Добавил:
Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:

Sb96259

.pdf
Скачиваний:
1
Добавлен:
13.02.2021
Размер:
211.94 Кб
Скачать

Die Adventszeit beginnt vier Wochen vor dem Weihnachtsfest. Das Wort „Advent“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „Ankunft, Erwartung“. Ein typisches Symbol der Adventszeit ist der Adventskranz. Man bindet einen Kranz aus Fichtenund Tannenzweigen zusammen und schmückt ihn mit vier Kerzen. Die vier Sonntage vor Weihnachten sind die Adventssonntage. An jedem dieser Sonntage entzündet man eine Kerze.

Alljährlich im November öffnen Weihnachtsmärkte in allen kleinen und großen Städten und Gemeinden ihre Pforten. Um einen großen Weihnachtbaum herum versammeln sich Karussells, Riesenräder, Verkaufsstände, Buden, in denen man leckere Spezialitäten sowie Spielzeug, Christbaumschmuck und Weihnachtspyramiden anbietet.

Am Vorabend des 6. Dezembers und am Nikolaustag selbst besucht der Heilige Nikolaus die Kinder und verteilt Geschenke, aber auch Lob, Ermahnungen und Belehrungen. Nikolaus, in rotem Mantel, mit langem Bart, wird von Knecht Ruprecht begleitet, der die Kinder bestraft.

Der Abend vom 24. Dezember ist der Heilige Abend. Jede Familie entzündet die Kerzen des festlich geschmückten Weihnachtsbaumes und überreicht die Geschenke.

Die traditionelle Figur des Weihnachtsfestes ist der Weihnachtsmann. Er kommt zu Weihnachten mit einem Sack voller Geschenke. Ein weiteres beliebtes Weihnachtssymbol ist der Weihnachtsoder Christbaum – ein schöner lebendiger Tannenbaum, der mit Sternen, Englein und verschiedenen Spielzeugen geschmückt ist. Den ersten mit Lichtern und Sternen geschmückten Tannenbaum sieht man schon auf einem Kupferstich von Lucas Cranach dem Älteren aus dem Jahre 1509.

Zu Weihnachtsbräuchen zählen auch Kränze, Kerzen, der Nussknacker, Weihnachtspyramiden sowie Zubereitung traditioneller Speisen, z.B. Weihnachtsgebäcks, einer knusprigen gebratener Gans oder eines Weihnachtsstollens. Was Weihnachtslieder betrifft, so sind die ältesten davon schon im 11. – 14. Jahrhundert entstanden, die Heutigen aber stammen erst aus den 18.-19. Jahrhunderten. Die bekanntesten Lieder sind „Stille Nacht, heilige Nacht“, „O, du fröhliche“ und „Morgen, Kinder, wird’s was geben“.

Am 31. Dezember feiert man den Jahreswechsel. Er heißt Silvesterabend oder einfach Silvester. Am Silvesterabend ist neben dem Feuerwerk noch der europäische Brauch des Bleigießens üblich: Über eine Kerze geschmolzenes Blei taucht man in Wasser und versucht durch Deutung der entstehenden Formen Zukunft vorherzusagen.

11

Fasching. Am 6. Januar beginnt in Deutschland die Vorfastenzeit, in der man Dämonen des Winters vertreibt und die bereits länger werdenden Tage feiert. In Bayern nennt man diese tolle Zeit Fasching, in Nordrhein-Westfalen – Karneval. In den Faschingshochburgen am Rhein und Main sind viele alte Feierformen erhalten. Das sind große festliche Umzüge und Faschingsparade mit Masken, Kostümen, Tanz. Weltberühmt ist der Kölner Karneval. Jedes Jahr gibt es Hunderte von Kostümfesten und Festzügen in den Straßen der alten Stadtviertel. Die Kölner feiern das „närrische“ Fest seit dem früheren Mittelalter. Alle Vorschriften und Verordnungen sind während des Karnevals außer Kraft gesetzt, überall herrscht die Narrenfreiheit. Fasching dauert bis Aschermittwoch. Dann beginnt Fasten, die bis Ostern dauert.

