Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
Stichworte. Vorlesungen.doc
Скачиваний:
0
Добавлен:
01.05.2025
Размер:
595.97 Кб
Скачать

Thema 11. Der poetische (bürgerliche) Realismus

(1830/1848-1885)

Zum Begriff

Der poetische Realismus ist die deutsche Variante des europäischen Realismus. Das Attribut "poetisch" muss der deutsche Realismus im Vergleich zu dem französischen als weniger "realistisch" angesehen werden. Die deutschen Realisten selbst haben sich bewusst sowohl von der Romantik als auch von einem schonungslosen Realismus distanziert. Er wird auch psychologischer oder bürgerlicher Realismus genannt; Reaktion der Literatur auf Veränderungen in der Lebenswelt: Aufschwung von Wissenschaft und Technik, materialistische Philosophie, Entsubjektivierung, Bürgertum als Träger. Die Ursachen für diese eigenständige Entwicklung liegen in der besonderen Situation Deutschlands im 19. Jh.:

- Das Vorbild der Klassik (Goethe, Schiller) wirkte auf die nachfolgenden Schriftstellergenerationen normbildend.

- Bis 1871 war Deutschland in Kleinstaaten aufgesplittert, die Industrialisierung setzte relativ spät ein, so dass lange provinzielle, ländliche, idyllische Verhältnisse erhalten blieben.

Definition:

Vor allem verstehen wir nicht darunter das nackte Wiedergeben alltäglichen Lebens, am wenigsten seines Elends und seiner Schattenseiten... (T. Fontane, 1853)

Friedrich Hebbel (1813-1863), – bedeutendster Dramatiker des Realismus, Fortführer der überkommenen Dramentradition; geboren in Wesselburen, Sohn eines Maurers; Schreiber, Studium der Rechte; dänisches Reisestipendium; gestorben in Wien. Prägend für sein Werk ist die tragische Weltsicht:“Alles Leben ist Kampf des Individuellen mit dem Universum“.

Maria Magdalena 1844 Bürgerliches Trauerspiel; thematisiert die bürgerliche Lebensauffassung nicht als das Fortschrittliche, sondern als Enge und Lebensfeindlichkeit der Milieugebundenheit, Erstarrung.

Inhalt: Klara, die Tochter des Tischlermeisters Anton, hat sich Leonhard versprochen, obwohl sie ihn nicht liebt. Sie folgt dabei dem Rat ihrer Mutter. Leonhard erweist sich in seinem Reden und Verhalten als ein charakterloser Schuft, er zwingt Klara, sich ihm hinzugeben, weil er Konkurrenz eines ehemaligen Jugendfreundes fürchtet. Ihr Bruder Karl wird verhaftet, weil er angeblich an einem Juwelendiebstahl beteiligt war. Die Mutter stirbt vor Schreck. Leonhard nimmt die Schande der Familie zum Anlaß, sich von Klara zu lösen. Echter Grund ist aber, dass die Mitgift nur sehr klein ist. Meister Anton schöpft Verdacht und lässt Klara an der Leiche ihrer Mutter schwören, dass sie noch jüngfräulich sei. Sollten die Leute auf ihn mit Fingern zeigen, weil das nicht der Fall wäre, werde er sich mit dem Rasiermesser die Kehle durchschneiden. Der Verdacht, der auf Karl lag, erweist sich unbegründet. Auch kommt Klaras Jugendfreund, als Sekretär bei der Stadt beschäftigt, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Als er erfährt, wie es um sie steht, weicht er zurück. Klara geht zu Leonhard und fleht ihn an, sie zu heiraten. Dieser aber hat inzwischen an die bucklige Nichte des Bürgermeisters, die seiner Karriere dienlich ist, zu heiraten. Klaras alter Jugendfreund fordert ihn zum Duell, um die Geliebte zu rächen und sie in Ehren heiraten zu können. Leonhard fällt.

In ihrer Verzweiflung stürzt sich Klara in den Brunnen. Die Tat soll nach einem Unglücksfall aussehen, damit die Ehre der Familie nicht beeinträchtigt wird. Der Sekretär, im Duell selbst tödlich getroffen, bezichtigt aber Meister Anton, der nichts dazugelernt hat.

Gottfried Keller (1819-1890), geboren in Zürich, Sohn eines Dreschlermeistwers; Autodidakt; scheitert beim Versuch, Maler zu werden; Stipendium der Stadt Zürich, Staatsschreiber in Zürich;

  • hat in Berlin enge Kontakte zu Ludwig Feuerbach, der seine Weltanschauung entscheidend prägt;

  • -gestorben in Zürich

Bedeutend sind seine Novellenzyklen, in denen die kleinbürgerliche Alltagswelt beschrieben wird; ironisch –humorvolle Erzählstil

Der grüne Heinrich (1854-1855) – autobiografischer Entwicklungsroman. Heinrich, wegen seine Kleidung der „grüne genannt“, glaubt ein Maler zu sein, zieht von der Schweiz nach München. Hier scheitert sein Künstlertum und seine Herzensneigungen.Sein erfolgloses Leben vernichtet materiell und seelisch auch das der Mutter: bei seiner späten Heimkehr trifft er ihren Leichenzug und stirbt bald darauf in Verzweiflung.

