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3. Problematik

Bei den Expressionisten blieben die Ziele ihrer Bewegung sehr allgemein. Man machte sich wenig Gedanken darüber, wie diese Ziele konkret zu verwirklichen seien. Stattdessen feierte man die Opferbereitschaft, die Begeisterung, das Engagement an sich; man machte sie zu eigenständigen Werten, an denen man sich berauschte, ohne zu fragen, auf welche Ziele sie denn bezogen werden sollten.

Es war den Expressionisten meist gleichgültig, in welchem Sinne sich etwas änderte, was zu tun war; Hauptsache für sie war, dass überhaupt etwas geschah, dass man etwas tat (Aktivismus). Die Folge davon war z.B., dass ein und dieselben Künstler sich nacheinander sowohl für den Nationalsozialismus als auch den Kommunismus engagierten oder dass man den Ersten Weltkrieg als ersehnte Veränderung begrüßte.

Visionen von Krieg und Weltuntergang prägten Kunst und Literatur und spiegelten die Stimmung der Zeit. Immer wiederkehrende Themen sind Apokalypse, Sintflut und Gerichtstag; die Darstellung wurdt bis zur Ekstase gesteigert. Die Suche nach einer neuen Humanitä bestimmte den Stil, man wollte die Depression überwinden. In Manife sten und programmatischen Aufrufen forderten die Autoren Wand lung und Besinnung auf das Wesentliche. Sie lehnten den Krieg unc alle Gewalt ab und wandten sich der Verbesserung der Welt durcl pazifistisches Denken und intensiviertes Gefühl.

In den Zeitschriften ergänzten Druckbild und Illustrationen die Wir­kung des geschriebenen Wortes. Die Künste waren eng miteinandei verbunden. Der Schrei, das Bild des norwegischen Künstlers Edvard Munch, wurde zu einem berühmten Ausdruck der expressionistischen Empfindungen. Die bildenden Künstler lieferten nicht nur Gemälde, Holzschnitte und Lithographien für die literarischen Publikationsor­gane, sondern äußerten sich auch in kunsttheoretischen Abhandlunger oder schrieben selbst Dramen, wie der Exilrusse Wassily Kandinsky wie Oskar Kokoschka und der durch seine Plastiken und Holzschnitte berühmte Ernst Barlach.

4. Merkmale expressionistischer Literatur

Die Sprache des Expressionismus ist nicht einheitlich. Sie ist ekstatisch übersteigert, metaphorisch, symbolistisch überhöht und versucht, die traditionelle Bildungssprache zu zerstören. Sie betont die Ausdrucksfähigkeit und Rhythmen, die fließen, hämmern oder stauen können. Sprachverknappung, Ausfall der Füllwörter, Artikel und Präpositionen, Worthäufung, nominale Wortballungen, Betonung des Verses, Wortneubildung und neue Syntaxformung sind typisch expressionistische Stilmerkmale.

Lyrik

Die Lyrik kommt dem Anliegen des des Expressionismus am nächsten. Die entscheidende künstlerische Leistung des Expressionismus lag vor dem Ersten Weltkrieg in der Lyrik. Sie konnte den Gefühlsüberschwang am besten zum Ausdruck bringen. Aus dieser äußerst produktiven Phase stammen die meisten bekannten Gedichte von Geor Traki, Georg Heym, Franz Werfel, Eise Lasker-Schüler, Ernst Stadle und Gottfried Benn. Autorenabende und literarische Veranstaltunge machten die neue Literatur bekannt. Im,,Neopathetischen Cabaret des 1909 in Berlin gegründeten „Neuen Clubs", dem Treffpunkt de literarischen Avantgarde, lasen Heym, van Hoddis und Eise Laske Schüler ihre Gedichte und Provokationen. Sie wollten damit die trei nende Mauer zwischen Schriftsteller und Publikum einreißen.

