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§ 39. Die Modi (Aussageweisen)

Auch die verbalen Modi im Deutschen sowie das Problem der Modalität im allgemeinen riefen in der letzten Zeit reges Interesse hervor. Es wurden verschiedene Arten der Modalität besprochen und die Gebrauchsweise der Modalformen des verbalen Paradigmas debattiert. (Eine Übersicht über die Auffassung des Konjunktivs in einigen bekannten Grammatiken der deutschen Sprache bringt K. Magnusson.)

Auch die Kategorie des Modus gehört zu den kommunikativ-grammatischen Kategorien des Verbs. Zwei Arten der Beziehung, zum Kommunikationsprozeß und zu dem Sprechenden als der handelnden Person dieses Prozesses, drücken sich in dem modalen System des deutschen Verbs aus: die Einschätzung der Realität des von dem Verb bezeichneten Vorgangs, die von Seiten des Sprechenden erfolgt (wir werden diese Einschätzung als die «Modalität im engeren Sinne des Wortes» oder einfach als «Modalität» bezeichnen), und die Aufgabe, die der Satz im Kommunikationsprozeß erfüllt (diese Abart der Modalität werden wir als «Kommunikationsaufgabe» bezeichnen).

Vor allem dient die Gegenüberstellung Indikativ — Konjunktiv dem Ausdruck der Modalität im engeren Sinne. Der Indikativ bezeichnet dabei (mit Ausnahme einiger Konstruktionen: Futur II, zum Teil I Futur I, Konstruktionen mit Modalverben) die Einschätzung des Vorgangs als eines realen, der in der Wirklichkeit stattfindet, stattgefunden hat oder stattfinden wird. (Die Verbindung mit einer Negation verleiht dem Indikativ eine entgegengesetzte, verneinende, aber ebenso bestimmte und eindeutige modale Bedeutung.) Der Konjunktiv, soweit er in seiner syntaktischen Ruhelage bestimmt werden kann, was allerdings sehr schwierig ist, da die Konjunktivformen in ihren verschiedenen Funktionen ganz verschiedene Bedeutung aufweisen, bezeichnet dagegen die Einschätzung des Vorgangs als eines nur potentialen oder sogar irrealen, dessen Existenz also mehr oder weniger unbestimmt ist. Verschiedene Formen des Konjunktivs bezeichnen verschiedene Grade dieser «Irrealität»: Vermutung, Zweifel, völlige Irrealität. Doch sind auch einige Formen des Indikativs und Konjunktivs imstande, die Verschiedenheiten in der Kommunikationsaufgabe auszudrücken (imperativisch sind Präsens und Futur I des Indikativs, Präsens des Konjunktivs, besonders in der unbestimmt-persönlichen Form: Man nehme...). Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeit, mit Hilfe des Konjunktivs Vorgänge als Erwünschtes zu gestalten (die optative Funktion des Konjunktivs). Von der Imperativischen Bedeutung unterscheidet sich die Optative dadurch, daß der Optativ sich nicht unmittelbar an einen Teilnehmer des Redeakts richten soll.

Zum Ausdruck der kommunikativen Aufgabe dient vor allem der Imperativ, der das wichtigste Mittel zur Bildung der Befehlssätze (Heischesätze) ist. Dem Indikativ und Konjunktiv steht der Imperativ als den Formen gegenüber, die den Aussagesatz bilden. Die Absonderung von der dritten Gattung der Sätze, die sich durch ihre Kommunikationsaufgabe unterscheiden, von den Fragesätzen, vollzieht sich nicht auf der Ebene der verbalen Modi, sondern mit Hilfe von syntaktischen und lexikalen Mitteln (s. § 54). Die Eigentümlichkeiten des Bedeutungsgehalts bewirken, daß die Zeitformen beim Konjunktiv und Imperativ einen ganz anderen Charakter annehmen als beim Indikativ.

