Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Fr. Grillparzer Der arme Spielmann.doc
Скачиваний:
5
Добавлен:
25.09.2019
Размер:
71.68 Кб
Скачать

Franz Grillparzer

und

seine Erzählung

Der Arme Spielmann

Das Biedermeier (1815-1848)

Nach den napoleonischen Kriegen bis 1814 kam eine kraftlose Schlafzeit in Leben der Deutschen. Nach der Epoche des feierlichen Barock und des gezierten (Quasi-)Rokoko stellt das Biedermeier eine Flucht in eine behagliche Genussfreudigkeit, in eine "heimliche" Weltgeborgenheit, dar. Da das Bürgertum, das zu Geld und Ansehen gelangt war, von jeder Einflussnahme auf die Staatsgeschäfte ferngehalten wurde, traten die persönlichen, rein privaten Interessen in den Vordergrund. Wichtiges Anliegen wurde die Gestaltung der Freizeit. Man suchte Vergnügen und Unterhaltung in Tanzlokalen, im Kaffeehaus und im Theater - nicht zuletzt als Ablenkung vom harten Alltag, der tristen sozialen Lage und der unsicheren politischen Situation. Es entwickelte sich häusliche und gesellige Kultur, die dabei entwickelte Gemütlichkeit hatte spießerische Züge. Und solcher Spießer dieser Zeit wurde in der humoristischen Zeitschrift „Fliegende Blätter“ als Gottlieb Biedermeier parodiert. Dieser Name ist geblieben und wurde auf den Kunststill und auf die gesamte Epoche von den napoleonischen Kriegen bis zur Märzrevolution (1848) übertragen.

G

Franz Grillparzer

1791 - 1872

roße Bedeutung wurde der Pflege von Kunst und Kultur beigemessen, wobei sich das wohlhabende Bürgertum zum wichtigsten Förderer entwickelte. Die Häuser der kunstinteressierten und einflussreichen Mäzene wurden oft zum Treffpunkt von Literaten, Komponisten, Malern und Bildhauern sowie Vertretern aus anderen Bereichen des kulturellen Lebens. Man veranstaltete literarische Zirkel, Konzertabende, Diskussionsrunden u. a. Zu einem solchen Anlass eingeladen zu werden konnte für einen jungen Künstler das Sprungbrett zum Erfolg bedeuten.

Für mich gab es nie eine andere Wahrheit als die Dichtkunst. In ihr habe ich mir nie den kleinsten Betrug, die kleinste Abweichung vom Stoff erlaubt. Sie war meine Philosophie, meine Physik, Geschichte und Rechtslehre, Liebe und Neigung, Denken und Fühlen. Dagegen hatten die Dinge des wirklichen Lebens, ja seine Wahrheit und Ideen für mich ein Zufälliges, ein Unzusammenhängendes, Schattenähnliches, das nur unter der Hand der Poesie zu einer Notwendigkeit ward”.

ein Zitat aus Grillparzers Tagebüchern:

D ramatiker, Erzähler und Lyriker Franz Grillparzer wurde in Wien geboren. An der Weimarer Universität studierte er Philologie (Literaturwissenschaft) und Justiz. Danach nahm Grillparzer eine Stelle als Hofmeister. 1813 arbeitete er unbezahlt in der Hofbibliothek, wo er eifrig Griechisch und Spanisch lernte.

Seine ersten Versuche als Dramatiker fallen bereits in seine Studienzeit. 1807 verfasste er das Trauerspiel "Blanka von Kastilien", das - vom Hoftheater abgelehnt - bis 1958 unaufgeführt blieb. Durch die Veröffentlichung eines Teils seiner Übersetzung des Dramas "Das Leben ein Traum" von Calderon wurde J. Schreyvogel, Dramaturg des Hofburgtheaters, auf ihn aufmerksam. Zunächst erbost über den vermeintlichen Angriff auf seine eigene Fassung, wurde Schreyvogel in der Folgezeit zum geistigen Mentor und bedeutendsten Förderer G. Auf seinen Rat hin überarbeitete Grillparzer das Trauerspiel "Die Ahnfrau", das 1817 am Hofburgtheater uraufgeführt wurde. Anschließend verfasste er die Künstlertragödie "Sappho" (1819), mit der er überaus erfolgreich war und einen 5-Jahres-Vertrag als Hoftheaterdichter erhielt, den er aber bereits 1821 wieder löste. Reisen führten ihn nach Italien, Griechenland, Deutschland - wo er 1826 mit Goethe zusammentraf, Frankreich und in die Türkei, wodurch Grillparzer mit verschiedenen politischen Systemen und Geistesströmungen in Berührung kam.

