Stil.

16. Bei E. Riesel sind das Wörter und Wendungen unterschiedlicher Stilfärbung, die nicht allen Sprachbenutzern gleicherweise bekannt sind, da sie zeitliche, territoriale, berufliche, soziale Gegebenheiten charakterisieren. Zu dieser Schicht gehören Neologismen, Archaismen, nationale und territoriale Dubletten, Dialektismen, Fachlexik (Termini, Berufslexik, Berufsjargonismen), Soziolektismen (= soziale Jargonismen). Die stilistische Leistung der charakterologischen Lexik besteht darin, der Aussage ein bestimmtes Kolorit zu verleihen.

Neologismus, der (Neuwort, das): das zu einer bestimmten Zeit für eine neu entstandene Sache bzw. für eine bekannte Sache neu gebildet oder eingeführt wird.

Unter einem Neologismus versteht man den Ausdruck, der neue, ins Bewusstsein tretende natürliche und gesellschaftliche Erscheinung benutzt. Er verharrt oder verschwindet in Abhängigkeit von der geschichtsgebundenen Erscheinung. Es gibt hier zwei Entwicklungsmöglichkeiten der Neologismen: sie sterben ab oder werden keine Neologismen mehr.

Neologismen entstehen meist mit den üblichen Mitteln der Wortbildung ((= Neuprägungen), durch Umdeutung schon bestehender Wörter ((= Neubedeutungen) oder durch Entlehnungen aus anderen Sprachen (= Neuwörter)). Sehr selten entstehen sie durch Urschöpfung. Aus stilistischer Sicht unterscheidet man drei Gruppen von Neologismen: 1) Neologismen bestimmter Zeitperioden, die allmählich in den Allgemeinwortschatz eingehen (= ständige Neologismen); 2) vorübergehende (= zeitweilige) Neologismen (z.B. allgemeine (+) Modewörter, nazistische Wörter); 3) okkasionale Individualbildungen (= Einmalbildungen). Häufig ein Stilmittel zur Schaffung eines Zeitkolorits.

Archaismus, der: Sprachmittel, das – in den vergangenen Sprachperioden geläufig – heute gar nicht mehr oder nur selten verwendet wird; häufig Stilmittel zur Schaffung eines Zeitkolorits. Archaismen sind altertümliche Ausdrücke, die zur Zeichnung historischen Kolorits (Aeroplan) und der Charakterisierung von Zeitperioden dienen können. Dazu könnte man einen Teil der Realwertre, Modeerscheinungen, Einrichtungen, Sitten und Bräuchen früherer Zeiten zählen: Fortepiano bis zum 18. Jh, Flügel seit dem 18. Jh. (andere Beispiele: Aar ≠ Adler, Landsknecht ≠ Soldat, Stundenglas ≠ Uhr, Lenz ≠ Frühling, hold ≠ reizend). (вышедшие из активного употребления, но сохранившиеся в пассивном словаре и понятные носителям языка: аршин, в устойчивых словосочетаниях: не видно ни зги). Отличаются от историзмов причинами архаизации: переходят в разряд архаизмов с появлением синонимов, у историзмом синонимов нет.

17. Modewort, das: Wörter und Redewendungen, die – einer Mode vergleichbar – nur in einer bestimmter Zeit mit Vorliebe gebraucht werden, nachher jedoch kaum noch üblich sind. Deshalb ordnet sie B. Sowinski zwischen den Neologismen und Archaismen. In jeder Epoche gibt es Modewörter. Vor hundert Jahren registrierte G. Wustmann in seinen „Sprachdummheiten“ eine Reihe solcher Modewörter, z.B. voll und ganz, Schulter an Schulter, unentwegt, naturgemäss u.a.m. Manche von damaligen Modewörtern sind bis heute lebendig geblieben. Von der Stillehre werden Modewörter verurteilt, weil sie Wortschablonen sind, die das Gemeinte nur ungenau, irreführend oder übertreibend kennzeichnen. In der schönen Literatur können Modewörter charakterologische Funktion haben, zur Schaffung eines bestimmten Kolorites bzw. zur Charakteristik (oft einer ironischen) der handelnden Personen dienen.