Dem Wesen des Imperativs, und namentlich seiner Gebundenheit an den Redemoment, entspricht es, daß er nur eine Zeitform kennt, nämlich das Präsens. Auch kommen aus denselbenGründen nicht alle Personen beim Imperativ vor. Klar ausgeprägt sind hier nur die 2. Person Sg. und PI. und die Höflichkeitsform: Komm! (die meisten brechungsfähigen Verben erfahren dabei die Brechung — Nimm!, bei einigen anderen Verben ist die Endung -e möglich — Trage!), Kommt! Kommen Sie! Auch die 1. Person PI. bekommt zuweilen (unter Voranstellung des Verbs) eine Art des Imperativs: Gehen wir! (Adhortativ) Häufiger wird diese Konstruktion mit dem Modalverb wollen gebildet: Wollen wir gehen! Auch das kausative Verb lassen wird in solcher Funktion gebraucht: Laßt uns gehen! In der 3. Person Sg. kann zur Bezeichnung einer Aufforderung oder eines Wunsches die Konjunktivform (gewöhnlich unter Voranstellung des Verbs) gebraucht werden (Er gehe...; Gehe er...), es überwiegt aber die Verwendung von Modalverben (Soll er gehen; Er soll gehen). (Ober verschiedene andere Mittel zur Bezeichnung des Befehls vgl. § 54.)

Im Gegensatz zum Imperativ besitzt der Konjunktiv nicht nur die 6 Zeitformen, die im Indikativ vorkommen, sondern noch 2 weitere: Konditional I und II: Ich würde spielen Ich würde gespielt haben. Aber der modale Gehalt überwiegt in den Formen des Konjunktivs, Konditional miteingerechnet, ganz entschieden, so daß ihr temporaler Wert sich von dem der entsprechenden Formen des Indikativs grundsätzlich unterscheidet. Es wirkt dabei auch eine rein morphologische Erscheinung: der vollständige Zusammenfall der Formen des Konjunktivs und Indikativs im Präteritum der schwachen Verben, der in manchen Fällen die zusammengesetzten Vergangenheitsformen bevorzugen läßt. (Bei dem Hilfsverb sein sind die Konjunktivformen klar von den Indikativformen geschieden, bei haben ist diese Unterscheidung besonders klar im Präteritum: ich hatte ich hätte, ich bin ich sei.)

Wenn man das Allerwesentlichste im Zeitgebrauch der Konjunktivformen bestimmen will, so kann man sagen, daß es bei absoluter Verwendung des Konjunktivs zwei Zeitsphären gibt: die gegenwärtigzukünftige Sphäre, die vom Präsens, Präteritum und Konditional I ausgedrückt wird, und die Sphäre der Vergangenheit, die im Plusquamperfekt und Konditional II ihren Ausdruck findet. (Perfekt und Futur werden als absolute Zeitformen fast gar nicht gebraucht.)

Wichtiger ist aber die Verteilung der verschiedenen Funktionen des Konjunktivs auf seine einzelnen Zeitformen.

Die Bedeutung des Optativs ist dem Präsens, Präteritum und Plusquamperfekt eigen.

Das Präsens, das auch imperativisch sein kann, drückt einen erfüllbaren oder bereits in Erfüllung gehenden Wunsch aus: Sei mir gegrüßt, du große, geheimnisvolle Stadt... (Heine)

Präteritum und Plusquamperfekt drücken die schwerlich oder gänzlich unerfüllbaren, auch bereits durch die Wirklichkeit widerlegten Wünsche aus, die in der Sphäre der Gegenwart (Präteritum) oder in der Sphäre der Vergangenheit (Plusquamperfekt) liegen: Käme er endlich! Wäre er gekommen! In der Umgangssprache kommt auch der optative Konditional vor: Wenn er doch kommen würde!

Es wird allerdings angezweifelt, ob die Begriffe «Erfüllbarkeit» — «Unerfüllbarkeit» die Semantik des Konjunktivs kennzeichnen können. So steht nach W. Flämig (336, 122) die Semantik des Konjunktivs I als die der allgemeinen Aufforderung oder des aktiven Willens der des Konjunktivs II als der eines passiven Wunsches gegenüber. Aber dies schließt die Opposition «erfüllbar» — «unerfüllbar» gar nicht aus.

