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Thema 13. Literatur der Jahrhundertwende (1890-1920)

Allgemeine Grundlagen Für die Literatur dieser Periode gibt es viele Bezeichnungen, große einheitliche Linien sind in dieser Zeit schwer bestimmbar. Die wichtigsten sind aber Symbolismus und Expressionismus.

1. Zur Geschichte:

1890 war der Reichskanzler Bismarck zurückgetreten, es begann die Regierungszeit Kaisers Wilhelm II. Die wilhelminische Zeit dauerte bis 1918. Diese äußerlich glanzvolle Epoche konnte die geistige Krise nicht mehr verdecken. Die europäische Kultur wurde von einem Gefühl des Pessimismus, des Niederganges und von tiefem Weltschmerz ergriffen. Die naturalistischen Schilderungen der ärmlichen Proletarier wollte man nicht mehr hören, der Naturalismus hat sich selbst überlebt. Die große Zeit der realistischer Literatur war auch vorbei.

Literatur und Kunst liegen zwischen Tradition und Neuanfang. Es entstehen verschiedenste, kaum zu systematisierende Strömungen. Auf der Hintergrund des Realismus und Naturalismus entwickeln sich:

-Heimatdichtung

-Arbeiterdichtung

Gegen Realismus und Naturalismus, aus idealistischer Grundhaltung:

-Neuklassik

-Neuromantik (Ricarda Huch 1864-1947), Rainer Maria Rilke

-Impressionismus. Der Begriff kommt aus der Malerei, bezeichnet die subjektive Empfindung des Augenblicks, Handlungsarmut.Die Menschen kreisen um sich selbst und versuchen, sich über ihre wechselnden Stimmungen und Gefühle klarzuwerden.

-Symbolismus – gegen Wirklichkeitsfanatismus, Andeutung des zu Sagenden durch sprachliches Symbol. Zunächst übte die französische Lyrik einen Enfluß auf die deutsche Lyrik aus. Statt des häßlichen Alltags trat nun die Idealisierung eines schönes, alltagsfernes Lebens durch die Kunst in den Vordergrund. Stefan George und sein Freundeskreis, Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal formten eine Lyrik, die dem Verlangen nach Schönheit und Ästhetik entsprach. Sie legten auch großen Wert auf die grafische Ausstattung ihrer Gedichtzyklen: besondere Schrifttypen,Jugendstilillustrationen, Kleinschreibung, gutes Papier, außergewöhnliches Format.

-Expressionismus – Gegenbewegung gegen Naturalismus einerseits und Neuklassik, Neuromantik, Symbolismus andererseits; Aufbruch der gebildeten Jugend zwischen 1910 und 1925; statt Äußerlichkeit und Hohlheit –neuer, ganzer Mensch

2. Wichtige Autoren und Werke

Arthur Schnitzler (1862-1931) stammte aus Wien, das trotz des Niedergangs der Monarchie Zentrum der Kultur war und übte Anziehungskraft auf viele Autoren aus. Schnitzler war ursprünglich Arzt, wandte sich der Literatur zu. Er übertrug sehr früh die Erkenntnisse des Psychoanalyse von S. Freud auf die Literatur. Kritisierte die dekadente bürgerliche Gesellschaft, ihren Ehrenbegriff und ihre Sexualmoral. So z.B.erzählt Anatol (Anatol, dramatische Skizze,1893) in sieben Szenen seinem Freund Max von seinen Liebschaften mit verschiedenen Frauen.Er legt sein egoistisches, ganz auf den eigenen Sexualtrieb reduziertes Leben offen. Die Frauen sind für ihn nur Reize, die er braucht, um sich selbst empfinden zu können.

Schnitzlers Schauspiel in drei Akten Liebelei (1896) kann man noch als bürgerliches Trauerspiel bezeichnen. Wegen dieses Stücks hatte Schnitzler seinerzeit Probleme mit der Zensur. Schnitzler führte als erster das Erzählprinzip des „ inneren Monologs“ in die deutsche Literatur ein (Lieuntenant Gustl 1900). Der Erzähler werschwindet völlig hinter dem Ich des inneren Monologs, in dem Gedanken, Assoziationen und Gefühle wiedergegeben werden. Leutnant Gustl Ehre ist zerstört, als er von einem Bäckermeister wegen seines schlechten Benehmens beschimpft wird. Gustl sieht im Selbstmord den einzigen Ausweg, seine Ehre wiederherzustellen. Bevor er sich erschießen will, geht er aber noch einmal ins Kaffeehaus, wo er erfährt, dass der Bäckermeister in der Nacht gestorben ist. Schnitzler kritisiert die falsch verstandenen Ehrbegriffe, die sich an Äußerlichkeiten orientieren.