Ostern ist das höchste Fest der christlichen Kirche zum Gedenken der Auferstehung Jesu Christi. Dieses Fest geht auch auf alte germanische Kultriten zurück, in deren Mittelpunkt die Frühlingsgöttin Ostara stand. Um Ostern drehen sich alle Bräuche um Osterhasen, Ostereier, Osterfeuer herum.

Das Ei steht in Mittelpunkt von Ostern. Die gefärbten und bemalten Eier kann man schenken, verstecken, aufessen, man kann auch mit ihnen spielen. Der Osterhase, die Märchenhauptgestalt, ist vor allem von Kindern beliebt. Dem Märchen nach, versteckt er Eier. Er zeigt sich schon vor Ostern, um geeignete Verstecke für Eier zu finden.

Ein alter Brauch in der Osterzeit ist mit der Heilkraft des vom Eis befreiten Wassers verbunden. Am Ende des langen Winters schmücken die Dorfbewohner ihre Brunnen und Quellen aus Freude und Dankbarkeit über die Wasserwiederkehr.

Ostersonntag ist ein großer Besuchstag. Ostersonntag ist ein großer Besuchstag. Es wird viel gegessen und getrunken. Man verschenkt Eier. Am Abend zündet man das Osterfeuer an, in dessen Flammen alles Böse und Alte verbrannt wird.

Thema 5. Religionen

In Deutschland gibt es keine Staatskirche, d.h. keine Verbindung zwischen staatlicher und kirchlicher Verwaltung und damit keine staatliche Kontrolle von der Kirche. Das Verhältnis zwischen der Kirche und dem Staat bezeichnet man oft als Partnerschaft. Der Staat beteiligt sich z.B. an der Finanzierung bestimmter Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft wie Kindergärten und Schulen. Das soziale Engagement der Kirche ist ein wichtiger Bestandteil des öffentlichen Lebens. Ihre Tätigkeit ist in Krankenhäusern, Altersheimen, Schulen und Ausbildungsstätten unersetzbar. Die

12

evangelische und die katholische Kirche sind berechtigt, von ihren Mitgliedern Steuern zu erheben, die direkt vom Arbeitslohn abgezogen werden.

Mehr als 55 Millionen Menschen bekennen sich in Deutschland zu einer christlichen Konfession. 28,2 Millionen sind evangelisch, 27 Millionen – römischkatholisch, während eine Minderheit anderen christlichen Gemeinschaften angehört.

Heute leben in Deutschland rund 54 000 Juden als Mitglieder jüdischer Gemeinden. Die größte davon befindet sich in Berlin, dann folgen die Gemeinden in Frankfurt am Main und München.

Durch die Anwesenheit zahlreicher Ausländer und ihrer Angehörigen sind in Deutschland Religionsgemeinschaften gewachsen, die früher kaum vertreten waren. Das gilt für die orthodoxe Kirche und besonders für den Islam. Die Zahl der Moslems in der Bundesrepublik beträgt rund 1,7 Millionen, die meisten davon sind Türken.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Glaube der Deutschen und ihre Einstellung zur Kirche verändert. Die Zahl der Christen ist stark zurückgetreten, es gibt immer mehr Konfessionslose. Mehrere Leute besuchen Kirchen nur an kirchlichen Feiertagen und bei Familienangelegenheiten, wenn Taufen, Kommunionen, Trauungen oder auch Beerdigungen stattfinden.

Thema 6. Die Städte Deutschlands

Berlin, das an den Ufern Spree im 13. Jahrhundert entstanden ist, ist heute die größte Stadt Deutschlands. Es zählt über 3,5 Millionen Einwohner. Seit 1990 ist Berlin die Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. Sein Name läßt sich aus dem Slawischen mit der Bedeutung „ein Ort im Sumpf“ ableiten.

Berlin ist das politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentrum der BRD. Neben den traditionellen Industriezweigen entwickelt sich heute in Berlin der Dienstleistungsbereich: Wirtschaftsund Rechtsberatung, Marketing, Werbung, Softwareentwicklung usw. In Berlin gibt es einige Universitäten: die Freie Universität, die Humboldt-Universität, die Technische Universität, Fachhochschulen sowie mehrere wissenschaftliche Akademien und Institute.

