
- •Von der Entstehung des Deutschen Reiches bis zum Ende der Stauferzeit (911-1254)
- •Die Periodisierung der deutschen Sprache:
- •Das Reich unter den salischen Kaisern
- •Das Reich unter der staufischen Herrschaft
- •817-876 Ludwig der Deutsche
- •Im Jahre 1272 starb Richard von Cornwall. Der Papst Gregor X. Verlangte von den Kurfürsten einen neuen römisch-deutschen Kaiser zu wählen.
- •Im 15. Jh. Wurde in der Regierungszeit des Königs Maximilian I. (1493-1519) eine Reichsreform durchgeführt.
817-876 Ludwig der Deutsche
911-918 Konrad I.
919-936 Heinrich I.
936-973 Otto I., der Große
951-952 Italienzug Ottos I. und Krönung in Pavia zum „König der Langobarden“
955 Sieg in der Schlacht auf dem Lechfeld (gegen ungarischen Truppen)
962 Kaiserkrönung Ottos des Großen in Rom
973-983 Otto II.
983-1002 Otto III. (996 Kaiser)
1002-1024 Heinrich II. (1014 Kaiser)
1024-1039 Konrad II. Salier (1027 Kaiser)
1039-1056 Heinrich III. (1046 Kaiser)
1056-1106 Heinrich IV. (1084 Kaiser)
1096-1099 1. Kreuzzug
1147-1149 2. Kreuzzug
1152-1190 Friedrich I. Barbarossa (1155 Kaiser)
1167 Lombardenbund
1189-1192 3. Kreuzzug
1190-1197 Heinrich VI. (1191 Kaiser) Sohn Friedrichs Barbarossa
1202-1204 4. Kreuzzug (Kreuzfahrer erobern Konstantinopel)
1212-1250 Friedrich II. (1220 Kaiser)
1212 Kinderkreuzzug
1217-1221 5. Kreuzzug
1228-1229 6. Kreuzzug
1250-1254 Konrad IV. (der letzte Staufer)
1248-1254 7. Kreuzzug
1270 8. Kreuzzug
Lection 3 Spätmittelalter: vom Interregnum bis zum Anbruch der Neuzeit 1254-1517
Interregnum
Die Epoche zwischen dem Erlöschen des staufischen Herrscherhauses in Deutschland 1254 und der Wahl Rudolfs von Habsburg im Jahre 1273 wird als Interregnumbezeichnet. Das ist nicht ganz genauer Begriff. Und die Vorstellung, dass es um eine „königslose" Zeit geht, ist auch nicht richtig. In der Wirklichkeit war es umgekehrt: es gab eher zuviel Könige, die die Herrschaft im Reich beanspruchten. Bereits die Staufer mussten sich mit Gegenkönigen auseinandersetzen: seit 1246 mit dem Landgrafen Heinrich Raspe von Thüringen und nach seinem Tod im Jahre 1247 mit dem Grafen Wilhelm von Holland. Nach dem Tode Konrads IV. (1254) und Wilhelms (1256) gingen aus einer zwiespältigen Wahl im Jahre 1257 wieder zwei Könige hervor: Alfons X. von Kastilien, ein Enkel Philipps von Schwaben, sowie Richard von Cornwall, Vetter Ottos IV.
Fehlte es somit auch nicht an Königen, so fehlte es doch an einer allseitig anerkannten königlichen Autorität, die in der Lage gewesen wäre, Frieden und Recht zu gewährleisten.
Die rheinischen Städte hatten bereits im Jahre 1254 zur Selbsthilfe einen großen Städtebund (Rheinischer Bund) geschlossen, dem bereits nach zwei Jahren über 70 Städte von Aachen bis Zürich angehörten. Dennoch konnte die Doppelwahl von 1257 nicht verhindert werden, was dann auch das Ende des Bundes bedeutete, da die meisten Städte aus handelspolitischen Gründen Richard von Cornwall anerkannten.
