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Remarque, Erich Maria - Drei Kameraden

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gemacht werden kann«. Warum, so fragt er die Kameraden und damit den Autor, fehlen die Menschen, die »von ihrem Glauben reden, von dem Glauben, daß es möglich sein muß, die Welt besser, zweckmäßiger zu organisieren?« Diesen Glauben an eine marxistisch-humanitär geprägte Utopie hat Remarque nicht, der andererseits – und das wird positiv gewertet – die Leiden und die Irrationalität Deutschlands so plastisch schildert.

Im Exil der Schweiz lobt Alfred Polgar in der NationalZeitung (Basel, 16.3.1938): »Eine so schöne, starke Liebesgeschichte ist lange nicht geschrieben worden«. Weiter heißt es: »aus dem trübseligen Bild der Ungute der Welt« leuchten »sehr fein... doch die Farben ihrer unbegreiflichen Schönheit« und abschließend:

Remarque erzählt meisterlich, in einer gedrängten, kleinplastischen, den Dingen ganz nah an den Leib rückenden, unmittelbaren Sprache. Der Atem des Augenblicks ist in sie eingefangen.

Im Gegensatz zu den Rezensionen der 30er Jahre findet sich nach dem Ende des Krieges, nach der Publikation von Drei Kameraden 1951 im Desch-Verlag (München), in den Kritiken wenig Verständnis für Remarques Themen. Das Bücherblatt (November 1952) spricht von einem »befremdend unpolitischen Roman« mit »verdrießlicher Thematik« und »sprachlich salopper Behandlung des Stoffes«. Walther Karsch im Tagesspiegel (25. II. 1951) ist beißend in seiner Kritik:

Hemingways verlorene Generation ist wirklich vom Nichts zu Tode getroffen; bei Remarque kokettieren die Halbwelt-Helden mit dem Nichts. Für ihn »protzt« Remarque mit dem »Nihilismus«. Es werde »völlig klar, wie

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verlogen dieses ganze Weltschmerzgetue sei«. Man könne an dem Roman »die Zweideutigkeit des Phänomens Remarque besonders gut ablesen«.

Leicht ließe sich die Liste der Einwände in den Rezensionen dieses Zeitraums verlängern. Offenbar fehlt den deutschen Kritikern der Nachkriegszeit in Ost und West das Gespür für die Gültigkeit des in den 30er Jahren so stark empfundenen, echten Zeitkolorits eines in das Chaos des Faschismus und des Zweiten Weltkriegs taumelnden Deutschlands. So tadelt Alfred Antkowiak im Sonntag (Berlin, DDR, 18.10. 1953); daß uns »die ganze Hoffnungslosigkeit des Daseins« angrinst und daß die »Sinnlosigkeit« zum »Götzen des Lebens« erhoben wird.

Es gibt nur wenige positive Stimmen wie die von Martin Ruppert in der FAZ (24. 11. 1951). Er lobt die »starke Erzählkunst des Autors«, er sieht das Werk »mit humanitären Ideen durchdrungen«. Weiter heißt es:

Und so entsteht vor uns das Bild einer Generation zwischen den Zeiten, einer aus abenteuerlichen Holzschnitten zusammengefügten Chronik und eine Liebesrhapsodie, wie die moderne Literatur nur wenige kennt. Diesem Urteil kann man sich mit guten Gründen anschließen.

Tilman Westphalen

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Anmerkungen

1 Zitate aus Drei Kameraden werden mit Seitenangabe der vorliegenden Ausgabe nachgewiesen. Das als Titel verwendete Zitat steht auf S. 376. Im folgenden sind die Seitenangaben der Einfachheit halber in ( ) im Text eingefügt.

2 Übersetzung vom Verfasser des Nachwortes.

3 Die Übersetzung besorgte A.W. Wheen, der auch schon

Im Westen nichts Neues (1929) und Der Weg zurück (1931) übersetzt hatte. Der Vorabdruck erschien vom 19.1. bis zum 30.5.1937 in Good Housekeeping, einem vielgelesenen Frauenjournal in den USA (wie auch später Der Himmel kennt keine Günstlinge, 1961, und Die Nacht von Lissabon,

1964). Schon zuvor (Ende 1936) war die dänische Buchausgabe, übersetzt von Sonja Heise, bei Gyldendal in Kopenhagen erschienen. Die deutschsprachige Originalausgabe folgte erst 1938 im Emigranten-Verlag Querido in Amsterdam. Die deutsche Leserschaft erreichte der Roman in größerem Umfange erst mit der Ausgabe von 1951 im Kurt-Desch-Verlag, München.

