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borisko_n_f_deutsch_ohne_probleme_samouchitel_nemetskogo_yaz

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450

Урок 20

Er erklärte uns, daß wir uns nicht in einem staatlichen Museum befinden, sondern auf heiligem Boden stehen. Er schien von uns einen Beweis für unsere Frömmigkeit (volle Verehrung für Gott) zu erwarten. Aber den blieben wir ihm schuldig (verpflichtet, etwas zurückzugeben).

Das oberirdische Gelände des Höhlenklosters erinnert mich an

das große Gelände

der Festung Ehrenbreitstein, oberhalb von

Koblenz am Rhein. -

Die Mauern strahlen Geschichte aus, aber sie

 

9

*

atmen nicht die Frömmigkeit, die man hier erwarten sollte, nicht die Art Frömmigkeit, die ich kenne.

Mir ist hier der Gedanke gekommen, daß sich die Heiligkeit von Gebäuden abnutzen (durch Gebrauch langsam verschleißen).kann, wenn die Heiligkeit nicht kontinuierlich (fortlaufend) gepflegt wird.

Das unklare unbestimmbare Gefühl von abgenutzter Frömmigkeit verläßt mich auch nicht bei näherer Betrachtung der Mumien. Sie demonstrieren die historische Bedeutung ihrer Zeit und ihrer Persönlichkeit. Daß sie Heilige waren, demonstrieren sie nicht.

Aber noch etwas ganz anderes erfüllt die Gänge der Katakomben. Es ist die Macht des Geistes, die strahlende Kraft der Weisheit, der

Klugheit und der Vernunft,' die sich an diesem Ort versammelt hat

I

Die toten Körper sind leere Gefäße (Behältnis, in das etwas gefüllt werden kann). Der Geist der sie einmal gefüllt hat, ist unsterblich

und nutzt sich nicht ab.

P

Hoch oben auf dem Glockenturm empfinde ich es noch einmal sehr stark: Hier ist die Quelle (Ursprung, Anfang) für alle Entwick­ lungen, die Geschichte gemacht haben. Der Dnepr fließt wie flüssiges Silber durch die Landschaft, die er kennt. Die Glocken dröhnen (laut hallen) und übertragen ihre Schwingungen auf alles, was tot ist, und auf alles, was lebt. Das Leben führt Regie; das Schauspiel wird Geschichte. - Durch Nacht zum Licht durch Tod zum Leben.

Unsere Seele

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1 Mi *

 

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Wir Ukrainer, wir Russen und wir Deutschen haben eine gemein­ same Seele. Alle Menschen sind im Besitz, einer Seele und sogar auch die Tiere, wie das vielfach von Tierpsychologen behauptet wird.

Die Seele ist eine komische Sache. Man kann sie nicht sehen, nicht anfassen und nicht einmal riechen. Die Gemeinschaft von vielen Seelen entsteht durch eine gemeinsame Geschichte. Die Ukrainer und die Deutschen waren immer Nachbarn. Die Polen, die

Немецкий без проблем

4SI

dazwischen liegen, sind ein fließender Übergang. - Ich meine das nicht politisch.

Wiederholt bin ich m it meinen Freunden auf der Andrejewskij- Spusk-Straße.

An einem Nachmittag lag ein Gewitter in der Luft. Es war sehr schwül, und die Menschen waren gereizt. Unser Stammlokal war in der Lücke zwischen den Häusern eingebaut. Es hatte nur provisorisches Dach m it einer Plastikfolie darüber. Das Gewitter begann ganz plötzlich m it Sturmböen und sdir starkem Regen. Das Dach drohte davonzufliegen. Der Besitzer des Restaurants lag mit. gespreizten Armen und Beinen flach auf dem Plastikdach und versuchte, die losgerissenen Leinen wieder festzubinden. Von unten sah er wie ein toter Vogel aus. Aber er hat sein Lokal und seine Gäste gerettet. Als er wieder neben unserem Tisch stand, haben wir beiden uns ganz breit abgegrinst. Es gab nichts zu sagen, aber es bestand ein tiefes Einvernehmen zwischen uns: Er war stolz auf sich und ich habe ihn bewundert.

Dieser Mann hat etwas gezeigt, das ich bei meinen ukrainischen Freunden manchmal vermisse: Energisches Eingreifen in einer schwierigen Situation.