Stefan George (1868-1933), der Sohn eines Weinhändlers und Gastwirt, studierte Theologie, Philosophie und Kunstgeschichte.Er unternahm viele Reisen durch Europa und lernte dabei zahlreiche Künstler kennen. Um ihn sammelte sich die Gruppe von Gelehrten, Künstlern und Dichtern mie eigenem Publikationsorgan Blätter für die Kunst. Darin wird Kunst und Schönheit um ihrer selbst willen gepriesen. 1933 ging er aus Protest gegen die nazionalsozialistische Umdeutung seiner Werke in die Schweiz. George vertrat eine elitäre Kunstauffassung, die auch im äußeren Ausführung seiner Werke sichtbar wird. Bekannt auch als Übersetzer.Georges frühe Gedichte erschienen als Privatdrucke.Sie trugen einen feierlichen Ton, der nur eingeweihten verständlich ist.

Hugo von Hofmannsthal(1874-1929), „ ein frühreifes Wunderkind“, schrieb schon mit 16 erste Gedichte. Er studierte Jura und Romanistik, promovierte 1898 und unternahm zahlreiche Reisen. Seine Freundschaft nie S. George löste sich wieder auf. H. schuf Neuinterpretationen von antiken, mittelalterlichen und barocken Werken.Er schrieb zunächst Gedichte im schwermütigen und skeptischen Stil. Er bemühte sich in seiner Poesie und Prosa um das vollendet schöne Wort:

Es läuft der Frühlingswind

durch kahle Alleen,

seltsame Dinge sind

in seinem Wehn

Er hat sich gewiegt,

wo Weinen war,

und hat sich geschmiegt

in zerrütetes Haar (Vorfrühling)

Die literarischen Werke dieser Zeit zeugen von dem Rückzug aus dem öffenlichen Leben. Die Darstellung von subjektiven Stimmungen und Eindrücken entsprach dem Zeitgefühl. Zu dieser Zeit entstehen sog. „ lyrische Dramen“. Hofmannsthals Der Thor und der Tod ist in gereimten Versen geschrieben. Claudio, der Tor, erkennt erst in der Gegenwart des personifizierten Todes, dass er immer nur auf das Leben gewartet hat, aber nie wirklich lebte. Hofmannsthal erlebte um die Jahrhundertwende eine Sprachkrise und einige Jahre lang veröffentlichte er nichts mehr. Er hatte keine Sprache gefunden, die immer komplizierter werdende Wirklichkeit ausdrücken konnte. Später griff er auf antike und mittelalterliche Traditionen zurück, wandte Tragögie zu. Gemeinsam mit dem Regisseur Max Reinhardt (1873-1943) gründete er 1917 die Salzburger Festspiele, die auch heute noch jährlich stattfinden. Mit dem Mittelalter ist die Idee des Mysterienspiels Jedermann. Das Spiel vom Sterben des alten Mannes,erneuert verbunden.Als Gott tritt hier der personifizierte Reichtum auf. Alle Freunde verlassen Jedermann im Augenblick des Todes: Schönheit, Macht, Reichtum. Seine guten Werke sind zu schwach, um ihn zu retten. Nur der Glaube ermöglicht Jedermann die Einsicht in die göttliche Gnade.

Hofmannsthals Gedichte besitzen hohe Musikalität, unnachahmliche Bild- und Sprachkultur.