Die Leute von Seldwyla (1856-1874) – realistische, landschaftsbezogene Novellen, mit Ironie und Liebe („Romeo und Julia auf dem Dorfe“, „Kleider machen Leute“)

Theodor Fontane (1819-1898); geboren in Neuruppin (Brandenburg); Apotheker, dann reiseschriftsteller und kriegsberichterstatter in Einigungskriegen; Theaterkritiker, erst spät Romancier; Tod in Berlin;

-resignative Grundstimmung am Ende des Realismus, distanzierte, nicht verletzende Gesellschaftskritik; Verzicht auf Transzedenz

Effi Briest 1894

Stoff: Begebenheit aus dem Bekanntenkreis; fein nuancierender psychologischer Roman, einer der Höhepunkte europäischer Prosa.

Inhalt: Die siebzehnjährige, noch unerwachsene Effi Briest wird von dem mehr als doppelt so alten Baron von Instetten geheiratet. Er resiediert als Landrat in dem kleinen pommerschen Städchen Kessin. Zwar liebt er seine junge Frau, ist aber nicht in der Lage, ihre Einsamkeit und Unausgefülltheit zu zerstreuen. Aus inneren Unzufriedenheit heraus entwickelt sech ein Verhältnis zu den draufgöngerischen Major von Crampas. Effi ist glücklich und erleichtert, als ihr Mann zu Ministerialrat ernannt wird und die Familie nach Berlin umziehen kann. Damit scheint die alte Geschichte aus der Welt zu sein.

Nach über sechs Jahren findet von Instetten zufällig ein Bündel von Briefen, die Crampas einst seiner Frau geschrieben hat. Sein Ehrbegriff erlaubt es nicht, über diese Angelegenheit hinwegzusehen. Nach langem innerem Kampf entschließt er sich, Crampas zum Duell zu fordern. Dabei fällt der Major. Die Ehe wird geschieden, das gemeinsame Kind bleibt wegen des Fehltritts der Mutter beim Vater. Bald danach stirbt Effi auf dem Landsitz ihrer Eltern.

Der Stechlin“ 1898- wehmutsvolle Schilderung des preußischen Adels im Bewustsein der Zeitwende.

-Dubslav von Stechlin ist in Lebenshaltung und Weltsicht in mancher Hinsicht die Verkörperung Fontanescher Auffassungen.

Theodor Fontane schrieb auch lyrische Gedichte:

Spätherbst

Schon mischt sich Rot in der Blätter Grün,

Reseden und Astern in Verblühn,

Die Trauben geschnitten, der Hafer gemäht,

Der Herbst ist da, das Jahr wird spät.

Und doch(ob Herbst auch) die Sonne glüht –

Weg drum mit der Schwermut aus deinem Gemüt!

Banne die Sorge, genieße, was frommt,

Eh Stille, Schnee und Winter kommt.

Theodor Storm (1817-1888), geboren in Husum; Jurastudium in Husum, Potsdam, Heiligenstadt, Hademarschen; Tod in Hademarschen.

Werke: Gedichte und landschaftsbezogene Novellen, Vater-Sohn-Konflikt, bürgerliche Enge: „Der Schimmelreiter“1888 – Kampf des genialen, trotzigen Deichgrafen Hauke Haien mit seiner uneinsichtigen Umwelt und den Naturgewalten, tragischer Untergang.

Conrad Ferdinand Meier (1825-1898), geboren in Zürich als Sohn eines Patriziers; Neigung zur Schwermut; Tod in Kilchberg.

Werke: Lyrik und realistische, historische Novellen, z. B. „Das Amulett“ 1873 – eine Geschichte über die Hugenottenverfolgung und die Bartholomäusnacht in Frankreich.

Wilhelm Raabe (1831-1910), geboren in Braunschweig; Buchhändler und Studium der Rechte, freier Schriftsteller, zahlreiche realistische Romane, z.B. „Die Chronik der Sperlingsgasse“ 1857 – in Tagebuchform werden die Schicksale der Einwohner einer Berliner Gasse erzählt.

Inhalt: Realistische Schilderung der Menschen und des Lebens in einer Altberliner Gasse. Tagebuchaufzeichnungen Johannes Wacholders, in denen Vergangenheit und Gegenwart, Traum und Wirklichkeit, gesehen aus der Perspektive des alternden Einsamen, sich mischen.Einfügung früherer Erinnerungsblätter und alter Briefe. Als roter Faden geht das Schicksal vin Johannes“ Jugendgeliebter durch das Werk, die seinen Freund heiratete und ihm nach ihrem und seines Mannes Tod eine Tochter hinterließ, die nun selbst verheiratet ist und in Italien lebt. Die Binnnhandlung reicht in die dritte Generation zurück, deren Schuld durch die jüngste Generation getilgt wird.

Соседние файлы в предмете [НЕСОРТИРОВАННОЕ]