Rudolf von Habsburg
Im Jahre 1272 starb Richard von Cornwall. Der Papst Gregor X. Verlangte von den Kurfürsten einen neuen römisch-deutschen Kaiser zu wählen.
Als am 1. Oktober 1273 die Kurfürsten in Frankfurt zur Wahlhandlung zusammentraten, fiel die Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsburg, obwohl auch andere mächtige Kandidaten - unter ihnen der König von Frankreich und König Ottokar von Böhmen - ihr Interesse angemeldet hatten. Bereits auf seinen ersten Hoftagen nahm sich Rudolf der Aufgabe an, die bald zu einer gefährlichen Konfrontation mit dem mächtigen Böhmenkönig Ottokar II. führte, da dieser sich nach dem Tode Kaiser Friedrichs II. ohne ausreichende Legitimation in den Besitz der Herzogtümer Österreich und Steiermark gesetzt hatte. Der Böhmische König Ottokar II. wollte aber Rudolf als König nicht anerkennen und das führte zu dem Krieg (1275). Dem König Rudolf gelang es seine Gegner (1278) vernichtend zu schlagen und die Herzogtümer Österreich und Steiermark wieder unter Reichsverwaltung zu stellen. Er wurde bei den niederen Ständen des Volkes populär. Dabei wurde die entscheidende Grundlage für den Aufstieg des Hauses Habsburg gelegt.
Schweizer Eidgenossenschaft
Am 1. August 1291, kurz nach dem Tode des Königs Rudolf von Habsburg, schlossen im Westen des Habsburger Herrschaftsgebietes die drei Gemeinden Uri, Schwyz und Nidwalden einen ewigen Friedensbund, dem sich wenig später auch Obwalden anschloss. Dieser Bund unterschied sich von anderen Friedenseinungen vor allem durch die soziale Herkunft und Rechtsstellung seiner Mitglieder. Die Abgeschlossenheit der Täler und die Gemeinsamkeit der Lebensbedingungen waren dabei am wichtigsten. Erst seit der Intensivierung der habsburgischen Landesherrschaft unter Albrecht I. und Leopold I. geriet der Bund in zunehmenden Gegensatz zu Habsburg, was im Jahre 1315 zur ersten militärischen Konfrontation führte. In der Schlacht am Morgarten (1315) gelang es den Eidgenossen das österreichische Ritterheer vernichtend zu schlagen.
Entscheidend für die Weiterentwicklung des Bundes war in der Folgezeit, dass sich die Städte Luzern (1332), Zürich (1351), Glarus und Zug (1352) sowie Bern (1353) dem Bunde anschlossen, der damit die so genannten „Acht Orte" umfasste. Der Bund war nach wie vor in der Gegnerschaft zu Habsburg. Gegenüber den weiteren habsburgischen Unterwerfungsversuchen konnten sich die Eidgenossen militärisch in den Schlachten von Sempach (1386) und Näfels (1388) behaupten; im 15. Jahrhundert gelang es ihnen sogar, in die Offensive zu gehen und 1415 den Aargau, 1460 den Thurgau zu erobern. Auch gegenüber den Expansionsbestrebungen des burgundischen Herzogtums unter Karl dem Kühnen blieben die Schweizer Eidgenossen – jetzt im Bunde mit Habsburg – am Ende siegreich. Mit dem Frieden von Basel(1499) gingen die Eidgenossen bereits aus dem Heiligen Römischen Reich aus, was erst im Westfälischen Friedensvertrag von 1648 bestätigt wurde.