Literatur sollte für die Menge sein und ein Medium der Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Welt werden; so wollte man ihr den elitären Charakter nehmen.

Verbindliche theoretische Prinzipien für die Lyrik gab es nicht. An ihrer Stelle stand die progressive Idee vom „neuen Menschen“ ui sein Wandlungs- und Erlösungsschrei.

Das Bemühen um das Absolute, um „das Eigentliche“ stand im Vordergrund. Der Gebrauchscharakter der Sprache wurde durch bewußtes Spiel mit dem Wort als Sinnelement überwunden. Die Sprengung der konventionellen Formen geschah durch die sogenannte Chiffrensprache (die schon Hugo von Hofmannsthal zu Hilfe genommen hatte, um seine Sprachlosigkeit überwinden zu können).

Der traditionell zur Verfügung stehende Vorrat an Würtern und Satzmustern genügte den Expressionisten nicht mehr. Sie suchten mit gesteigertem Tempo, starker Rhythmisierung und Dynamizierung und vor allem mit ausdrucksstarken neuen Wortschüpfungen ihre chaotischen inneren Stimmungen auszudrücken. Neue Würter und Wortkombinationen sind aus dem Expressionismus zahlreicher als aus irgendeiner anderen Epoche überliefert. Das bestehende Zeicheninventar wurde neuartig eingesetzt, z. B. wenn Worttmaterial, das bisher nur auf Belebtes angewandt wurde, nun die unbelebte Welt wiedergab wie in Georg Trakls Gedicht Trübsinn:

Weltunglück geistert durch den Nachmittag. Baracken fliehn durch Gärtchen braun und wüst. (Auszug).

Statt Detailtreue und Sensibilität bestimmten nun das Monumentale, das Grobe und mitunter auch das Häßliche die Lyrik. Mit dieser Lyrik wollte man die Gesellschaft wachrütteln und zur Veränderung aufrufen. Die Darstellung des Schrecklichen und Grausamen schockierte und faszinierte zugleich; sie eröffnete der Phantasie neue Spiel- und Freiräume.

Die von Kurt Pinthus 1920 herausgegebene, außerordentlich erfolgreiche Anthologie Menschheitsdämmerung, Symphonie jüngster Dichtung kann den vielleicht besten Überblick über die Lyrik von 23 Autoren geben. Sie ist nach typischen Themenbereichen komponiert:,,Sturz und Schrei",,,Erweckung des Herzens",,,Aufruf und Empörung" und,,Liebe den Menschen". Pinthus hat bei seiner Aus­wahl die späten aktivistischen Gedichte gegenüber der frühen Lyrik bevorzugt. Vertreten sind Autoren wie G. Heym, F. Werfel, G. Benn, Else Lasker-Schüler, Ernst Stadler, G. Trakl. Die typischen Themen- und Motivkomplexe sind Angst, Tod, Wahnsinn, Melancholie, Krieg. Ähnlich wie in der Malerei die Künstler ihre Emotionalität, ihren seelischen Ausdruck in neue vereinfachte Formen, grelle Farben kleiden und verfremden, so bedienen sich die Literaten neuer sprachlicher Mittel: Die Sprache ist oftmals stakkatohaft, abgerissen, voller Neologismen und erscheint in ungewohnten Rhythmen. Für den Leser entsteht eine unwirkliche Welt, doch geht es dem expressionistischen Autor eben nicht um die Wirklichkeit, sondern um die Wahrheit, die er vermitteln will. Heym, Trakl, Werfel und vor allem auch van Hoddis (mit richtigem Namen Hans Davidsohn) malten Ausweglosigkeit, Melancholie und apokalyptische Visionen des Weltuntergangs. Weltende (das Gedicht steht als erstes in der Menschheitsdämmerung) traf 1911 genau den Nerv der Zeit, als die Expressionisten das Ende der bürgerlichen Welt kommen sahen. Mit seinem grotesken Humor führte van Hoddis einen neuen Ton in der Lyrik ein:

Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,

In allen Lüften hallt es wie Geschrei.

Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei

Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen

An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.

Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.

Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Prophetischen Charakter hatte Heyms bekanntes Gedicht Der Krieg (1911), das die Weltkatastrophe dramatisch voraussagte. Seine Samm­lungen Der ewige Tag (1911) und Umbra Vitae (1912) erreichten große Bekanntheit. Die dämonischen Bilder von Berlins Häusermeer machten Fluch und Grausamkeit der Großstadt lebendig. Eines der bekanntesten Gedichte ist

Der Gott der Stadt

Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.

Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.

Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit.

Die letzten Häuser in das Land verirrn.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,

Die großen Städte knieen um ihn her.

Der Kirchenglocken ungeheure Zahl

Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik

Der Millionen durch die Straßen laut.

Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik

Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwält in seinen Augenbrauen.

Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.

Die Stürme flattern, wie die Geier schauen

Von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust.

Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt

Durch eine Straße. Und der Glutqualm braust

Und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Am radikalsten nihilistisch und destruktiv im expressionistischen Sinn war der junge Gottfried Benn.(1886-1956). Seine schockierenden Themen Krankheit, Zerfall und Tod wurden im provozierenden Stil aus einer Verbindung von pathetischem Vokabular mit kalter Wissenschaftssprache (Benn war Arzt) und banalem Alltagswortschatz gestaltet. Er ließ Illusionen gar nicht erst aufkommen und zertrümmerte Stimmungen. bevor sie entstanden. Seine erste Sammlung Morgue („Leichenschau­haus", 1912) enthält Gedichte aus der Welt des Arztes, die tiefen Ekel an der Welt ausdrücken; z. B. Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke, Negerbraut und Kleine Aster.

Am deutlichsten kam die Tendenz zum Nihilismus und zur Deformation überlieferter Muster in der bis zur Groteske übersteigerten Bewegung des Dadaismus zum Ausdruck, die sich auch in der Malere entwickelte. Für die Lyrik gab Hugo Ball ein Beispiel:

Seepferdchen und Flugfische

tressli bessli nebogen leila zitti kitillabi billabi billabi

flusch kata zikko di zakkobam

ballubasch fisch kitti bisch

zack hitti zopp bumbalo bumbalo bumbalo bambo

zack hitti zopp zitti kitillabi

hitti betzli betzli zack hitti zopp.

prusch kata (Auszug)

ballubasch

fasch kitti bimm

Den reiner Laut über die Grenzen des Wortes hinaus; die Kunst würde ad absurdum geführt. Die bisher gültigen Gesetze von Morpho­logie, Semantik und Syntax wurden vollständig aufgehoben („Sprach­zertrümmerung“); nur der Rhythmus hielt die Worte zusammen. Man wollte provozieren und schockieren:

Da Dada der direkteste und lebendigste Ausdruck seiner Zeit ist, wendet es sich gegen alles, was ihm obsolet, mumienhaft, festsitzend erscheint. Es prä­tendiert eine Radikalität, es paukt, jammert, höhnt und drischt (...) Wer für diesen Tag lebt, lebt immer.(Dada-Almanach, 1920)

In Zürich, einem Zentrum des Dadaismus, trafen sich viele Emigranten aus den kriegführenden Ländern. Dort gaben Hans Arp, Hugo Ball, Emmy Hennings, Tristan Tzara u. a. der Bewegung 1916 in spielerischer Wahl den Namen „Dada" (aus der französischen Kindersprache „Holzpferdchen“). Die Dada-Bewegung formulierte ihre eigenen Manifeste und gab die Zeitschrift Dada (Berlin 1919/20) heraus.

Nach 1918 verbreitete sich der rasch in Mode gekommene Dadaismus auch in Berlin, Köln und Hannover. Die Collagen und Aktionen der Dadaisten hatten Einfluß auf die Surrealisten und später bis in die jüngste Gegenwart auf die Pop-Art und das „Happening“.

