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Inhaltlich

Der Roman ist spätestens seit Cervantes "Don Quixote" diejenige literarische Gattung, die den Konflikt zwischen Einzelnem und Welt zum Gegenstand hat. Nun im 20. Jh., da die Künstler die Bedrohung des Menschen intensiv und mit gesteigerter Sensibilität erleben und registrieren und in oft extremer Weise auszudrücken suchen, vergrößert sich die Entfremdung des Romanhelden von seiner Umwelt. Er wird zur totalen Negation des Helden herkömmlichen Typs. Passivität, Leiden, selbstquälerische Reflexion prägen sein Leben, er wird zunehmend unfähig, sinnvoll zu handeln, und er ist sich darüber hinaus dieser seiner Situation bewusst.

Formal

Das Erzählen selbst bleibt von diesen Veränderungen nicht unberührt. Es entsteht das, was man die "Krise des Romans" (= des traditionellen, realistischen) nennt.

Das Schema des herkömmlichen Romans, die realistische Schilderung eines Lebensweges in einem konkreten historisch-gesellschaftlichen Kontext, erscheint zu eng, um die immer komplexere und unübersichtliche Wirklichkeit umfassen zu können.

Zudem erwuchs des Roman in Fotografie und Film eine Konkurrenz, die im Vergleich zur Sprache die äußere Realität weit direkter wiederzugeben imstande ist.

Die der alltäglichen Sprache entnommene, ungekünstelte Prosa des Romans ist nach Meinung der Dichter durch Werbung, Politik und die Konventionen des gesellschaftlichen Lebens zu stark von Klischees geprägt.

Um dennoch Romane schreiben zu können – denn inhaltlich ist der Roman immer noch eine geeignete Gattung -, wird zu einer Reihe von erzählerischen Techniken gegriffen, die oft zu mehreren in ein und demselben Roman auftreten und die sich vereinfacht wie folgt darstellen lassen:

Der Erzähler kann die Schwierigkeiten, die er beim Erzählen hat, im Roman selbst thematisieren und damit den Eindruck von Wirklichkeit und Wahrscheinlichkeit (ein Merkmal realistischer Schreibweise) verfremden.

Der Erzähler kann realistisch schildern oder vorgeben, realistisch schildern zu wollen, durch Ironie aber seine Vorbehalte gegenüber eben dieser Schreibweise deutlich machen.

Dem Erzähler gelingt es nicht mehr, die Wirklichkeit zu ordnen, zu einem erzählerischen Ablauf zu gestalten. Er montiert stattdessen verschiedene Eindrücke von der Wirklichkeit in ihren mannigfaltigen Aspekten zu einem oft verwirrenden Bild zusammen.

Auch die innere Wirklichkeit des Menschen, seine Psyche, kann vom Erzähler nicht mehr übersichtlich gemacht werden. So schildert er oft ungeordnet Gefühle und Gedanken seiner Romanfiguren, bisweilen ohne als Erzähler überhaupt auch nur in Erscheinung zu treten (innerer Monolog).

Da der Erzähler die Komplexität der Wirklichkeit nicht mehr erzählerisch voll erfassen kann, stellt er sie theoretisch dar. So werden die modernen Romane stellenweise zu philosophischen Abhandlungen, die Handlung und Schilderung verdrängen.

Der Realismus kann ganz aufgegeben werden. An seine Stelle tritt eine vom Autor konstruierte eigene, irreale bzw. halbreale Welt, mit der er glaubt, die Situation des modernen Menschen treffender ausdrücken zu können. Die Abwendung von der objektiven Darstellung der äußeren Wirklichkeit und die Hinwendung zur subjektiven Eindruckskunst führt zu einer reichen Entfaltung des psychologischen Romans sowie des psychoanalytischen Romans. Darunter entstehen subjektiv gefärbte, lyrische Stimmungsromane. Im Bann der Neuromantik schreibt man auch umfangreiche historische und phantastische Romane

