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Kursova Plechij Oksana Infinitivkonstruktionen.doc
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1. 2. 5. Gebrauch der Tempora des Infinitivs

Der Gebrauch der Tempora des Infinitivs (d. h. des Infinitivs I oder des Infinitivs II) in der In­fi­ni­tiv­konstruk­tion regelt sich nicht nach der ab­so­luten, sondern nach der relativen Zeit In­fi­ni­tiv I steht bei Gleichzeitigkeit der Aktzeiten von Kon­struktion und übergeordnetem Satz oder bei Nach­zei­tig­keit der Akt­zeit der Konstruktion nach der Aktzeit des übergeordneten Satzes; Infinitiv II steht bei Vorzeitigkeit der Aktzeit der Konstruktion vor der Aktzeit des übergeordneten Satzes:

Es freut die Arbeiter, das Theaterstück zu sehen. (Infinitiv I)

Es freut die Arbeiter, die neue Methode erprobt zu haben. (Infinitiv II)

Entsprechend der Bedeutung des Verbs im über­ge­ord­ne­ten Satz ist nach manchen Verben (z. B. An­re­gen, auffordern, zwingen, beauf­tra­gen, bitten, ab­ra­ten, empfehlen) nur der Infinitiv I möglich:

Er fordert mich auf, den Auftrag auszuführen.

*Er fordert mich auf, den Auftrag ausgeführt zu haben.

Umgekehrt wird bei anderen Verben vorzugsweise ein Infinitiv II verwendet:

Er wirft ihr vor, das Buch gestohlen zu haben. *Er wirft ihr vor, das Buch zu stehlen. [8, 661].

Also, bei der Wahl des Infinitiv I oder II soll­te man die pro­spek­ti­ve oder die retrospektive Be­deu­tung des übergeordneten Verbs berück­sichtigen.

1. 3. Infinitivkonstruktion ohne ... Zu

Was die Infinitivkonstruktion mit ohne ... zu anbetrifft, so ist im finiten Feld das Verhalten dargestellt, das tatsächlich realisiert wird; im infiniten dagegen ein Verhalten, das eigentlich dazu gehört, aber nicht realisiert wird.

Mein Vetter Bertram gehört zu jener Gruppe von Neurotikern, die, ohne im gerinsten erkältet zu sein, in Konzerten plötzlich zu husten beginnen. (H. Böll).

Wir logen beide, ohne zu wissen, warum wir logen (H. Böll).

Seitdem kann ich keine Strandbäder mehr sehen, ohne Schmerz zu verspüren. (H. Böll).

Ohne mich an­zusehen, sagte sie: „Kannten Sie das Mäd­chen?“ (H. Böll)

Diese Beispiele bezeichnen einen fehlenden oder den nicht erwar­tungs­gemäß eingetretenen Begleit­um­stand des im Matrixsatz aus­ge­drückten Sach­ve­r­halts [3, 18].

Die Infinitivkonstruktion mit ohne ... zu drückt einen fehlenden Be­gleit­umstand oder das Nicht-Eintreten einer Folge aus.

Ein fehlender Begleitumstand des im über­ge­ord­ne­ten Satz ausge­drück­ten Geschehens ist einem Modalsatz synonym:

Er überquerte die Straße, ohne dass er auf den Ver­kehr achtete. →

Er überquerte die Straße, ohne auf den Verkehr zu achten. [8, 659].

Das Nicht-Eintreten einer Folge, die sich er­war­tungsgemäß aus dem im übergeordneten Satz ausgedrückten Geschehen ergeben sollte, ist einem negativen Konsekutivsatz äquivalent:

Er hat sehr kalt gebadet, ohne dass er sich erkältet hat →

Er hat sehr kalt gebadet, ohne sich zu erkälten.

Die Interpretation des ersten Satzpaares setzt Gleichzeitigkeit der bei­den Geschehen voraus, die Interpretation des zweiten Satzpaares setzt Vor­zei­tig­keit des Geschehens im übergeordne­ten Satz voraus.

In bei­den Fällen entspricht die Infini­tiv­kon­struk­tion einem Nebensatz mit ohne dass, wenn ihr (eliminiertes) Sub­jekt dem Subjekt des übergeordneten Satzes entspricht. In bei­den Fällen ändert sich bei Auftreten eines Ne­ga­tions­elements im übergeordneten Satz die Bedeutung; bei (a) wird dann der vorhandene Begleitumstand bezeichnet, bei (b) die sich aus dem übergeordneten Satz ergebende Folge:

a. Er überquerte die Straße nicht, ohne auf den Verkehr zu achten. (d. h.: Er achtete auf den Verkehr. )

b. Er hat nie sehr kalt gebadet, ohne sich zu erkälten. (d. h.: Er hat sich erkältet)

Beide Infinitive (Infinitiv I und II) sind öf­ter von den grenz­be­zo­ge­nen (perfektiven) Verben in der Konstruktion ohne ... zu aus­tausch­bar; in fol­gen­den Sätzen kann der Infinitiv I durch den In­fi­ni­tiv II er­setzt werden:

"Oh, ja", sagte sie, und ihr Blick kam zurück, sie sah mich an, ohne zu lächeln (H. Böll) "Oh, ja", sagte sie, und ihr Blick kam zurück, sie sah mich an, ohne gelächelt zu haben.

In die Gerstenstraße, über den Moltkeplatz ging ich langsam den Weg zur Kanz­lei zu­rück, ohne zu wissen, dass ich ihn ging (H. Böll) In die Gerstenstraße, über den Moltkeplatz ging ich langsam den Weg zur Kanz­lei zu­rück, ohne gewusst zu haben, dass ich ihn ging.

Na, Bogner, schon zurück - so schnell?" „Schnell?" sagte ich, ohne mich um­zu­wen­den (H. Böll) „Na, Bogner, schon zurück - so schnell?" „Schnell?" sagte ich, ohne mich umge­wandt zu haben.

Den Gebrauch der Formen des Infinitivs I (oder In­fi­ni­tiv Prä­sens) und des Infinitivs II (oder des In­fi­ni­tivs Perfekt) behandeln wir auch in einem der nächsten Kapitel.