Berlin ist die große Kulturmetropole Deutschlands. Berliner Museen sind weltbekannt: die Nationalgalerie, das Bode-Museum, das Pergamonmuseum, die auf der bekannten Museumsinsel liegen, sowie das Alte und Neue Museum und das Deutsche Historische Museum.

Berlin hat reiche Theatertraditionen. Die Stadt bietet drei Opernhäuser (Deutsche Oper, Deutsche Staatsoper, Komische Oper), Dutzende von Theatern und mehrere große Orchester (darunter die weltberühmten „Berliner Philharmoniker“).

13

Zu den bekannten Sehenswürdigkeiten Berlins gehört Kurfürstendamm, eine der lebhaftesten Geschäftsstraßen der Stadt. Sie beginnt an der Kaiser-Wilhelm- Gedächtniskirche, die im Krieg zerstört und später im modernen Stil wiederaufgebaut wurde. Ihr halbzerstörter Turm blieb erhalten, um an den Krieg zu mahnen.

Das 1979 eröffnete Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin ist eine der größten Kongressstätten der Welt. Mit seinen 80 Räumen und Sälen ist es für jede Veranstaltungsart geeignet.

Das Brandenburger Tor ist ein weltbekanntes Wahrzeichen Berlins. Am Brandenburger Tor beginnt eine der schönsten Straßen Berlins, Unter den Linden. Hier befinden sich solche bedeutende Baudenkmäler wie die HumboldtUniversität, die Alte Bibliothek und die Neue Wache.

Der 365 m hohe Fernsehturm mit dem drehbaren Café in Kugelform an der Spitze gehört auch zu den Wahrzeichen Berlins. Nicht weit vom Fernsehturm liegt der Alexanderplatz. Mit seinem Brunnen und der Weltzeituhr wurde der Alexanderplatz zum beliebtesten Einkaufsund Touristenverkehrszentrum.

Die Freie und Hansestadt Hamburg, die den Status eines Bundeslandes hat, ist die zweitgrößte Industriestadt Deutschlands, es zählt 1,7 Millionen Einwohner. Hamburg wurde zur Zeit Karls des Großen im 9. Jahrhundert gegründet. Die Stadt hieß damals „Hamaburg“, weil sie auf den Ufern des Flusses Hama stand. Im 12. Jahrhundert wurde es zur großen Handelsstadt und zu einem der ersten Mitglieder der Hanse – eines Handelsbundes – an der Nordsee. Hamburg ist der wichtigste Seehafen Deutschlands. Der Hamburger Hafen ist nicht nur der größte deutsche Seehafen, er gehört zu den wichtigsten Häfen Europas. Die Industrie Hamburgs ist von der Schifffahrt und dem Handel abhängig. In Hamburg gibt es viele große Verlage, deren Zeitungen, Zeitschriften und Fachpublikationen international bekannt sind, z.B. „Der Spiegel“, „Stern“, „Die Zeit“, GEO oder „Brigitte“.

Als bedeutende Bauwerke gelten die spätbarocke Michaelskirche, deren 132 Meter hoher Turm, von den Hamburgern „Michel“ genannt, das Wahrzeichen der Stadt ist, das 100 Jahre alte Rathaus und das Chilehaus, ein expressionistischer Backsteinbau aus den 1920er Jahren. Ein Kulturdenkmal besonderer Art ist die Alte Speicherstadt im Hafen, Ende des 19. Jahrhunderts in Backsteinarchitektur errichtet. Den besonderen Reiz machen in Hamburg nicht einzelne Gebäude aus, sondern das breite Gesamtpanorama an der Alster, die mitten in der Stadt zu zwei Seen aufgestaut ist, und das bunte Bild von Hafen und Häusern am breiten Strom der Elbe.

München, die Landeshauptstadt Bayerns und die drittgrößte Stadt Deutschlands, wurde im 12. Jahrhundert gegründet. Der Name ist aus der Wortgruppe „bei

14

den Mönchen“ entstanden (vom Lateinischen „forum apud Munichen“). Es liegt mitten im Alpenvorland. Die Stadt zählt über 1,2 Millionen Einwohner. In München gibt es zwei Universitäten und zahlreiche Forschungsinstituten. München ist auch eine bedeutende Industriestadt. Die wichtigsten Industriezweige sind Fahrzeugund Maschinenbau (am bekanntesten sind die Bayrischen Motorenwerke, die BMW-Wagen produzieren) sowie Elektrotechnik, Optik, Chemie und Pharmazeutik. Zahlreiche Verlage und Druckereien machen München zu einem der größten Verlagsund Grafikzentren.