Gegenüber äußeren Umständen wird vielfach eine Duldung an den Tag gelegt, die für Außenstehende nur schwer zu verstehen ist, weil sie wie Gleichgültigkeit und Schwäche aussieht Vielleicht liegt aber gerade darin eine besondere Stärke. Westeuropäern sollte diese Haltung besser erklärt werden, denn durch sie entstehen vielfach Mißverständnisse, die leicht vermieden werden können.

Wenn es in der Ukraine eine Gleichgültigkeit gegenüber den äußeren Lebensumständen gibt, dann gibt es in Deutschland eine ganz bestimmt schlimmere Gleichgültigkeit gegenüber den Men­ schern Bei uns kämpft jeder um einenm öglichst schönen und bequemen Rahmen, in dem er sich bewegen kann; wie es unserem Nachbarn geht, ist uns egal.

In der Ukraine liegen die Beziehungen zwischen den Menschen häufig (oft) auf einer herzlichen, rustikalen Ebene. Bezeichnend dafür ist die Holzbank neben der Eingangstür zu dem Hochhaus meiner Freunde in Kiew. Hier sitzen abends die Frauen und schwatzen miteinander. - Das Bild mag täuschen, aber der Eindruck ist sehr schön.

Die Bänke, die früher einmal in Deutschland unter der Dorflinde standen, gibt es nur noch in alten Uedem.

(Wolfgang von Rhein)

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ОМ

г

Wovor haben die Menschen Angst?

Deutsche

daß wir Immer mehr giftige Lebensmittel essen

daß das Leben Immer komplizierter wird

[

44%

С

U

%

 

28

Arbeitslosigkeit

23%

Kriminell

J 2 3 %

Vergiftetes Trinkwasser

] 21%

Unfall im Kernkraftwerk

U 19%

*

 

Einsamkeit

1

Freunde verlieren Schwierigkeiten mit den Kfn

zu viel Alkohol trinkerr-T'"

Russen

Russische Föderation

ß

3560 Menschen aus allen GUSStaaten gaben im Juli 1995 folgende Antworten:

Wirtschaftskrise

Г

 

 

24%

 

Lebensqualität

[

9%

15%

 

Krieg

[

 

 

 

Politische Führu

EZZ

 

 

 

 

Ethnische Konflikte

 

 

 

 

Preissteigerung

t

 

 

 

 

Chaos und Unruhen

 

 

 

 

 

Kriminalität

 

 

 

 

 

Arbeitslosigkeit

2%

 

 

 

Verfall von Moral

 

 

 

 

 

«

*

 

 

Amerikaner

 

 

 

 

Vereinigte Staaten

 

 

 

 

1478 Menschen aus allen Bundesstaaten gaben Im

 

August 1995 folgende Antworten:

 

Kriminalität

i

] 12%

w;

f

Wirtschaft

l

 

 

•IlfeJt.

Arbeitslosigkeit

{

 

 

ЯС’ ■

Werteverfall

[

 

 

 

 

Haushaltsdefizit

 

 

 

 

 

Gesundheitsfürsorge

Ofidachlosigkeif

Drogen [

Außenpolitik [

]

4%

(aus Focus 7/1995)

 

]

4%

 

Немецкий без проблем

 

Worauf sind die

 

Deutschen stolz?

71%.

Goethe und andere Dichter

71%

Das deutsche Land

63%

Die deutsche Musik

59% Die Technik

59%

Wissenschaftlicher Fortschritt

57%

Dome

55%

Sozialer Wandel

47%

Deutsche Philosophen

47%

Das Wirtschaftswunder

42%

Autos

30%

Der deutsche Widerstand im

20%

dritten Reich

Der deutsche Fußball

$

453

П О Н

Was wünschen sich die

Deutschen?

64% einen Lottogewinn

53% eine Weltreise

31% für den Frieden etwas tun kön­ nen

22% die Hektik des Alltags verges­ sen, in ein Dorfziehen

14% fürden Umweltschutz arbeiten

12% ein berühmter Sportler sein

11% ein großer Künstlersein

Welche fünf Begriffe fallen Ihnen im Zusammenhang mit Deutschland ein?

Danach wurden Jugendliche von 15 Mitgliedstaaten der Euro­ päischen Union gefragt. Die meisten antworteten: BIER, BERLIN, AUTOBAHN, GOETHE, HUMORLOSIGKEIT.