Rainer Maria Rilke (4.12 1875 Prag – 29.12.1926). Der sensible Junge wurde auf eine Militärschule geschickt, wo er fünf qualvolle Jahre verlebt. Rilke studiert dann an den Universitäten in Prag, München und Berlin Philosophie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und wird zu einem universalen Europäer, da er auch fast alle europäischen Sprachen beherrscht. Als Vermittler zwischen den Nationen übersetzt er Werke von Michelangelo Buonarotti, Petrarka, Paul Valéry, Elisabeth Barett-Browning u.a. und dichtet außer in deutscherauch in tschechischer, russischer und französischer Sprache. Seine Reisen nach Rußland und in die Ukraine beeinflußen seine Lebenshaltung. Er fühlt sich mit allen Lebewesen verbunden, in allen Dingen fühlt er Gott wirksam, sein Urerlebnis ist jedoch Heimatlosigkeit, Allein- und Einsamsein innerhalb der lärmenden Welt.

Der junge Rilke geht vom Impressionismus aus, wobei er schnell eine eigene Tönung gewinnt. Seine ersten Gedichte erscheinen 1894-1898, 1899 – lyrische Prosaerzählung „Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“. Als Resultat seiner Ostenreisen entstehen „Geschichten vom lieben Gott“- 13 kurze, märchenhafte Erzählungen, die auf russische Volkserzählungen zurückgehen und das berühmte „Stundenbuch“(1905), wo Rilke Neuromantik verbunden ist. Als Dank seinem Leben in der Künstlerkolonie Worpswede, wo er sich wohl und geborgen fühlt, veröffentlicht Rilke eine Sammlung von lyrischen Essaiys über die Maler, die Mitglieder der Kolonie und die damals entstandenen Gedichte im „Buch der Lieder“(1902).

Herbsttag

Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.

Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,

und auf den Fluren laß die Winde los

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;

Gib ihnen noch zwei südlichere Tage,

dränge sie zur Vollendung hin und jage

die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.

Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,

wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben

und wird in den Alleen hin und her

unruhig wandern, wenn die Blätter treiben

Konsequenzen für den Roman

Schon mit des Beginn der Neuzeit in Europa haben die Menschen mehr und mehr Ideale und Werte entwickelt, die sich von den alten, mittelalterlichen-religiösen Auffassungen lösten und den Menschen selbst in den Mittelpunkt rückten. Die neuen Ideen haben ihren gemeinsamen Fluchtpunkt in der Vorstellung von dem autonomen Individuum, das die Dinge mit seinem Verstand prüft und dann selbstständig entscheidet und handelt. Kunst und Philosophie haben diese Konzeption erweitert zum Idealbild der allseits gebildeten, ihre Fähigkeiten und Neigungen harmonisch in sich vereinigenden Persönlichkeit. Zugleich wurde aber eine Welt geschaffen, die sich der Verwirklichung der neuen Leitbilder zusehends versperrte (z.B. Entfaltung des Staates, seiner Institutionen, Regeln und Bürokratie, Entwicklung der Arbeitsteilung und Spezialisierung infolge der zunehmenden Industrialisierung). So droht der Mensch entweder der Welt fremd gegenüberzustehen, wenn er seine Autonomie wahren will, oder aber seine Autonomie aufzugeben, will er sich integrieren. Immer schwieriger wird es, einen Kompromiss zu finden, der es ihm erlaubt, sich frei und geborgen zugleich zu fühlen.

Die skizzierte Situation und Problematik hat sich im 20. Jh. immer mehr zugespitzt. Die Welt ist noch komplizierter und beim Fehlen intensiver Auseinandersetzung mit ihr undurchsichtiger geworden.

Unsere Kenntnis hat sich zwar vergrößert, das Wenigste wissen wir aber aus unmittelbarer Erfahrung und Anschauung; wir sind vielmehr auf Informationen aus zweiter Hand angewiesen.

Die menschlichen Möglichkeiten sind immens angewachsen (Technik), dafür sind aber auch die Gefahren globaler geworden.

Die Idee von einem selbstständigen, vernünftigen, mit freiem Willen begabten und nur seinem Gewissen verantwortlichen Individuum, das "von Natur aus gut ist", wird von den modernen Wissenschaften, v.a. der Psychologie, in Frage gestellt.

Wertsysteme, die dem Menschen zur Orientierung dienen können, wie z.B. Religion, Vaterland, Familie, haben ihren allgemein verbindlichen Charakter, ihre Selbstverständlichkeit verloren.

Wie alle Literatur, so reagiert auch der Roman auf die angesprochene Situation.

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