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Remarque, Erich Maria - Der schwarze Obelisk

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08.06.2015
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«Es gibt natürlich Damen, die keine abreißen», erwidere ich. «Aber die willst du ja nicht kennenlernen. Du willst doch das Urweib in seiner ganzen Pracht haben.»

«Ein Ohr ist ein ziemlich großes Opfer», erklärt Otto, die schwitzendeBohnenstange,undreibtdieGläserseinesKneifers trocken.

«Die Poesie verlangt Opfer.Du würdest mit einem abgerissenenOhrimwahrstenSinneeinblutdurchströmterLyrikersein. Komm!»

«Ja,aber ein Ohr! Etwas,was man so deutlich sieht!» «WennichdieWahlhätte»,sagtHansHungermann,«ichwürde mirliebereinOhrabreißenlassenalskastriertzuwerden,o en gestanden.»

«Was?» Otto bleibt wieder stehen. «Ihr macht Witze! Das kommt doch nicht vor!»

«Es kommt vor», erklärt Hungermann. «Leidenschaft ist zu allem fähig. Aber beruhige dich, Otto: Kastration steht unter dem Strafgesetz.Die Frau bekommt dafür mindestens ein paar Monate Gefängnis – du wirst also gerächt.»

«Unsinn!» stammelt Bambuss,mühsam lächelnd.«Ihr macht eure blödenWitze mit mir!»

«WozusollenwirWitzemachen?»sageich.«Daswäregemein. Ich empfehle dir gerade deswegen Fritzi. Sie ist Ohrenfetischistin.Wenn die Passion über sie kommt,hält sie sich mit beiden Händen krampfhaft an den Ohren ihres Partners fest. Du bist so absolut sicher,daß du nicht anderswo beschädigt wirst.Eine dritte Hand hat sie nicht.»

«AbernochzweiFüße»,erklärtHungermann.«MitdenFüßen verrichtensiemanchmalwahreWunder.SielassendieNägellang wachsen und schärfen sie.»

«Ihr schwindelt», sagt Otto gequält. «Laßt doch den Un-

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sinn!»

«Hör zu», erwidere ich. «Ich will nicht, daß du verstümmelt wirst.Duwürdestdannemotionellgewinnen,aberseelischstark verlieren,unddeineLyrikwürdeschlechtdabeifahren.Ichhabe hier eine Taschen-Nagelfeile, klein, handlich, gemacht für den adretten Lebemann,der immer elegant sein muß.Steck sie ein. HaltesieinderhohlenHandverborgenoderversteckesieinder Matratze,bevoreslosgeht.Wenndumerkst,daßeszugefährlich wird, genügt ein kleiner, ungefährlicher Stich in den Hintern Fritzis.Es braucht kein Blut dabei zu fließen.Jeder Mensch läßt los,wenn er gestochen wird,sogar von einer Mücke,und greift nach dem Orte des Stichs,das ist ein Grundgesetz der Welt.In der Zwischenzeit entkommst du.»

Ich nehme ein rotledernes Taschenetui hervor, in dem ein Kamm und eine Nagelfeile stecken. Es ist noch ein Geschenk Ernas,derVerräterin.DerKammistaussimuliertemSchildpatt. EineWellespäterWutsteigtinmirauf,alsichihnherausnehme. «Gib mir auch den Kamm»,sagt Otto.

«Damit kannst du nicht nach ihr hacken, du unschuldiger Satyr»,erklärtHungermann.«DasistkeineWa eimKampf der Geschlechter.Er zerbricht an geballtem Mänadenfleisch.» «Ich will damit nicht hacken. Ich will mich nachher damit kämmen.»

Hungermannundichsehenunsan.Bambussscheintunsnicht mehrzuglauben.«HastdueinpaarVerbandspäckchenbeidir?» fragt Hungermann mich.

«Die brauchen wir nicht.Die Pu mutter hat eine ganzeApotheke.»

Bambussbleibtwiederstehen.«DasistdochallesUnsinn!Aber wie ist es mit den Geschlechtskrankheiten?»