München ist ein bedeutendes Kulturzentrum Deutschlands. Die Stadt hat zahlreiche historische Bauten und Kunstmuseen. Dazu gehören die Alte Pinakothek, eine der größten Gemäldesammlungen der Welt mit den Werken der europäischen Meister vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert; die Neue Pinakothek, eine Gemäldeund Skulpturensammlung, die die Werke aus dem 19. Jahrhundert beherbergt; die Stadtgalerie der modernen Kunst; die Glyptothek, eine Sammlung von antiken Skulpturen. Das berühmte Deutsche Museum in München besitzt die zweitgrößte Sammlung zur Naturwissenschaftsund Technikgeschichte, hier werden zahlreiche historische Geräte und Maschinen ausgestellt.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Neue Rathaus, das sich im Herzen Münchens auf dem Marienplatz befindet.

Seit 1810 wird man in München alljährlich das Oktoberfest gefeiert. Das Oktoberfest gilt heute als das größte Volksfest Europas. Zu dieser Zeit kommen viele Touristen aus der ganzen Welt hierher, um das eigens für dieses Ereignis gebraute Bier zu trinken und das Fest miterleben zu können.

Köln ist eine uralte Metropole von Nordrhein-Westfalen. Die Stadt entstand im ersten Jahrhundert unter dem Namen „Colonia Aggripina“ als eine römische Siedlung. Heute zählt Köln fast eine Million Einwohner. Das ist die größte Stadt am Rhein und die viertgrößte Stadt Deutschlands. Köln ist ein wichtiger internationaler Handelsplatz, wo große Messen jährlich stattfinden, sowie eine Rundfunkund Fernsehstadt.

Köln ist eine wichtige Kunststadt mit zahlreichen Museen, Galerien und Theatern. Zu den bedeutendsten europäischen Museen gehört das Wallraf-Richartz- Museum.

Das bekannteste architektonische Wahrzeichen der Stadt ist der Kölner Dom. Das ist die größte gotische Kathedrale Deutschlands. 1248 hat man mit dem Bau angefangen, und erst 1880 war er fertig. Der Dom ist 144 Meter lang, 86 Meter breit und hat 157 Meter hohe Türme.

15

Köln ist die Stadt der romanischen Kirchen. Bis zum Ausbau der Türme des Kölner Doms im 19. Jahrhundert war Groß St. Martin die höchste Kirche in Köln und der bestimmende Punkt in der Stadtsilhouette. Zwischen dem Neumarkt, dem Dom und dem Rhein liegt ein Stück vom alten Köln, das man in den vergangenen Jahrzehnten restauriert hat, so dass es heute wieder einen Eindruck von der früheren Altstadt vermittelt.

Dresden ist die Hauptstadt Sachsens, es zählt 474 000 Einwohner und ist ein bedeutendes Industrie-, Kulturund Bildungszentrum. Die Stadt ist der Sitz der im Jahre 1828 gegründeten traditionsreichen Technischen Universität.

Dresden hat eine fast 800jährige Geschichte. Sein Name ist aus dem sorbischen „Drežďany“ für „Sumpfoder Auwaldbewohner“ abgeleitet. Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals urkundlich erwähnt, wurde es im 17. Jahrhundert zu einer barocken Stadt und Kunstmetropole Sachsens. Im Februar 1945 haben die Bombenangriffe englischer und amerikanischer Flugzeuge die Stadt der Barockkunst stark zerstört. Die meisten berühmten Barockbauten Dresdens sind jetzt wiederaufgebaut, aber bis heute unternimmt Dresden große Anstrengungen, um sein historisches Stadtbild wiederherzustellen, das noch immer starke Zerstörungen nach dem zweiten Weltkrieg aufweist.

