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Aserbaidschan gewinnt den Grand Prix

Nach 25 spannenden Auftritten steht das Resultat fest: Ell und Nikki haben mit ihrem Lied "Running Scared" die europäischen Jurys überzeugt und holen den nächsten Eurovison Song Contest nach Aserbaidschan.

Rund 125 Millionen Menschen sahen weltweit zu, als das Traumpaar Ell und Nikki mit 221 Punkten zum Gewinner des diesjährigen Eurovision Song Contest gekürt wurde. Der romantischen Ballade "Running Scared" war von Fans und Kritikern schon im Vorfeld eine Favoritenrolle eingeräumt worden, obwohl das Duo im Halbfinale ein wenig im Schatten der ausgeprägten Lenamania stand.

Aserbaidschan ist erst seit 2008 beim Eurovision Song Contest dabei und steht zum ersten Mal auf dem Siegertreppchen. 2009 erreichten AySel und Arash allerdings schon mal einen sehr beachtlichen dritten Platz.

Showbusiness vom Allerfeinsten

Das Programm begann mit einem heißen Showeffekt: Nachdem die Gastgeber Anke Engelke, Judith Rakers und Stefan Raab das Publikum im Saal und an den Bildschirmen begrüßt hatten, legten sie eine rasante musikalische Einlage hin und coverten Lenas Siegertitel "Satellite" aus dem Vorjahr.

Zunächst ging es a cappella los, dann gesellte sich Stefan Raab mit elektrischer Gitarre und Schlagzeug an die Seite einer Big Band, begleitet von einer Armee tanzender Lena-Klone. Die echte Lena erschien dann unter donnerndem Applaus auf der Bühne, sang den Refrain in verrockter Variante, kickte ihre Stöckelschuhe weg und posierte neben einem Kontrabass. Die Nummer endete mit einer spektakulären Lasershow und einem Feuerwerk und verpasste dem dreistündigen TV-Marathon so von Anfang an den glitzernden Showbusiness-Touch.

Die ARD legte sich mächtig ins Zeug und zog mit sensationeller Bühnenbeleuchtung und Spezialeffekten alle Register. Der Operngesang des französischen Kandidat Amaury Vassili erzielte erst durch einen nahezu realistischen Sonnenuntergang inklusive vorbeiziehender Wolken die richtige Dramatik; und als Lena Meyer-Landrut "Taken by a Stranger" sang, glänzten neben ihr silberfarben gekleidete Tänzer metallisch im weißen Scheinwerferlicht.

Derartige Lichtspielereien und kunstvoll eingesetzte Hintergrundbilder zogen sich durch die ganze Show und machten den Eurovision Song Contest zu einer gekonnten und glaubhaften Veranstaltung. So wird das immer noch gängige Bild vom kitschigen und überkandidelten Grand Prix endgültig widerlegt.

Trauer bei den deutschen Fans

Im deutschen Fanlager herrscht derweil Trauer; nach Lenas erdrutschartigem Sieg im letzten Jahr waren die Erwartungen hoch gesteckt. Angetreten mit dem mehr als ausgefallenen Lied "Taken by a Stranger" waren auch diesmal alle Augen auf die 19-jährige Sängerin aus Hannover gerichtet. Allerdings konnte sie die Magie ihres unbekümmerten Auftritts von 2010 nicht wieder heraufbeschwören, Deutschland landete abgeschlagen auf dem zehnten Platz.

Bloß nicht null Punkte..

Italien hat in seiner Beziehung zum Grand Prix schon viele Aufs und Abs erlebt und war das erste Mal seit 1997 wieder am Start. Immer wieder hatte das Land im Laufe der Jahre Rückzieher gemacht, wenn es um die Teilnahme ging; die lange Abstinenz seit Ende der 90er Jahre ist bis heute nicht geklärt. Der diesjährige Kandidat Raphael Gualazzi repräsentierte Italien mit der langsamen Jazznummer "Madness of Love" im Stil von Paolo Conte und erzielte damit einen respektablen zweiten Platz.