«Es ist heute Sonnabend.Alle Damen sind heute nachmittag

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untersucht worden.Keine Gefahr,Otto.» «Ihr wißt alles,was?»

«Wir wissen das, was zum Leben nötig ist», erwidert Hungermann. «Das ist gewöhnlich etwas ganz anderes, als man in Schulen und Erziehungsinstituten lehrt.Deshalb bist du so ein Unikum,Otto.»

«Ichbinzufrommerzogenworden»,seufztBambuss.«Ichbin mitderAngstvorderHölleundderSyphilisgroßgeworden.Wie kann man da bodenständige Lyrik entwickeln?»

«Du könntest heiraten.»

«DasistmeindritterKomplex.AngstvorderEhe.MeineMutter hat meinen Vater kaputtgemacht. Durch nichts als Weinen. Ist das nicht merkwürdig?»

«Nein», sagen Hungermann und ich unisono und schütteln uns darauf die Hand. Es bedeutet sieben weitere Jahre Leben. Schlecht oder gut,Leben ist Leben – das merkt man erst,wenn man gezwungen wird,es zu riskieren.

Bevor wir in das traulich wirkende Haus mit seinen Pappeln, der roten Laterne und den blühenden Geranien am Fenster eintreten,stärkenwirunsdurcheinpaarSchluckeSchnaps.Wir haben eine Flasche mitgebracht und lassen sie reihum gehen. Sogar Eduard,der mit seinem Opel vorgefahren ist und auf uns gewartet hat,trinkt mit; es ist selten,daß er etwas umsonst bekommt,und so genießt er es.Der gleiche Schluck,den wir jetzt zu etwa zehntausend Mark Selbstkosten das Glas trinken,wird ineinerSekundeimPu vierzigtausendkosten–deshalbhaben wir die Flasche bei uns. Bis zur Türschwelle leben wir sparsam

danach sind wir in den Händen der Madame.

Ottoistanfangsstarkenttäuscht.ErhatstattderGaststubeeine

orientalische Szenerie erwartet,mit Leopardenfellen,MoscheeAmpelnundschweremParfüm;stattdessensinddieDamenzwar

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leichtbekleidet,nähernsichabermehrdemDienstmädchentyp. Er fragt mich leise, ob es keine Negerinnen oder Kreolinnen gäbe.Ich zeige auf ein dürres,schwarzhaariges Ding.«Die dort hatKreolenblut.SiekommtfrischausdemZuchthaus.Hatihren Mann ermordet.»

Otto bezweifelt es. Er wird erst munter, als das Eiserne Pferd eintritt.EsisteineimposanteErscheinung,mithohenSchnürstiefeln,schwarzerWäsche,einerArtLöwenbändigeruniform,einer grauenAstrachan-FellkappeundeinemMundvollerGoldzähne. Generationen junger Lyriker und Redakteure haben auf ihr das Examen des Lebens gemacht, und sie ist auch für Otto durch Vorstandsbeschlußbestimmtworden.SieoderFritzi.Wirhaben darauf bestanden, daß sie in großer Aufmachung käme – und siehatunsnichtimStichgelassen.Siestutzt,alswirsiemitOtto bekanntmachen. Sie hat wohl geglaubt, etwas Frischeres, Jüngeres vorgeworfen zu bekommen. Bambuss sieht papieren aus, blaß,dünn,mit Pickeln,einem dürftigen Schnurrbärtchen,und er ist bereits sechsundzwanzig Jahre alt.Außerdem schwitzt er im Augenblick wie ein Rettich im Salz.Das Eiserne Pferd reißt seinengoldenenRachenzueinemgutmütigenGrinsenauf und pufftdenerschauerndenBambussindieSeite.«Komm,schmeiß einen Kognak»,sagt es friedlich.

«Was kostet ein Kognak?» fragt Otto das Serviermädchen. «Sechzigtausend.»

«Was?»fragtHungermannalarmiert.«Vierzigtausend,keinen Pfennig mehr!»

«Pfennig»,sagtdiePu mutter.«DasWorthabeichlangenicht mehr gehört.»

«Vierzigtausend war gestern, Schatz», erklärt das Eiserne Pferd.

