
- •1.Einleitung: Was ist Sprache. Das menschliche Interesse an Sprache.
- •2.Das Wesen und die Leistungen der Sprache.
- •3.Die Sprache als ein hierarchisches System (strukturelle Sprachbetrachtung nach Ferdinand de Saussure). Zur Gliederung sprachlicher Einheiten.
- •4. Die Hauptkomponenten des Sprachsystems.
- •Fragen zur Selbstkontrolle:
- •Fragen zum selbständigen Erarbeiten:
- •Literatur:
4. Die Hauptkomponenten des Sprachsystems.
Wie oben schon erwähnt wurde, wird das Sprachsystem von Sprachwissenschaftlern auf sehr unterschiedliche Art und Weise in Teilsysteme gegliedert. Die traditionelle Gliederung betrachtet drei Teilsysteme, die von bestimmten Teildisziplinen der Sprachwissenschaft erforscht werden: das Phonem- und Grapheminventar mit seinen Kombinationsregeln (von der Phonetik/Phonologie), die Lexik (von der Lexikologie), die Grammatik (von der Grammatik).
Die Phonetik untersucht schon eine lange Zeit sowohl eine physische Seite der Sprechlaute und sonstiger Lautmittel als auch ihre bedeutungsunterscheidende Funktion. Sie ist mit allen Teilgebieten der Sprachwissenschaft verbunden – mit Grammatik, Lexikologie, Etymologie und mit Sprachgeschichte. Es liegt daran, dass die Bedeutung der sprachlichen Elemente unmittelbar mit ihrer lautlichen Form verbunden ist. Dank ihrer verschiedenen lautlichen Form unterscheidet man nicht nur die Wörter, sondern auch ihre grammatischen Formen voneinander, z. B.: (Söhne – Sonne; nehme – nimm; gut - besser), und den Sinn der Wörter:
die Stadt – der Staat,
die Ehre – die Ähre (колос),
das Beet – das Bett,
für – vier,
die Meere – die Möhre (морква).
Phonetik und Grammatik treten in besonders nahe Beziehungen zueinander. Zum Beispiel kann man verschiedene grammatische Bedeutungen anhand der Intonation äußern: Aussage, Frage, Aufforderung.
Wir suchen und finden gemeinsames in der Beziehung der Wörter „Sprache“, „Gespräch“, „sprechen“, weil sie alle den Lautkomplex „sprach“ enthalten. Diese und andere Beispiele beweisen die Verbindung der Phonetik mit der Lexikologie. Die Etymologie findet Gemeinsames in dem altindischen bhratar, lat. frater, altslaw. brat, russ. und ukr. брат, deutschen Bruder, engl. brother, weil man in diesen Wörtern den Lautkomplex -br- vorfindet und dabei die Verbindung der Konsonanten berücksichtigt.
Die Lexikologie (griech. lexis „Wort“, logos „Lehre“) ist ein Bereich der Sprachwissenschaft, der sich mit der Erforschung des Wortes und des Wortschatzes befasst. Sie untersucht den Wortschatz als System, als lexikalisch-semantisches System.
Als selbständiges Lehrfach hat sich die deutsche Lexikologie erst Mitte des 20. Jhdt. herangebildet. Die Untersuchung vieler lexikologischer Probleme vollzog sich früher im Rahmen der Grammatik und der Sprachgeschichte. Die erste praktische lexikologische Arbeit in der deutschen Sprache entstand im 11. Jh. („Spruchwörterbuch“ vom Mönchlehrer NotkerLabeo).
In der Lexikologie werden die Wörter vor allem als nominale Einheiten untersucht, die zur Benennung der Gegenstände und Erscheinungen der objektiven Realität dienen.
Die Grammatik (griech. gramma „Buchstabe“, lat. arsgrammatica „Sprachlehre“) ist die Wissenschaft von Bau der Sprache.
Man versteht darunter aber ganz allgemein den Sprachbau selbst. Der grammatische Bau und der Wortschatz machen die Sprache aus. Die Sprache erhält gerade durch die Grammatik die Möglichkeit, die menschlichen Gedanken in eine materielle sprachliche Hülle zu kleiden. Die Grammatik besteht aus zwei Bereichen: der Morphologie und der Syntax.
Die Morphologie erforscht: a) den morphologischen Bestand des Wortes, b) die Bildung, Bedeutung und Funktion der Wortformen, die verschiedenen Wortarten eigen sind.
Das Morphem und die Wortform sind die beiden Haupteinheiten der Morphologie.
Die Syntax erforscht den Satzbau. Die syntaktischen Haupteinheiten sind Wortgruppe, Satzglied und Satz. Sätze sind Bausteine der Texte. Sie erscheinen beim natürlichen Sprechen in einem größeren kommunikativen Zusammenhang und zwar im Text.
Die Wortformen erhalten ihren eigentlichen Sinn und erfüllen ihre mannigfachen Funktionen erst, wenn sie zu Wortgruppen und Sätzen zusammengefügt werden. So erfahren wir z. B. recht wenig von der Leistung des Akkusativs „den Tag“ als Glied des Deklinationsparadigmas. Um der Polysemie (bzw. Polyfunktionalität) dieser Form nachzugehen, müssen wir sie in verschiedene Fügungen, Wortgruppen oder Sätze einreihen. Vgl.: Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben (Sprichwort); den ganzen Tag arbeiten; den Tag vorher war er abwesend u. a. Morphologie und Syntax durchdringen sich also gegenseitig.