BIER. Die Deutschen sind stolz auf ihr Reinheitsgebot für Bier aus dem Jahr 1516. Es war ein in Bayern erlassenes Gesetz, das zum Brauen (Herstellen) von Bier nur die Verwendung von Gerstenmalz, Hopfen, Wasser und Hefe zuläßt. Seit Einführung des Binnenmarktes (1.01.1993) darf in Deutschland allerdings auch Bier verkauft werden, das gewisse Zusätze enthält. In Deutschland gibt es viele Biersorten, und sie schmecken alle verschieden. Am liebsten aber trinken die Deutschen Kaffee. Im Durchschnitt trinkt Jeder Deutsche 190 Liter Kaffee pro Jahr. Und nur (!) 150 Liter Bier.

BERLIN. Nach dem zweiten Weltkrieg war Berlin jahrzehn­ telang das Symbol der deutschen Teilung. 1949 wurde Deutschland geteilt in die Bundesrepublik mit Bonn als Regierungssitz und die DDR mit Ostberlin als Hauptstadt. 1961 errichtete die DDR die Berliner Mauer, die im November 1989 fiel. Heute ist Berlin ein Bundesland und die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland.

AUTOBAHNEN. Das deutsche Autobahnnetz war das eiste mo­ derne Femstraßensystem der Welt. Die Idee, zwei gegenläufige Fahr­ bahnen durch einen Mittelstreifen zu trennen, wurde 1926 entwickelt

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und zum ersten Mal für eine Verbindung zwischen Köln und Bonn verwirklicht

GOETHE. Johann Wolfgang von Goethe ist eine der hervor* ragendsten Persönlichkeiten der deutschen Literatur. Zusammen mit Friedrich Schiller ist er der bedeutendste Vertreter der deutschen Klassik. Goethe wurde 1749 in Frankfiut/Main geboren. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Weimar. Zu seinen berühmtesten Werken gehören die “Leiden des jungen Werthers” (1774), “Iphigenie auf Tauris” (1787), “Wilhelm Meister" (1821-1829) sowie das Drama “Faust”, dessen zweiten Teil er in seinem Todes* jahr 1832 vollendete.

HUMORLOSIGKEIT. Fast alle Länder haben einen sogenannten Nationalcharakter, über den sich andere lustig machen. So wurde den Deutschen bei dieser Umfrage Humorlosigkeit nachgesagt Aber ebenso wie es in Deutschland verschiedene Sprachen und Gebräuche gibt so gibt es dort auch Menschen, die über sich selbst lachen können. Besonders ausgelassen (fröhlich) sind die Deutschen zur Kamevalszeit wenn sich alle verkleiden und die Frauen den Männern die Schlipse (Krawatten) abschneiden.

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(aus: “Entdeckungsreise durch Europa" von Ciara McLoughlin)

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Unsere Familie

Wir sind eine typisch deutsche Familie und heißen Müller. Vater sagt, das ist kein Name, sondern ein Sammelbegriff. Im Telefonbuch gibt es 12 Seiten Müller.

Ich heiße Jo und bin 12 Jahre. Dann gibt es noch Katrin. Sie ist 16 und eine Nervensäge. Und am Schluß Mareike. Sie war das. schönste Baby in der Familie, ist eineinhalb Jahre und wird sicher mal ganz klug. Woher unsere Mutter das schon jetzt weiß, ist mir völlig unklar. Unser Vater heißt Kurt und arbeitet bei einer Straßenbaufirma. Er kommt freitags nach Hause und fährt sonntags wieder weg. Wenn er kommt und geht, sagt Mutter immer“Go|tsei Dank”. Freitags heißt das: Das Auto muß gewaschen werden, der Rasen ist zu lang, die Kinder müssen erzogen werden. Am Sonn­ tagabend bedeutet das: Er hat genug durcheinandergebracht, und ich

bin mit den Nerven am Ende.