Die Bedeutung des Potentialis-Irrealis ist dem Präteritum, Plusquamperfekt und den beiden Formen des Konditionals eigen. Beim Präteritum, das sich wie der Konditional I auf die Gegenwart und die Zukunft bezieht, sind die Schattierungen der Möglichkeit und der Unmöglichkeit besonders zahlreich. Es kommen vor: völlige Unmöglichkeit (Irrealis im eigentlichen Sinne des Wortes: Wenn ich nicht so alt wäre, so...), eine Möglichkeit, deren Verwirklichung nur von verschiedenen Bedingungen abhängt (In diesem Fall könnte ich rechtzeitig nach Hause kommen — freilich fällt dann die Verwirklichung der Möglichkeit in der Regel in die Zukunft), eine Tatsache, die aber nicht ganz gewiß ist (Es dürfte noch nicht zu spät sein), eine nicht zu bezweifelnde Tatsache, die nur aus Höflichkeitsgründen in gemilderter Form ausgedrückt wird (So weit wären wir). Bei dem Plusquamperfekt, das die Vergangenheit bezeichnet, ist der Unterschied zwischen dem Irrealis und Potentialis oft weniger bedeutend, da die Handlung jedenfalls nicht vollzogen wurde. (Das Plusquamperfekt gehört der Sphäre der Vergangenheit an.)

Einige von den Schwankungen, die in dem irreal-potentialen Gehalt eines Satzes mit dem Plusquamperfekt Konjunktiv möglich sind, kann man am folgenden Beispiel zeigen, wo der Satz Ich hätte ihn aufgenommen dreimal wiederkehrt:

Ja, gewiß, wenn ich's vorher gewußt hätte, daß das alles so mit ihm kommen wird mit dem «Urteil vollstreckt», ja,— dann hätt ich ihn aufgenommen. Und vielleicht hätt ich ihn überhaupt aufgenommen. Ich weiß es jetzt nicht. Das hängt alles an einem Haar. Ja, ich glaube auf einmal, ich hätte ihn doch aufgenommen. (Seghers)

Der Konditional II wird wie das Plusquamperfekt Konjunktiv gebraucht, er kommt aber, was auch für den Konditional I gilt, viel seltener in Nebensätzen vor.

Sehr gebräuchlich sind die Vergangenheitsformen des Konjunktivs der Modalverben, besonders von können, mögen, sollen, dürfen.

Der relative Gebrauch der Zeitformen des Konjunktivs findet sich nur bei einigen Arten der Nebensätze, die einen irrealen Vergleich ausdrücken und durch die Konjunktionen als, als ob, als wenn, wie wenn eingeleitet werden.

Sehr eigenartig ist der Gebrauch des Konjunktivs in den Nebensätzen bei der Wiedergabe der fremden (indirekten) Rede oder Meinung. Im Neuhochdeutschen macht sich in der Umgangssprache die Tendenz geltend, in diesen Sätzen, wenn sie präsentisch sind, statt des historisch überlieferten Konjunktivs den Indikativ zu gebrauchen, selbst nach den Verben der gemilderten Behauptung und der Ungewißheit: Sie meinte, daß er schon da ist (vgl. 162, 143). In der Literatursprache bleibt der Konjunktiv hier bestehen (vgl. 256). Dabei verliert der Konjunktiv oft seinen gewöhnlichen modalen Wert und dient eben nur dazu, die fremde Aussage von der des Sprechenden zu unterscheiden. Es lassen sich selbst die unzweifelhaftesten Tatsachen durch den präsentischen Konjunktiv ausdrücken, wenn sie in der indirekten Rede fixiert werden. Z. B. Helwig erzählte, bleich vor Wut, seine Jacke sei gestohlen. (Seghers)

Doch scheint es unratsam, daraus den Schluß zu ziehen, daß der Konjunktiv in der indirekten Rede gänzlich seinen Zusammenhang mit den anderen Gebrauchsweisen des Konjunktivs einbüßt und einen besonderen Modus bildet, eben den Modus einer «fremden Aussage» oder des «fremden Urteils» (Strojeva). Denn die Gegenüberstellung der eigenen und der fremden Aussage/Meinung ist ja modal im eigentlichen Sinne des Wortes, da sie letzten Endes auch eine Einschätzung der Realität eines Sachverhalts seitens des Sprechenden ist. Man hat es hier eben mit einer Abart der verbalen Modi als solcher zu tun (vgl. 256; 30—220; 264; 20—37; 143).

