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Der rettende Engel / Der rettende Engel.doc
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Глава 9

Sie hatten sich bald getrennt. Peter hatte noch einiges zu erledigen. Susanne wollte ihre Sachen holen. Sie war nicht bereit, ihrer Mutter Zugeständnisse zu machen.

Ellen war freundlich, fragte, ob sie essen wolle, und erzählte dann, daß Dr. Ja­cobs gern bei ihr einziehen würde.

»Er zahlt achthundert Mark Miete und die Nebenkosten. Er hätte sogar zwölfhundert gezahlt«, sagte sie.

»Und warum nimmst du es nicht? Solche Wohnungen sind teuer.«

»Es ist auch so genug«, sagte Ellen.' »Was zahlst du denn?« »Ich weiß es nicht. Peter zahlt die Miete«, erwiderte Susanne. »Du kannst dir dieWohnung ja anschauen. Peter ist eine Woche im Ausland.«

»Gern schaue ich sie mir an«, erwiderte Ellen spontan. »Und ich sage es immer wieder, Susi, du kannst herkommen, wann immer du willst. Du solltest Dr. Jacobs auch bald kennenlemen. Er ist ein vornehmer Mensch.«

»Das ist ja für dich auch wichtig«, sagte Susanne.

»Ja, das ist wichtig für mich. Ich kann nicht mit einem x-beliebigen Menschen unter eineni Dach wohnen.«

« Womit du natürlich wieder auf Peter anspielst. Aber er hatte keine Kindheit. Seine Eltern trennten sich,und er wuchs in einem Internat auf. Deshalb hat er noch nicht geheiratet.«

»Und was weiBt du sonst?«

«Daß er viel Geld verdient und sich selbständig machen will.«

«Dann wird es dir ja gutgehen«, sagte Ellen.

"Ist das für dich wichtig, Mutti?«

»Nein, gewiß nicht, aber das Schlimmste wäre es für mich, wenn du diesen Mann auch noch versorgen müßtest.«

»Du bist noch von vorgestern, Mutti«, sagte Susanne nachsichtig. »Wir werden uns blendend verstehen, wenn du deine Vorurteile abgebaut hast und mit deinem Dr. Jacobs eingegangen bist.«

»Ich weiB jedenfalls inzwischen alles über ihn. Er hat mir schriftlich gegeben, welche Pension er bekommt, und er hat sogar Miethäuser.«

»Und warum zieht er da nicht ein?«

»Weil dort Familien wohnen, die nicht so hohe Mieten zahlen müssen. Er ist ein Menschenfreund.« »Und du bist eine sehr ansehnliche Frau mit einer hohen Pension und einigem Vermögen«, konterte Susanne.

»Und du bist ein Kindskopf«, sagte Ellen. »Dr. Jacobs hat mir zehntausend Mark Kaution bereits gezahlt. Eine Jahresmiete.«

Susanne zuckte zusammen. »Bar?« fragte sie.

»Bereits verbucht auf meinem Konto. Er ist korrekt. Und so war es früher bei uns Sitte. Was willst du von deinen Sachen mitnehmen?«

»Nichts, die Wohnung ist voll möbliert.*

»Dann richten wir die Mansarde ein. Die Handwerker kommen am Donnerstag.*

»Du hast es aber eilig«, sagte Susanne erbittert.

»Du hattest es eilig«, sagte Ellen. »Alles andere ergab sich zufällig.«

»Gemanagt von dem lieben Dr. Norden«, spottete Susanne.

»An den man sich jederzeit wenden kann, wenn man Rat braucht, Ich leugne es nicht, daß ich einen solchen brauchte. Ich war sehr verzweifelt, Susanne, aber das ist vorbei. Jeder Mensch hat sein Recht auf ein eigenes Leben. Wäre es dir vielleicht lieber, ich würde dir die Ohren vollheulen?«

Susanne wandte sich ab. »Ich habe dich sehr lieb, Mutti, daran wird sich nie etwas ändern.«

»Daran kann sich nichts ändern, weil ich deine Mutter bin, die immer für dich dasein wird.«

