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Lektion 1 Von der römisch-germanischen Zeit bis zur Teilung des Frankenreiches

(113 v. Chr. – 911)

Germanen

Die Bezeichnung Germanen wird auf eine Vielzahl von Völkern und Stämmen in Nord- und Mitteleuropa angewendet. Sie gehören der so genannten indogermanischen Sprachfamilie an. Der Name, dessen Bedeutung nicht ganz klar ist, wurde ursprünglich von den Kelten für benachbarte nichtkeltische Stämme gebraucht und von den Römern aus Cäsars Berichten übernommen („ger“ bedeutet in keltischer Sprache „Nachbar“). Er bezieht sich im Wesentlichen auf rechtsrheinisch wohnende Völker und Stämme, die sich in ihrer Sprache, ihrer Religion, ihren Sitten und Gebräuchen von den benachbarten Kultur- und Sprachgruppen unterschieden. Eine politische Einheit waren die Germanen nicht.

Die Bildung von Stämmen bei den Germanen ist ein sehr schwieriges Forschungsproblem. Heute ist man der Ansicht, dass es schon früh Siedlungsverbände gab, die sich durch gemeinsame Sprache, Abstammung, Götterverehrung, Sitten und Traditionen einander zugehörig und von ihren Nachbarn unterschieden fühlten.

Die Geschichtswissenschaft hat die Germanen in die Großgruppen der West-, Ost- und Nordgermanen eingeteilt. Westgermanen nennt man alle jene Völkerschaften, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung zwischen Rhein und Elbe, zwischen Nordseeküste und Donau wohnten. Sie sind wieder nach ihren Siedlungsgebieten eingeteilt worden in die a) Rhein-Weser-Germanen: Bataver, Ubier, Tenkterer, Brukterer und Sugambrer; im Wesentlichen aus diesen Stämmen hat sich im 3. Jahrhundert der Großverband der Franken gebildet, b) die Nordsee-Germanen: Angeln, Friesen und Sachsen. Teile der Sachsen, Angeln und Jüten haben im 5. Jahrhundert Britannien erobert;

c) die Elb-Germanen: Cherusker, Chatten, Markomannen, Sweben und Semnonen die bekanntesten Stämme waren. Während die Cherusker später zusammen mit anderen Stämmen in dem Großverband der Sachsen aufgingen, wurden die Chatten vermutlich die Vorväter der späteren Hessen. Aus den Hermunduren entstand der Stamm derThüringer, aus Sweben bildete sich der große Stamm der Alemannen heraus.

Zu den Ostgermanen gehörten unter anderen die Goten, deren Urheimat Skandinavien war. Sie waren später bis nach Südrussland gezogen und teilten sich dort in zwei später als West- und Ostgoten bezeichnete Hauptgruppen.

Tacitus „Germania“

Der römische Schriftsteller und Geschichtsschreiber Publius Cornelius Tacitus (geboren um 55, gestorben um 120) schrieb etwa im Jahre 98 die Schrift „De origine et situ Germanorum“ („Über den Ursprung und die Gebiete der Germanen"). Im ersten Teil schildert er allgemein Land und Leute, im zweiten Teil charakterisiert er einzelne Stämme und beschreibt ihren Wohnsitz. Seine Kenntnisse bezog Tacitus jedoch nicht aus eigener Anschauung, sondern hauptsächlich aus literarischen Quellen. Die Gründe für die Entstehung der „Germania“ lassen sich nur vermuten. So rühmt er an den Germanen ihre einfache Lebensweise, ihr sittenstrenges Familienleben, ihre kriegerische Tapferkeit und ihr Freiheitsstreben. Dieses Bild ist sicher idealisiert, doch Tacitus tadelt auch die Schwächen der Germanen, z.B., ihre Neigung in Friedenszeiten zu unmäßigem Biertrinken, ihre Leidenschaft für das Würfelspiel.

Die germanischen Könige haben keine unbeschränkte oder freie Herrschergewalt, und die Heerführer erreichen mehr durch ihr Beispiel als durch Befehle.

Unter den Göttern verehren sie am höchsten den Wotan (Mercurius).

Limes

Seit Kaiser Augustus begannen die Römer mit dem planmäßigen Ausbau einer Verteidigungsstellung an Rhein und Donau unter Einbeziehung des südwestlichen Germanien rechts des Rheins, das sie Dekumatland nannten (römisches Kolonialgebiet zwischen Main, Rhein und Neckar). Im 2. Jahrhundert bestand der römisch-germanischeLimes im Gesamtverlauf aus vier Hauptabschnitten.

