Добавил:
Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:

9

.DOC
Скачиваний:
0
Добавлен:
22.02.2023
Размер:
230.4 Кб
Скачать

Ausgabe 4/2003 - Hochleistungsbremsscheiben aus MMC fьr den Schienenverkehr

MMC (Metal-Matrix-Composites) Verbundwerkstoffe weisen viele Eigenschaften auf, die denen reiner metallischer oder keramischer Werkstoffe ьberlegen sind. Ursprьnglich fьr die Raumfahrt und Wehrtechnik entwickelt, sind sie seit einigen Jahren auch in zivilen Anwendungen zu finden, so unter anderem als Bremsscheiben fьr Schienenfahrzeuge. Solche MMC-Bauteile aus mit SiC-Partikeln verstдrktem Aluminium stellt die Firma Knorr-Bremse Systeme fьr Schienenfahrzeuge GmbH her. Dabei zeigt sich, dass qualitativ und wirtschaftlich zufriedenstellende Bearbeitungsergebnisse dieser harten und abrasiven Werkstьckmaterialien nur mit dem Einsatz von PKD-Werkzeugen zu erzielen sind. B.Vogt

Nicht nur in der Luft- und Raumfahrt oder der Automobilindustrie kommt Leichtbauwerkstoffen eine immer grцЯere Bedeutung zu, sondern auch im Bereich des Schienenverkehrs halten diese Materialien verstдrkt Einzug. Bauteile auf der Basis von Faserverbundwerkstoffen oder MMCs zielen darauf ab, die Leistungsfдhigkeit dieser Systeme zu steigern. Typisches Beispiel sind hier Bremsscheiben aus Aluminium mit einer maximalen SiC-Partikelverstдrkung von 30 %, die bei Hochgeschwindigkeitszьgen, U- und S-Bahnen, Reisezugwagen, Lokomotiven oder Gьterwagen zum Einsatz kommen.

Auch der weltweit fьhrende Hersteller von Bremssystemen fьr Schienen- und Nutzfahrzeuge, die Knorr-Bremse, Mьnchen, setzt auf Bremsscheiben aus diesem Al/SiC-Verbundwerkstoff. Als technologischer Schrittmacher treibt das Unternehmen maЯgeblich die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb modernster Bremssysteme fьr unterschiedliche Anwendungen im Schienen- und Nutzfahrzeugbereich voran. Seit 1997 bietet das Unternehmen serienmдЯig SiC-partikelverstдrkte Aluminium-Bremsscheiben an, die inzwischen beispielsweise in der S-Bahn Kopenhagen, den StraЯenbahnen Oslo oder Stuttgart genauso Eingang gefunden haben wie in der Mьnchener U-Bahn oder dem KCRC Hongkong-Nahverkehrszug. Auch fьr den ICE der Deutschen Bahn werden diese Bremsscheiben getestet (Bild 1).

  

Bild 1 Hochgeschwindigkeitszug ICE 1 mit MMC-Bremsscheiben im Test

Extrem niedriger VerschleiЯ gepaart mit hoher Wirtschaftlichkeit Die MMC-Bremsscheiben werden im Berliner Werk von Knorr-Bremse gefertigt. Dazu steht in Berlin nach Aussage von Knorr die weltweit modernste Fertigungslinie zur Bremsscheibenfertigung (Bild 2) mit einem monatlichen AusstoЯ von knapp 3.000 Radbremsscheiben (RBS) bzw. Wellenbremsscheiben (WBS) aus unterschiedlichen Materialien und unterschiedlichsten Abmessungen. Bei dem SiC-partikelverstдrkten Aluminium-Werkstoff handelt es sich um ein Verbundmaterial, bei dem die Keramikpartikel in die Metallschmelze eingerьhrt werden. Die Eigenschaften dieses Werkstoffes mit einem SiC-Anteil von 20 und 30 Prozent sind in Tabelle 1 dargestellt. Wie zu erkennen, zeichnet sich dieser Werkstoff neben seiner geringen Dichte durch eine hohe Warmfestigkeit, einen hohen Elastizitдtsmodul, eine hohe Wдrmeleitfдhigkeit, einen geringen Wдrmeausdehnungskoeffizienten und gute tribologische Eigenschaften aus. Diese Merkmale resultieren beim Einsatz in Schienenfahrzeugen in einer Reihe von Vorteilen:

  

Bild 2 Weltweit modernste Fertigung von Bremsscheiben fьr Schienenfahrzeuge im Berliner Werk von Knorr-Bremse

  • bis zu 50 % geringeres Gewicht gegenьber konventionellen Gussscheiben (Beispiel: mit zwei ьberbreiten WBS pro Gьterwagenachse konnte gegenьber der konventionellen Lцsung mit drei GG-Scheiben das Gewicht um 50 % verringert und gleichzeitig die Dauerbremsleistung um nahezu 40 % gesteigert werden),