Der Konjunktiv Präsens ist namentlich Zeichen der Neutralität des Sprechenden in bezug auf die Richtigkeit (Realität) des Inhalts der fremden Rede. Und als solches bildet dieser Konjunktiv ein Glied in der Reihe von Formen, die in der betreffenden Hinsicht eben nicht neutral sind. Die Anwendung des Indikativs gibt kund, daß die Neutralität des Sprechenden im positiven Sinne überwunden ist, wogegen die Anwendung des Präteritum Konjunktivi von der Überwindung dieser Neutralität im negativen Sinne zeugt. Vgl. Er sagt, daß er krank ist Er sagt, daß er krank sei Er sagt, daß er krank wäre. Das Präsens Konjunktivi in der indirekten Rede gehört also in ein ausgesprochen modales Formensystem hinein, indem es eine «Nullform» der Modalität in diesem System bildet.

In der neuesten Zeit macht sich die Tendenz geltend, den Konjunktiv durch den Konditional zu ersetzen. So sagt man oft nach H. Moser statt Wenn ich ihn träfe, böte ich ihm mein Buch an Wenn ich ihn treffen würde, würde ich ihm mein Buch anbieten (oder, um dem Zusammentreffen von zwei würde vorzubeugen: Ich würde ihm mein Buch anbieten, wenn ich ihn treffen würde oder Wenn ich ihn treffen sollte, würde ich ihm mein Buch anbieten). Nach К. Н. Bausch wird in der gesprochenen Sprache vorwiegend der Konjunktiv von drei Verben gebraucht (haben, sein, werden), die in ihrer überwältigenden Mehrheit als Hilfsverben auftreten (128, 10). Sonst werden in der gesprochenen Sprache, besonders in den weniger gebildeten Kreisen, in der indirekten Rede nur Konjunktiv II und Indikativ verwendet, so daß der Konjunktiv I in dieser Funktion eine schriftsprachliche Färbung haben soll (vgl. 264, 31—32; 355, 43). Doch ist, nach den Zählungen von S. Jäger, die Stellung des Konjunktivs in der Schriftsprache noch sehr fest (256, 82—91). Übrigens ist es von großer Wichtigkeit, daß die Form würde selbst eine Konjunktivform ist, so daß der Ersatz des Konjunktivs durch den Konditionalis eigentlich der Tendenz zu einer geregelteren, gleichförmigeren Konjunktivform entspringt. Und die Untersuchung von G. Engström-Persson hat gezeigt, daß der Gebrauch des Konjunktivs in der modernen deutschen Schriftsprache sich nur unwesentlich von dem in der deutschen Schriftsprache um 1800 unterscheidet.

S. Wichters Kritik der hier vorgetragenen Auffassung der verbalen Modi (405, 191 —193) scheitert daran, daß er erstens die verschiedenen Satzaspekte nicht scharf voneinander trennt (vgl. § 50) und zweitens das Prinzip der syntaktischen Ruhelage nicht berücksichtigt. Nur deswegen kann er behaupten, daß der Indikativ modalmäßig neutral sei. In Wirklichkeit drückt aber der Sprechende im beliebigen Satz (z. B. Er kommt heute) durch den Indikativ die Realität der Beziehung zwischen dem Subjekt und dem Prädikat (mit seinem Zubehör) aus, wenn die Intonation des Satzes nicht dagegenspricht und keine Modalwörter oder-partikeln, auch keine entsprechend semantisierten Nebensätze die Realität dieser Beziehung unter Frage steilen oder als irgendwie bedingt darstellen.

Achtes Kapitel

Adverb und Modalwort