Der obergermanische Limes bestand zuerst aus Wall und Graben und wurde nach und nach durch Palisaden verstärkt. Steinerne Wachttürme, untereinander in Sichtweite, wurden zur Beobachtung des Grenzgebiets errichtet. Der rätische Limes war zusätzlich teilweise mit einer Steinmauer verstärkt. Hinter den Befestigungen des Limes wurde ein Straßensystem angelegt. Aus den Römerlagern an den wichtigsten Flussübergängen von Rhein und Donau entstanden die ersten römisch-germanischen Städte. Köln, Bonn, Koblenz, Mainz, Worms, Regensburg und Passau und viele andere deutsche Städte gehen so auf römische Ursprünge zurück. Durch den Limes wurde die Ausbreitung der Germanenstämme nach Westen und Süden aufgehalten, gleichzeitig aber ermöglichte er ein friedliches Nebeneinanderleben und einen lebhaften Handelsverkehr. Erst als um 260 Alemannen das Dekumatland besetzten, mussten die Römer den obergermanisch-rätischen Limes aufgeben. Reste der Limes-Anlagen sind noch heute in Südwestdeutschland zu sehen.

Hunnen

Die Hunnen waren ein innerasiatisches Turkvolk, dessen Angehörige als Reiternomaden lebten. Nach jahrhundertelangen Kämpfen mit den chinesischen Nachbarn begannen Teile dieses Volkes etwa um die Zeitenwende nach Westen zu wandern und stießen in den Steppen Zentralasiens über den Aralsee und das Kaspische Meer bis in den Raum nördlich des Schwarzen Meers vor. Nach ihrem Sieg über die Ostgoten 375 beherrschten sie die gotischen Stämme und zwangen sie, soweit diese nicht ausweichen konnten, sich ihrem Heereszug nach Westen anzuschließen. Sie verlagerten den Schwerpunkt ihrer Herrschaft nach Pannonien, ins heutige Ungarn, von wo aus sie mit ihren germanischen und anderen Nachbarn Feldzüge unternahmen.

Vom oströmischen Kaiser erzwangen sie hohe Tributzahlungen. Der weströmische Oberbefehlshaber Aetius, der in seiner Jugend als Geisel bei den Hunnen gelebt hatte, betrieb hingegen lange eine hunnenfreundliche Politik, vor allem im Interesse seiner Kämpfe gegen die Germanen in Gallien, an denen hunnische Hilfstruppen beteiligt waren.

Der Hunnenkönig Attila, der 445 seinen Bruder ermordet hatte und seitdem allein regierte, führte sein Reich zum Höhepunkt. Er verwüstete jedoch 451 Gallien. Danach trat seinem hunnisch-germanischen Heer auf den Katalaunischen Feldern Aetius mit zahlreichen Germanen, darunter Franken, Burgunder und besonders Westgoten, entgegen und besiegte den Hunnenkönig. 452 fiel Attila in Italien ein, doch nach den Unterredungen mit dem Papst Leo I. gelang es, ihn zum Rückzug zu bewegen. Nach dem überraschenden Tod Attilas 453 in der Hochzeitsnacht mit einer ostgermanischen Königstochter zerfiel das riesige Hunnenreich rasch; die seiner Herrschaft unterworfenen Germanen lösten sich wieder aus der Abhängigkeit.

Theoderich der Große

Die Ostgoten hatten nach ihrer Befreiung von der hunnischen Herrschaft Wohnsitze in Pannonien, zogen aber bald südwärts bis nach Makedonien.

Theoderich, etwa 453 geboren, war als Geisel in Konstantinopel aufgewachsen und nach seiner Rückkehr 471 schon zu Lebzeiten seines Vaters zum König erhoben worden. 488 sandte Zenon Theoderich nach Italien, um die Herrschaft Odoakers zu zerschlagen, der ebenfalls in kaiserlichem Dienst gestanden hatte. Nach jahrelangen Kämpfen wurde er nunmehr alleiniger Herrscher in Italien, nominell freilich unter der Oberhoheit des Kaisers, dessen Stellvertreter er für die romanische Bevölkerung seines Reiches war.