  • Energieeinsparung (Eine Hochrechnung seitens Knorr ergibt eine Ersparnis an Stromkosten von etwa 200.000 Euro pro Jahr, wenn die gesamte Mьnchener U-Bahn-Flotte mit den Al/SiC-Scheiben ausgestattet werden wьrde),

  • extrem niedriger VerschleiЯ (Beispiel: in Bild 3 ist die Lebensdauer der Bremsscheiben und der Belдge des ITC bei Verwendung von Al/SiC dem Grauguss GGG gegenьbergestellt. Auf dem Schwungmassenprьfstand ergab sich eine dreifach hцhere Scheiben- und eine etwa viermal hцhere Belagstandzeit)

  • weniger Wдrmerisse und keine Hot Spots (aufgrund der besseren Wдrmeleitfдhigkeit im Vergleich zu Grauguss ist die Temperaturverteilung gleichmдЯiger, so dass einerseits die Hot Spot-Neigung geringer, andererseits auch die Temperatur der Reiboberflдche niedriger ist, was sich positiv auf die Standzeit von Belag und Scheibe auswirkt),

  • konstant guter Reibwert beim Abbremsen aus hohen Geschwindigkeiten.

Tabelle 1 Eigenschaften verschiedener Werkstoffe im Vergleich zu SiC-partikelverstдrktem Aluminium [1]

Bild 3 Lebensdauer von Scheibe und Belag beim ICT (IC mit Neigetechnik)

Diese fьr den Einsatz als Bremsscheibe optimalen Eigenschaften werden allerdings mit einem erheblichen Nachteil erkauft. Aufgrund der sehr harten Verstдrkungsphase des Aluminiums und der sehr groЯen abrasiven Wirkung gegenьber konventionellen Zerspanungswerkzeugen kommt es zu einem exzessiven WerkzeugverschleiЯ, der die spanende Bearbeitung sehr schwierig werden lдsst. Qualitativ und wirtschaftlich zufriedenstellende Ergebnisse lassen sich hier nur durch den Einsatz von Diamantwerkzeugen erzielen.

Bearbeitungsablauf Die Wellenbremsscheiben werden auf einer CNC-gesteuerten Vertikaldrehmaschine Diedesheim VDM 90-11 unter Einsatz einer Kьhlemulsion bearbeitet. Der Bearbeitungsprozess einer Bremsscheibe umfasst das Drehen der kompletten AuЯenkontur sowie das Erstellen von mehreren Bohrungen. In der ersten Aufspannung erfolgt das Vordrehen und Anfasen der AuЯenflдche, das Vordrehen der Bremsflдche und der Innenbohrung sowie das Vordrehen und Anfasen der Nockenkontur der ersten Bremsscheibenseite. AnschlieЯend werden AuЯenflдche, Bremsflдche und Nockenkontur geschlichtet, bevor das Werkstьck gedreht wird und die zweite Bremsscheibenseite analog zur ersten Seite bearbeitet wird. In der zweiten Aufspannung wird zudem die Innenbohrung geschlichtet und die Bohrungen zur Bremsscheibenbefestigung werden erstellt. Die Qualitдtsanforderungen an die fertig bearbeiteten Bauteile liegen bei Planparallelitдten und Rundlдufen im hundertstel Millimeterbereich, wobei Oberflдchenqualitдten von Rz10 bis Rz16 eingehalten werden mьssen.

Um fьr diesen Bearbeitungsprozess eine fertigungstechnisch sichere und wirtschaftliche Zerspanung, d.h. hohe Werkzeugstandzeit bei gleichbleibend guter Bearbeitungsqualitдt zu gewдhrleisten, kommt dem hier verwendeten Schneidstoff entscheidende Bedeutung zu.

Keine Alternative zu PKD Schon die ersten Versuche mit Hartmetallwerkzeugen vor Beginn der Serienfertigung zeigten, dass die Standzeiten dieses Schneidstoffes дuЯerst unbefriedigend waren. Zum Teil konnte noch nicht einmal ein Werkstьck mit einem Werkzeug bearbeitet werden. Trotz hцherer Investitionskosten fьhrt Knorr aufgrund besserer Bearbeitungsqualitдten und Werkzeugstandzeiten deshalb heute die Bearbeitung mit PKD-Werkzeugen aus, die u.a. von der Firma Diamant-Gesellschaft Tesch GmbH, Ludwigsburg, geliefert werden. Diese Werkzeuge kommen mit eingelцteten C-, V- und S- (rechte und linke) Formen zum Einsatz. Dabei wird fьr die Schruppbearbeitung aufgrund der hцheren VerschleiЯfestigkeit auf Schneidplatten mit der grobkцrnigen PKD-Sorte Syndite CTM302 (durchschnittliche KorngrцЯe 16 µm) zurьckgegriffen, wдhrend das Schlichten mit einer PKD-KorngrцЯe von 10 µm erfolgt, weil mit dem feinkцrnigeren PKD schдrfere Schneidkanten mцglich sind und demzufolge auch eine hцhere Bearbeitungsqualitдt erzielt wird. Der Schneidstoff Syndite CTM302 wird aus einem Mix von Diamantkцrnern der KorngrцЯe 2 bis 30 µm hergestellt. Die Kombination dieses Ausgangsmaterials mit sorgfдltig kontrollierten Sinterbedingungen fьhrt zu einer erhцhten Packungsdichte der Diamantkцrner und gewдhrleistet beim Drehen des MMCs die geforderte hohe VerschleiЯfestigkeit.

