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"Verliebt in Berlin"-Fans kennen die Architekten

Die Britin Louisa Hutton und der Berliner Matthias Sauerbruch, Enkel des großen Chirurgen Ferdinand Sauerbruch, sind ein elegantes Paar, beide groß, schlank, gut aussehend. An einer Architekturschule in London haben sie einander gefunden. Ihr großes Thema: Farbe. Ihr wohl bekanntester Bau: die GSW-Zentrale, ein Bürohhochhaus in der Berliner Kochstraße, die in der Fernsehserie "Verliebt in Berlin" die rot schillernde Kulisse bildete. "Farbe - das ist für uns wie ein Baustoff", sagen beide.

München litt am "Braunfels-Trauma"

Eine so schwierige Aufgabe wie den Bau des Museums Brandhorst hatten die Berliner Architekten allerdings noch nie. Das Grundstück ist "eigentlich total ungeeignet für ein Museum", so Sauerbruch: nur 25 Meter breit und 100 Meter lang. Außerdem litt München noch unter dem "Braunfels-Trauma" und war "hypersensibel bei den Kosten." Bei der Pinakothek der Moderne nämlich, vor sieben Jahren gleich gegenüber vom Architekten Stephan Braunfels gebaut, gab es jede Menge Probleme, am Ende traf man sich sogar vor Gericht. Das wollte keiner noch mal erleben. Dazu kam, dass in München traditionell alles misstrauisch beäugt wird, was aus der preußischen Hauptstadt Berlin kommt - also auch Sauerbruch und Hutton.

Studenten der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität nutzen die offizielle Eröffnung des Museums, um auf Platzmangel in der Uni hinzuweisen© Johannes Simon/Getty Images

Jetzt, da alle Probleme gemeistert sind, können die Architekten stolz verkünden: "Wir sind zwei Millionen unter dem eingeplanten Budget von 46 Millionen Euro geblieben." Matthias Sauerbruch und Louisa Hutton strahlen. Ja, sie sind ein wenig erschöpft, aber die Mühe hat sich gelohnt. Umweltschonende Energietechnik Sogar ihre geliebte dänische Eiche konnten sie durchsetzen: ein besonders gutes, hartes, schönes Holz für Böden und Treppen, aber auch ein besonders teures. Es wurde gelaugt mit Seifenlauge behandelt. Und sieht nun, so Sauerbruch, "einfach super" aus. "Es gibt dem Haus etwas Häusliches, Intimes, Warmes." Fast überall strahlt Tageslicht. Zur Klimatisierung nutzen Sauerbruch und Hutton die Geothermik: Warmes Wasser wird aus der Erde nach oben gepumpt.

Kurz vor der Eröffnung laufen die beiden noch einmal durchs Haus. Und treffen dort auf Udo Brandhorst, den durchsetzungsstarken Sammler, schlank, mit elegantem, grünem Jackett zum hellblauen Hemd. Ihm ist dies alles zu verdanken. 700 Bilder hat er mit seiner inzwischen gestorbenen Frau Annette zusammengetragen, etwa 160 davon zeigt er nun im neuen Museum. Weil er dem Bayerischen Staat seine Sammlung angeboten hatte, baute der ihm das Haus dazu. Für beide ein guter Deal, denn Brandhorst bringt auch noch ein Stiftungsvermögen von 200 Millionen Euro mit. Rund zwei Millionen Euro kann Museumsdirektor Achim Zweite deshalb im Jahr für Neuerwerbungen ausgeben. Zum Vergleich: Die drei Pinakotheken haben einen geradezu lächerlichen Ankaufsetat von 40.000 Euro im Jahr.

Schön für München, dass Brandhorst aus Köln hierher gekommen ist. Wenn auch so mancher fürchtet, dass der Privatsammler in Zukunft bestimmen könnten, welche zeitgenössische Kunst hier gezeigt wird - und welche nicht. Von solchen Bedenken will Udo Brandhorst nichts wissen: "Das Budget gehört nicht mehr mir. Das ist mit öffentlichem Geld vergleichbar. Es gehört der Stiftung und die gehört der Öffentlichkeit. Das ist der Unterschied zu den meisten anderen Privatsammlungen. Bei uns übernimmt der Staat den Museumsbau sowie den Unterhalt - so ist die Vereinbarung. Die Stiftung sorgt für den Inhalt, für weitere Ankäufe, die Herausgabe von Künstlerbüchern und Katalogen. Wenn ich das richtig sehe, ist das eine einmalige Konstruktion." Altbekannte wie Damien Hirst, Andy Warhol, Georg Baselitz Der erste Blick ins Museum zeigt vor allem Altbekanntes: ein Iglu von Mario Merz, zerquetschte Autoteile von John Chamberlain, auf dem Kopf Stehendes von Georg Baselitz, ein Regal mit 26.000 bunten Tabletten von Damien Hirst (sechs Arbeiter benötigen vier Wochen, um die Arbeit zu installieren), und ein wächsernes Bein von Robert Gober. Alles schön und sehr intim gehängt. Bruce Nauman hat einen ganzen Raum bekommen, Eric Fischl und Alex Katz ebenfalls, Andy Warhol gleich drei. Nichts dagegen zu sagen, aber eben auch nichts wirklich Besonderes. Lieblingskünstler Cy Twombly wird gehuldigt Aufregend wird es erst im Obergeschoß. Hier feiert der Sammler Brandhorst seinen liebsten Künstler, den inzwischen 81 Jahre alten Amerikaner Cy Twombly. Für dessen zwölfteilige Serie zur Schlacht von Lepanto haben Sauerbruch und Hutton eine gewölbte Wand maßgeschneidert. Die Bilder strahlen in hellen Blau- und Orangetönen, sehr ungewöhnlich, sehr leicht, zart und pastellig.

Twombly, 81, ein menschenscheuer Künstler, der ungern reist, war mehrmals hier. Architekten mag er nicht, er findet fast alle Museen schlecht. Bis auf dieses, vielleicht. Er sorgte selbst dafür, dass die Bilder richtig hängen und auch einige seiner Skulpturen dazwischen stehen dürfen. Das Ergebnis ist atemberaubend schön. Am überraschendsten aber sind Twomblys neue Bilder, die er eigens für das Museum Brandhorst konzipiert hat: sechs stark farbige Rosengemälde, angeregt von Gedichten wie "Waste Land" von T.S. Elliot, in dem Twombly den Münchner Hofgarten erwähnt fand. Auch Ingeborg Bachmann kommt hier zu Ehren, eine Lieblingsschriftstellerin von Udo Brandhorst. Und Patricia Waters, wenig bekannte, aber von Twombly besonders geschätzte US-Autorin. Mit seiner charakteristischen Krakelschrift hat der Künstler Twombly Gedichtzeilen in die Rosenbilder geschrieben, sehr poetisch und zart.

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