«Vierzigtausendwarheutemorgen.Ichwarheutemorgenhier

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imAuftrage des Komitees.» «Von was für einem Komitee?»

«Vom Komitee für die Erneuerung der Lyrik durch direkte Erfahrung.»

«Schatz», sagt das Eiserne Pferd. «Das war vor dem Dollarkurs.»

«Es war nach dem Elf-Uhr-Dollarkurs.»

«Es war vor dem Nachmittagskurs», erklärt die Pu mutter. «Seid nicht solche Geizhälse!»

«SechzigtausendistbereitsnachdemDollarkursfürübermorgen berechnet»,sage ich.

«Nachdemfürmorgen.JedeStundebistduetwasnäherdran. Beruhige dich! Der Dollarkurs ist wie der Tod.Du kannst ihm nicht entgehen.Heißt du nicht Ludwig?»

«Rolf», erwidere ich fest. «Ludwig ist nicht aus dem Kriege zurückgekommen.»

Hungermann wird plötzlich von einer bösen Ahnung ergriffen.«Und die Taxe?» fragt er.«Wie ist die? Zwei Millionen war abgemacht.MitAusziehen und einem halbstündigen Gespräch nachher.Das Gespräch ist wichtig für unseren Kandidaten.» «Drei»,erwidertdasEisernePferdphlegmatisch.«Unddasist billig.»

«Kameraden,wir sind verraten!» schmettert Hungermann. «Weißtdu,washoheStiefelbisfastzumHinternheutekosten?» fragt das Eiserne Pferd.

«Zwei Millionen und keinen Centime mehr.Wenn selbst hier Abmachungen nicht mehr gelten, was soll dann aus der Welt werden?»

«Abmachungen! Was sind Abmachungen, wenn der Kurs schwankt wie beso en?»

Matthias Grund,der als Dichter des Buches vom Tode natur-

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gemäß bis jetzt geschwiegen hat,erhebt sich.«Dies ist das erste Pu ,das nationalsozialistisch verseucht ist»,erklärt er wütend. «Verträge sind Fetzen Papier,was?»

«VerträgeundGeld»,erwidertdasEisernePferdunerschütterlich.«AberhoheStiefelsindhoheStiefel,undschwarzeReizwäscheistschwarzeReizwäsche.Nämlichblödsinnigteuer.Warum nehmt ihr keine mittlere Klasse für euren Konfirmanden? So wiebeiBeerdigungen–dagibt’sauchmitundohneFederbusch. Zweite Klasse genügt für den da!»

Dagegen ist nichts zu sagen. Die Diskussion hat einen toten Punkt erreicht. Plötzlich entdeckt Hungermann, daß Bambuss heimlich nicht nur seinen eigenen, sondern auch den Kognak des Eisernen Pferdes ausgetrunken hat.

«Wirsindverloren»,sagter.«Wirmüssenbezahlen,wasdiese Wallstreethyänen hier von uns verlangen. Das hättest du uns nichtantunsollen,Otto!JetztmüssenwirdeineEinführungins Lebeneinfachergestalten.OhneFederbuschundnurmiteinem gußeisernen Pferd.»

Zum Glück kommtWilly in diesem Moment herein.Er ist an OttosVerwandlungzumManneausreinerNeugierdeinteressiert undzahlt,ohnemitderWimperzuzucken,dieDi erenz.Dann bestellt er Schnaps für alle und erklärt, daß er heute fünfundzwanzig Millionen an seinen Aktien verdient habe. Einen Teil davon will er versaufen. «Fort mit dir nun, Knabe», sagt er zu Otto.

«Und komm als Mann wieder!» Otto verschwindet.

