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Thema 19. Die Erzählkunst der Gegenwart

Immer noch besitzt die Erzählkunst den weltaus größten Anteil an der jährlichen Produktion von Dichtungen und die meisten Leser. Wenn auch ein Großteil der jährlich erscheinenden Romane und Erzählungen zur sog. Trivialliteratur gehört, ist die Zahl der dichterisch wertvollen recht beachtlich. Die deutschsprachige Erzählkunst holt sich Anregungen von überall.

Merkmale der modernen Erzählkunst

►Verzicht auf eine breit dargestellte, geschehensreiche Romanfabel.

►Die Wendung nach Innen, es wird die seelisch-geistige Innenwelt der Menschen in ihrer ganzen Breite und Tiefe dargestellt.

►Einordnung des Einzelmenschen in eine universale Kollektivseele, die die Einzelseele mitbestimmt.

►Hinwendung zur Transzedenz und Lösung aus der Immanenz.

►Vorliebe für neue Gestaltungsmittel: erlebte Rede, innerer Monolog, Simultantechnik – eine literarische Technik, die die Gleichzeitigkeit des modernen Lebens bei den verschiedensten Erscheinungen, Daten, Impulsen und Bestrebungen wiedergeben will; Jalousientechnik.

►Neues Zeit-und Raumbewußtsein – weit auseinander liegende Räume werden aneinander gebunden. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erscheinen nicht als aufeinander folgende Stufen des Zeitverlaufes, sondern sie fließen ineinander.

►Personelle Erzählhaltung – der Autor berichtet nicht, sondern läßt die Romanhelden sich selbst darstellen.

►Kühne Experimentierlust im Suchen nach neuen Ausdrucksmitteln für die dichterische Bewältigung des neuen Zeitalters. Als Resultat der Suche hat sich die Postmoderne entwickelt.

Es gibt keine einheitliche Meinung darüber, sowie unter Literaturwissenschaftlern-und kritikern als auch unter den Lesern. Man kann aber einige Orientierungen finden. Das sind:

  • das Phänomen der Intertextualität;

  • das Zitat als eine besondere Form der Traditionsaneignung;

  • die Imitation von Kunst in Kunst;

  • die Simultaneität heterogenen Materialien und Stillagen;

  • kalkulierte Oberflächlichkeit künstlerischer Formensprache;

  • Ausfall von Kriterien zur Differenzierung zwischen „hoher“ und “niederer“ Kunst;

  • -der Übergang von Kunst in Konsum, von Ästhetik in Reklame;

  • das Ineinanderfließen von Kunst und Wirklichkeit, Alltag und Kultursphäre, Realität und Fiktion.

Die Postmoderne ist eine besondere Ästhetik ohne Verbindlichkeiten weder ethischer noch ästhetischer Art. Dieses Phänomen kennzeichnet die westliche Kultur der 80-er Jahre generell: von den alltäglichen Lebensformen über die Philosophie bis zur Poesie, von der Musik über den Film bis zu den bildenden Künsten. Die Traditionslinie wird hier von der experimentellen konkreten Poesie gezogen. Die Autoren haben in vielfältigen,einfallsreichen und witzigen Varianten die Wirklichkeitstauglichkeit der Sprache, die Sprachtauglichkeit der Realität auf die Probe gestellt. Aus dem Spiel mit beiden Realitäten entsteht eine neue, eigene Wirklichkeit.

Wichtige Autoren und Werke

Als besondere Erscheinung in der deutschsprachigen Prosa wird Patrick Süskind betrachtet. Er vereinigt die detaillierte Faktenfreude und eine Genauigkeit im Sozialen mit Komik und dem Insistierenden. Das meistgelesene Buch ist wohl Das Parfum, die Geschichte eines Mörders, Jean-Baptiste Grenouille. Ein Monster betritt die deutsche Literatur, märchenhaft mitunter und zugleich fürchterlich angsteinflößend. Die Taube ist ein rares Meisterstück zeitgenössischen Prosa, eine dicht gesponnene, psychologisch raffiniert umsetzte Erzählung. Die Kritiker betonen sprachlich –rhytmische Eleganz der Geschichten, wie z.B. Die Geschichte von Herrn Sommer die typische Süskind- Mischung aus teils poetisch Zartem, teils Gewitztem, die jedoch nichts vom Schmerz der frühen Jahre unterschlägt. Er trifft genau den richtigen Ton zwischen Komik und Sehnsucht.