Archaismus, der: Sprachmittel, das – in den vergangenen Sprachperioden geläufig – heute gar nicht mehr oder nur selten verwendet wird; häufig Stilmittel zur Schaffung eines Zeitkolorits. Archaismen sind altertümliche Ausdrücke, die zur Zeichnung historischen Kolorits (Aeroplan) und der Charakterisierung von Zeitperioden dienen können. Dazu könnte man einen Teil der Realwertre, Modeerscheinungen, Einrichtungen, Sitten und Bräuchen früherer Zeiten zählen: Fortepiano bis zum 18. Jh, Flügel seit dem 18. Jh. (andere Beispiele: Aar ≠ Adler, Landsknecht ≠ Soldat, Stundenglas ≠ Uhr, Lenz ≠ Frühling, hold ≠ reizend). (вышедшие из активного употребления, но сохранившиеся в пассивном словаре и понятные носителям языка: аршин, в устойчивых словосочетаниях: не видно ни зги). Отличаются от историзмов причинами архаизации: переходят в разряд архаизмов с появлением синонимов, у историзмом синонимов нет.

Historismus, der: Wörter und Wendungen, die – zugleich mit dem Begriff, den sie ausdrücken – aus dem aktiven Wortgebrauch verschwunden sind. Historismen sind ein wichtiges Mittel der historischen Koloritzeichnung. (вышедшее из живого употребления, так как обозначаемые реалии уже не существуют: целовальник, смерд, нэпман, ликбез, продразверстка). В отличие от архаизмов, не имеет синонимов в активном словаре.

Anachronismus, der: ein zeitwidrig gebrauchtes Wort bzw. ein zeitwidrig geschilderter Sachverhalt. Anachronismus kann als Stilmittel mit bestimmter Wirkungsabsicht (z.B. Satire) eingesetzt werden (so wenn E. Weinert in der „Bänkelballade von Keiser Nero“ – einer satirischen Parallele zum Reichstagsbrand von Benzin oder der Leibschutzstaffel oder der Unternehmenschheit spricht). Z.B. (употребление слова или выражения, не соответствующие нормам данной эпохи – скорее явление, возможно историзмов и архаизмов: грамматический архаизм: wes? statt wem?).

Unter Poetismen versteht man eine Sprachform in künstlerischer Stilfärbung bzw. gehobener Stilschicht, z.B. Silbervogel „Flugzeug“. Riesel und Schendels unterscheiden I. absolute Poetismen, die durch 1) Archaismen: die Fittiche (Schutz), der Nachen (Boot); 2) Einmalbildungen: wellenatmend (Goethe); Periphrasen: Pflanze – Kind des hellen Sonnenganzes ausgedrückt werden. II. kontextuale Poetismen, z.B. sprachliche Bilder: Metaphern, Metonymien, Periphrasen, Epitheta, Vergleiche: Im Garten lärmt die Stille.

18. Dubletten (= Doppelformen, Mehrfachformen): Wörter oder Wortformen, die ein und dieselbe Person, denselben Sachverhalt oder Vorgang bezeichnen. Im Gegensatz zu den Synonymen sind sie meistens in ihrem Anwendungsbereich eingeschränkt. Man unterscheidet morphologische, stilistische Dubletten (die Jungens für Jungen, die Länder und dichterisch die Lande); terminologische Dubletten (allgemeinsprachlich Gift, neben fachsprachlich Toxin); nationale und territoriale Dubletten ((= landschaftliche Dubletten, Heteronyme), d.h. solche mündlich und schriftsprachlich verwendeten Bezeichnungen für denselben Gegenstand bzw. Sachverhalt, deren Gebrauch regional oder landschaftlich begrenzt ist bzw. auf einen deutschsprachigen Nationalstaat beschränkt ist. Das sind z.B. Blumenkohl und im Österreichischen – Karfiol; Urkunde, Akte, Liste und in der Schweiz – Rodel. Dank bewusster Verwendung dienen nationale und territoriale Dubletten einer anschaulichen Zeichnung eines nationalen und territorialen Kolorits.

