Добавил:
Upload Опубликованный материал нарушает ваши авторские права? Сообщите нам.
Вуз: Предмет: Файл:
AdmoniWG.doc
Скачиваний:
203
Добавлен:
04.11.2018
Размер:
1.33 Mб
Скачать

§ 40. Allgemeine Bemerkungen

Die Wortarten, die syntaktisch zur Gruppe des Verbs gehören, zeichnen sich durch ihre Unveränderlichkeit aus, die sogar so weit geht, daß ihnen irgendein positives formbildendes Morphem mit der verallgemeinernden Bed-eutung der betreffenden Wortart überhaupt fehlt; wenn sie Entsprechungen in anderen Redeteilen haben, weisen sie nur ein Nullmorphem auf. Ihre Unveränderlichkeit läßt nur eine Ausnahme zu: die Komparation, welche bei ziemlich vielen Adverbien vorkommt und sich übrigens auf dieselbe Weise gestaltet, wie es beim Adjektiv der Fall ist (vgl. § 12). Aber nicht der Unterschied in der Fähigkeit, ein Komparationssystem zu bilden, spielt die entscheidende Rolle bei der Differenzierung der Wortarten, die mit dem Verb syntaktisch verbunden sind. Besonders wichtig sind in dieser Hinsicht ihre Beziehungen zu den Redeteilen, die nicht in den Bereich des Verbs gehören, ihr verallgemeinerter Bedeutungsgehalt und ihre Fügungspotenzen.

Das schwierigste Problem ist hierbei die Beurteilung des Verhältnisses zwischen der adjektivischen Kurzform und dem von demselben Grundmorphem gebildeten («qualitativen») Adverb. Wie wir schon früher angedeutet haben, sind die Beziehungen der Kurzform zum Adjektiv doch so eng, daß man sie nicht einfach zu verschiedenen Redeteilen rechnen darf (vgl. §30). Aber auch dem qualitativen Adverb steht sie außerordentlich nah, so daß man auch diese Wortarten nicht voneinander loslösen kann. So kommt es, daß die Kurzform nicht so sehr eine Mittelstellung als eine Doppelstellung einnimmt; sie bildet ein gemeinsames Segment von zwei sehr verschiedenen Redeteilen. Allerdings bringt es die Aufeinanderbezogenheit dieser drei Wortarten (flektiertes Adjektiv — Kurzform — qualitatives Adverb) mit sich, daß sowohl die Kurzform als auch das entsprechende Adverb in ihrer morphologischen Gestaltung ein Nullmorphem aufweisen.

Es wurde ebenfalls schon angedeutet, daß sich eine kleine Gruppe von Wörtern adjektivischer Natur (eingedenk, angst, gram, kund, leid, quitt u. a) auf die prädikative Funktion spezialisiert hat. Einige von ihnen können häufiger nur als Prädikative auftreten: gram (Ich bin dir gram), feind (Ottilie konnte dem Mädchen nicht feind sein), andere auch als prädikative Attribute: Ich bin deiner Worte eingedenk Ich komme, deiner Worte eingedenk. Sie würden sich wohl eignen, einen besonderen Redeteil, nämlich eine Parallele zur Zustandskategorie zu bilden, wie sie im russischen Sprachbau erscheint, wenn ihre Anzahl nicht so gering wäre.

Als wirkliche, spezialisierte Redeteile treten in der Masse der unveränderlichen Vollwörter nur Adverbien und Modalwörter auf.

§ 41. Das Adverb

Der Bedeutungsgehalt des Adverbs ist ein Merkmal, das aber nicht einen Gegenstand, sondern ein anderes Merkmal (Prozeß, Eigenschaft) charakterisiert (vgl. 65, 124—125). In bezug auf seinen Bedeutungsgehalt berührt sich also das Adverb mit dem Adjektiv (beide bezeichnen Merkmale, Eigenschaften, die nur verschieden bezogen sind), was auch eine der Vorbedingungen ihrer morphologischen Annäherung ist.

Das Adverb ist morphologisch nur im Komparationsparadigma veränderlich (vgl. § 12). Aber nicht alle Adverbien sind komparationsfähig (s. weiter unten). Die vorwiegende syntaktische Funktion des Adverbs ist die der Adverbialbestimmung, d. h. es gehört zum Verb, auch zu den infiniten Formen des Verbs, und zum Satz im Ganzen, zu seiner prädikativen Beziehung.