IchsetzemichzuFritzi.DiealtenDingesindlängstvergessen; sie betrachtet uns nicht mehr als halbe Kinder, seit ihr Sohn im Kriege gefallen ist. Er war Untero zier und erhielt seinen Schuß drei Tage vor demWa enstillstand.Wir unterhalten uns über die Zeiten vor dem Kriege. Sie erzählt mir, daß ihr Sohn

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in Leipzig Musik studiert habe. Er wollte Oboebläser werden. Neben uns döst die gewaltige Pu mutter, eine Dogge auf den Knien. Plötzlich ertönt von oben ein Schrei. Getöse folgt, und dannerscheintOttoinUnterhosen,verfolgtvondemwütenden Eisernen Pferd, das mit einer blechernen Waschschale auf ihn einschlägt.Otto hat einen schönen Stil im Laufen,er rast durch die Tür nach draußen,und wir halten zu dritt das Eiserne Pferd an. «Diese verdammte halbe Portion!» keucht es. «Sticht mit einem Messer auf mich los!»

«Es war kein Messer»,sage ich ahnungsvoll.

«Was?»DasEisernePferddrehtsichumunddeutetauf einen roten Fleck über der schwarzenWäsche.

«Es blutet ja nicht.Es war nur eine Nagelfeile.»

«Eine Nagelfeile?» Das Pferd starrt mich an. «Das habe ich noch nicht gekannt! Und dieser Jammerprinz sticht mich,statt ich ihn! Habe ich meine hohen Stiefel umsonst? Habe ich meine Peitschensammlung für nichts? Ich will anständig sein und ihm als Zugabe eine leichte Probe von Sadismus geben, ziehe ihmnursospielerischeinenkleinenSchlagüberseinemageren Keulen, und die heimtückische Brillenschlange geht mit einer Taschenfeileauf michlos!EinSadist!BraucheichSadisten?Ich, der Traum der Masochisten? So eine Beleidigung!»

WirberuhigensiemiteinemDoppelkümmel.Dannhaltenwir AusschaunachBambuss.ErstehthintereinemFliederbuschund befühlt seinen Kopf.

«Komm,Otto,die Gefahr ist vorüber»,ruft Hungermann. Bambuss weigert sich.Er verlangt,daß wir ihm seine Kleider rauswerfen.«Dasgibtesnicht»,erklärtHungermann.«DreiMillionen sind drei Millionen!Wir haben für dich bezahlt.» «Verlangt das Geld zurück! Ich lasse mich nicht verhauen.» «Geld verlangt ein Kavalier nie von einer Dame zurück.Und

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wir werden aus dir einen Kavalier machen,selbst wenn wir dir den Schädel einschlagen müssen. Der Peitschenhieb war eine Freundlichkeit.Das Eiserne Pferd ist eine Sadistin.»

«Was?»

«Eine strenge Masseuse. Wir haben nur vergessen, es dir zu sagen.Aberdusolltestfrohsein,soetwaszuerleben.Esistselten in Kleinstädten!»

«Ich bin nicht froh.Werft mir meine Sachen rüber.»

Esgelingtuns,ihnwiederhereinzubekommen,nachdemersich hinterdemFliederbuschangezogenhatte.Wirgebenihmetwas zutrinken,abereristnichtzubewegen,denTischzuverlassen.Er behauptet,dieStimmungseiweg.Hungermannmachtschließlich einenVertragmitdemEisernenPferdundderMadame.Bambuss solldasRechthaben,innerhalbeinerWochewiederzukommen, ohne daß eine Nachzahlung verlangt wird.

Wir trinken weiter. Nach einiger Zeit merke ich, daß Otto trotz allem Feuer gefangen zu haben scheint.Er schielt jetzt ab und zu nach dem Eisernen Pferd hinüber und kümmert sich um keine der anderen Damen. Willy läßt weiteren Kümmel anfahren. Nach einer Weile vermissen wir Eduard. Er taucht eine halbe Stunde später schwitzend wieder auf und beteuert, spazierengegangen zu sein. Der Kümmel tut allmählich seine Wirkung.

Otto Bambuss zieht plötzlich Papier und Bleistift heraus und macht heimlich Notizen. Ich sehe ihm über die Schulter. «Die Tigerin», lautet die Überschrift. «Willst du nicht noch etwas warten mit den freien Rhythmen und Hymnen?» frage ich.

Er schüttelt den Kopf. «Der frische erste Eindruck ist das Wichtigste.»

«AberduhastdochnureinsmitderPeitscheüberdenHintern gekriegt und dann ein paar mit der Waschschüssel über den

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Schädel!Was ist da Tigerisches dran?»