Ludwig der Bayer
Im Jahre 1282 als Sohn des Herzogs Ludwig des Strengen von Bayern und Mathilde von Habsburg geboren, trat Ludwig nach dem Tode des Vaters im Jahre 1301 zusammen mit seinem Bruder Rudolf die Herrschaft über das wittelsbachische Erbe in der Rheinpfalz und in Oberbayern an. Im Streit um die Herrschaft in Niederbayern kam es im Jahre 1313 zu einer militärischen Kraftprobe mit dem Habsburger Friedrich dem Schönen, Herzog von Österreich, wo Ludwig einen glänzenden Sieg bekam. Es kam zu einer Doppelwahl, in der ein Teil der Kurfürsten Ludwig, ein anderer Teil aber Friedrich den Schönen zum König wählte. Wenn auch Ludwig über die Mehrheit der Kurstimmen verfügte, war dies damals noch ohne rechtliche Bedeutung; über die Ansprüche der beiden Kandidaten mussten daher die Waffen entscheiden. Diese Entscheidung fiel im Jahre 1322, als es Ludwig gelang, seinen Gegner in der Schlacht bei Mühldorf entscheidend zu schlagen und gefangen zu nehmen. Es war eine der größten Schlachten des Mittelalters. Nach seinem Sieg bei Mühldorf entschloss sich Ludwig in Italien einzugreifen, wodurch er einen Konflikt mit dem Papsttum auslöste. Im Jahre 1328 hat er in Rom in Vertretung des „römischen Volkes“ auf das Vorbild Ottos des Großen den Papst Johannes XXII. abgesetzt und wurde zum Kaiser gekrönt. Vom römischen Volk wurde der Gegenpapst Nikolaus V. gewählt.
Karl IV. und das Haus Luxemburg
Karl, (geb.1316 in Prag), der älteste Sohn des Königs Johann von Böhmen aus dem Hause Luxemburg, wurde am Hofe des französischen Königs Karl IV. erzogen und erfüllte bereits seit dem 15. Lebensjahr die zahlreichen politischen Aufgaben. Als Dreißigjähriger wurde er im Jahre 1346 zum König gewählt.
Nachdem Karl im Jahre 1355 aus der Hand des päpstlichen Kardinalen in Rom die Kaiserkrone empfangen hatte, verkündete er ein Jahr später auf den Reichstagen von Nürnberg und Metz ein umfassendes Reichsgesetz – Goldene Bulle, die die Königswahl und die Rechtsstellung der Kurfürsten regelte, wobei sich die diplomatische Meisterschaft Karls darin zeigte, dass die päpstlichen Ansprüche bei den Wahlen zurückgewiesen wurden.
Dazu kam die planmäßige wirtschaftliche und kulturelle Förderung Böhmens und der Residenzstadt Prag, die, seit 1346 Erzbischofssitz und seit 1348 Universitätsstadt, gerade zum geistig-kulturellen Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches wurde.
Karl hatte bereits durch die Verheiratung seines Sohnes Sigmund mit der ungarischen Königstochter die Grundlage für den späteren Anfall des Königreiches Ungarn (1387) geschaffen. Nachdem Karl im Jahre 1376 noch die Wahl seines Sohnes Wenzel zum römisch-deutschen König durchgeführt hatte, schien die Zukunft des Hauses Luxemburg gesichert, als der Kaiser im Jahre 1378 starb. Doch Karl IV. konnte wenig durch sein Vorbild auf die Politik seiner Söhne und Neffen einwirken. Sie machten von ihm erzielte Eintracht des Hauses Luxemburg durch ihren Interessenegoismus schnell zunichte.
Kurfürsten
Während im Hochmittelalter noch Fürsten, Adel und Volk gemeinsam den König wählten, wurde der Wählerkreis in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf die Reichsfürsten eingegrenzt. Die Benennung Kurfürst bedeutet einen Fürsten mit Wahlrecht des deutschen Königs (Kur = Wahl).
Die Goldene Bulle vom Jahre 1356 regelte endgültig die Berechtigung zur Königswahl und legte im Einzelnen die Rechtsstellung der Kurfürsten sowie das Verfahren bei der Königswahl fest. Sieben Kurfürsten wählten den Kaiser: die drei geistlichen von Mainz, Köln, Trier und die vier weltlichen, an ihrer Spitze der König von Böhmen, dann der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg. Der Erzbischof von Mainz stimmte als letzter ab und das bedeutete ein besonderes Gewicht seiner Stimme.
