
- •Internationale Entwicklung Im Historischen Kontext:
- •13. März, Margarete Grandner:
- •Industriöse Revolution:
- •20. März 2012, Arno Sonderegger:
- •27. März 2012, Arno Sonderegger:
- •Imperialismus im 19. U. 20. Jh.
- •Imperialismus:
- •Imperialismus im 19. U. 20. Jh.:
- •24. April 2012, Marcus Gräser :
- •8. Mai 2012, Felix Wemheuer:
- •Von Mao zum Markt: Chinesische Entwicklungsmodelle und die Bauern seit 1949
- •15. Mai 2012, Sepp Linhart:
- •22. Mai 2012, Clemens Pfeffer:
- •6. Juni 2012, Andrea Komlosy:
- •12. Juni 2012, Ingeborg Grau:
- •19. Juni 2012, Walter Schicho:
- •Vom Kolonialismus zum Neokolonialismus:
27. März 2012, Arno Sonderegger:
Imperialismus im 19. U. 20. Jh.
mehrere Dekolonialisierungswellen im 18./19. Jh. v. a. Südamerika u. Nordamerika
Kolonialismus:
S. HOWE: „Herrschaftssysteme einer Gruppe über eine andere. Dabei beansprucht die erste das Recht – das ein „Recht“ ist, das meist durch Eroberung etabliert wird – exklusive Souveränität über die zweite Gruppe auszuüben und deren Schicksal zu bestimmen.“
J. Osterhammel: „eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden“
Imperialismus:
S. HOWE: „Handlungen u. Haltungen, durch die solche großen politischen Einheiten [Imperien] geschaffen oder aufrecht erhalten werden.“
A. ECKERT: „die Erlangung (mit unterschiedlichen Mitteln) von übermächtigem Einfluss oder direkter Kontrolle über die politische und/oder wirtschaftliche Entwicklung schwächerer technologisch weniger ...“
Imperialismus im 19. U. 20. Jh.:
Epochenbegriff: Hochimperialismus/imperiales Zeitalter (1875-1914, Eric Hobsbawm)
staatl. Akteure treten erstmals mit imperialen Ambitionen auf, vorher hauptsächlich an private Unternehmen „ausgelagert“: Großbritannien, Frankreich, Niederlande (u.a.), auch d. U.S.A. → der Westen; Russisches Reich → zwischen West u. Ost; Japan → die gelbe Gefahr;
„scramble“: Wettlauf, Wettbewerb, Wettkampf, Gerangel,... um Gebiete, Einfluss usw., bis zum 1. WK noch diplomatisch ausgetragen; → „Aufteilung“: „partition on paper“ (Diplomatie) u. „partition on the ground“ (Eroberung u. Besetzung) nicht übereinstimmend!
Ende mit dem 1. WK, aber noch immer Probleme in der Zwischenkriegszeit (Nationalisierung d. Staaten!)