Ъ,

Mutter ist Stationsschwester (Oberschwester in einer Kranken­ hausabteilung), trägt weiße Kittel und viel Verantwortung. Sie

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arbeitet in drei Schichten und organisiert alle und jeden. Sie glaubt wie 40% aller Deutschen an ihr Horoskop und müßte eigentlich stinkreich (sehr reich) und ständig glücklich sein. Wenn sie von ihrem Chef und ihren Kindern frustriert ist (enttäuscht ist), muß sie “sich verwirklichen”. Das sieht so aus, daß sie in der Sauna schwitzt, sich neue Klamotten (Kleidung) kauft und anschließend mit ihren Freundinnen im Cafö sitzt. Dort werden die Männer und die Kinder verglichen, und jede findet, aus ihr hätte auch was besseres werden können, und jetzt werden andere Saiten aufgezogen (man wird strenger). Dann müssen wir abends immer gleich unsere. Schulhefte zeigen.

Am Anfang hat sie uns antiautoritär erzogen. Als wir uns so richtig dran gewöhnt hatten, und meine Schwester mai zu ihr gesagt hat: “Anna-Maria, bei dir ist eine Schraube, locker” (du bist verrückt), war es damit vorbei. Jetzt ist sie der Diktator, und wir sind das Volk. Sie macht es wie der olle Bismarek: Zuckerbrot und Peitsche, - bloß daß wir keine Prügel (heftige Schläge) kriegen, sondern Discound Femsehverbot oder in finanzielle Krisen gestürzt werden.

Wenn man keine Omas hätte, wäre es wirklich nicht zum Aushalten. Die sitzen jetzt wieder “typisch deutsch” zu Hause und kümmern sich um ihre Enkel. Nach der Wende kriegen sie nämlich mit 50 keine Arbeit mehr, weil sie nicht mehr schön genug sind und jetzt ihre Rente genießen sollen.

Unsere Oma Lilo meint, daß der Staat schon merken wird, wo das hinführt, wenn die Leute mit Erfahrung zu Hause sitzen, und die Grünschnäbel (junge unerfahrene Menschen) das Sagen haben. Schöne Beine machen’s nicht, man muß auch was im Kopfhaben.

Außerdem findet sie, daß die Frauen diskriminiert werden,* weil die “typisch deutschen Männer” Angst vor klugen Frauen haben. Das merkt man schon bei der Regierung. Da haben sie sich ewig ’rumgestritten, ob Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Dann gab es endlich ein Gleichstellungsgesetz. Thüringen war 1998 das letzte Bundesland. Da drin steht, daß die Frauen auch Recht haben. Meine Mutter sagt, es sei Schwachsinn (Idiotie) und nicht konkret genug. Mein Vater fragt, was sie denn noch wollen, sie können doch auch Kranfahrer werden.

Und ich soll mal ein echter deutscher Mann werden. Das heißt, ich darf sonntags nach dem Essen mit dem Vater auf den Fußballplatz, und meine Schwester muß das Geschirr abtrocknen.

Урок20

Das bereitet mich auf mein Leben als deutscher Familienvater vor, deshalb sage ich auch nichts dagegen.

Katrin erzählt:

Silvester

ist der 31. Dezember, der Tag des Jahreswechsels. In Deutschland ist es ein sehr beliebter Feiertag. In den Hotels, Restaurants und Bars finden Silvesterbälle statt,je luxuriöser der Schuppen (einfacher Bau, z.B. für Gartengeräte) ist, umso eher muß man die Eintrittskarten bestellen.

Viele Leute verbringen den Jahreswechsel in Hotels in Deutsch­ land oder im Ausland. Beliebt sind Skigebiete oder warme Länder. Dort muß man sich um nichts kümmern und kann man sich veiv wöhnen lassen.

Unsere Eltern sind früher auch zu Silvester ausgegangen. Zuerst haben sie uns mit vielen Ermahnungen und einem Karton Raketen bei Oma Lilo abgegeben.

Nach der Wende waren sie eigentlich immer zu Hause. Da gibt es bei uns eine Familienparty. Unsere Eltern haben beide mehrere Geschwister, die dann alle kommen. Ungefähr die Hälfte lebt in Thüringen und die Hälfte in Coburg, in Bayern.

Da kommt echt Freude auf, wenn die Truppen aufeinandertreffen. Am Anfang schwimmen alle in Seligkeit (sind alle sehr glücklich) und Tränen, daß sie sich gesund Wiedersehen. Weil unsere Mutter, Oma Lilo und ich schon 3 Tage vorher schwitzen, ist Silvester ein kulinarischer Höhepunkt Es gibt Krabbencocktail, Scampis, Schnekkenschaschlyk, gefüllte Artischocken, Parmaschinken mit Ho­ nigmelone. Die Suppe gibt’s in Tassen, sie ist italienisch und heißt Ministrone. Und statt saure Gurken gibt’s Oliven.