Theoderich behielt die spätantike römische Verwaltung im Wesentlichen bei und zog zum Teil römische Ratgeber an seinen Hof in Ravenna, darunter die Gelehrten Cassiodor (er schrieb u. a. eine Geschichte der Goten) und Boethius. Romanen und Goten blieben im Übrigen durch ein Heiratsverbot und Rechtsstellungen getrennt; derKriegsdienst oblag nur den Goten. Außenpolitisch verstand es Theoderich, offene Konflikte mit dem Kaiser zu vermeiden und zu den anderen germanischen Fürsten freundschaftliche Beziehungen anzuknüpfen, die er durch Heiratsverbindungen mit den Herrscherfamilien der Westgoten, Vandalen, Burgunder und Franken zu festigen suchte; er selbst nahm eine Schwester des Frankenkönigs Chlodwig zur Frau.

Als Theoderich 526 starb, blieb seine Herrschaft den Menschen als eine Zeit des Friedens und der Gerechtigkeit in Erinnerung, doch sein Lebenswerk hatte keinen Bestand. Die Reste der Goten gingen später in der italienischen Bevölkerung auf.

Franken

Aus mehreren im Niederrheingebiet ansässigen westgermanischen Stämmen bildete sich der Großverband der Franken (dieser Name taucht um die Mitte des 3. Jahrhunderts zum ersten Mal auf). Allmählich drangen sie nach Westen auf römisches Gebiet und traten teilweise in römische Dienste. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts besaßen die fränkischen Fürsten als angesiedelte Verbündete Roms (Föderalen) etwa das Gebiet des heutigen Belgien, das Mosel- und Rheingebiet, nach dem Untergang des Weströmischen Reiches (476) unterwarfen sie das nördliche Gallien, das sich noch bis 486/87 als Restbestand des Reiches hielt.

Die durch Chlodwig eingeleitete Großmachtbildung wurde zum wichtigsten politischen Faktor des beginnenden Mittelalters. Da es seit dem 6. Jahrhundert keine religiösen Barrieren zwischen den fränkischen Eroberern und der eingesessenen galloromanischen Bevölkerung mehr gab, kam es zu einer allmählichen Verschmelzung. Dabei behielt in den westlichen Landesteilen das romanische Element ein stärkeres Gewicht, während in den östlichen Gebieten das germanische überwog. Nach und nach bildete sich eine Sprachgrenze heraus.

Merowinger

Das Königsgeschlecht der Merowinger stammte vermutlich von einem Kleinkönig der salischen Franken mit Namen Merowech ab. Die „Geblütsheiligkeit" des Königsgeschlechts, kam bei den Merowingern auch äußerlich zum Ausdruck, z.B. durch das lange Haar. Bezeichnenderweise wurde die Absetzung des letzten Merowingers 751 durch die symbolische Handlung des Haarscherens vollzogen.

Der erste bekannte Merowingerkönig war Childerich I. Danach herrschte sein Sohn, der erfolgreichste Heerkönig seiner Zeit Chlodwig I. Da das „Königsheil" sich auf alle Träger königlichen Blutes vererbte, waren beim Tode Chlodwigs 511 seine vier Söhne nachfolgeberechtigt. Das bedeutete, dass das Fränkische Reich geteilt werden musste, was jedoch nicht unbedingt eine getrennte Entwicklung der Reichstücke zur Folge hatte. Außerdem setzten Chlodwigs Söhne zunächst die Machtpolitik nach außen fort, indem sie unter anderem 531 das Thüringerreich und bis 534 das Burgunderreich eroberten. Aus den Teilungen gingen zwei weitgehend selbständige Reichsteile hervor: im Westen Neustrien mit dem Zentrum Paris, das meist mit Burgund zusammen regiert wurde, und im Osten Austrien mit dem Königssitz Reims bzw. später Metz.

Trotz der Machtlosigkeit der Merowinger war die Grundlage ihres Königtums Mitte des 8. Jahrhunderts noch sehr stark.

Chlodwig

Geboren um 466, wurde der Merowinger Chlodwig wohl 482 Nachfolger seines Vaters als Teilkönig der Franken. Im Laufe seiner Regierung unterwarf und beseitigte er durch List und Gewalt alle anderen fränkischen Könige (zuletzt um 510 den in Köln residierenden rheinfränkischen König), nachdem er bereits 486/87 durch seinen Sieg über den letzten römischen Statthalter in Gallien, Syagrius, gewonnen hatte. Zwischen 496 und 507 eroberte er den südwestgallischen Teil des Westgotenreichs (Aquitanien) dazu das linksrheinische Gebiet der Alemannen. Nur das Eingreifen Theoderichs des Großen hindert ihn an noch weitergehender Expansion.