Nicht so extrem und mehr in spielerischer Nachfolge Christian Morgensterns provozierten die Mitglieder des 1902 von Max Reinhardt gegründeten Berliner Kabaretts,,Schall und Rauch“. Zu ihm gehörten Walter Mehring, Klabund und J. Ringelnatz (eigentlich Hans Bötticher), den Hermann Hesse einen,,Seiltänzer auf hohem Turmseil, todernst im bunten Kostüm über der bezauberten Menge“ nannte. Voll hintergründigem Humor sind Ringelnatz' Verse:

Die Ameisen

In Hamburg lebten zwei Ameisen, Und da verzichteten sie weise

Die wollten nach Australien reisen. Dann auf den letzten Teil der Reise.

Bei Altona auf der Chaussee, So will man oft und kann doch nicht

Da taten ihnen die Beine weh, und leistet dann recht gern Verzicht

Epik

Die erzählende Dichtung tritt im Expressionismus zunächst etwas in den Hintergrund: Die Dichter lehnen die Psychologie und Kausalität zur Erklärung von Mensch und Welt ab. Dabei tendieren sie zur Kürze, zu Wucht und Prägnanz des Ausdrucks. Während des Ersten Weltkriegs wird die erzählende kurze Prosa dann wichtiger. Eines der Hauptmotive ist "Der jüngste Tag". Zu den wichtigen Autoren zählen A. Ehrenstein ("Tubusch", C. Einstein ("Bebuquin oder die Dilettanten des Wunders"), A. Döblin ("Die Ermordung einer Butterblume") G. Heym ("Der Dieb"), F. Kafka ("Der Heizer", "Die Verwandlung", "Das Urteil"), C. Steinheim ("Busekow", "Napoleon", "Schuhlin").

Dramatik

Im Drama können expressionistische Dichter ihre Ideen der Wandlung und Steigerung wirkungsvoll demonstrieren. Daher übernimmt es neben der Lyrik eine beherrschende Rolle. Auf der Bühne wird zunächst die Geburt des neuen, gewandelten Menschen dargestellt. – Als Reaktion auf die Kriegserschütterung werden dann ab ca. 1915 auch Technikfeindlichkeit und Zivilisationshass zu wichtigen Themen, die von den Dramatikern auf die Bühne gebracht werden. Hauptvertreter sind R.J. Sorge ("Der Bettler"), W. Hasenclever ("Der Sohn", "Menschen"), Kornfeld ("Die Verführung"), H. Johst ("Der junge Mensch"), R. Goering (Seeschlacht"), F. von Unruh ("Ein Geschlecht", "Platz"), E. Barlach" (Der tote Tag", "Der arme Vetter"), E. Toller ("Die Wandlung", "Masse Mensch"). C. Sternheims Komödien "Aus dem bürgerlichen Heldenleben", G. Kaisers "Die Koralle", "Gas I" und "Gas II"; O. Kokoschkas "Mörder, Hoffnung der Frauen" und "Der brennende Dornbusch".

Typisch für das expressionistische Drama sind nicht nur lange Monologe, lyrisch-hymnische Bilderfolgen, sondern auch Gebärde, Tanz, Pantomime, zeitloses Kostüm, abstraktes Bühnenbild und eine neue Beleuchtungstechnik. Es geht nicht mehr um Charakter, sondern um "Seele" oder "Psyche"; die Figuren erscheinen weit gehend als überindividuelle Typen ("Mann", "Frau", "Tochter") und totale Ich.

Nah zu dem Expressionismus steht auch Surrealismus (ab 1917, Höhepunkt um 1925). Der Name hat die Richtung von dem Dichter und Maler Guillaume Apollinaire (1880-1918) erhalten. Franz Kafka hat surrealistische Merkmale verarbeitet, indem er Reales und Irreales in seinen Werken ineinanderfließen läßt.

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