Das weltberühmte „Elbflorenz“ ist durch einmalige Kunstsammlungen und herrliche Baudenkmäler weltbekannt. Das sind der Gebäudekomplex Zwinger, wo sich mehrere Museen und Sammlungen befinden, die Semperoper, das Schloss und die Hofkirche – die größte katholische Kirche Sachsens. Eine der bedeutendsten Kunstsammlungen ist die Gemäldegalerie Alte Meister. Sie befindet sich in der Sempergalerie und beherbergt die berühmte Sammlung der deutschen und westeuropäischen Maler vom 15. bis 18. Jahrhundert. Zu weiteren Kunstsammlungen Dresdens gehören Grünes Gewölbe – historische Museumssammlung aus der Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten und Könige von der Renaissance bis zum Klassizismus, und das Kupferstichkabinett – das Museum für Zeichnung, Druckgraphik und Photographie.

Thema 7. Die deutsche Sprache

Deutsch gehört zur indoeuropäischen Sprachfamilie. Innerhalb dieser zählt Deutsch zu germanischen Sprachen und ist mit dem Englischen, Dänischen, Norwegischen, Schwedischen, Niederländischen und Flämischen verwandt.

Deutsch ist die Muttersprache von mehr als 100 Millionen Menschen. Es rangiert auf Platz 6 der meistgesprochenen Sprachen. Unter den Sprachen, aus denen

16

man am meisten übersetzt, steht Deutsch nach Englisch und Französisch an dritter Stelle. Außerhalb Deutschlands spricht man Deutsch als Muttersprache in Österreich, im größten Teil der Schweiz, in Liechtenstein, Südtirol (Norditalien) und in kleineren Gebieten in Belgien, Frankreich (Elsass) und Luxemburg der deutschen Grenze entlang. Auch die deutschen Minderheiten in Polen, Rumänien und in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion haben die deutsche Sprache zum Teil bewahrt.

In der Sprachgeschichte wird das Deutsche in mehreren Perioden eingeteilt, und zwar Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch – das Deutsch von heute.

Der Name „deutsch“ selbst ist zum ersten Mal im 9. Jahrhundert in latinisierter Form „theodiscus“ aufgetaucht. Dieses Wort war im Gegensatz zum Lateinischen auf die im Reich gesprochene Volkssprache bezogen. Seit dem 11. Jahrhundert hat man mit diesem Wort nicht nur die Sprache, sondern auch das Volk und das Land bezeichnet.

Die Standardsprache (auch Hochdeutsch genannt) ist das Resultat einer langen Entwicklung. Ihre Ausbildung geht auf den Reformator Martin Luther zurück, der die Bibel ins Deutsche übersetzt hat. Er hat das gemacht, um seine Lehre möglichst großflächig zu verbreiten, und hat sich um eine überregional verständliche Sprache bemüht. Durch die schnelle Verbreitung seiner Bibelübersetzung hat er erstmals eine überregionale Sprachversion für das gesamte Reich geschaffen und den Grundstein zur deutschen Standardsprache gelegt.

Eine wichtige Rolle in der Herausbildung der Sprachnorm gehört auch Konrad Duden – dem Herausgeber des Wörterbuches der deutschen Sprache und damit Begründer des heutigen Duden Verlags, der bedeutendsten sprachnormierenden Institution Deutschlands. Als Gymnasiallehrer und -direktor begegnete er stets einer sprachlichen Willkür: Jede Region oder sogar jeder Lehrer wendete seine eigene Regeln an. Mit seinem „Orthographischen Wörterbuch“ von 1880 versuchte Duden, Zweifelsfälle der deutschen Sprache zu klären. 1902 kam ihm eine Konferenz in Berlin zu Hilfe, die eine einheitliche Rechtschreibung für das ganze deutsche Reich schuf.

Die Dudenredaktion ist heute hauptsächlich damit befasst, die Entwicklungen der deutschen Sprache zu beobachten und die Phänomene, die sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen, in die Nachschlagewerke aufzunehmen.

Die Standardsprache beeinflusst alle Sprachzonen und Sprachregister; Hochdeutsch versteht man überall. Es gibt einen Unterschied zwischen gesprochener

17

und geschriebener Sprache. Geschriebene Sprache ist in verschiedenen Kommunikationsbereichen dokumentiert: in der Wissenschaft, Literatur, Presse usw. Gesprochene Sprache weist regionale und situationsbedingte bzw. soziale Unterschiede auf. Die Umgangssprache ist hauptsächlich eine gesprochene Sprache, die zwischen Mundart und Standardsprache steht. Die Umgangssprache ist in verschiedenen Teilen Deutschlands unterschiedlich (Intonation, regionale Aussprache usw.), sie ist aber überregional verständlich.