Mit seiner Eroberungspolitik durchkreuzte Chlodwig das Konzept des Ostgotenkönigs, das auf eine Verständigung der germanischen Reiche gegen Byzanz zielte. Wohl 498 hatte der Frankenkönig in Reims die Taufe empfangen. Diese Entscheidung für das katholische Christentum erwies sich als zukunftweisender Entschluss. 511 starb Chlodwig in seiner neuen Residenzstadt Paris.

Die ersten Karolinger

Die Karolinger sind aus einer Verbindung der austrischen Adelsgeschlechter hervorgegangen. Sie waren im Maas-Mosel-Raum begütert. Die Vormachtstellung begründete der austrische Hausmeier Pippin (der Mittlere), der 687 durch seinen Sieg über den neustrischen Hausmeier das Fränkische Reich wieder vereinte und anstelle des schwachen Merowingerkönigs, der weiterhin in Neustrien residierte, die Regierung führte. Pippins Sohn Karl erkämpfte sich nach dessen Tod (714) die Herrschaft über das Gesamtreich. 732 schlug er mit einem fränkischen Heer die Araber, die das Westgotenreich vernichtet hatten und nach Südgallien vorgedrungen waren und drängte sie endgültig über die Pyrenäen zurück. Dieser Sieg hatte für die weitere Geschichte Europas entscheidende Bedeutung. Man hat Karl später den Beinamen Martell (Hammer) gegeben. In zahlreichen Kämpfen stellte er - mit unterschiedlichem Erfolg - die Autorität der Reichsgewalt in den sich verselbständigenden Reichsteilen (Aquitanien, Burgund, Provence, Alemannien, Thüringen, Bayern, Friesland) wieder her. Als 737 der Merowinger Theoderich IV. starb, setzte Karl Martell keinen neuen König ein, nahm selber jedoch nicht den Königstitel an. Wie ein König aber teilte er bei seinem Tod 741 das Fränkische Reich unter seine Söhne und ließ sich in Saint-Denis, der Grablege der Merowinger, beisetzen.

Karls Söhne Karlmann und Pippin (der Jüngere) regierten in Austrien und Neustrien, wobei Aquitanien und Bayern relativ selbständige Herzogtümer blieben. 743 setzten sie wieder einen merowingischen König, Childerich III. ein.

Die Langobarden hatten ihre Wohnsitze lange Zeit an der unteren Elbe. Ein Teil von ihnen gründete in Pannonien (Ungarn) um 166 das erste Reich. Um 490 besetzten die Langobarden das bisherige Gebiet der Rugier (Ostalpen) und breiteten sich später nach Südosten aus. Trotz eines entscheidenden Sieges über die Gepiden (567) überließen sie ihr pannonisches Siedlungsgebiet den Awaren, zogen 568 unter ihrem König Alboin nach Oberitalien und gründeten ein Reich mit der Hauptstadt Pavia (in der nach ihnen benannten Lombardei). Dieses konnte sich für zwei Jahrhunderte konsolidieren, nicht zuletzt infolge des Übertritts der Langobarden zum Katholizismus (um 600). Von 712 bis 756 erreichte das Langobardenreich seine größte Ausdehnung. Nach der Eroberung Ravennas 751 sah sich der Papst in Rom unmittelbar bedroht, so dass er den Frankenkönig Pippin zu Hilfe rief, der den langobardischen Ausdehnungsdrang stoppte. Erneute Übergriffe der Langobarden auf päpstliches Gebiet beendete Pippins Sohn und Nachfolger Karl der Große.

Karl der Große

Karl wurde als Sohn des fränkischen Hausmeiers und späteren Königs Pippin des Jüngeren im Jahre 747 geboren. Nach dem Tode seines Vaters (768) teilte er die Herrschaft mit seinem jüngeren Bruder Karlmann. Karl isolierte seinen Bruder durch ein Bündnis mit dem Langobardenkönig Desiderius und stellte, als Karlmann 771 starb, die Reichseinheit wieder her. Karl unternahm auf Ersuchen des Papstes eine Heerfahrt nach Italien, besiegte 774 Desiderius und setzte sich selbst die Königskrone der Langobarden auf. Seitdem nannte er sich „rex Francorum et Langobardorum". 778 gliederte er auch das bis dahin weitgehend selbständige Bayern in sein Reich ein. Die Sachsen hingegen konnten erst in einem über dreißig Jahre dauernden Krieg unterworfen werden. Auch in andere Richtungen sicherte und erweiterte Karl sein Reich.