Wichtige Autoren und Werke

Der representativste Vertreter ist Thomas Mann (1875-1955). Er wurde in Lübeck als Sohn eines Großkaufmannes und Senators geboren. Nach dem frühem Tod des Vaters ist er eine Teit hindurch Volontär bei einer Versicherungsfirma, hört dann Vorlesungen über Geschichte, Volkswirtschaft und Literatur, um Journalist zu werden. 1933 verläßt er er Deutschland, lebt dann in Kalifornien, wo er das amerikanischr Bürgerrecht erhält.1952 kehrt er nach Europa zurück und stirbt 1955 in Kilchberg bei Zürich. Er erhält 1929 den Nobelpreis und viele andere Ehrungen.Sein erstes größeres und erfolgreichstes Werk ist der Roman “Buddenbrooks. Der Verfall einer Familie “ Es werden vier Generationen in der Zeit von 1835 bis 1878 geschildert. Die Familiengeschichte beginnt mit Johannes Buddenbrook, dem reichen Kornhändler. Alös Heereslieferant fährt er 1813 vierspännig durch Süddeutschland und gewinnt dadurch mit zunehmendem Reichtum aufgeklärte weltoffene Lebensansichten. Auch sein Sohn, der niederländische Konsul Johann Buddenbrook ist noch voll nüchternen praktischen Geschäftssinn, aber ein Mann ohne den Weltblick und die Persönlichkeit seines Vaters. Er lebt in getreuter Mittelmäßigkeit. Die große Last der Verantwortung ist zu schwer füt seine schwachen Schultern. Er trifft Fehlentscheidungen in geschäftlicher wie in menschlicher Beziehung, die Sprünge im Vatersvermögen lassen. Von seinen Kindern ist Thomas, der Chef des Hauses, im Innersten bereits ohne Sicherheit. Körperlich zart und elegant, fügt er dem Familiennamen noch Glanz zu, aber er ist zu gut, zu ehrlich, um Niedergang der Firma wie der Familie aufzuhalten. Sein spät geborener Sohn Hanno ist seelisch zu dünnhäutig für die Anforderungen der Zeit um 1890: weltmüde,fein, zart, träumerisch, stirbt er mit 16 als der Letzte seines Geschlechts in seiner Familie. Die Seele des Romans und der Familie ist aber Toni, Thomas Buddenbrooks Schwester. Naiv bis zur Beschränktheit, mit kindlichem Ernst und kindlicher Wichtigkeit versucht Toni die Firma zu retten, heiratet zweimal ganz unpassende Männer und erlebt hilflos den Zusammenbruch ihrer Hoffnungen. Die Randfiguren – Tonis Bruder Christian, ihre Tochter Erika – zeigen die Unfähigkeit der Familienmitglieder, sich an Leben anzupassen.

Heinrich Mann (1871-1950)

der ältere Bruder von Thomas Mann, entwickelt sich in seinen Romanen vom Symbolismus zum bedeutendsten Gesellschaftskritiker der Jahrhundertwende. Der weltberühmt gewordene Roman „Professor Unrat oder das Ende des Tyrannen“(1905) schildert einen spießbürgerlichen Schultyrannen und ist auch eine Satire auf die Gesellschaft der Gründerzeit.

„Der Untertan. Roman des deutschen Bütgertums“(1911) enthält eine kompromißlose Satire auf den Untertanengeist und geißelt in Diederich Heßling, einem Papierfabrikanten, charakterloses Machtstreben, das die Konkurrenz zugrunde richtet.

Hermann Hesse (1877-1962) wurde in Calw in Württenberg geboren. Nach Aufgabe seines zunächts begonnenen Theologiestudiums und nach unruhigen Wanderjahren übersiedelte er 1912 in die Schweiz, wo er als freier Scheiftsteller in Montagnola im Tessin lebte bis zu seinem Tod 1962. 1946 erhält er den Nobelpreis.

Wesensmerkmale seiner Dichtung:

  • Sehnsucht nach einer neuen Sinndeutung des Lebens; seine Helden dinf die Menschen, die „immer unterwegs“ sind, von ewigen Unruhen des Geistes und der Treibe erfüllt und immer auf der Suche nach eigener Selbserfindung;

  • Er erkennt, dass einseitig übertriebene Hingabe an den Geist und asketische Ablehnung der natütlichen Triebe zu einer gefühlskalten, lebensfremden Naturferne führt, in der der Mensch aufhört, Mensch zu sein;

  • Umgekehtr aber spürt er auch die Gefahr und Bedrohung, die aus einem schrankenlosen Bejahen der Sinne erwächst. Eine Lösung des Zwiespalts bietet Hesse nicht;

  • Geistige Hilfe in seinem Ringen um die Menschendeutung sucht Hesse bei Novalis, in den indischen und chinesischen Weltvereinigungslehten, in der Humanitätslehre von Goethe und in der Psychoanalyse von Freud.

Hesse ist Lyriker und Erzähler. In seiner Frühzeit, die bis Beginn des Ersten Weltkriegs reicht, verharrt der dichter in einem pasiven Impressionismus und versucht, seine Jugenderinnerungen, inneren Stimmungen und Erlebnisse dichterisch zu erarbeiten.

Peter Camenzind“ (1904), ein Entwicklungsroman mit stark autobiographischen Zügen; „Unterm Rad“, ein tragischer Schülerroman, spiegelt Schulerlebnisse des Dichters wider.

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