Seine produktivste und fruchtbarste Zeit war die zwischen 1820 und 1831 ("Die Ruinen des Campo Vaccino" (1820), "Das goldene Vlies", die Trauerspiele "König Ottokars Glück und Ende" (1825), "Ein treuer Diener seines Herrn" (1828)). Der 1831 am Hofburgtheater aufgeführten Liebestragödie "Des Meeres und der Liebe Wellen" blieb die Zustimmung des Publikums versagt. Seinen letzten großen Theatererfolg feierte Grillparzer 1834 mit dem dramatischen Märchen "Der Traum ein Leben". Nach dem Misserfolg des 1838 uraufgeführten Lustspiels "Weh dem, der lügt!" zog sich Grillparzer vom Theater zurück.

Bis auf wenige Ausnahmen (z. B. "Esther"-Fragment, 1868) verwehrte sich Grillparzer fortan gegen weitere Aufführungen neuer Werke. In seinem Testament verfügte er sogar, die 3 Altersdramen "Ein Bruderzwist in Habsburg", "Die Jüdin von Toledo", und "Libussa", alle in den Jahren 1847-51 geschrieben, zu vernichten. Die Uraufführungen fanden erst nach seinem Tod statt.

1847 erschien im Almanach "Iris" die Erzählung "Der arme Spielmann", eine Allegorie des eigenen inneren Zwiespalts. Ein wichtiges Alterswerk ist auch die "Selbstbiographie" (1872), die auf Tagebüchern basiert.

Der arme Spielmann (1848 veröffentlicht)

Kurzinhalt

Ein Mann besucht das alljährliche Volksfest und sieht am Straßenrand einen alten Spielmann, der nicht wie die anderen Spielmänner einfache Walzer aus dem Gedächtnis spielt, sondern mit Notenheft versucht, komplizierte Werke zu spielen, aber vergeblich. Der Mann spricht den Spieler an, und verspricht, ihn zu besuchen. Bei diesem Treffen erzählt der Spielmann seine Lebensgeschichte: Er war Sohn eines reichen und angesehenen Hofrates. Dem Druck der Schule hielt er nicht stand, also nahm der Vater ihn aus der Schule und stellte ihn in seinem Büro an. Seine Arbeit, er war Abschreiber, nahm er zu genau, so dass er zu langsam war und für nachlässig gehalten wurde. Eines Abends hörte er auf dem Nachbarshofe ein Lied singen. Das Lied gefiel ihm so sehr, dass er seine bisher gehasste Geige hervorholte, und versuchte die Melodie zu spielen. Da dies nur schlecht gelang, wollte er sich die Noten dazu beschaffen. Er stellte fest, dass die Sängerin des Liedes jeden Tag ins Amt kam und dort Kuchen verkaufte. Das Mädchen versprach ihm, die Noten durch einen bekannten Musiker aufschreiben zu lassen. Nach einiger Zeit ging er darum in den benachbarten Greislersladen, um sich die Noten von dem Mädchen, der Tochter des Ladeninhabers, zu holen. Doch der Besuch war nicht unbemerkt geblieben, und der Vater verwies den auf Abwege geratenen Sohn aus dem Hause. So machte er Bekanntschaft mit ihrem Vater, einem Greisler, der ihn gegenüber sehr gefällig war. Als Jakobs Vater starb, erbte er dessen Besitz, doch er wurde kurz darauf um sein Erbe betrogen. Daraufhin war Jakob beim Greisler und seiner Tochter nicht mehr willkommen. Die beiden zogen fort, sie heiratete einen Fleischer. Nach Jahren kam Barbara, so hieß das Mädchen, zurück, da ihr Mann ein Geschäft in einer Vorstadt erworben hatte. Sie hatte einen Jungen, der auch Jakob hieß wie er und ein Mädchen, nun musste er den Kindern Musikunterricht erteilen. Wenn sie das bekannte Lied spielten, sang die Mutter mit. So erzählt der Alte.

Als der Dichter von einer längeren Reise zurückgekehrt ist, erinnert er sich des Musikers, doch erst die Schneeschmelze und die furchtbare Überschwemmung der Brigittenau bewegt ihn, den Mann wieder aufzusuchen. Vor dem Hause, in dem der Musikant wohnt, formiert sich gerade ein Leichenzug. Von der Gärtnerin erfährt er, dass der Alte bei dem Hochwasser sicher in seinem Zimmer saß, als er aber die Kinder schreien hörte, sei er herabgeeilt und habe gerettet, soviel er nur konnte. Dabei habe er sich erkältet und sei kurz darauf gestorben. In der Dachkammer trieft der Dichter Barbara mit ihren Kindern, die dem Toten auf ihre Kosten ein anständiges Begräbnis veranstaltet hat.

Unter dem Vorwand, die Geige des Musikanten kaufen zu wollen, kommt der Dichter in das Haus, in dem Barbara mit ihrem Mann lebt, hat aber mit seinem Antrag keinen Erfolg, denn sie will sich von dem Andenken an den Mann, den sie trotz seiner Schwäche einst geliebt hatte, nicht trennen.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]