Anlässlich eines Aufenthaltes in Rom wurde er am Weihnachtstage 800 von Papst Leo III. zum Kaiser der Römer gekrönt. An seinem Hof versammelte Karl die bedeutendsten Gelehrten der Zeit. Die von diesem Kreis ausgehenden geistigen Impulse führten zu einem Aufschwung von Bildung, Wissenschaft und Kunstpflege; wegen der Rückgriffe auf antike und spätantik-christliche Traditionen wurde hierfür der Begriff „karolingische Renaissance“ geprägt.

Schon seine Zeitgenossen verliehen ihm zu Recht den ehrenden Beinamen „der Große". Da die beiden älteren Söhne jedoch vorzeitig starben, erhob er 813 in Aachen seinen einzigen legitimen Erben Ludwig (den Frommen) zum Mitkaiser. Am 28. Januar 814 starb Karl der Große in seiner Lieblingsstadt Aachen.

Sachsenkriege

Über dreißig Jahre, von 772 bis 804, dauerten die kriegerischen, nach kurzen Friedenszeiten immer wieder neu ausbrechenden, blutigen Auseinandersetzungen Karls des Großen mit den Sachsen, die das weite Gebiet zwischen Nordsee und Harz, zwischen Rhein und Elbe bewohnten. Dem Stil des kirchlich geprägten Mittelalters entsprechend mussten die Sachsen als Angehörige des Fränkischen Reiches Christen werden. Dass sie jedoch zur Taufe gezwungen wurden, war ungewöhnlich und erregte Kritik des ganzen Volkes. An ihrer Spitze stand der westfälische Adlige Widukind. Während nach und nach Teile des sächsischen Adels auf die fränkische Seite übergingen und sich taufen ließen, setzte Widukind den Widerstand fort. Selbst so drakonische Strafmaßnahmen Karls wie die Hinrichtung einer großen Zahl Aufständischer 782 bei Verden konnten den Widerstand der Sachsen nicht brechen. Während Widukind 785 aufgab und zum christlichen Glauben übertrat, kam es noch bis 804 immer wieder zu Unruhen.

Das Frankenreich Karls des Großen

Als Karl der Grosse im Jahre 814 starb, hinterließ er seinem Nachfolger ein riesiges, weitgehend gefestigtes Reich, dessen Grenzen durch so genannte Grenzmarken gegen Einfälle der benachbarten kriegerischen Völker militärisch abgesichert waren. Im Südwesten des fränkischen Herrschaftsgebietes, im Süden der Pyrenäen, war als Schutzwall gegen die Araber die „Spanische Mark" eingerichtet worden. Im Südosten hatte Karl nach Siegen über die asiatischen Awaren die „Pannonische Mark" zwischen Raab und Donau geschaffen. Weiter nördlich bildeten Elbe und Saale (nach der Unterwerfung der Sachsen) die Ostgrenze des Reiches gegenüber den Slawenvölkern. Hier wurde als östliches Vorfeld die „Sorbische Mark" errichtet. Gegen die immer häufiger die Küstengebiete an Nord- und Ostsee verheerenden Wikingerraubzüge entstand die „Dänische Mark". Eine ähnliche Schutzfunktion übernahm an der Nordwestgrenze die „Bretonische Mark".

Um das Riesenreich überhaupt einigermaßen verwalten zu können, wurden die schon aus der merowingischen Zeit stammenden Grafschaften auch auf die fränkischen Gebiete ausgedehnt. Die Grafen als vom König eingesetzte Amtsträger waren militärische Befehlshaber und Richter, sie hatten die Regierungsgewalt und die Aufsicht über das Verkehrswesen und die Märkte. Ihre Amtsführung ließ Karl von Zeit zu Zeit durch königliche Kontrolleure, die „Königsboten", überprüfen.

Das Zentrum von Königsherrschaft und Reichsverwaltung bildete der umherziehende königliche Hof, an dem es seit langem feste Hofämter gab. Die am Hof tätigen Geistlichen bildeten die Hofkapelle, die nicht nur religiöse, sondern auch diplomatische Aufgaben übernahm und die Reichskanzlei führte. Daneben hatte der König persönliche Freunde und Ratgeber in seiner Umgebung, die er auch mit politischen und diplomatischen Missionen betrauen konnte. Die Wirksamkeit dieses Zentrums hing jedoch von der Autorität des Königs ab.