Aber auch in der Gruppe des Substantivs kommt das Adverb vor (vgl. § 57). Der Gebrauch und vor allem die Semantik des Adverbs wurde in der letzten Zeit sehr gründlich analysiert (Steinitz, I; R. Bartsch). Ich behalte jedoch hier die bereits in der ersten Auflage des vorliegenden Buches eingeführte Klassifikation der Adverbien bei.

Es gibt drei semantisch-grammatische Klassen des Adverbs, die sich voneinander ziemlich scharf unterscheiden (sowohl ihrem Ursprung nach als auch semantisch, syntaktisch und zum Teil sogar morphologisch) :

1. Adjektivische Adverbien. Es sind die Adverbien, die ein gemeinsames Grundmorphem mit den Adjektiven haben, d. h. «gleichwurzelig» mit ihnen sind. Sie unterscheiden sich von anderen Adverbien vor allem dadurch, daß sie, wenn es ihre Semantik zuläßt, Steigerungsstufen bilden: Anna singt schön, Marie singt schöner, Helene singt am schönsten. Für ihre morphologische Struktur ist es typisch, daß sie nur aus einem Grundmorphem (+ Nullmorphem) bestehen: schön, stark, leicht. Aber es gibt auch solche, die wie die betreffenden Adjektive auch wortbildende Morpheme haben: es sind erstarrte Partizipien und denominale Adjektive: geschickt, fließend, ehrlich, langsam usw. Adjektivische Adverbien bezeichnen meistens eine qualitative Charakteristik des verbalen Vorgangs: schnell laufen, laut sprechen, gut arbeiten. Sie können aber auch den Vorgang vom Standpunkt des Maßes, des Grades und der Quantität aus charakterisieren: viel turnen wenig turnen.

Nicht allen Adjektiven entsprechen «gleichwurzelige» Adverbien (vgl. §29). Stoffadjektive, zum Teil Farbenbenennungen, relative (sowohl im syntaktischen als auch im semantisch-morphologischen Sinne) und einige andere Adjektive können als solche nur auf substantivische Wörter bezogen werden, da sie solche Merkmale bezeichnen, die nur den Gegenständen eigen sind. Wenn sie dennoch neben dem Verb erscheinen, so spielen sie die Rolle eines Prädikativs oder prädikativen Attributs.

2. Denominale Adverbien. Zu dieser Gruppe gehören die Adverbien, die unmittelbar von den Nomina gebildet wurden und die mit der Kurzform des Adjektivs nicht zusammenfallen. Mehrere von ihnen sind

erstarrte Kasusformen, die ihre alten Kasusendungen zum Teil bewahren: morgens, abends. Das Genitiv -s erscheint überhaupt bei einigen Adverbien fast in der Rolle eines speziellen adverbialbildenden Morphems (rechts, links, damals, verschiedene Adverbien auf -wärts: rückwärts usw.). Auch die Formen auf -lings (blindlings) und -ens (meistens, nächstens) weisen dasselbe Genitiv-s auf. Alte Akkusative sind z. B. weg, heim. Sehr verbreitet sind die adverbialen Bildungen auf -weise: stoßweise, probeweise usw. Für die morphologische Struktur dieser Adverbien ist also die Fügung Grundmorphem + adverbbilden des Morphem kennzeichnend. Einige denominale Adverbien bestehen aber nur aus einem Morphem (in einigen Fällen + Nullmorphem), jedenfalls vom Standpunkt des Neuhochdeutschen aus: morgen, heute (die pronominale Wurzel h- wird bei diesem Wort jetzt nicht empfunden), gestern. Ihrer Semantik nach bezeichnen die denominalen Adverbien temporale und lokale Verhältnisse und die Art und Weise des Vorgangs. (Das letztere besonders die Adverbien auf -weise.) Sie sind vollständig unveränderlich.

3. Alte Lokaladverbien und Pronominaladverbien. Wir vereinigen in dieser Gruppe die Reste der alten germanischen (eigentlich sogar indoeuropäischen) Lokaladverbien, die in ihrer überwiegenden Mehrheit zu Präpositionen und verbalen Präfixen wurden, mit den Pronominaladverbien, da sie beide nicht nominal sind und sehr oft als zusammen­gesetzte Bildungen erscheinen. Zwar gibt es auch solche Adverbien, die aus Zusammensetzungen der alten Lokaladverbien mit den Substantiven bestehen (z. B. bergab), sie spielen aber eine ganz geringe Rolle im System des deutschen Adverbs.