Auch heute bestehen noch Unterschiede im Sprachgebrauch verschiedener sozialer Gruppen. Früher war der sprachliche Unterschied zwischen den sozialen Bevölkerungsschichten stärker ausgeprägt. Heute muss ein Mensch eine größere Anzahl sprachlicher Varietäten für verschiedene soziale Situationen beherrschen.

Große geographische Unterschiede, vor allem im Wortschatz und in der Aussprache, weisen die Dialekte (Mundarten) auf. Kein Dialekt gleicht genau der hochdeutschen Schriftsprache, wie sie jedes Kind in der Schule lernen und gebrauchen soll, auch wenn es mit seinen Eltern und Freunden Dialekt spricht. Ein Deutscher von der Nordseeküste kann einen aus den bayrischen Alpen nicht verstehen, wenn sie beide ausschließlich ihren Dialekt sprechen. Sie können sich nur in der hochdeutschen Sprache unterhalten.

Man unterscheidet drei große Dialektgruppen: die niederdeutsche, die mitteldeutsche und die oberdeutsche Gruppe. Zwei ersteren Hauptgruppen werden in zwei und die dritte in drei kleineren Gruppen unterteilt, jede davon wird weiter in mehreren Gruppen unterteilt. Zwischen den Dialekten und der Schriftsprache gibt es oft sehr große Unterschiede. Das gilt besonders für das Niederdeutsche, das man allgemein Plattdeutsch nennt. Plattdeutsch spricht man an der Nordund Ostseeküste und in der Norddeutschen Tiefebene. Berlin und Köln liegen an der Grenze zwischen dem mitteldeutschen und dem niederdeutschen Sprachgebiet.

Die mitteldeutschen Dialekte (Fränkisch, Hessisch, Thüringisch, Sächsisch, Schlesisch) und die Oberdeutschen (Alemannisch und Bairisch) unterscheiden sich vom Hochdeutschen nicht so stark wie die plattdeutschen. Darum hört man von den Leuten, besonders in Süddeutschland, oft Dialektausdrücke, wenn sie Hochdeutsch sprechen. Das bereitet einem Ausländer nicht selten Schwierigkeiten.

Wenn ein Deutscher Hochdeutsch spricht, kann man vielfach an seiner Sprechweise und an seiner Intonation erkennen, aus welchem Sprachgebiet er stammt. So kann man genau sagen: Das ist ein Sachse, ein Schwabe, ein Rheinländer oder ein Norddeutscher.

18

So sagt man z.B. in manchen deutschen Dialekten den Satz „Heinrich, geh vom Bürgersteig, da kommt eine Dame“:

Kölsch (Köln): Hein, jon vom Trottoir eraaf, do kött en Madam. Plattdeutsch (Emsland): Hinneck, ga vonn Bürgersteig, dor kumt ne Frow. Berlinerisch: Heinrich, jeh vom Bürjerschteich runter, da kommt Eene. Fränkisch: Heiner, geh na a wengla auf d’Seidn, do kummt a feins Madla. Schwäbisch: Heine, gang ronder vom Trottwar, da kommt a Froau.

Heute ist die Gesamtzahl der Menschen, die reine Mundart sprechen, stark zurückgetreten. Mundarten haben eher einen volkstümlichen Charakter bekommen und sind in den häuslichen Bereich abgedrängt, obwohl die meisten Erwachsenen einen Dialekt jedenfalls beherrschen. Viele Dialektsprecher sehen aber den Dialekt als wichtiges Kommunikationsmedium an, weil „man im Dialekt eben alles viel direkter ausdrücken kann“. In manchen Regionen unterstützen zurzeit die Bundesländer jeweilige Dialekte.

Thema 8. Was ist typisch Deutsch?