Die Machtteilung zwischen Erben endete 843 mit dem Teilungsvertrag von Verdun: Lothar I. erhielt Italien und ein Mittelreich, Karl der Kahle behielt den westlichen, Ludwig der Deutsche - den östlichen Teil. Die Reichseinheit blieb nominell gewahrt.

Vom Mittelreich löste sich rasch - zunächst als Unterkönigtum - Italien, an dessen Herrscher auch zu Anfang des 10. Jahrhunderts Kaisertitel überging. Auch Burgund wurde bald selbständig. Das übrige Mittelreich, für dessen Kerngebiet sich der Name Lotharingien (=Lothringen) einbürgerte, wurde, als kein legitimer Erbe mehr da war, 870 im Vertrag von Meerssen zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem Deutschen etwa an der Linie Maas - Mosel - Genf geteilt. Karl sicherte sich 875 die Kaiserwürde, aber die beabsichtigte Vereinigung von West- und Ostfränkischem Reich gelang nur noch für kurze Zeit (885-87) unter Kaiser Karl III., dem Dicken, einem Sohn Ludwigs des Deutschen. Die in den Verträgen von Verdun und Ribemont (879/80) nach Westen verschobene Grenze zwischen den Teilreichen blieb über das Mittelalter hinaus im Wesentlichen bestehen.

Daten

113–101 v. Chr. Kämpfe der Römer mit Kimbern und Teutonen

9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Wald

ab ca. 90 Bau des Limes

um 98 Tacitus „Germania"

166–175; 177–180 Markomannenkriege

375 Hunneneinbruch (Zerstörung des Gotenreiches)

410 Plünderung Roms durch die Westgoten

419–711 Westgotenreich (bis 507 um Toulouse, dann in Spanien)

429–534 Vandalenreich in Nordafrika

443–534 Burgunderreich in den Westalpen

451 Schlacht auf den Katalaunischen Feldern

453 Tod Attilas

455 Plünderung Roms durch die Vandalen

476 Absetzung des letzten weströmischen Kaisers

481–751 Herrschaft der Merowinger im Frankenreich

482–511 Chlodwig - König der Franken

493–526 Theoderich der Große Ostgotenkönig in Italien

um 498 Taufe Chlodwigs

507 Verdrängung der Westgoten aus Gallien durch Chlodwig

531 Vernichtung des Thüringerreiches durch die Franken

534 Vernichtung des Burgunderreiches durch die Franken

568-774 Langobardenreich in Italien

711 Vernichtung des Westgotenreiches durch die Araber

751 Absetzung des letzten Merowingers

768–814 Karl der Große

772–804 Sachsenkriege

774 Vernichtung des Langobardenreiches durch Karl den Großen

25. Dez. 800 Kaiserkrönung Karls des Großen

814–840 Kaiser Ludwig der Fromme

843–876 Ludwig der Deutsche ostfränkischer König

876–887 Karl der Dicke ostfränkischer König (881 Kaiser)

887–899 Arnulf von Kärnten ostfränkischer König (896 Kaiser)

900–911 Ludwig das Kind (letzter ostfränkischer Karolinger)

Lection 2

Von der Entstehung des Deutschen Reiches bis zum Ende der Stauferzeit (911-1254)

Die Entstehung des Deutschen Reiches

Seit dem frühen 10. Jahrhundert kann man von einem Deutschen Reich sprechen. Das Königreich, das man seit dem 11. Jahrhundert „Reich der Deutschen" zu nennen begann, hieß damals noch „Ostfrankenreich“. Es hieß so nicht deshalb, weil es nur von Franken bewohnt war, sondern weil es aus dem Frankenreich hervorgegangen war, das verschiedene Völkerschaften und Gebiete umfasste und das Karl der Große zu unvergleichlicher räumlicher Größe gebracht und mit dem Kaisertum überhöht hatte. Nach dem Fränkischen Brauch sollte das Reich unter die Söhne des Königs aufgeteilt werden und so bestand das Riesenreich Karls bald aus mehreren fränkischen Teilreichen. Ludwig, den wir heute „den Deutschen“ nennen (817-876), herrschte als König über die Bayern, Schwaben, Rhein- und Mainfranken, Thüringer und Sachsen. Der König der Westfranken war sein Bruder Karl „der Kahle“. Schon die Zeitgenossen wussten, dass sich die Bewohner des Ostfrankenreichs von denen im Westfrankenreich durch ihre Sprache unterschieden. Der größte Teil des Gebietes im Osten, das sie bewohnten, hatte nicht zum Römischen Reich gehört, und das Lateinische war dort nicht wie im Westen Grundlage der Landessprache geworden. So bewahrten sie ihre germanischen Sprachen, obwohl sie auch unterschiedlich waren. „theodisc“ heißt volksmäßig, allgemein verständlich, ein Wort, das dann später zum Namen „deutsch“ wurde(ahd. theodiscus, mhd. diut(i)sch, über ein gleichbedeutendes westfränkisches Adjektiv zu einem germanischen Substantiv mit der Bedeutung „Volk“, ahd. diot(a) = Volk, also eigentlich = volksmäßig,allgemein verständlich) © 2000 Dudenverlag

