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§ 66. Formen, Faktoren und Funktionen der Wortstellung

Wenn die Wörter als Glieder des Satzes oder der Wortgruppe auftreten, kann ihre Stellung (im Satz oder in der Wortgruppe) mehr oder weniger gebunden (fixiert) sein. Im Deutschen gibt es Wortarten, deren Stellung zum Teil verhältnismäßig streng festgelegt ist, d. h. in der Regel keine Variationen zuläßt. In erster Linie ist es das Verbum finitum, das im Hauptsatz und im selbständigen Satz die Stelle des zweiten Satzgliedes einnimmt. Etwas beweglicher ist das Verbum finitum im Nebensatz. In der Regel steht es am Ende des Nebensatzes, kann aber auch unter dem Einfluß von verschiedenen Triebkräften von dieser Stelle abrücken. Auch die Verbalnomina (als Glieder der analytischen Verbalformen oder des zusammengesetzten Prädikats) weisen einen Hang zur gebundenen Stellung auf, sind aber nicht vollständig gebunden. Andere Wortarten sind dagegen, indem sie gewisse syntaktische Funktionen ausüben, ziemlich frei in ihrer Stellung, d. h. sie können in Abhängigkeit von dem emotionalen Gehalt des Satzes, von der kommunikativ-psychologischen Einstellung des Sprechenden usw. ihre Stellung im Satz ändern. Das gilt z. B. für verschiedene Wortarten und Wortformen, die als adverbiale Bestimmungen im Satze fungieren.

Da die Stellung der meisten Wörter im Satz nicht nur von der Art und der Form dieser Wörter abhängt, sondern vor allem von ihrer syntaktischen Gebrauchsweise, so wäre es gewiß in vielen Fällen richtiger, nicht von der Stellung der Wörter («Wortstellung»), sondern von der Stellung der Satzglieder («Satzgliedstellung») zu sprechen. Aber wir behalten den alten und einfacheren Ausdruck «Wortstellung» bei, in der Hoffnung, daß in jedem gegebenen Fall der eigentliche Sachverhalt nicht mißzuverstehen ist.

Die Wortstellung weist in verschiedenen Sprachen verschiedene Formen auf. Zum Teil wurden solche Formen, die für die deutsche Sprache maßgebend sind, in dem ersten Absatz dieses Paragraphen umrissen. Aber außer dem dort erwähnten Zusammenwirken von «gebundenen» (streng fixierten) und «freien» (Variationen zulassenden) Formen der Wortstellung ist für das Deutsche noch das Zusammenwirken von Kontakt- und Distanzstellung höchst kennzeichnend. Sehr wichtig ist dabei die (im Vergleich mit den anderen germanischen und vielen anderen Sprachen) sehr starke Entwicklung im Deutschen zur Distanzstellung, die durch topologische Trennung von zwei oder mehreren grammatisch (in einigen Fällen auch lexikal) aufs engste miteinander verbundenen Wortformen gebildet wird. Die Kontaktstellung ist durch topologische Nachbarlichkeit der miteinander verbundenen Wortformen gekennzeichnet.

Der Gebrauch der Formen der Wortstellung wird im Deutschen, wie auch in anderen Sprachen, durch Einwirkung von verschiedenen Faktoren (Triebkräften) geregelt, die zum Teil längst den Sprachusus, sogar die Sprachnorm im Bereich der Wortstellung geprägt haben, zum Teil sich im freien Spiel verschiedener Variationsmöglichkeiten der Wortstellung geltend machen. Aber auch hinter den zum Sprachusus oder zum Norm gewordenen Wortstellungsformen stehen in der Regel gewisse Faktoren, wenn sie auch scheinbar aufgehoben sind. Die Faktoren selbst entstehen aus den Forderungen, die der Kommunikationsprozeß an die Formung des Satzes stellt, und führen zur Bildung solcher Wortstellungsformen, die entsprechende Funktionen im Satz

erfüllen.

Es wäre an und für sich möglich, die Faktoren und die Funktionen der Wortstellung getrennt zu behandeln, da sie in ihrem Wesen durchaus nicht immer zusammenfallen. Aber aus Raumgründen ziehe ich es vor, unmittelbar und systematisch hier vor allem die Funktionen zu erörtern und nur die Faktoren, die unbedingt notwendig sind, in die Erörterung einzubeziehen. Übrigens werden hier auch nur die vier wichtigsten Funktionen der Wortstellung im Deutschen herangezogen:

1. Die logisch-grammatische Funktion. Sie besteht darin, daß mit Hilfe der Wortstellung das grammatische Wesen eines Wortes oder einer Wortgruppe oder eines Satzes bestimmt wird.

Im Deutschen ist diese Funktion bei der Unterscheidung von Satzarten besonders wichtig. Die Endstellung des finiten Verbs unterscheidet den Nebensatz vom Hauptsatz (und dem selbständigen Satz), die Anfangsstellung des finiten Verbs kennzeichnet die Aufforderungssätze und Fragesätze (im Gegensatz zu den Aussagesätzen) und ist oft den Ausrufesätzen eigen (im Gegensatz zu emotional neutralen Sätzen), auch einigen Arten von Nebensätzen.

Vermittels der Wortstellung, namentlich der Kontaktstellung, wird auch der syntaktische Wert der Adverbien und Präpositionalgruppen fixiert, wenn sie semantisch nicht nur als Adverbialbestimmungen, sondern auch als Attribute auftreten können: Der Mann am Tor sagte mir...Der Mann sagte mir am Tor... überhaupt dient die Kontaktstellung zur Organisierung der Substantivgruppe4.