Erst im Jahre 1489 schlossen sich die Kurfürsten auf den Reichstagen zu einer eigenen Kurie zusammen.
Goldene Bulle
Die Goldene Bulle, benannt nach dem auch sonst in der königlichen Kanzlei verwendeten goldenen Siegel, gilt als das bedeutendste Reichsgesetz des Heiligen Römischen Reiches. Es besteht insgesamt aus 31 Kapiteln, von denen die ersten 21 auf dem Nürnberger Reichstag am 10. Januar 1356, die restlichen am 25. Dezember 1356 in Metz verkündet wurden.
Das Gesetz regelte erstmals und endgültig die Königswahl und die Rechtsstellung der Kurfürsten. Den Kurfürsten wurden zudem besondere Vorrechte zuerkannt. Im Sinne der Kurfürsten und anderen Landesherren war auch, dass alle Einungen und Bündnisse innerhalb und zwischen Städten verboten wurden.
Weitere Bestimmungen befassen sich mit der Thronvakanz, der Ausübung der Erzämter sowie dem Hofzeremoniell bei Wahl, Krönung und auf Hoftagen.
Die Goldene Bulle aus dem Jahr 1356 war von extrem langer Gültigkeit (bis 1806).
Aber in noch einem anderen Punkt wurde die Goldene Bulle zum Wendepunkt der deutschen Geschichte: hier fand sein Ende die dreihundertjährige päpstlichen Einmischung in die Wahl des römisch-deutschen Königs und zukünftigen Kaisers.
Die Festlegung des Mehrheitsprinzips sollte künftige Doppelwahlen verhindern.
Die Goldene Bulle hat auch dem heute geläufigen Mehrheitsprinzip zur Anerkennung verholfen, denn gewählt war nur der, der die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte und nicht nur die gewichtigsten.
Reichstage, Reichsstädte
Schon seit den ältesten Zeiten hielt der König mit den Großen des Reiches Versammlungen am Königshofe ab (Hoftage), in denen er sich Rat und Zustimmung in wichtigen Reichsangelegenheiten holte. Da es dem König grundsätzlich freistand, wen er einladen wollte, war der Teilnehmerkreis zunächst offen. Erst seit dem 15. Jahrhundert wurden diese Versammlungen „Reichstage" genannt. Diese Versammlungen wurden damals immer deutlicher als gesetzgebende Repräsentationen. Sie entschieden gemeinsam unter dem Vorsitz des Königs über wichtige Angelegenheiten des Reiches, über den Erlass von Reichsgesetzen. Seit 1489 traten die Stände dabei in drei getrennten Kollegien (Kurien) auf, die auch getrennt berieten und abstimmten. Dabei handelte es sich um den Kurfürstenrat, den Fürstenrat - umfassend Fürsten, Prälaten, Grafen und Herren - sowie das Kollegium der Frei- und Reichsstädte. Seit 1497 wurde es üblich, die auf einem Reichstag gefassten Beschlüsse in einem förmlichen Erlass (Reichsabschied) zusammenzufassen und am Ende des Reichstages zu verkünden.
Unter den Reichsstädten versteht man die Städte, die unmittelbar der Herrschaft des Königs unterstanden - im Gegensatz zu den Landstädten, die einer Landesherrschaft unterworfen waren.
Die meisten Reichsstädte sind aus ehemaligen königlichen Städten (z. B. Aachen, Frankfurt, Nürnberg, Kaiserslautern, Boppard, Goslar, Mühlhausen u. a.) sowie aufKirchengut (z. B. Wetzlar, Colmar, Weissenburg, Kempten, Lindau, Zürich) hervorgegangen. Daneben gab es aber auch so genannte Freistädte, bei denen es sich umBischofsstädte handelte (z.B. Köln, Mainz, Worms, Speyer, Straßburg, Regensburg), denen es gelungen war, die bischöfliche Stadtherrschaft abzuschütteln. Diese Städte beanspruchten, dem Reich gegenüber von Lasten und Abgaben frei zu sein, während die übrigen Reichsstädte vor allem Stadtsteuern an den König als regelmäßige Abgaben entrichteten.