Vom heutigen Standpunkt aus ist es überhaupt sehr schwer, solche Bildungen wie oben und hier voneinander zu trennen, obgleich hier eine Pronominalwurzel besitzt (h-), was bei oben nicht der Fall ist.

Wir werden deshalb die Adverbien, die zu dieser Klasse gehören, nach einem anderen Kriterium einteilen.

Erstens sondern sich solche Adverbien aus, die in der modernen Sprache als aus einem Morphem bestehend auftreten (in bezug auf die meisten von diesen Adverbien ist eine solche Auffassung freilich schwankend): aus und ein (diese Formen kommen als Adverbien nur paarweise in der phraseologischen Fügung vor: Er weiß weder aus noch ein), da, hier, hin, hinten, unten, oben, immer usw. Bei hin und her (besonders in der phraseologischen Wendung hin und her laufen) muß man aber in Erwägung ziehen, daß dem gemeinsamen h- in ihnen -in und -er gegenüberstehen, die dementsprechend mit der allgemeinen Bedeutung der Entfernung und der Annäherung verbunden werden können, was auch historisch gute Gründe hat (vgl. 405, III, I, 640—642). Auch hinten, unten, oben haben gewisse Entsprechungen (hinter, unter, obere), die den Anlaß geben, hinten als hint/en, unten als unt/en und oben als ob /en aufzufassen, obgleich die zweite Komponente -en dabei semantisch nicht näher bestimmt ist. Anderseits nähern sich dieser Klasse die erstarrten denominalen Adverbien, die aus einem Morphem bestehen und sich von entsprechenden Substantiven losgelöst haben: weg, heim usw.

Zweitens sondern sich solche Adverbien aus, die aus mehreren Morphemen bestehen. Diese zusammengesetzten pronominal-lokalen Adverbien bilden ganze Reihen, die zum Teil parallel verlaufen: darin, damit, daraus, dabei usw.—worin, womit, woraus, wobei usw.—hierin, hiermit, hieraus, hierbei usw. Als Einzelentsprechungen gehören hierher noch hinein, hinaus herein, heraus, auch somit. Zu diesen älteren Systemen, die als erstes Glied die unveränderlichen Demonstrativbildungen mit vorwiegend lokaler Bedeutung da(r), wo(r) usw. und als zweites Glied die alten Lokaladverbien (vielleicht präpositional gefärbt) aufweisen, gesellen sich solche Zusammensetzungen, deren erstes Glied dem Grundmorphem der flexivischen Pronomina und das zweite Glied den neueren Präpositionen oder in ähnlicher Funktion gebrauchten Nomina entspricht: jenseits, diesseits, deshalb, ihretwegen usw. Mit nach kommen sowohl Formen vom älteren Typus danach, hiernach, wonach, hernach, sonach als auch die Form demnach vor. Es gibt auch ältere Formen, die aus zwei Pronominaladverbien bestehen: dahin, daher, wohin, woher. In mithin steht das alte Lokaladverb, hier auch präpositional gefärbt, an erster Stelle der Zusammensetzung. In der Umgangssprache treten die Pronominaladverbien vom Muster darin, dabei in distanzierter Form auf: Da weiß ich nichts von. Allgemein gebräuchlich ist: Wo gehst du hin? Wo kommst du her?

Natürlich haben die Adverbien dieser Klasse eine vorwiegend lokale und temporale Semantik, wobei sie noch allgemeiner ist als bei den Nominaladverbien. Es haben sich aus den älteren lokalen und temporalen Bedeutungen bei einigen Adverbien dieser Art auch komplizierte logische Bedeutungen entwickelt — vor allem kausale und finale: deshalb, darum, dazu. Sie drücken auch die allgemeine Aufeinanderbezogenheit der Vorgänge aus, das objektive Verhältnis usw.: daher, davon, darüber (vgl. 303; 250).

Dank ihrer pronominalen (und also kommunikativ-grammatischen) Natur sind die Adverbien dieser Klasse geeignet, den betreffenden Satz mit der Situation und dem Kontext in Beziehung zu bringen. Deswegen nähern sie sich in ihrer Funktion den beiordnenden Konjunktionen (vgl. § 44), und einige wurden sogar zu unterordnenden Konjunktionen (damit, die Zusammensetzungen mit dem interrogativ-relativen (wo(r): wobei, worauf usw.). Einige Pronominaladverbien, im Gegensatz zu anderen Klassen der Adverbien, können syntaktisch unmittelbar zum Substantiv gehören: das Kind da.