Mein Bruder und ich essen lieber einen guten alten Kartoffelsalat und Wiener Würstchen. Das essen wir immer schon vorher, dähut wir dann satt sind.

Sonst ist es beim Essen eigentlich sehr lustig. Zuerst wird das Essen gelobt. Dann stellt Tante Nele —sie ist die Witwe vom verstorbenen Onkel Regierungsrat aus Coburg - fest, daß sie sich von ihrer Pension keinen Parmaschinken leisten kann. Im Osten dagegen ist jetzt alles möglich, weil es den “Aufbau Ost” gibt, und der Westen bezahlt.

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Ihr Freund Theo, den sie immer uneingeladen mitbringt und der als Steuerberater viel ’rumkommt, referiert dann darüber, wie viele Millionen tatsächlich sinnlos in den Osten geflossen sind.

Das ist das Stichwort für Onkel Karl und Tante Hilde, deren Apotheke in Coburg schon seit Jahren von den Steuern aufgefressen wird und sie nagen am Hungertuch (sind sehr, arm und leiden Hunger). Unser Vater fragt dann, wovon sie zweimal im Jahr in Urlaub fahren. Mutters Schwester Renate ist eine alleinerziehende (ohne Ehemann) Mütter mit 3 Kindern. Sie möchte gerne arbeiten, aber die Kinder sind ein Hindernis, weil sie noch klein sind. Tante Mona - sie ist ein Karrieresingle und Journalistin - meint, daß sie sich das selber zuzuschreiben hat, wer kriegt (bekommt) schon 3 Kinder! Da wird Oma Lilo fuchtig (böse) und sagt, daß diese Kinder später mal die Renten für solche dummen Puten sichern. Sie solle nicht so dumm daherquatschen, sie habe noch nie Probleme bewältigen müssen.

Dann zählen alle ihre Probleme auf! Onkel Alf braucht ein Gebiß, welches S200 DM kosten soll. Onkel Karsten sein Sohn, er ist 19 Jahre alt, hat den BMW zu Schrott gefahren (nach einem Verkehrs­ unfall ist das Auto nicht mehr zu reparieren). Nun braucht er einen neuen, der kostet wieder Geld! Meine Mutter fragt lieblich, ob sie es nicht mal mit einem Ferrari versuchen wollen, vielleicht hält der länger, und man kannja von dem armen Jungen nicht verlangen, daß er jeden Tag 18 Minuten Fußweg bis zur Fachhochschule hat. Da muß Tante Hilde erläutern, daß es ja einen sozialen Status gibt, von

dem wirja im Osten keine Ahnung haben.

 

 

Oma Lilo rettet die Situation, indem sie volleЛ

Gläser*

herumreicht. Als

es 12 schlägt, stoßen allemiteinanderan undwünschen sich alles Gute. Dann werden Kisten mit den Raketen ausgepäckt, und es geht in

den Garten. Jo und ich haben keine gekauft. Wir haben unsere SO DM für die Katastrophenopfer in Honduras gespendet Unsere Mutte^drUckt uns und sagt, daß sie stolz aufuns ist.

(Angelika Teßmer)

Ein Weihnachtslied aus Köln

Jetzt ist die Welt voll Schweigen. In den Straßen ist es still,

und still sind auch die Herzen der Menschen. Es leuchtet ein fernes vertrautes Licht.

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Und in den engen Gassen hört man, daß die Engel barfuß gehen.

-Die Sterne am hohen Himmel sind andächtig und lauschen. Der Stern von Bethlehem erzähltseine seltsame Geschichte, so wie er sie vor zweitausend Jahren selbst erlebt hat Diese traurige zärtliche Geschichte,

die so wehmütig ist und so voller Hoffnung,

wie die oste Liebe einesjedenjungen Mädchens.