Die Große Pest
Die Große Pest, später „Schwarzer Tod“ genannt, ist als die größte Katastrophe anzusehen, die die Menschheit in Europa je betroffen hat; während z.B. im Zweiten Weltkrieg 5 % der europäischen Bevölkerung ihr Leben ließen, fielen der Pest mindestens 25 %, vielleicht sogar ein Drittel der damaligen Bevölkerung zum Opfer. Aus Asien (China oder Indien) nach Süditalien eingeschleppt, verbreitete sich die Seuche in unheimlicher Geschwindigkeit in den Jahren 1347 bis 1351 über ganz Europa, wobei Deutschland vor allem 1349/50 betroffen war. Da das Pestbakterium erst im Jahre 1894 entdeckt wurde, stand die mittelalterliche Medizin noch hilflos gegenüber. Die Verbreitung dieser Krankheit war vor allem im Bereich der Unterschichten, in physisch geschwächter Bevölkerung. Die Auswirkungen dieser Katastrophe zeigten sich in allen Lebensbereichen. Das Massensterben führte auf dem Lande zu einer dramatischen Verknappung der menschlichen Arbeitskraft.
Ketzer
Die Kirche im Mittelalter bezeichnete alle ihre Mitglieder, die von den formulierten Glaubenswahrheiten abwichen und eigene Lehren aufstellten, als Ketzer (Häretiker). Auf die Ketzerei reagierte die Kirche bereits seit den ältesten Zeiten mit den höchsten Kirchenstrafen. Seit den Ketzergesetzen (1220-39) wurde die Ketzerei auch als weltliches Verbrechen mit Feuertod bedroht. Nachdem das 4. Konzil (1215) und das Konzil von Toulouse (1229) sich ausführlich mit dem Vorgehen gegen Ketzer befasst hatten, ordnete Papst Gregor IX. im Jahre 1231 die systematische Verurteilung von Ketzern — die Inquisition an (aus lat. inquisitio = gerichtliche Untersuchung).
Bereits im 13. Jahrhundert hatte die Kirche im Kampf gegen Ketzer zu förmlichen Kreuzzügen aufgerufen. Auf Reichsboden waren es im Spätmittelalter vor allem die böhmischen Hussiten, die elementare Lehrsätze der Kirche in Frage stellten und militärisch gegen Kirchen kämpften.
Universitäten
Im Laufe des Mittelalters entstanden in Europa rund 80 Hochschulen, die sich an die alten Kloster- und Domschulen anschlossen. Diese Hochschulen unterstanden dem Papst und waren internationale, kirchliche Institute. Erst im Laufe der Jahrhunderte wurden die Universitäten mehr und mehr von der Kirche unabhängig. Die meisten Universitäten entstanden in Frankreich und Italien sowie in Spanien. Bis zum 18. Jahrhundert konnte keine staatliche Macht in die Autorität der Universität eingreifen, sie hatten eine eigene Gerichtsbarkeit und sowohl die Lehrer als auch die Studenten waren von der Steuer und vom Kriegsdienst befreit.