Markanten Platz in der heutigen Literatur nehmen die Frauen an. 2004 hat die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek den Literatur–Nobelpreis erhalten und ist die zehnte Frau, die diese Auszeichnung zuerkannt bekommen hat. Sie gilt als Skandale provozierende Autorin. Elfriede Jelinek ist 1946 in der Steiermarkt geboren. Ihr frühestes Theaterstück „Burgtheater“ ist bis heute nicht aufgeführt. Sie nimmt sich die tagesaktuelle Themen, wie z.B. Darstellung von weiblicher Sexualität (Klavierspielerin“, „Lust“)

Monika Maron, geboren 1941 in Berlin, wuchs in der DDR auf, übersiedelte 1988 in die Bundesrepublik und lebt heute wieder in Berlin. Sie veröfentlichte die Romane Flugasche, Die Überläuferin,Stille Zeile Sechs, den Essayband Nach Maßgabe meiner Befreiungskraft. Der neue Roman Animal triste beschreibt den radikalen Lebensumbruch einer Frau in einer radikalen Umbruchszeit. Im Sommer 1990 beginnt unter dem Skelett des Brachiosaurus im Berliner Naturkundemuseum eine Liebe zwischen einer Paläontologin aus Ostberlin und einem Hautflüglerforscher aus Ulm.Nachdem ihr Geliebte sie verlassen hat, zieht sie sich aus der Welt zurück und wiederholt seitdem die Zeit mit ihm als eine nicht endende Liebesgeschichte. Das Ende der Diktatur offenbart die Ordnung ihres Lebens als absurd, die gewonnene Freiheit stellt die früheren Lebensentscheidungen infrage. Die Liebe zu Franz wird zur obsesssiven Leidenschaft, die keinen Verzicht zuläßt und keine Rücksicht. In den Wirren des deutschen Vereinigung, im Chaos der Stadt Berlin, inmitten erschütterter Lebensläufe und Glaubensbekenntnisse beschwört Monika Marons Heldin die Liebe als letzte anarchische Sinngebung, die sich über jede Ordnung hinwegsetzt und ihre eigene errichtet.

Felicitas Hoppe, geb. 1960 in Hameln, sieht in der Literatur Möglichkeit, über die Zeit zu springen, mit Allusionen und Dingen zu spielen, in keinem Fall aber Realität wahrheitsgetreu darzustellen. Sie konstruiert ihre Helden als ganz fiktive Persönlichkeiten in fiktiven Umständen, stürzt die Mythen wie in der Kurzgeschichte Der Linke Schuh, wo Geschwister, die seit Jahren in Berlin leben, nach Potsdamer Platz und Siegessäule suchen

Judith Hermann, geb. 1970 in Berlin, arbeitete zunächts als Kellnerin, dann studierte Germanistik, Philosophie und Musik, war als Journalistin tätig. Ihr gehören zwei Erzählungsbücher: Sommerhaus, später und Nichts, nur Gespenster. Eine Geschichte aus dem ersten Buch Ende von Etwas zeigt eine Oma und ihre Enkelin, die von Allem entfremdet sind, auch von einander. Und doch mit dem Tod der Großmutter hat auch Sophie etwas verloren, sonst warum erzählt sie im Cafe diese Geschichte einer Kellnerin? Ist das die Geschichte der Generation, die Wirtschaftswunder vollbrachte oder der Generation von Sophie?

Stefanie Menzinger, geb.1965 in Hessen, hatte ihre Erfahrungen als DAAD-Lektorin und Deutschlehrerin in Rumänien und Estland gesammelt. Die Welt der Auseinandersetzungen und unlösbarer Paradoxe der Veränderungszeit hat ihre Prosa geprägt. Westkontakt, wo Subjekt der Erzählung eine Puppe ist, ist eine suggestive Sprachexpedition in das Reich der Körper und Lust. Sie beschreibt in ihren Geschichten grob und offen, ohne morale Beschränkungen, mit vielen Details, was in den Träumen und Phantasien realisiert wird.

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