(Nachdichtung von Wolfgangvon Rhein)

*

Die Deutschen im Urlaub

Einig sind sich die Deutschen nur darin, daß sie die Weisheit mit Löffeln gefressen haben (sehr klug sind). Ansonsten gehen che Mei­ nungen weit auseinander. Das zeigt sich auch am Urlaubsverhalten. Hier haben sich im Laufe derZeit verschiedene Gruppen gebildet.

t

1. Die typisch deutschen Urlauber

Sie fahren in Kolonnen oder auch allein in alle Länder dieser Welt. Wo sie hinkommen, erwarten sie, daß man sie versteht Sie meckern (kritisieren) über Land und Leute, wissen alles besser und sind beleidigt, wenn sie auf Bora-Bora kein Eisbein mit Sauerkraut kriegen. Abends machen sie sich in den Kneipen unbeliebt, indem sie deutsche Saufliedergrölen,(sehr laut singen).

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2. Die Öko-Urlauber

P

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Diese fahren mit den Rädern durch das Land oder wandern. Sie hassen Autos, große Hotels und abendliche Vergnügungen, Deshalb wohnen sie lieber in Feriensiedlungen öder Zelten, wo sie sich selbst versorgen. Mit ihnen gibt es wenig Arger. Sie kümmern sich um Kinder, Hunde und sonstige Tiere.

3. Die Abenteuerurlauber

klettern meilenweit notdürftig (gerade noch ausreichend) ausgerüstet im Gebirge, wo sie oft mit Erfrierungen oder Knochenbrüchen geborgen (gerettet) werden müssen. Manche machen eine Kamel­ wanderung durch die Wüste, kriegen einen Sonnenstich oder einen Herzinfarkt. Wieder andere stürzen von Booten oder Surfbrettern, schlitzen sich (verletzen sjch) beim Tauchen an Korallen halb auf oder hängen mit ihren Drachenfliegern stundenlang in Bäumen fest und halten die Rettungsmannschaften in Bewegung.

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Wenn sie nach Hause kommen, sind sie arbeitsunfähig, stehen noch unter Schock oder müssen zur Kur. Dort verkünden (bringen zur Kenntnis) sie ständig und lautstark ihre Abenteuer und ihre neuen Ideen, dennjetzt wissen sie alles hundertprozentig.

4. Die Familienurlauber

Diese sparen das ganze Jahr, um einen schönen Urlaub zu machen. Schon im Januar stapeln sich daheim die Reisekataloge, und die Diskussion über das Uriaubsziel beginnt Vater will nach.Norwe­ gen, Mutter nach Kreta, der Sohn nach Disney-Land und die Tochter fühlt sich mit 17 zu alt für Familienurlaub. Sie muß erst mit Drohungen zur Vernunft gebracht und anschließend mit neuen Klamotten besänftigt (beruhigt) werden.

Hat sich die Mutter mit KQchenstreik und Schmollmund mit Kreta durchgesetzt, wird fieberhaft das beste Hotel ausgesucht Schließlich will man ja auch was haben für sein Geld: Animation (Freizeitangebot), Sauna, Pool, Kinderbetreuung ist auch nicht schlecht

Wenn’s dann ans Bezahlen der Reise geht zeigt der Vater demonstrativ auf die Rechnung und meint, er übernimmt sich (überschreitet seine Möglichkeiten) finanziell - und Norwegen wäre ja nicht gut genug. Und die Großmutter meint daß früher sowieso alles anders war und sie als Kind Beeren pflücken mußte. Und außerdem Kreta! Sie kennt ja die Südländer aus dem Fernsehen. Da kannja nicht gut gehen.

Dann folgt die Diskussion über das südländische Temperament wobei die Mutter findet, daß dem Vater davon auch etwas fehle. Indem er der Tochter für ihr respektloses Kichern (unterdrücktes Lachen) eins hinter die Ohren gibt (eine Ohrfeige gibt), zeigt er, das er es noch hat. .

Die ständigen Krisen - bis der Urlaub endlich da ist - haben die Familie total erschöpft (müde gemacht). Der Vater hat Schlafstörungeri; wenn er art sein Konto denkt. Die Mutter macht eine Diät, weil es Mn lila Bikini nur in Größe 38 gab, und sie hat noch die 44. Die Tochter hat Krach mit dem Freund, weil sie nicht mit zum Überlebenstraining ins Hochland von Tibet darf. Der Sohn ist einziger stummer Protest.

Katastrophe also??

Weit gefehlt (im Gegenteil). Kaum ist die Familie im Flugzeug, herrscht Sonnenschein. Vater verteilt Taschengeld, Mutter zieht den

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