Hochimperialismus: „Imperien neuer Art, Kolonialreiche“ (Hobsbawm); Aufteilung d. Welt unter ein paar Staaten: Starke u. Schwache, „Fortgeschrittene“ u. „Rückständige“;
wirtschaftliche Aspekte: Schaffung einer einzigen, alle Regionen d. Erde erfassende, Weltwirtschaft; Rohstoffabhängigkeit d. Zentren d. Weltwirtschaft, Suche nach neuen Märkten durch rivalisierende Volkswirtschaften, potentielles Siedlungsland (Auswanderung aus den Metropolen in d. Kolonien, f. d. Deutsche Reich in Westafrika, Ende mit dem 1. WK für Deutschland, Kolonien wurden aber von anderen Staaten (im Namen des Völkerbundes) übernommen)
ideologische Aspekte: „Kultivierung“, „Zivilisierung“ → „Entwicklung“, Zivilisierungsmission, „Konstruktion inferiorer Andersartigkeit“ (Osterhammel), Rassismus (Unterscheidung zw. Wir u. Sie u. gleichzeitige Abwertung d. Anderen);
politische Aspekte: „alte Imperien“: Portugal, Spanien, „nicht mehr junge Imperien“: Großbritannien, Frankreich, Niederlande, neue geeinte Staaten mit imperialen Ambitionen: Deutsches Reich (1871, Kaiser Willhelm I), Italien (1861, König Viktor Emanuel II), extrem starker nationalistischer Gedanke → Forderung nach d. Eroberung v. Kolonien f. diese Staaten;
Kolonien: Interessenssicherung, Einflusssphären, Geltung u. Prestige → „Weltpolitik“, „Weltmachtswachstumswille“ (A. Dix), Gewinnung v. Rohstoffen, Ausbeutung billiger Arbeitskraft, Schaffung v. Absatzmärkten f. metropolitane Erzeugnisse, Versuchslaboratorien (Sozialtechnologie: Hygiene, Medizin (z.B. Dr. Koch, Mittel gegen Schlafkrankheit), durch Rassismus gerechtfertigt);
N. Ferguson: „nicht so sehr das wissenschaftl. Know How, sondern dessen systematische Anwendung zu zwei Zwecken: Produktion [Kapitalismus] u. Destruktion“
zwei ideologische Formationen/Rechtfertigungsmodi d. Destruktion:
Rassismus: Konstruktion dauerhafter inferiorer Andersartigkeit;
Zivilisierungsmission: Sendungsglaube, Vormundschaftspflicht, Konstruktion einer zu überwindenden Inferiorität;
Anti-Imperialismus – Anti-Kolonialismus:
anti-koloniale Stimmen von Anfang an aufgetreten;
einheimische „moderne“ Eliten, d. v. den Europäer_innen gebraucht wurden, um sich festzusetzen → Missionierung (Anziehung auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, Missionare, Geistliche, usw.) u. westliche Bildung (Beamte, Beamtinnen, Lehrer_innen, Studium in kolonialen Metropolen, Mediziner_innen od. Rechtsanwälte, Rechtsanwältinnen) → sehr bald Aufbegehren gegen d. Oppression → Rückgriff auf „modernes“ Gedankengut → kulturelle Nationalisten: Gleichheit (Anti-Rassismus), Freiheit (Emanzipation: Selbstverwaltung/-regierung → keine Beendigung d. Kolonialismus selbst, sondern nur eine Änderung d. Abhängigkeitsverhältnisses, Unabhängigkeit, erst ab d. 1930ern, in Asien früher als in Afrika), Brüderlichkeit (Solidarität, in Afrika v.a. aus der gemeinsamen Erfahrung d. rassistischen Unterdrückung, Diaspora in Karibik u. U.S.A., Kontinent als Einheit (Süd- u. Nordafrika), Solidarität mit anderen kolonisierten Ländern auch in Asien);
Soviet-Union: anti-kolonialistisch eingestellt, viel Begeisterung auch bei d. einheimischen Eliten;
z.B.:
Mohandas Karamchand Gandhi
Edward Wilmot Blyden (Liberia u. Sierra Leone, Siedlerkolonien), Vergleich v. Europäern u. Afrikanern um rassistische Unterstellungen zurückzuweisen, obwohl er aus dem rassistischen Diskurs nicht ausbricht → es wäre f. Afrikaner wünschenswert, mehr europäisch zu werden; „jede Menschenrasse hat ein besonderes Wesen und eine besondere Aufgabe“ → African Personality;
James Africanus Beale Horton (Sierra Leone, Naturwissenschaftler, Mediziner), rassische Unterscheidung aus biologischen Gründen sei nicht haltbar, bereits im 19. Jh., in Europa kommt dieser Gedanke erst später auf;
Joseph Ephraim Casely Haford (Goldküste, Westafrika), jünger als d. beiden vorherigen, zweite Generation, Rechtsanwalt, ethnographische Arbeit, afrikanische Institutionen hätten schon vor d. Kolonialismus gut funktioniert, d. Kolonialmächte müssten ihren „Mehrwert“ erst beweisen, das hätten sie bis dato nicht getan; Zusammenschluss britischer Kolonien in Westafrika, sehr wohl noch im britischen Imperium, aber selbstverwaltet;