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Лексикология современного немецкого языка 29 :: 30 :: 31 :: Содержание 1.1.4.2.4. Semantische Felder, lexikalisch-semantische Gruppen

Einen weiteren Einblick in paradigmatische Bedeutungsbeziehungen der Wörter im lexikalisch-semantischen System ermöglicht die Wortfeldforschung in ihrer theoretischen und empirischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Das Wortfeld ist ein lexikalisch-semantisches Paradigma höherer Ordnung als Synonymgruppen.

Der Begriff des Feldes wurde von G.Ipsen eingeführt (1924), der sich darunter eine bestimmte "Sinneinheit höherer Ordnung" vorstellte, die sich aus Wörtern bildet, wobei die Wörter nicht nach ihrer etymologischen Zusammengehörigkeit gruppiert werden, sondern nach ihrem gegenständlichen Sinngehalt. Mit anderen Worten, Lexeme, die etymologisch und assoziativ miteinander nicht verbunden zu sein brauchen, fügen sich zu einem Mosaik zusammen, und alle zusammen gehen in "einer Sinneinheit höherer Ordnung" auf.

In der Wortforschung seit G. Ipsen gab es zahlreiche Versuche, die Lexik in Wortfelder zu gliedern. Von W. Porzig stammt die Theorie der syntaktischen Felder49. Syntaktische Felder entstehen durch die "wesenhaften Bedeutungsbeziehungen", die zwischen Wörtern bestehen, die linear d.h. durch die semantische Fügungspotenz, zu einer Redekette verbunden werden können. So setzt das Verb greifen die Verbindung mit Hand voraus; sehen - das Auge; reiten - das Pferd; bellen - der Hund; oder: blond - menschliches Haar u.a.

In der Geschichte der Wortfeldforschung sind ferner die Konzeptionen der Wortfelder von J. Trier50 und L. Weisgerber51 zu nennen, die in der Fachliteratur mehrfach kritisch besprochen wurden. Kritisiert wurden vor allem die Auffassungen der Autoren vom Wesen der Sprache und ihrer Einheiten, wonach diese angeblich dem Menschen a priori eigen seien und das Denken des Menschen formen. Das Bedeutungssystem der Sprache sei nach einem vorgefassten Plan entstanden und ausgebaut und werde von geheimnisvollen geistigen Kräften der Sprachgemeinschaft geformt.

Das Einzelwort trägt nach J.Trier keine Bedeutung. Es "empfängt seine inhaltliche Bestimmtheit vom Gefüge des Ganzen". Es "bedeutet" nur in diesem Ganzen und kraft dieses Ganzen. Die Geltung eines Wortes werde erst dann erkannt, wenn man sie gegen Geltung benachbarter und gegensätzlicher Wörter abgrenzt, denn nur im Feld gebe es ein Bedeuten.

Die praktische Schlussfolgerung aus Triers Wortfeldtheorie, nämlich - das Wort einer Sprache könne erlernt und richtig gebraucht werden, wenn dem Sprechenden das ganze Feld gegenwärtig sei - hat sich experimentell nicht bestätigt.

Diese Konzeption der Wortfeldtheorie wurde von L. Weisgerber besonders konsequent entwickelt, ganz im Sinne des Neohumboldtianismus, d.h. in Bezug auf das Wesen der Sprache, die Bedeutung der Einzelwörter u.a.

Betrachtet man aber die Gliederung der Wörter in Wortfelder als Resultat einer realen sprachlichen Entwicklung des Wortschatzes, so erweist sich die Wortfeldforschung äußerst produktiv.

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Wortfelder stellen eine Gliederung der Spracheinheiten dar, die über die Synonymie hinaus in weiteren semantischen Beziehungen zueinander stehen.

Die Wortfeldforschung von heute kennzeichnet sich dadurch, dass im Bereich des Feldes sämtliche Spracheinheiten - minimale sprachliche Zeichen bzw. Lexeme und komplexe sprachliche Zeichen bzw. feste Wortkomplexe erfasst werden. Dementsprechend werden solche semantischen Felder als lexikalisch-phraseologische Felder bezeichnet.

Felder sind strukturiert als vielschichtige Gebilde. Den Kern des Feldes bildet ein Hyperonym oder ein Archilexem, um dieses gruppieren sich neutrale Lexeme, und in Richtung Peripherie liegen stilistisch markierte Wörter und feste Wortkomplexe, d.h. Spracheinheiten, die in ihren semantischen Strukturen begrifflich wertende Seme oder Einstellungsseme enthalten.

Felder sind begrifflich differenziert, wozu Wörter und feste Wortkomplexe beitragen, die z.B. in Bezug auf die Intensität der Handlung oder in Bezug auf andere semantische Merkmale differenziert sind.

Das kann man an dem lexikalisch-phraseologischen Feld mit dem Hyperonym bzw. Archilexem "tadeln" illustrieren:

tadeln: neutral, einsetzbar für alle Glieder, enthält Hyperseme, die in allen übrigen Konstituenten des Feldes enthalten sind ("Pro-zessualität", "objektgerichtete Handlung", "jmdm. sein Missfallen über ihn oder sein Verhalten, Tun zum Ausdruck bringen");

differenzierende begriffliche Seme:

"Intensität" (gründlich, zurechtweisen, rügen, schelten,

scharf, tüchtig, heftig) schmähen, schimpfen, ausschimpfen,

bespotten u.a.

differenzierende begrifflich-wertende Seme:

(negativ) abstauben (landschaftlich), abbürsten (landschaftlich),

anranzen (salopp), jmdm. eins auf den Dez geben (salopp), jmdm. die Hammelbeine lang ziehen (salopp), jmdm. den Kopf waschen (umg.), jmdn. mit scharfer Lauge waschen (salopp), jmdn. aus den Lumpen schütteln (salopp) u.a.m.

Alle Konstituenten des Feldes "tadeln" sind nach dem invarianten Hy-persem gruppiert, das in allen Spracheinheiten feststellbar ist und sehr allgemein, etwa als "negative Bewertung des Verhaltens bzw. Tuns des Objekts" zu bezeichnen wäre.

Darüber hinaus enthalten Lexeme und Phraseologismen zusätzliche differenzierende Merkmale, was den zentralen Begriff des Feldes semantisch und stilistisch konkretisiert. Semantisch: scharf, heftig, energisch, streng, hart... tadeln, zurechtweisen. Stilistisch erfasst dieses lexikalisch-phraseologische Feld Lexeme und Phraseologismen (a) geh., z.B. jmdn. anherrschen,

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anlassen', (b) umg., z.B. abtrumpfen, salopp jmdm. die Hammelbeine lang ziehen; (c) salopp, z.B. abkanzeln, umg. jmdm. den Kopf waschen; (d) vulg. anscheißen. Lexikalisch-semantische Paradigmen vom Typ "Feld" können in der Fachliteratur auch als lexikalisch-semantische Gruppen bezeichnet werden. Innerhalb solcher Gruppen ist dann dieselbe Strukturierung der Konstituenten durchführbar.

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