Die Periodisierung der deutschen Sprache:

Althochdeutsch – 500-1050 (ahd.)

Mittelhochdeutsch – 1050-1350 (mhd)

Frühneuhochdeutsch – 1350-1650 (fnhd)

Neuhochdeutsch – 1650-bis zur Gegenwart (nhd).

Fränkische Tradition aber war zur Zeit Ludwigs des Deutschen noch bestimmender als die Verwandtschaft der Sprachen. Sein Reich, entsprechend dem fränkischen Teilungsbrauch, wurde wieder unter seine Söhne in drei Königreiche aufgeteilt, so wie es dann später, als es keine anderen Nachkommen gab, in König Ludwig dem Kind wieder einen einzigen König hatte. Im Jahre 911 starb nun auch er, ohne Söhne zu hinterlassen. Nur im Westfrankenreich gab es noch einen König aus dem Geschlecht Karls des Großen. Die ostfränkischen Stämme entschieden sich gegen den westfränkischen Karolinger und damit für die Eigenständigkeit ihres Reichs gegenüber dem Westen: Sie wählten Konrad (911-918), den Herzog der Franken, zum König. Dass es ein ungeteilt-einiges Reich war, zeigte sich dann im Jahre 936. Der Nachfolger Konrads König Heinrich I. (919-936) hatte bei seinem Tode mehrere regierungsfähige Söhne. Aber nur der älteste Sohn, Otto, wurde König. Der fränkische Brauch, das Reich unter die Königssöhne aufzuteilen, wurde also nicht mehr befolgt. Mit dem Regierungsantritt Ottos I. war erwiesen, dass die Gebiete, die zuerst Ludwig der Deutsche zusammenfassend Ostfrankenreich genannt hatte, im Innern und nach außen eine Einheit darstellten.

Otto I. war 936 in Aachen zum König „von Franken, Sachsen, Schwaben, Lothringen und Bayern“ gekrönt. So erschien das ostfränkisch-deutsche Reich, das aus den fünf Herzogtümern bestand. Die Bezeichnung „Lotharingien“ ist aus dem Namen des Königs Lothar II. (855-869) abgeleitet, dem bei den karolingischen Teilungen des 9.Jahrhunderts das Land zwischen Rhein und Maas zugefallen war. Die Herzogtümer des 10.Jahrhunderts waren das Ergebnis einer Entwicklung, die Umfang und Gestalt der Stämme grundlegend verändert hatte.

Ottonen

Das frühere Mittelalter kannte keine Familiennamen. Der Sachsenkönig Heinrich, der im Jahre 919 ostfränkisch-deutscher König wurde, war der erste der „Ottonen“ auf dem Königsthron. Der Geschlechtername ist von Heinrichs Sohn und Nachfolger Otto I. (936-973) und von dessen gleichnamigem Sohn Otto II. (973-983) und Enkel Otto III. (983-1002) abgeleitet. Bei Ottos III. kinderlosem Tode folgte mit Heinrich II. sein nächster männlicher Verwandter als König. Mit ihm erlosch das sächsische Königsgeschlecht der Ottonen im Jahre 1024.