«Vielleicht muß ich wirklich erst meine Erfahrungen machen«, sagte Su­sanne leise. »Es kommt alles sehr plötzlich. Aber wir wollen jetzt nicht darüber reden. Mein Entschluß ist gefaßt.* »Und akzeptiert«, sagte Ellen, da sie jetzt spürte, daß sie die Stärkere war. Susanne umarmte sie und küßte sie auf beide Wangen. »Ich rufe an, Mutti«, sagte sie leise, »aber es ist besser, wenn wir uns ein paar Tage nicht sehen. Vielleicht kommst du am Samstag zu mir, wenn hier alles in Ordnung ist.« »Gern«, erwiderte Ellen, »wenn ich

hier fertig bin.« »Du überlegst es dir also nicht doch noch?«

»Nein.«

Von zwiespältigen Gefühlen bewegt, verließ Susanne ihr Elternhaus, und sie war keineswegs zuversichtlich, obwohl sie sich dies nicht eingestanden hätte. Dann war sie in der Wohnung,und alles war ihr fremd, obschon sie die Einrichtung doch hübsch gefunden hatte. Die Euphorie war vorbei. Sie fühlte auch nicht das Bedürfnis, mit Peter zu sprechen. Es wurmte sie, daB ihre Mutter so gelassen geblieben war, aber auch das hätte sie nicht zugegeben. An der Tür stand der Name Hammerstedt, und Su­sanne hatte ein ungutes Gefühl, ah sie es betrachtete, das sie aber nicht erklären konnte.

Sie ging durch die drei Räume. Die aber Schränke waren leer, bis auf jenem, in dem sich Bettwäsche und Handtücher befanden. Der kleinere Schlafraum machte eher den Eindruck, daß er bis vor kurzem bewohnt worden war. Der Teppichboden wies Flecken auf und es roch, als wäre viel darin geraucht worden. Auch die Küche war nicht so sauber, wie es Susanne von daheim gewohnt war. Allerdings war sie mit ganz modernen Geräten ausgestattet, die noch ziemlich neu waren.

Um sich auf andere Gedanken zu bringen, schaltete sie den Fernsehapparat ein, aber da erst begann sie richtig nachzudenken. Allein die elektrischen Geräte in dieser Wohnung hatten einige tausend Mark gekostet. Und wie teuer Möbel waren, wußte Susanne auch, und alle Möbel waren ausgesucht schön und keine billige Fabrikware.

Ob sie auf Kredit gekauft sind, fragte sie sich, und vielleicht sind die Raten nicht bezahlt. So weltfremd konnte sie nicht sein, um sich die Folgen ausmalen zu können. War Peter von diesem Jörg Hammeristedt richtig informiert worden, oder gar . . ., ihr stockte der Atem, hatte er wirklich die Vollmacht, die Wohnung ihr für zehntausend Mark zu überlassen? Aber gleich fand Susanne eine Erklärung, die ihr besser gefiel. Vielleicht wollte Hammerstedt viel mehr Ablösung haben, und Peter zahlte doch einen Teil drauf.

Sie verbrachte eine unrahige Nacht mit quälenden Träumen, und wenn man sagte, daß die Träume, die man die erste Nacht in einem fremden Bett träumte, in Erfüllung gingen, würde ihr wohl noch allerhand bevorstehen.

Aber mit neu erwachtem Optimism us Sagte sich Susanne, Träume sind Schäume, und sie fuhr zum Verlag, hungrig und ohne Morgenkaffee, weil sie keinen hatte. Ja, jetzt mußte sie für alles selbst sorgen, alles selbst einkaufen und zubereiten.

»Fehlt dir was, Susanne?" fragte Reni.

»Mein Frühstück«, erwiderte Susanne müde.

»Ist deine Mutter verreist?« erkundigte sich Reni.

»Nein, ich habe jetzt eine eigene Wohnung«, erwiderte sie.

Renis Augenbrauen ruckten empor. »Da wirst du dich an vieles gewöhnen müssen«, sagte sie. »Bei so einer Mutter hätte ich das nicht gemacht. Aber man weiß es erst zu schätzen, wenn man selbst für alles sorgen muß.«

»Man kann ja nicht ewig an Mutters Rockzipfel hängen«, sagte Susanne.

«Denkst du etwa ans Heiraten?» fragte Reni neugierig.

«Vielleicht.»

»Hoffentlich ist es nicht Rossow. Ich habe euch mal zufällig zusammen gesehen. Das ist kein Mann fürs Leben, Su­sanne. «

»Du mußt es ja wissen*, sagte Susanne spöttisch.

»Von der Sorte gibt es mehr als genug, eigentlich zuviel.«

Susanne wurde es schwarz vor Augen. »Ich gehe erst mal in die Kantine und hole mir etwas zu essen«, sagte sie rasch.

Reni blickte ihr kopfschüttelnd nach. Sie wird doch nicht, dachte sie, so ein Mädchen wie Susanne bleibt doch nicht an diesem alternden Playboy hängen. Gegen einen Flirt war ja nichts einzuwenden, aber mehr nicht. Reni hatte allerdings, trotz ihrer jungen Jahre, schon diesbezügliche Erfahrungen gesammelt. Besonders mit einem gewissen Fred, das war auch so ein Тур wie Peter Rossow gewesen.

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