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Россияне и немцы в эпоху катастроф.docx
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  1. Scheinbar ungebrochener Beliebtheit erfreut sich die Gattung der “letzten Soldatenbrie- fe” in Russland. Siehe u.a Poslednie pis'та s fronta. 5 Bde. Moskau, 1991-1995; Jim Rior- dan, hg. Letters from the Dead: Last Letters From Soviet Men and Women Who Died Fighting the Nazis (1941-1945)■ Moskau: Progress Publishers, 1965. Zur Selbsteinschreibung deutscher Soldaten in die von NS-Propagandisten vorgezeichnete “geschichtliche Zeit” siehe Peter Fritz- sche. Life and Death in the Third Reich. Cambridge, Mass, 2008. S. 148. Zur historischen Er- forschung von deutschen Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg siehe in erster Linie Martin Humburg, Das Gesicht des Krieges: Feldpostbriefe von Wehrmachtssoldaten aus der Sowjetunion 1941-1944 (Opladen: Westdeutscher Verlag, 1998); Martin Humburg. “Deut­sche Feldpostbriefe im Zweiten Weltkrieg: Eine Bestandsaufnahme,” in Andere Helme—an­dere Menschen?Heimaterfahrung undFrontalltag im Zweiten Weltkrieg. hg. Detlef Vogel u.a. (Essen: Klartext, 1995). S. 13-35; Klaus Latzel. Deutsche Soldaten—nationalsozialistischer Krieg? Kriegserlebnis, Kriegserfahrung 1939-1945 (Paderborn: Schoningh, 1998); Buchben- der/Sterz, Das andere Gesicht des Krieges; Gerald Lamprecht. Feldpost und Kriegserlebnis: Briefe als historisch-biographische Quelle (Innsbruck: Studien, 2001).

  2. Klausch, hg. Oldenburg im Zweiten Weltkrieg. S. 11.

  3. Tjadens Einbindung in die Praktiken und Ziele des NS-Regimes scheint erheblich ge- wesen zu sein. In einer Eintragug vom Juni 1942 verweist er mit ein paar Worten auf seine Tatigkeit als “V-Mann” fur den Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS. In dieser Funktion fertigte er vierzehntagige Berichte iiber die politische Stimmung der deutschen Bevolke- rung an. Man darf annehmen, dass sich diese Tatigkeit mit seiner Chronistenrolle im Tage- buch iiberschnitt. Uber weite Strecken liest sich auch Tjadens Tagebuch als ein politischer Stimmungsbericht; so notiert er Gesprache mit Oldenburger Bekannten, aufgeschnappte Geriichte und reflektiert zudem iiber seine eigenen Einstellungen im Wandel. Ungeachtet dieser politischen Einstellung Tjadens vermerkte er in seinem Tagebuch — ganz besonders nach Stalingrad — jedoch auch kritische Gedanken oder brisante Geschehnisse, die mit Si- cherheit nicht Eingang in seine Berichte fur den SD fanden. Vgl. Carsten Schreiber, “Eine verschworene Gemeinschaft”. Regionale Verfolgungsnetzwerke des SD in Sachsen, in: Mi­chael Wildt, hg. Nachrichtendienst, politische Elite und Mordeinheit. Der Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS (Hamburg, 2003). S. 57-85. Schreiber unterscheidet die V-Manner von herkommlichen Denunzianten. Sie verkorperten ein Phanomen qualitativ ganz anderer Natur, ein “modernes Instrument diktatorischer Herrschaft zur Durchdringung komplexer Gesellschaften” (ebd. S. 58). S. auch Klausch. S. 14.

  4. Am 31.12.1940, seinem Hochzeitstag, erinnert sich Tjaden, wie er am Tage seiner Hoch- zeit “gefesselt ins — Elend gefuhrt” worden sei. Er klagt, dass er trotz besseren Wissens nicht die Kraft aufgebracht hatte, sich gegen die Heirat zu stemmen. In der gleichen Eintragung schreibt er wenige Satze spater:

Der Aufruf des Fiihrers an die Wehrmacht zum Jahreswechsel schlieBt mit dem Satz: ‘Das Jahr 1941 wird die Vollendung des groflten Sieges unserer Geschichte bringen!’ Hoffentlich erweist sich diese unerschiitterliche Zuversicht als berechtigt! Sollte es mog- lich sein, die gewaltigen Erfolge des verflossenen Jahres noch zu iibertreffen? Denn das miisste geschehen, wenn ein Sieg iiber England errungen werden sollte. Es ware so gewal- tig, daB man es kaum zu hoffen wagt.”

Der Kontrast zwischen seiner eigenen konstatierten Willensschwache und Hitlers Ent- schlusskraft ist aufschlussreich. In der Eintragung vom 24.2.1941 zitiert Tjaden aus einer “von unbedingter Zuversicht getragenen Rede” Hitlers. Am 27.2.1941 versucht er eine his- torische Perspektive auf Hitler:

Abends lese ich das Buch «Die Epochen der deutschen Geschichte» von Johannes Hal­ler zu Ende.... Wenn man das von slandiger Zerrissenheit und Uneinigkeit so oft tragisch und erbarmlich gestaltete deutsche Schicksal durch die Jahrhunderte vor sich voriiber- ziehen laBt, dann erkennt man so recht die gewaltige GroBe des Werkes von Adolf Hitler, das die Kronung und Erfiillung der deutschen Geschichte wie durch ein Wunder, nam- lich durch die Kraft eines alle andern iiberragenden Genies, gebracht hat. Hoffentlich gehort diesem Werk die Zukunft.”