Wenn aber im angeführten Beispiel die Kontaktstellung eine entscheidende Rolle bei der syntaktischen Bestimmung der Präpositionalkonstruktion spielt, so ist diese Stellung bei Erfüllung von ähnlichen Aufgaben viel häufiger nur ein Nebenmittel.

Eine bestimmte Wortstellung, die die natürliche Reihenfolge der Dinge in ihrer Beziehung zur Handlung widerspiegelt, hilft der Unterscheidung des Subjekts und des direkten Objekts, wenn Kasusmerkmale beim Nominativ und Akkusativ fehlen und die Semantik zweideutig ist. So wird im Satz Die Mutter liebt die Tochter, wenn er situationsfern und kontextfrei erscheint, das erste Substantiv normalerweise als Subjekt empfunden. Doch kann in zusammenhängender Rede, unter dem Einfluß des Kontextes und der Situation, in Abhängigkeit von der Intonation, auch hier die Wortstellung geändert werden: das Pronomen sie im Satz

Aber auch diese jüngere Schwester sollte sie überleben (Storm) ist das Subjekt des Satzes. Die Nebenrolle der Wortstellung bei der Bestimmung der syntaktischen Funktion des Wortes im deutschen Satz hängt mit den starken flexivischen Zügen und mit der ganzen Eigenart des deutschen Sprachbaus zusammen und bildet einen krassen Gegensatz zur Struktur des Satzes im Englischen.

2. Die strukturell-grammatische Funktion. Sie dient dazu, den Satz und die Wortgruppe zu einheitlichen, in formaler Hinsicht streng organisierten Bildungen zu machen und den Satz klar und prägnant zu gliedern. Dies wird durch Anwendung der Distanzstellung erzielt, die im Deutschen eine ausschlaggebende Rolle spielt. Die strukturelle Organisierung des Satzes erfolgt dabei durch Bildung eines verbalprädikativen Rahmens. Auf diese Weise kann selbst die «normale» Wortstellung, d. h. eine solche, die für den situationsfernen und kontextfreien Satz (bei ruhiger Stimmung) charakteristisch ist, in Widerspruch mit der «natürlichen» Reihenfolge der Dinge, Vorgänge und Erscheinungen treten, indem das Zusammenhängende zerrissen und das Unzusammenhängende in Nachbarschaft gebracht wird. Im Hauptsatz und im selbständigen Satz bleibt normalerweise nur die erste Stelle außerhalb des Rahmens (vgl. § 68), aber einige Glieder können auch am Ende des Satzes außerhalb des Rahmens stehen (vgl. § 67). Die Bildung eines verbal-prädikativen Rahmens wird dadurch ermöglicht, daß die Satzglieder im Deutschen zum Teil in ihrer Stellung streng fixiert sind (besonders das Verbum finitum, das die zweite Stelle im selbständigen Satz und dementsprechend im Hauptsatz einnimmt, auch die infiniten Verbalformen, die am Ende dieser Satztypen stehen), zum Teil ihre Stellung mehr oder weniger variieren können (Subjekt, Objekt, besonders Adverbialbestimmungen).

In der Substantivgruppe kommt ein Rahmen durch die Distanzierung der Hilfskomponenten, vor allem des Artikels, vom herrschenden Substantiv zustande, so daß alle nicht verselbständigten kongruierenden Glieder der Gruppe mit ihren Bestimmungen von diesem Rahmen eingeschlossen werden. Aber die Gruppe selbst bleibt doch im ganzen vom Standpunkt der Wortstellung aus eine ununterbrochene Einheit im Gegensatz zu der Gruppe des Verbs, deren Hauptbestandteile eben getrennt werden und den Gesamtinhalt des Satzes (außer dem Gliede, das die erste Stelle einnimmt) umfassen.

3. Die emotionale Funktion. Sie drückt den verstärkten emotionalen Gehalt des Satzes aus. Als Mittel dazu dienen verschiedene Abweichungen von der normalen Wortstellung, besonders solche Abweichungen, die sich auf die fixierten oder weniger versetzbaren Satzglieder beziehen (Verbum finitum, das direkte Objekt usw.).

4. Die kommunikativ-psychologische Funktion. Sowohl diese Funktion als auch die emotionale ist kommunikativ-grammatischer Natur. Sie sind nur im Zusammenhang mit dem Kontext und der Situation aus der Einstellung des Sprechenden zu verstehen. Namentlich besteht die kommunikativ-psychologische Funktion darin, daß mit den Mitteln der Wortstellung der Weg, den der Gedanke des Sprechenden beim Aufrollen des Satzinhalts geht, zum Ausdruck gebracht wird und die semantische Bedeutsamkeit einzelner Bestandteile des Satzes

abgestuft und bezeichnet wird (vgl. § 53). Der Erkenntnisweg des Sprechenden kann mit der Reihenfolge der Begriffe, wie sie bei normaler Stellung im Satz festgelegt ist, als ein spezifisches Abbild der natürlichen Reihenfolge der Dinge, Vorgänge und Erscheinungen, zusammenfallen. Aber sie können auch auseinanderfallen, und dann wird die normale Wortstellung oft radikal umgeformt.

Man muß noch hinzufügen, daß auch die Redestile auf die Wortstellung einwirken können, indem einige Funktionen für gewisse Redestile besonders aktuell sind: so tritt in der Umgangssprache das Verb oft an die erste Stelle, was mit dem emotionalen Charakter und der Situationsgebundenheit der Umgangssprache zusammenhängt.