Fьr die Bearbeitung der Wellenbremsscheiben (Bild 4) kommen sowohl beim Vordrehen, Fertigdrehen und der Bohrungserstellung mittlere Schnittgeschwindigkeiten zur Anwendung. Dabei wird -je nach Bearbeitungsaufgabe- mit Vorschьben im zehntel Millimeterbereich gearbeitet. AufmaЯ und Schnitttiefe liegen beim Vordrehen im Millimeterbereich und beim Fertigdrehen im Bereich von zehntel Millimetern. Dabei werden die geforderten Bearbeitungsqualitдten bei sehr hohen Standzeiten der PKD-Werkzeuge prozesssicher eingehalten.

Die relativ niedrigen Schnittgeschwindigkeiten fьr PKD-Werkzeuge sind materialbedingt. Die Bearbeitung dieses Werkstoffes erfordert Kompromisse hinsichtlich Bearbeitungsqualitдt und wirtschaftlicher Fertigung (Standmengen, Bearbeitungszeit etc.) Das Standzeitkriterium beim Schlichten der Bremsscheiben ist gegeben, wenn die PKD-Werkzeuge aufgrund einer nur geringen Schneidkantenverrundung beginnen das Werkstьck zuzuschmieren.

  

Bild 4 Drehen einer Wellenbremsscheibe auf der CNC-gesteuerten Vertikaldrehmaschine Diedesheim VDM 90-11

Die Gefahr des Zuschmierens der Werkstьcke steigt mit hцheren Schnittgeschwindigkeiten sehr stark an, bis hin zur Erzeugung von spiegelblanken Flдchen. Solche Flдchen sind kundenseitig nicht erwьnscht, die SiC-Partikel sollen nicht zugeschmiert werden, sondern an der Oberflдche erkennbar sein. Allerdings ist der VerschleiЯ der Schlichtwerkzeuge zu diesem Zeitpunkt so gering, dass mit diesen Werkzeugen die Schruppbearbeitung durchgefьhrt werden kann, bevor sie nachgeschliffen werden. Aufgrund des Zuschmiereffektes kommen zum Schlichten keine nachgeschliffenen, sondern nur neue Werkzeuge zum Einsatz.

Bild 5 Fertig bearbeitete Bremsscheiben aus Al/SiC-Verbundwerkstoff

  

Fazit Trotz groЯer Fortschritte in der GieЯereitechnik hinsichtlich der endkonturnahen Fertigung von Bauteilen aus MMCs sind die sich anschlieЯenden Zerspanungsoperationen von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. So setzt die erfolgreiche Bearbeitung dieser Werkstoffe eine optimale Abstimmung aller am Prozess beteiligten GrцЯen voraus, d.h. Material, Bearbeitungsoperation, Werkzeug bzw. Schneidstoff und Bearbeitungsparameter.

Die Fertigung von Wellenbremsscheiben aus dem Al/SiC-Verbundwerkstoff im Berliner Werk der Knorr-Bremse hat gezeigt, dass fьr das Drehen und Bohren dieser Werkstьcke PKD-Werkzeuge die besten Ergebnisse hinsichtlich Standzeit und Bearbeitungsqualitдt erzielen. In Verbindung mit mittleren Schnittgeschwindigkeiten (200 bis 500 m/min) und vergleichsweise hohen Vorschьben (0,2 bis 0,7 mm/U) lдsst sich eine wirtschaftliche Fertigung des abrasiven und verschleiЯfesten Materials gewдhrleisten. Vor dem Hintergrund des groЯen Potenzials, das dieser Werkstoff aufgrund seiner Eigenschaften fьr den Einsatz im Schienenverkehr bietet, ist diese erfolgreiche Bearbeitungsstrategie von entscheidender Bedeutung.

 

Literatur [1] N.N. Technical Update 3D6 der Hitchiner Manufacturing Co., Inc.

 

Bildnachweis: Knorr-Bremse Systeme fьr Schienenfahrzeuge GmbH.

Syndite ist Warenzeichen der Element Six Ltd., Shannon, Irland.

<< zurück zu Artikeln Ausgabe 4/2003

Artikel | News | Termine | Archiv | Vorschau | Index | FAQ | Links | Info | Media | Kontakt

Соседние файлы в предмете Немецкий язык