Die mittelalterliche Universität war die Gemeinschaft der Lehrenden und Lernenden. Die ersten Universitäten entstanden im 12. Jahrhundert in Bologna 1158(Rechtswissenschaft), Paris 1253 (vor allem Theologie und Philosophie) Rober de Sorbon, und in Italien Salerno (arabische Medizin). Es folgten bald zahlreiche weitereAnstalten in Italien und Frankreich, die alle durch kaiserliche und päpstliche Privilegien noch im 12. Jahrhundert das Recht zur Verleihung des Doktorgrades erhielten.Gelehrt wurden die von der Kirche anerkannten Wissenschaften, wobei sich bald mehrere Wissensdisziplinen (Fakultäten) herausbildeten: Theologie, kanonisches Recht, römisches Recht, Medizin und Philosophie. Das Studium begann in der Regel mit einer Art „Grundstudium" in Philosophie, das mit dem Grad des „bac-calaureus“ abgeschlossen wurde. Dann folgten weitere Studien, die zum Erwerb des Magister- bzw. Doktorgrades führten. Universitätslehrer und Studenten waren meist Kleriker; die Studenten wohnten regelmäßig in Kollegien (unter kirchlicher Aufsicht).
Als erste Universität in Deutschland wurde von Kaiser Karl IV. (als König von Böhmen) im Jahre 1348 die Universität in Prag gegründet, im Jahre 1365 folgte Herzog Rudolf IV. mit der Gründung der Universität in Wien. Dann folgten die weiteren Neugründungen im Reich: Heidelberg (1386), Köln (1388), Erfurt (1392) und Leipzig (1409).
Juden
Eine besondere Gruppe innerhalb der städtischen Bevölkerung bildeten die Juden. Als Nichtchristen waren sie rechtlos; doch bereits seit der Karolingerzeit standen sie unter dem besonderen Schutz des Königs, der es ihnen erlaubte – gegen die Zahlung bestimmter Abgaben – nach ihrer Glaubensüberzeugung und nach ihrem eigenen Recht zu leben.
Erst aus dem 9. Jahrhundert liegen uns weitere Urkunden vor, die nachweisen, dass es jüdische Gemeinden in Deutschland gab. Diese Gemeinden befanden sich vor allem im Westen des Reiches. Besonders die Städte Köln, Mainz, Frankfurt, Worms und Speyer sind zu nennen.
In den Städten des Deutschen Reiches entstanden seit dem 11. Jahrhundert ummauerte Stadtviertel, die ausschließlich für Juden bestimmt waren, so genannte Gettos.Damit wurde eine deutliche Trennung der Juden von der christlichen Bürgerschaft vollzogen. Das ummauerte Judenviertel bedeutete aber auch einen Schutz der Juden und stärkte ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. In manchen Lebensbereichen blieben die Beziehungen zwischen Juden und Christen bestehen, z.B. wenn es um Handel oder Geldverleih ging. Auch das Wissen der jüdischen Ärzte war gefragt.
Das jüdische Leben hatte zwei zentrale Bezugspunkte: die Familie und die Synagoge. Die Synagoge war Zentrum der Gemeinde und des religiösen Lebens. Sie war zugleich ein Haus des Lernens. Schon sehr früh lernten die Kinder lesen und schreiben, um die religiösen Schriften, die Thora und den Talmud, studieren zu können. So wundert es nicht, dass Juden oft sehr gebildet waren. Diese Bildung stand auch den jüdischen Frauen offen. Jüdische Frauen waren als Talmudlehrerinnen, Ärztinnen oder Apothekerinnen tätig und zugleich mit der Führung des Haushalts und der Erziehung der Kinder beschäftigt. Außerdem schätzen Historiker, dass etwa ein Viertel der jüdischen Geschäftsleute Frauen waren.