Eine große Enttäuschung musste die 2,5 Millionen-köpfige türkisch Gemeinde Deutschlands hinnehmen: Der Beitrag "Live it Up" der Rockband Yüksek Sadakat flog schon Mitte der Woche im Halbfinale raus.

Welcher Platz beim Finale am Ende auch abfällt: Kein Land will die Schmach erleiden, mit null Punkten nach Hause zu fahren. Glücklicherweise blieb das dieses Jahr auch den Tabellenletzten erspart. Selbst die Schweiz, die mit Anna Rossinelli und "In Love for a While" das Schlusslicht bildete, räumte noch 19 Punkte ab.

Autor: Gavin Blackburn / Adaption: Suzanne Cords

Redaktion: Rick Fulker

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Deutschland grenzt sich aus

 

Der Sicherheitsrat hat richtig gehandelt. Angesichts der Gewalttaten des libyschen Machthabers Muammar el-Gaddafi und seiner Schergen gegen das libysche Volk reichten die Verschärfung von Sanktionen, das Einfrieren von noch mehr Geldern und ein Waffenembargo nicht mehr aus. Jede Stunde zählte, denn Söldner und Waffen sind bereits im Land. Gaddafi hatte angekündigt, die Rebellenhochburg Bengasi noch in der Nacht stürmen zu lassen, "Haus für Haus, Zimmer für Zimmer" und "ohne Gnade".

Die Weltgemeinschaft musste daher vor allem eins: ein Zeichen setzen, und zwar schnell. Das hat sie getan mit der Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen, und indem sie ihre Mitgliedstaaten ermächtigte, "alle notwendigen Maßnahmen zu treffen", um die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Vereinten Nationen, oft als zahnloser Debattierklub verschrien, haben dabei so schnell gehandelt wie noch nie. Der Weltsicherheitsrat ist seiner Aufgabe gerecht geworden. "Das libysche Volk weiß jetzt, dass es nicht allein ist", sagte der libysche Vizebotschafter Ibrahim Dabbashi nach der Abstimmung.

Doch es fällt ein Schatten auf die Entscheidung, denn sie ist nicht einstimmig gefallen. Fünf der 15 Staaten des Sicherheitsrates haben sich enthalten. Dass Russland und China darunter sind, überrascht nicht weiter. Beide Staaten haben eigene Interessen und wollen Präzedenzfälle vermeiden. Wer im eigenen Land Menschenrechte verletzt und sich die Einmischung von außen verbittet, scheut naturgemäß davor zurück, andere Länder für Gräueltaten auf deren Staatsgebiet zur Verantwortung zu ziehen. Aber dass Deutschland sich mit seiner Enthaltung ebenfalls zu diesem Kreis gesellt, ist bedauerlich.

Seit Anfang des Jahres gehört die Bundesrepublik zum Kreis der nichtständigen Mitglieder des Sicherheitsrates. Es gab Zweifel, ob das Land dieser Aufgabe gewachsen ist. Nicht finanziell oder personell – Deutschland ist ein fleißiger Beitragszahler und hat fähige Diplomaten, die sich im UN-Dickicht bestens zurecht finden. Sondern was, so lautete die Frage, wenn über einen militärischen Einsatz entschieden werden muss. Ist Deutschland dann bereit, seine Soldaten für Frieden, Freiheit und Menschenrechte in einen Kampf zu schicken? Die Antwort ist jetzt bekannt. Sie lautet: Nein.

Dabei sind die Warnungen, die der deutsche Botschafter Peter Wittig nach der Stimmenthaltung im Namen der Bundesregierung verlas, durchaus berechtigt. Es besteht die Gefahr, dass die Maßnahmen nicht fruchten, dass der Konflikt sich ausweitet, dass viele Menschen sterben. Aber das heißt nicht, dass Zögern die richtige Alternative ist. Ohne das entschlossene Handeln der Staatengemeinschaft würden in den nächsten Stunden und Tagen ganz sicher viele Menschen durch die Hand der Söldner

Gaddafis umgebracht werden.