Laut einer unter den früheren Forschungsstipendiaten durchgeführten Umfrage, sind „typisch deutsch“ Ordnungsliebe, Effektivität, Disziplin, das Befolgen von Vorschriften und Regeln, aber auch Freundlichkeit, Offenheit, Hilfsbereitschaft und Interesse an den Gästen. Man hebt außerdem Höflichkeit, Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein und Verantwortlichkeit hervor, auch für die Umwelt, und das Bewahren und Erhalten von Traditionen. Aber „typisch deutsch“ sind auch Zurückhaltung, Kühle, Kontaktarmut und mangelnde Spontaneität. Die Deutschen haben auch eine Vorliebe für geschlossene Türen, für Hecken und Zäune, d.h. für eine bestimmte Distanz zu ihren Nachbarn. So bleiben z.B. manche Deutsche ihr ganzes Leben lang beim Siezen, auch wenn sie täglich miteinander zu tun haben. Manche beobachten Arroganz, Kinderund Ausländerfeindlichkeit, Egoismus, Eurozentrismus und einen großen Hang zum Materiellen.

Typische Eigenschaften sollen für die Gesamtheit gelten, sind aber oftmals das Resultat von Erfahrungen mit Einzelnen. Es gibt allerdings trotz der charakteristischen Vielfalt der einzelnen Personen deutliche kulturelle und vor allem sprachliche Unterschiede (Dialekte) in den einzelnen Bundesländern; je nach Landstrich sagt man den Menschen ganz besondere Eigenarten und Verhaltensweisen nach. Vieles beruht natürlich auf Vorurteilen, aber einiges bestätigt sich auch hin und wieder.

19

Die europäischen Nachbarn halten die Deutschen vor allem für gut organisiert, akkurat und leicht pedantisch. Das ergab eine Studie, in der man rund 12 000 Bürger aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Russland, Tschechien und der Türkei befragte. Die Meinungen unterscheiden sich je nach dem Land.

Zuverlässigkeit, Umgänglichkeit und Geselligkeit sind Eigenschaften, die man den Deutschen oft zuschreibt. Jeder fünfte Niederländer beschreibt die Deutschen als nette und freundliche Menschen, immerhin ein Fünftel der Franzosen betont die Partnerschaft mit den europäischen Nachbarn. In Russland geben acht Prozent der Menschen an, dass sie die Deutschen mögen. Allerdings: Nahezu jeder fünfte Tscheche hält die Deutschen für arrogant, acht Prozent der Österreicher sagen spontan, dass sie die Deutschen nicht mögen, und knapp jeder zehnte Italiener verbindet Deutschland immer noch mit Hitler und den Nazis.

Die Deutschen selbst neigen dazu, sich in übertriebenem Maße Sorgen zu machen und vor allem die eigenen Schwächen sehen. So antworten rund sieben Prozent der Bundesbürger auf die Frage „Was ist deutsch?“, dass die Deutschen pessimistisch sind und viel jammern. Eine Einschätzung, die in den anderen Ländern Europas so gut wie überhaupt nicht geteilt wird.

Verlässt man gar die Grenzen Europas, kommt Verwunderliches zu Tage: Die Amerikaner halten Deutsche für sehr freizügig, die Chinesen für langsam, und Menschen aus Costa Rica finden sie gar offen und sehr zugänglich.

Thema 9. Massenmedien

Man bezeichnet die Presse – und im weiteren Sinne alle Massenmedien – als die „vierte Gewalt“ neben Parlament, Regierung und Gericht. Massenmedien haben in der Tat in der modernen Gesellschaft eine wichtige Funktion. Die Bürger haben eine Auswahl unter den Medien, die miteinander konkurrieren.

Die Presse. Die Zeitungslektüre erfreut sich in Deutschland großer Beliebtheit. Hier dominiert lokale und regionale Tagespresse. Täglich erscheinen in den alten und neuen Bundesländern 380 Titel. Die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung ist das „Bild“ mit 4,5 Millionen Exemplaren täglich. Unter den Abonnementszeitungen ist die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ sehr beliebt. Weniger Auflage, aber größeren Einfluss haben die überregionalen Zeitungen „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Die Welt“ sowie überregionale publizistische Zeitungen wie die „Süddeutsche Zeitung“, „Die Frankfurter Rundschau“ und „Der Tagesspiegel“. Wichtige Meinungsträger sind die Wochenblätter „Die Zeit“, „Die Wo-

20

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]