Der bedeutendste Ottonenherrscher war Otto I., „der Große“. Er begründete die Tradition der Verbindung von ostfränkisch-deutscher Königswürde und Kaisertum. Otto I. machte das Anknüpfen an die karolingische Tradition gleich bei seinem Regierungsantritt sichtbar: Indem er Aachen als Krönungsort wählte und am Ende der Krönungszeremonie auf dem steinernen Thron Karls des Großen Platz nahm, zeigte er, dass er sich in der Nachfolge Karls des Großen sah. Dazu gehörte auch die Eroberung des langobardisch-italischen Reiches, die Otto im Jahre 951 mit der Königskrönung in Pavia abschloss. Sein großer Ungarnsieg in der Schlacht auf dem Lechfeld (955) erwies Otto I. als fähigen Verteidiger der lateinischen Christenheit. Die Kaiserkrönung wurde962 in Rom von dem Papst Johannes XII. vollzogen. Wie Karl der Große sah auch Otto der Große die Heidenmission als Aufgabe des christlichen Kaisers an. Nach vielen Mühen erreichte er 968 die Gründung eines Erzbistums in Magdeburg, das als Missionserzbistum in die slawischen Gebiete hineinwirken sollte. Ottos des Großen Sohn Otto II. führte im Wesentlichen die Linie der Politik seines Vaters weiter. Otto III. aber wollte anderes und mehr: Erfüllt von einer schwärmerischen Begeisterung für die römische Antike, wollte er die Stadt Rom wieder zum Zentrum der Welt machen, Rom als Sitz von Papst und Kaiser, als Mittelpunkt von Christentum und Weltherrschaft, zu echter Größe führen. Das gelang ihm aber nicht. Sein Nachfolger Heinrich II. (1002-1024) verlegte den Schwerpunkt seiner Herrschaft wieder in den ostfränkisch-deutschen Bereich nördlich der Alpen.

Wikinger/Normannen

Wikinger bedeutet „Männer auf großer Fahrt"; „Normannen" bezeichnet die gleichen Leute als die, die aus dem Norden kommen. Beidesmal sind Norweger, Dänen und Schweden gemeint, und zwar dann, wenn sie außerhalb ihrer Heimat Skandinavien in Erscheinung treten. Das wikingische Zeitalter der Eroberungsfahrten reicht vom Ende des 8. bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts. Die Wikinger waren Seekrieger. Ihre guten Schiffe machten für sie alle Küsten und Binnengewässer Europas erreichbar. Die nordischen Seefahrer versetzten im 8./9. Jahrhundert die Menschen rund um die Nordsee und später sogar bis hinein in den Mittelmeerraum in Angst und Schrecken.

Die ersten Nachrichten von wikingischen Überfällen stammen aus England: Im Jahre 793 wurde das Kloster Lindisfame an der nördlichen Ostküste Englands überfallen. Etwa um diese Zeit werden die ersten Wikingerüberfälle im Südwesten Englands gemeldet und wenig später in Irland und an der Atlantikküste des Frankenreiches. Im 9. Jahrhundert schlugen Wikingerheere feste Standlager auf, um zu überwintern und die Länder systematisch zu überfallen. Dann wurden die Lager zu Siedlungen ausgebaut; die Wikinger kamen als Einwanderer, errichteten eigene Herrschaften im Osten und Norden Englands, in Irland, im Nordwesten des Frankenreichs (der nach den Normannen benannten Normandie). Von der Normandie aus errichteten normannischeRitter im 11. Jahrhundert Adelsherrschaften auf dem süditalienischen Festland und auf der Insel Sizilien. Damit legten sie den Grund für das spätere normannische Königreich Sizilien. Im Osten Europas, an den großen Wasserwegen von Dnipro, Düna und Wolga, am Ladogasee gründeten schwedische Wikinger (Waräger) im 9. Jahrhundert in den slawischen Gebieten Herrschaftssitze.

Aber es waren nicht nur die besiedelten Länder Europas, die wikingische Einwanderer anlockten. Abenteuerlust und Landsuche trieben sie über das bewohnte Land hinaus. Um 860 entstanden die ersten Wikingersiedlungen in Island, von dort aus gründeten sie um das Jahr 980 zwei Niederlassungen in Grönland, die bis etwa 1500 bestanden, und von Grönland aus erreichten sie um das Jahr 1000 die Küsten Nordamerikas.

Für die Nord- und Ostseeregion bewirkten sie eine bestimmte Veränderung der politischen Landkarte, einen intensiven Kulturaustausch zwischen Skandinavien und Westeuropa, eine Öffnung weiter geographischer Horizonte und schließlich die endgültige Einbindung Dänemarks, Norwegens und Schwedens in die kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Strömungen des Kontinents.

Salier

Als Heinrich II. im Jahre 1024 starb, erlosch das Königsgeschlecht der sächsischen Ottonen im Mannesstamm. Die geistlichen und weltlichen Großen des Reiches wählten Konrad, den ältesten männlichen Verwandten des Ottonengeschlechts in weiblicher Abstammung zum König. Konrad II. war Graf und besaß Familiengut. „Salier“ wurde sein Geschlecht (von Salfranken) genannt.

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