Die zum Eingreifen entschlossenen Länder müssen jetzt klug vorgehen und dafür sorgen, die Verantwortung auf möglichste vielen Schultern zu verteilen. Denn natürlich muss der Eindruck vermieden werden, dass der Westen hier nur seine Interessen durchdrücken will. US-Präsident Obama hat bereits mit seinem französischen Kollegen Nikolas Sarkozy und dem britischen Premierminister David Cameron telefoniert, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Die Europäische Union hat die Sicherheitsratsresolution begrüßt und auf die wichtige Rolle der Länder der arabischen Liga hingewiesen, die die Flugverbotszone gefordert hatten. Italien will seine Flugbasen zur Verfügung stellen.

Deutsche Soldaten aber, das hat Bundesaußenminister Guido Westerwelle ausdrücklich erklärt, werden an der internationalen Hilfsaktion für das libysche Volk nicht teilnehmen. Deutschland bleibt also außen vor bei einer internationalen Aktion, bei der es vor allem auf eins ankommt: Solidarität.

Autorin: Christina Bergmann

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Vom Fallen der Dominosteine

Portugal ist schon der dritte EU-Staat, der überschuldet ist. Dass weitere folgen werden, ist absehbar. Die Europäische Union reagiert zu langsam und halbherzig auf die Krise - findet Bernd Riegert.

Nach Griechenland und Irland - jetzt also Portugal. Mit dem kleinen Land in der Südwestecke Europas fällt der dritte Dominostein in der langen Reihe der überschuldeten Staaten in der Eurozone. Portugal muss nach langem Zaudern Notfallkredite der solventen Euro-Länder in Anspruch nehmen. Das Land steht kurz vor einer absehbaren Pleite.

Der Schritt, der eine Demütigung für den Nationalstolz und die Glaubwürdigkeit an den Finanzmärkten darstellt, kommt spät. Die EU hatte die Portugiesen gedrängt, die Notfallkredite aus dem Rettungsschirm früher abzurufen, denn mit jedem Monat, mit jeder Woche, die die gescheiterte portugiesische Regierung zugewartet hat, wird die Rettung teurer. Weitere Schulden zu horrenden Zinssätzen wurden über die Kapitalmärkte aufgenommen. Diese Fehler wird Portugal nun lange zurückzahlen müssen.

Welches Land ist das nächste?

Es ist immer das gleiche Muster. Erst werden Schulden angehäuft, dann sinkt die Kreditwürdigkeit, dann streitet die Regierung, ob nun in Griechenland, Irland oder jetzt Portugal alles ab. Und schließlich bleibt doch nur der Ausweg Rettungsschirm. Wer ist der nächste Dominostein? Spanien? Italien? Belgien? Es ist an der Zeit, früher zu handeln als jetzt in Portugal.

Deshalb sollte die Europäische Union auf einer Art Stresstest für die überschuldeten Länder bestehen, um endlich zu erfahren, wie es um die Schuldner tatsächlich steht. Je früher die ganze Wahrheit über die Schuldenkrise auf den Tisch kommt, desto preiswerter ist die Rettung am Ende. Diesen Schritt scheuen die betroffenen Regierungen natürlich, denn bislang hat der Offenbarungseid immer zu einem Regierungswechsel geführt. Auf Portugals Wähler kommen nun harte Sparmaßnahmen zu, die mit dem Rettungsschirm unweigerlich verbunden sind. Am 05. Juni dürfen die zornigen Wähler an die Urnen. Es besteht kein Zweifel mehr, dass die konservative Opposition gewinnen wird.

Wann kommt die Umschuldung?

Die Finanzminister der 17 Euro-Staaten treffen sich an diesem Freitag in Budapest, um über die Schulden- und Finanzkrise zu beraten. Portugal wird die Tagesordnung bestimmten. Die Finanzminister müssen aber endlich über eine geordnete Umschuldung für Griechenland, Irland und Portugal sprechen. Denn es wird immer klarer, dass diese Länder die bereits angehäuften Schulden auch mit Rettungsschirm und drakonischen Sparprogrammen nicht werden zurückzahlen können.