4 Erich Maria Remarque. A Literary and Film Biography.

New York: Lang 1989, S. 105. Übersetzung vom Verf.

5 »As flies to wanton boys, are we to th' Gods; They kill us for their sport.« Akt IV, Szene 1, 36-37 (Arden edition). Übersetzung vom Verf.

6 Ullstein-TB, S. 348. Dies sind die zeitlich letzten publizierten Worte des Autors, der kurz nach dem vorläufigen Abschluß des Manuskripts, das er, wie berichtet wird, auf dem Krankenbett fertigstellte, am 25.9.1970 starb.

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6a Siehe die kaum belegbaren Mutmaßungen bei Taylor, Anm. 4. 1938 heiratete Remarque seine geschiedene Frau erneut, um ihr den Aufenthalt in der Schweiz und später m den USA zu ermöglichen. 1957 zweite Scheidung und 1958 Heirat mit Paulette Goddard.

7 Die folgenden Ausführungen stützen sich auf ein Arbeitsmanuskript von Thomas Schneider, der die im Nachlaß Remarques in der Fales Library, New York University, vorhandenen Original-Materialien zu dem Romankomplex im Umfang von ca. 5500 Blatt gesichtet hat (Notizen, Pläne, Arbeitsmanuskripte, Reinschriften; das Remarque-Archiv Osnabrück verfügt über einen Mikrofilm der Materialien). Eine Titelvariante »Abschied« findet sich in einem der Arbeitsmanuskripte. (Siehe Thomas Schneider:

Erich Maria Remarque. Der Nachlaß in der Fales Library der New York University. Ein Verzeichnis. Osnabrück 1989, Serie

1: Schriften von EMR/Werkmanuskripte, Nr. 1.30/010.)

8Der Nachlaß, Nr. 3B.78.004

9Der Nachlaß, Nr. 1.53 / 006.

10Briefe des Londoner Putnam-Verlages vom 2.4. und 21. 5.1936 bestätigen den Sachverhalt (DerNachlaß, Nr. 6F.11 /14-

15).

11Siehe H. Flau in: Erich Maria Remarque 1898-1970,

Bramsche: Rasch 1988, S. 121.

12Dies sollte einer Publikation der Arbeit von Thomas Schneider (siehe Anm. 7) vorbehalten bleiben.

13In frühesten handschriftlichen Entwürfen ist die Handlung auf Sommer 1920 datiert und beginnt mit Fronterinnerungen (Der Nachlaß, Nr. 1.30/ 004-015).

14Der Nachlaß, Nr. 1.48/005.

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15 Inhaltsangabe zum »neuen Roman«, siehe Anm. 9.

16 Helena Szépe: »Der deklassierte Kleinbürger in den Romanen Erich Maria Remarques«. In: Monatshefte, Madison/Wisconsin, Bd. 65 (1973), S. 385-92. Ich kann ihre Kritik am mangelnden Realismus der von Remarque gezeichneten Figuren aus der Sicht einer marxistischen Literaturinterpretation wohl verstehen, aber nicht teilen. Sie kritisiert die »kleinbürgerliche Seele« seiner AbenteurerHelden, denen »der Alltag des Durchschnittsmenschen« erspart bleibt. Richtig, weil sie diesen Alltag verweigern.

17 »Autos waren Freunde, aber Karl war uns noch viel mehr gewesen. Ein Kamerad!« (S. 361)

18 Schon am ersten Abend der Erzählung schildert der Autor die Entrückung der Kameraden in die Bar-Welt des Alkohols in hochpoetischem Bemühen: »Golden floß der Kognak, der Gin glänzte wie Aquamarin, und der Rum war das Leben selbst. Eisern saßen wir auf den Barstühlen, die Musik plätscherte, das Dasein war hell und stark; es floß mächtig durch unsere Brust, die Trostlosigkeit der öden möblierten Zimmer, die uns erwartete, die Verzweiflung der Existenz war vergessen...« (S. 19f.)

19 Siehe Nachwort zur KiWi-Ausgabe, Bd. 184, S. 393.

20 Überschrift der Rezension von Bernard DeVoto in The Saturday Review of Literature vom 1.5.1937 (»Germany in the Vortex«). Übersetzung vom Verfasser.

21Sonntagsbeilage, 25.4.1937. Übersetzung vom Verf.

228.5.1937. Übersetzung vom Verf.

23Das Wort. Literarische Monatsschrift. Moskau, Juli 1938, S. 129-34.

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