Online Welt

Online Welt.

Das «Cyber-Café» im New Yorker Stadtteil SoHo ist eines der Ersten seiner Art gewesen. Auf den moisten Tischen stehen keine Tassen und Teller, sondern Computer. Für ein paar Dollar pro Stunde begeben sich die Gäste, mitunter sum ersten Mal in ihrem Leben, auf die Reise durch das Internet. Statt der üblichen Tischgespräche hört man es klicken und tippen. Gesprochen wird vielfach über Erlebnisse im Online-Reich. Mittlerweile öffnen solche Computercafes allerorten. Dort geschieht zuweilen im Kleinen, was die Informationsgesellschaft auch im Großen kennzeichnen könnte: Menschen tauschen Gemeinschaften in der wirklichen Welt gegen virtuelle Kontakte ein.

Für viele Netzfreunde ist Gemeinschaft gar das Schlüsselwort der elektronischen Zukunft: Danach können Menschen im Computernetz den Anschluss finden, den sie in ihrer realen Umgebung vermissen. Unabhängig von Ort und Zeit sollen sie sich dort mit Gleichgesinnter austauschen. «Kommunikation ist der Beginn von Gemeinschaft», sagt der amerikanische Vizepräsident Al Gore, der sich wie kein anderer Politiker für die Infobahn engagiert: «Ein globales Informationsnetz wird neue Gemeinschaften hervorbringen».

Allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, welche Grenzen solche elektronische Gemeinschaft haben. Kontakte in der virtuellen Welt entstehen schnell und brechen schnell wieder ab. Auch wenn eine Gruppe schon länger besteht, kann sich der Netzreisende ihr mit einem Knopfdruck oder Mausklick entziehen. Sie ist nur da, bis das Computermodem die Verbindung abbricht. Entgegen den Versprechen der Digital-Optimisten fördert die Infobahn keine gemeinsamen Werte, sondern streicht die Unterschiede heraus. Sie ermöglicht es dem Einzelnen, sich irgendwo auf der Erde Gleichgesinnte zu suchen und sich von allen anderen abzugrenzen. Damit kann er den moisten Problemen und Anforderungen realer Gemeinschaften aus dem Weg gehen.

Selbst die Gemeinschaftserlebnisse, die das Massenmedium Fernsehen früher ab und zu vermittelte, weichen der Differenzierung durch die digitale Technik. Und für diejenigen, die daheim mit interaktiven Lernprogrammen arbeiten, wird auch Bildung zu einem individuellen Ereignis.