Dialektismus, der: einem Dialekt, einer Mundart eigener sprachlicher Ausdruck, z.B. berlinisch Schrippe für Brötchen, sächsisch manchmal im Sinne von vielleicht. Territoriale Dubletten gelten zum Unterschied von Dialektismen für grössere Landschaften. Im Alltagsverkehr schaffen Dialektismen natürliches Kolorit. Der Sprecher kann sie auch bestimmter Absicht wählen, um eine vertrauliche Stimmung zu schaffen, um zu spassen, zu spotten usw. In der schönen Literatur ist es oft ein beliebtes Stilmittel zur Schaffung eines Sprachporträts oder eines bestimmten territorialen Kolorits.

Fachwortschatz, der: beruflich determinierte Wörter und Wendungen. Die Fachlexik umfasst Termini (eindeutig fixierte Fachwörter eines Wissenschaftszweiges oder einer Berufsgruppe) und Professionalismen (beruflich bedingte Wörter), deren Verwendung auf einen bestimmten Beruf, ein bestimmtes Fach beschränkt ist.

Die Termini unterscheiden sich von anderen Wörtern dadurch, dass sie 1) nach Eideutigkeit streben; 2) die Bedeutung eines Terminus wird nicht durch den Sprachgebrauch, sondern durch Definition festgestellt, z.B. Jedes Atom besteht aus dem Atomkern und der Atomtülle. (der Inhalt des Terminus ändert sich mit der begrifflichen Umordnung der entsprechenden Wissenschaft); 3) der Tendenz zur Monosemie steht die ständige Polysemierung entgegen und der Inhalt des Terminus nähert sich dem höchsten Grad begrifflicher Abstraktion und es gibt andere Eigenschaften (Th. Schippan).

In seiner Gebrauchssphäre ist der Terminus stilistisch neutral, in anderen Sphären kann der Terminus einen expressiv-stilistischen Wert bekommen: Kraft, Widerstand usw. Die Termini dienen zur Charakteristik eines Menschen, seines Berufs, als soziales professionelles Kolorit in der schönen Literatur, im Radio, in der Presse.

Zum Unterschied von Termini sind Professionalismen (= Halbtermini) nichtstandartisierte und nichtdefinierte Fachwörter. Zur fachgebundenen Lexik werden neben Termini und Professionalismen Fachjargonismen (= Berufsjargonismen) gezählt.

Fachjargonismen und expressive Dubletten der Fachwörter. Sie werden neben Termini und Halbtermini und oft an ihrer Stelle gebraucht, besonders im alltäglichen und vertrauten Umgang mit Arbeitskollegen. Die stilistische Leistung der fachgebundenen Lexik besteht in der bewussten Zeichnung eines bestimmten Kolorits.

Die Berufsjargonismen sind immer verständlich: nicht literarisch im Unterschied zum Terminus: Oberlicht (Oberbeleuchter), Gesichtsgärtner (Trickmeister), Licht-, Beleuchtungsmaxe (Beleuchter). Sie befriedigen das Bedürfnis nach Emotionalität in der Kommunikationssphäre eines Berufs.

Soziolektismus, der (= sozialer Jargonismus): spezifische Lexik bestimmter Kreise von Menschen, die sich durch den Gebrauch dieser Lexik von den anderen sozialen Gruppen abgrenzen wollen. Der Jargonismus ist ein von der Norm abweichender Ausdruck, der überall dort entsteht, wo soziale oder berufliche Gruppen sich miteinander verständigen. Diese Lexik umfasst Wörter und Wendungen, die expressive und euphemistische Synonyme zu den bereits bestehenden Wörtern der Gemeinsprache sind. Ihr Gebrauch kennzeichnet den Sprecher als Angehörigen einer Interesse-, Freizeit-, Alters- oder Organisationsgruppe. In der Klassengesellschaft hat die Jargonbildung meist Klassencharakter, z.B. der Militarismenjargon als Ausdruck machtbewusster Überheblichkeit. Zu den bekanntesten gruppenspezifischen Wortschätzen nimmt das sogenannte Argot einen besonderen Platz ein. Die wichtigste stilistische Funktion der gruppenspezifischen Lexik besteht in der Schaffung eines bestimmten sozialen Kolorits. Die Verwendung der Sozialektismen in der Figurensprache ist ein beliebtes Stilmittel der schönen Literatur zur Schaffung eines Sprachporträts bzw. eines bestimmten sozialen Kolorits.