«Das überlaß nur mir!» Bambuss gießt einen Kümmel durch seinen zerfransten Schnurrbart. «Jetzt kommt die Macht der Phantasie!IchblühebereitsvonVersenwieeinRosenbusch.Was heißt Rosenbusch?Wie eine Orchidee im Dschungel!»

«Du glaubst,du hättest schon Erfahrung genug?»

Otto schießt einen Blick voll Lust und Grausen zum Eisernen Pferd hinüber.«Das weiß ich nicht.Für ein kleines kartoniertes Bändchen aber sicher schon.»

«Sprichdichaus!EssinddreiMillionenfürdichangelegt.Wenn du sie nicht brauchst,versaufen wir sie lieber.»

«Versaufen wir sie lieber.»

Bambuss schüttet wieder einen Kümmel in sich hinein.Es ist daserstemal,daßwirihnsosehen.ErhatAlkoholvorherwiedie Pestgemieden,vorallemSchnaps.SeineLyrikgediehbeiKa ee und Johannisbeerwein.

«WassagstduzuOtto?»frageichHungermann.«Eswarendie Schläge auf den Kopf mit der Blechschüssel.»

«Eswargarnichts»,erwidertOttojohlend.Erhateinenweiteren Doppelkümmel hinter sich und kneift das Eisere Pferd,das gerade vorübergeht, in den Hintern. Das Pferd bleibt wie vom Blitzgetro enstehen.Danndrehtessichlangsamumundbesichtigt Otto wie ein seltenes Insekt.Wir strecken unsereArme vor, umdenSchlagabzuschwächen,denwirerwarten.FürDamenmit hohenStiefelnisteinKni dieserArteineobszöneBeleidigung. Ottostehttorkelndauf,lächeltabwesendausseinenkurzsichtigen Augen,gehtumdasRoßherumundknalltihrunversehensnoch einen saftigen Schlag auf die schwarze Reizwäsche.

Es wird still.Jeder erwartet Mord.Aber Otto setzt sich unbekümmert wieder hin, legt den Kopf auf die Arme und schläft augenblicklich ein. «Töte nie einen Schlafenden», beschwört

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Hungermann das Roß.«Das elfte Gebot Gottes!»

Das Eiserne Pferd ö net seinen mächtigen Mund zu einem lautlosen Grinsen. Alle seine Goldplomben schimmern. Dann streicht es über Ottos dünnes,weiches Haar.

«Menschenkinder»,sagtes,«nocheinmalsojungundsodämlich sein können!»

Wirbrechenauf.HungermannundBambusswerdenvonEduard zurStadtzurückgefahren.DiePappelnrauschen.DieDoggenbellen.DasEisernePferdstehtimerstenStockamFensterundwinkt mit der Kosakenmütze.Hinter dem Pu steht bleich der Mond. MatthiasGrund,derDichterdesBuchesvomTode,arbeitetsich plötzlichvorunsauseinemGrabenhervor.Erhattegeglaubt,er könneihnüberquerenwieChristusdenSeeGenezareth.Eswar ein Irrtum.Willy geht neben mir her.«Was für ein Leben!» sagt erträumerisch.«Undzudenken,daßmantatsächlichseinGeld im Schlafe verdient! Morgen ist der Dollar wieder weiter rauf, und dieAktien klettern wie muntereA en hinterher!» «VerdirbunsdenAbendnicht.WoistdeinAuto?Kriegtesauch Junge wie deineAktien?»

«Renée hat es.Macht sich gut vor der Roten Mühle.Zwischen den Vorstellungen fährt sie Kollegen darin spazieren. Platzen vor Neid.»

«Heiratet ihr?»

«Wir sind verlobt», erklärt Willy. «Wenn du weißt, was das heißt.»

«Ich kann es mir denken.»

«Komisch!» sagtWilly.«Sie erinnert mich jetzt oft auch stark an unsern Oberleutnant Helle,diesen verdammten Menschenschinder, der uns das Leben so schwer gemacht hat, bevor wir zum Heldentod zugelassen wurden.Genauso,im Dunkeln.Ein

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