Seit dem 13. Jahrhundert gestattete das Königtum den fürstlichen Landesherren durch Einzelprivilegien wie auch im Wege der Gesetzgebung, den Judenschutz in ihren Territorien auszuüben. Der königliche Judenschutz blieb vor allem auf die Juden in den Reichsstädten beschränkt. Die Kirche trat bereits im Hochmittelalter für eine strenge Isolierung der Juden von der christlichen Bevölkerung ein. Die Berufsmöglichkeiten wurden der Juden stark eingeschränkt. Bis dahin fand man sie als Bauern, Handwerker und Händler. Nun waren diese Berufe nur noch Christen erlaubt. Nachdem den Juden all diese Tätigkeiten untersagt worden waren, blieb ihnen weitgehend nur die Möglichkeit ihren Unterhalt mit dem Verleihen von Geld für Zins zu verdienen. Seit einem Beschluss des Konzils vom Jahre 1215 waren sie gezwungen, eine besondere Kleidung als Kennzeichen zu tragen (spitzer Hut und gelber Fleck). Christen war es untersagt, mit Juden in Tischgemeinschaft zu leben oder als Dienstboten für sie zu arbeiten. Die Juden waren vom üblichen Berufsfeld des Handwerkers ausgeschlossen.
Konstanzer Konzil
Obwohl das Konzil von Pisa (1409) nicht zum Erfolg geführt hatte, setzte sich in der abendländischen Christenheit immer mehr die Überzeugung durch, dass das schon über drei Jahrzehnte dauernde Aufspaltung nur durch ein allgemeines Generalkonzil überwunden werden könne. Das Konzil, das vom 5. November 1414 bis zum 22. April 1418tagte, war eine der größten Kirchenversammlungen, die das Mittelalter je gesehen hat. 600 bis 700 Theologen und ebenso viele weltliche Magnaten und Gesandte aus ganz Europa nahmen daran teil. Dabei waren als Hauptaufgaben: 1 Wiederherstellung der Kircheneinheit, 2 innere Reform der Kirche, 3 die Auseinandersetzung mit den Lehren von Johannes Hus. Die drei damals regierenden Päpste wurden entthront. Martin V. wurde dann im November 1417 als neuer, allgemein anerkannter Papst gewählt. Bereits im Jahre 1415 hatte das Konzil auch in der Glaubensfrage entschieden. Nach einem förmlichen Prozessverfahren war Johannes Hus als Ketzer verurteilt und verbranntworden.
Johannes Hus
Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts begann sich eine tiefgreifende Missstimmung gegen die Kirche und ihre Repräsentanten breit zu machen, die sich vor allem gegen die immer hemmungsloser Abgabenpolitik der päpstlichen Kurie, aber auch ganz allgemein gegen die zunehmende Verweltlichung großer Teile des Klerus wandte. Die Kirche stieß auf Kritik und Ablehnung, wobei seit dem Ende des 14. Jahrhunderts sich vor allem Böhmen zu einem Zentrum der oppositionellen Strömungen entwickelte. Hier wurden die allgemeinen Spannungen durch nationale und soziale Gegensätze zwischen Tschechen und Deutschen, die meist die höheren Stellen innerhalb des Klerus innehatten, noch zusätzlich verschärft. Die Prager Universität wurde zum Hauptort dieser Auseinandersetzungen. Zum Sprecher der theologischen Kritik wie auch der nationalen und sozialen Feindschaft machte sich der Magister Johannes (Jan) Hus, der seit 1398 an der Prager Universität unterrichtete. Während Hus sich zunächst noch im Wesentlichen auf Reformforderungen beschränkte, wurden seine Angriffe gegen Papst und Kircheninstitutionen immer radikaler, besonders in seiner 1413 erschienenen Schrift „Von derKirche“. Nachdem König Sigmund ihm freies Geleit gewährt hatte, entschloss sich Hus im Jahre 1414, seine Lehren vor dem Konstanzer Konzil persönlich zu verantworten. Seine Hoffnung auf eine gelehrte Diskussion vor der Konzilsöffentlichkeit ging jedoch nicht in Erfüllung. Er wurde festgenommen, verurteilt und hingerichtet am 6. Juli 1415.
Die Nachricht von seinem Tode löste in Böhmen eine große religiöse und nationale Erregung aus, die sich zum offenen Krieg ausweitete. In mehreren Schlachten blieben die hussitischen Heere Sieger, bis dann auf diplomatischem Wege ein Ausgleich gefunden wurde (1433-1436).