Niemand weiß bislang, wie eine solche Umschuldung organisiert werden kann und welche Folgen sie an den Finanzmärkten hätte. Die privaten Gläubiger, auch deutsche Banken, warnen natürlich, denn sie müssten einen Teil der Zeche zahlen. Aber auch die deutschen und europäischen Steuerzahler werden zur Kasse gebeten, denn nicht nur über den Rettungsschirm, sondern auch über das komplizierte System der Zentralbanken werden die Schuldenstaaten und ihre Banken gestützt. Hunderte Milliarden Euro sind da inzwischen angehäuft worden.

Die Schuldenkrise geht trotz aller EU-Rettungsgipfel weiter. Die Euro-Zone ist nicht über den Berg. Die Krise in Europa hat auch Auswirkungen auf die Entwicklungsländer. Die EU-Kommission hat in dieser Woche amtlich festgestellt, dass die EU ihre zugesagten Ziele bei der Steigerung der Entwicklungshilfe 2010 verfehlt hat. Begründung: Finanz- und Schuldenkrise.

Autor: Bernd Riegert

Redaktion: Martin Muno

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Schmiede für den Filmnachwuchs

Sie werden die Berlinale so schnell nicht vergessen: 350 junge Filmschaffende trafen sich eine Woche lang, um sich auszutauschen und gegenseitig zu inspirieren. Mit dabei auch Experten wie Wim Wenders oder Kerry Fox.

Das Geschnatter ist ohrenbetäubend: 350 Talente aus 88 Ländern wollen gleichzeitig Kontakte knüpfen. "Global Speed Matching" heißt dieses Kennenlernen am ersten Tag des Talent Campus. Zwei junge Filmeschaffende sitzen sich jeweiles für drei Minuten gegenüber, bis eine Tröte ertönt. Dann rutscht jeder einen Hocker weiter, trifft auf einen weiteren Teilnehmer aus Ländern wie Schweden, Indonesien oder Kanada.

Visitenkarten werden getauscht, Flyer von eigenen Projekten verteilt. Schauspieler, Regisseure, Drehbuchautoren, Kameramänner und Cutter, manche von ihnen haben schon erste eigene Filme gemacht, andere stehen noch am Anfang. Und der gilt im Filmgeschäft als besonders hart. Ohne Kontakte und gegenseitige Unterstützung ist es unmöglich, seine eigene Vision auf die Leinwand zu bringen.

Tomás Sheridan aus Edinburgh hat solche Kennenlern-Veranstaltungen schon auf anderen Festivals miterlebt. "Ich habe noch nie so viele interessante Leute aus so unterschiedlichen Bereichen kennengelernt, wie hier", sagt er. Der Dokumentarfilmer ist sich sicher, dass er auf dem Talent Campus viele neue Kontakte für seine filmische Zukunft knüpfen kann.

Filmprofis stehen Rede und Antwort

Doch im Filmgeschäft geht es nicht nur um Kontakte, sondern vor allem auch um einen eigenen Standpunkt. Der Titel des Talent Campus lautet in diesem Jahre daher: "Framespotting-Filmmakers positioning themselves". Wie der Nachwuchs die eigene Haltung in einem knallharten Geschäft finden und beibehalten kann, können die Talents während der Workshops lernen.

Zum Beispiel bei einem Werkstattgespräch mit Kerry Fox. In über 30 teilweise internationalen Produktionen hat die neuseeländische Schauspielerin bisher mitgewirkt, zuletzt spielte sie die Hauptrolle in "Sturm" von Hans-Christian Schmid. Trotz des formalen Settings - Rednerin auf der Bühne, Talente in den Zuschauerreihen - ist die Diskussion über das manchmal schwierige Vertrauensverhältnis zwischen Schauspielern und Regisseurin sehr offen und intim.

"Ich rede wirklich gerne mit Studenten über meine Arbeit. Ich fühle mich da auch in der Verantwortung", sagt Kerry Fox im Anschluss an die Diskussion. Die vielen Fragen von den Studenten und jungen Filmschaffenden hätten auch ihr etwas gebracht: "Bei manchen Antworten musste ich wirklich nachdenken. Und das bringt auch mich dazu, meine eigene Haltung und Arbeit zu hinterfragen."