Im Sprachgebrauch werden Jargonismen selten gebraucht, sie können aber in der Literatur wichtige Funktionen übernehmen, einmal zur Zeichnung sozialen Kolorits, zum anderen zur Personencharakterisierung und diese besonders mit Hilfe des (+) Sprachporträts.

19. FIGUREN DES ERSATZES: Figuren der Qualität bzw. (+) Tropen ((+)Metapher, (+)Personifizierung, (+)Synästhesie, (+) Katachrese, (+) Symbol, (+) Allegorie, (+)Antonomasie, (+)Metonymie, (+)Euphemismus, (+)Ironie, (+)Periphrase) und Figuren der Quantität ((+) Hyperbel, (+)Meiose, (+)Litotes).

TROPUS, der; auch: TROPE, die (griech. "Wendung, Vertauschung des Ausdrucks“): aus der antiken Rhetorik übernommene Bezeichnung für alle Mittel des Anderssagens.

METAPHER, die: Art des Tropus; Übertragung der Namenbezeichnung von einem Gegenstand auf einen anderen, von einer Erscheinung auf eine andere aufgrund einer äußeren oder inneren Ähnlichkeit. Die Metapher beruht immer auf einem Vergleich. Aber im Unterschied zum Vergleich wird die Bezeichnung der Bezugsgröße gar nicht mehr genannt, sondern durch die Bezeichnung der Vergleichsgröße ersetzt. Die Metapher ist dennoch ein konzentrierter Vergleich: sie enthält die Vergleichsgröße und das TERTIUM KOMPARATIONIS (lat. "das Dritte des Vergleiches", die Vergleichsbasis): "Nachts um zwölfe versammelten sich die blonden Wölfe"...- E.Weinert. Das Antisemeeting. Tertium comparationis - "Grausamkeit und Blutdurst" von Wölfen - Faschisten. Die Wirkung der Metapher hängt von der Überzeugungskraft und Originalität des Tertium comparationis ab. Wie der Vergleich kann die Metapher durch häufigen Gebrauch allgemeinsprachlich werden, so dass man ihre Bildhaftigkeit kaum noch empfindet. Wir sprechen dann von einer Gebrauchsmetapher oder einer lexikalischen Metapher (Nagelkopf, Haupt der Familie).

PERSONIFIZIERUNG, die (od. Personifikation, die): Abart der Metapher, Übertragung menschlicher Eigenschaften, Merkmale und Handlungen auf tierische und pflanzliche Organismen sowie auf Nichtlebewesen ("Der Frost will weiße Blumen an die Fensterscheiben malen". E.Strittmatter, Tinko). Stilistische Funktion der Personifizierung ist Bildhaftigkeit und Poetitität in der künstlerischen Kommunikation. Sie spielt eine große Rolle auch in der Alltagssprache.

SYNÄSTHESIE, die (griech. "Zusammenempfinden"): eine Abart der Metapher. Dieses Sprachbild beruht auf der Verschmelzung unterschiedlicher Sinnesempfindungen, wobei eine von ihnen übertragene Bedeutung annimmt (schreiende Farben, gepfefferte Preise). Es lassen sich die unterschiedlichsten Sinnesempfindungen miteinander kombinieren (visueller, taktiler Reiz metaphorisch für akustischen Reiz).

KATACHRESE, die (griech. "Missbrauch"): 1) Verwendung eines Tropus zur Benennung eines Gegenstandes, für den es sonst keine Bezeichnung gibt, z.B. Tischbein, Flussbett. Oft dient die Katachrese zur Benennung neuartiger Gegenstände der Technik, z.B. Fuchsschwanz (Säge), Fischauge (Weitwinkelobjektiv). 2) Bildbruch, fehlerhafte Vermischung von mehreren sprachlichen Bildern, z.B. Es schlüpfte ein leichter Fuß ins Zimmer und löschte mit eigener Hand die Kerze. Im kommunikativen Sprachgebrauch wirken Katachresen oft als Stilblüten (d.h. unangemessene Ausdrücke, meist für misslungene Sprachbilder verwendet).

SYMBOL (=Sinnbild), das: symbolhafte Darstellung besteht darin, das etwas Konkretem, Gegenständlichem ein tiefer Sinn unterlegt wird (z.B. die Rose für Schönheit). Es ist nicht immer möglich, exakt zwischen Allegorie und Symbol zu unterscheiden. "Im Gegensatz zur Allegorie bildet den Ausgangspunkt zur Entstehung des Symbols eine konkrete Wirklichkeitserscheinung, meist ein Gegenstand, eine Pflanze, ein Tier, seltener ein Mensch; es können auch reale Vorgänge aus dem Leben der Gesellschaft als Basis des Symbols benutzt werden" (E.Riesel). Allgemeinverständlich und allgemeingebräuchlich sind beispielsweise folgende Symbole: die Lilie als Sinnbild für Sanftmut und Unschuld, das Veilchen - für Bescheidenheit.

ALLEGORIE, die: Verlebendigung von abstrakten Begriffen, von Naturgeschehen und Naturgewalten (Taube als Verkörperung des Gedankens "Weltfrieden").

ANTONOMASIE, die: besondere Abart der Periphrase, eine sekundäre Nomination, die auf Eigennamen bzw. ihren Ersatz durch eine Umschreibung bezogen ist. Demnach unterscheidet man zwei Erscheinungsarten der Antonomasie:

1) Ersatz des Eigennamens durch die Nennung der Eigenart, des Berufes, der Herkunft, der Dienstbezeichnung o.a. (z.B. „der Wallensteindichter“ für „Schiller“, „Dichter des „Faust“ und „Beherrscher des Olymps“ für „Goethe“; großer Teich - ugs., scherzhaft: Atlantik);

2) sekundäre Verwendung des Eigennamens als Gattungsname (Apollo, der = schöner (junger) Mann; Liese, die = (ugs., abwertend) Mädchen, Frau; Heini, der = ugs. Schimpfwort = dummer, einfältiger Mensch).

METONYMIE, die: Art des Tropus, Ersatz eines Ausdrucks durch einen anderen aufgrund räumlicher, zeitlicher, stofflicher und logischer Beziehungen (das ganze Haus für alle Bewohner des Hauses; Stahl für Dolch; Mansarde nach dem französischen Baumeister Mansart).

EUPHEMISMUS, der (griech. „gut sprechen“): Subklasse der Periphrase, verhüllende, mildernde oder beschönigende Ausdrucksweise aus unterschiedlichen Gründen (Höflichkeit, Rücksichtsnahme, Ästhetik, Täuschungsabsicht). So z.B. „vollschlank“ für „dick“, „Häuschen“ für „Abort“, „Angaben beruhen auf unrichtiger Information“ = sind nicht wahr.

IRONIE, die: Abart der Periphrase. Im engeren Sinn: Äußerung, die das Gegenteil vom Gemeinten zum Inhalt hat („vielen Dank für die Blumen“ - Antwort auf eine Kritik). Im weiteren Sinn: Synonym zu Humor, Satire, Sarkasmus.Stilistische Hauptfunktion der Ironie ist satirische bzw humorvolle Verstärkung der Aussage.

PERIPHRASE, die: Art des Tropus, umschreibende Bezeichnung eines Gegenstandes, einer Person oder Erscheinung nach deren charakteristischen Merkmalen (Königin der Musikinstrumente = Orgel, lateinische Küche = ugs. Apotheke). Periphrasen können gemeinsprachlich („hinter schwedischen Gardinen“ = ugs., scherzh.: im Gefängnis) und individuell sein („geographische Untersuchungen in fremden Taschen machen“ für „stehlen“ bei H.Heine). Man unterscheidet logische Periphrasen (wenn die Wörter, aus denen die Periphrase besteht, im direkten Sinne gebraucht werden) und metaphorische bzw. metonymische Periphrasen (wenn die Bestandteile der Periphrase metaphorisch bzw. metonymisch umgedeutet sind). Da in Erscheinungen oder Sachverhalten der Wirklichkeit unterschiedliche Merkmale hervorgehoben werden können, gibt es zu einzelnen Denotaten ganze Periphrasenreihen. Besondere Arten der Periphrase sind (+)Antonomasie und (+)Allusion.